Starke Blutzuckerschwankungen trotz Insulinpumpe?

  • Hi,


    ... musste ich den heutigen (Mittags-)test aufgrund einer Hypo um 14 Uhr abbrechen ...


    Wenn der Blutzucker deutlich absinkt und Du unsicher bist, ob es ggf. zu einer Hypo kommt, kannst Du ruhig mit schnellen BE's puffern. Also keine langsamen Säfte (Apfel usw.).
    Ein darauf folgender Anstieg sollte nach 50, allerspätestens nach 90 Minuten den Gipfel erreicht haben. Also keine Beeinträchtigung der Aussage zur Beurteilung der Basalrate.


    Grundsätzlich ist es so, dass ein fehlender Anteil in der Basalrate z.B. im Nachtverlauf, oder beim BR-Test, hinterher bis zum 20-fachen der Fehlmenge als Korrektur braucht. Fehlende 0,15 IE Basal können somit nachgehend einen Insulinmehrbedarf, auf der Basalrate oder als z.B. Bolusfaktor ergeben, der bis 3 IE liegen kann.


    Wenn Du jetzt also vorher durch BR-Erhöhungen Resistenzanteile vermeidest, kann das schon sein, dass die alte BR hinterher zu hoch anliegt.
    Ich würde mir das aber erst mal noch ein Bisschen anschauen und auch kleine oder größere Zeitverschiebungen der Mahlzeiten
    nutzen um nicht dauernd fasten zu müssen (was auch über mehrere Tage hinweg die Insulinempfindlichkeit und somit den Insulinbedarf verändert (siehe Up- und Down-Regulation)


    Zitat

    Meine Frage ist jetzt, wie ich darauf reagieren soll? Ich wollte jetzt die Basalrate am Vormittag ein wenig zurücknehmen (da es ja gegen 12 runterging) und außerdem den Mittag bis
    fürhen Vormittag runtersetzten (aufgrund der Hypo). Denkt ihr, das ist (jetzt) schon angebracht?


    Einmalige Beobachtungen sollten erst mal verifiziert werden. Wenn sich das reproduziert darstellt ist die Sache dann natürlich klar.
    Hypos sind zwar ein Grund, recht zügig zu reagieren, es stellt sich aber die Frage nach sonstigen Bedingungen, Bewegung und so, die ggf. mitgewirkt haben. Nun bist Du ja auch vorgewarnt und kannst rechtzeitig mit (schnellen!) KH gegensteuern, bevor Du dann entscheidest, die BR anzupassen.


    Gruß
    Joa

  • Anstatt der Basalraten Tests vielleicht eher mehr "normale" Aktivitäten testen. Gleiches Essen, eher zu niedriger Bolus und daran denken wie Du startest:


    Mit gefüllten energiepuffern oder eher nach einer Nacht Dünnpfiff?


    Ist kalt, normal oder eher zu heiss? Kalt und Warm brauchen einiges an Enrgie und entsprechend weniger Insulin.


    So ein Basalratentest bringt nur unnötig Stress. Der Körper geht in den Sparmodus. Hinterher hast Du Kohldampf .. ist vielleicht mehr als sonst. Oder bist müde.


    Das ist wie der Verbrauchstest für Autos von Herrn Dobrindt: Absolut wertlos.

    let the sun shine

  • Herr Dr. Würfelzucker,


    leider verschwand am Sonntag mein Posting als ich auf ABSENDEN drückte im Nirgendwo.


    Also, ich würde an Deiner Stelle erstmal Ruhe bewahren und erstmal abwarten. Viele Basaltests dicht hintereinander sind für die Katz', wie die anderen hier schon berichtet haben. Ich sehe das genau so.


    Wenn Dein System läuft, dann läuft es. Wäre dumm, daran etwas zu verändern. Ich würde sagen: Never touch a running System.
    Kann sein, dass Dein System nicht unter jeder Bedingung fehlerlos funktioniert, da kann man ja noch dran feilen. Grundsätzlich scheint es bei Dir jetzt gut zu passen. Ob das mit Basis zu Bolus 100%ig alles passt, hängt von vielem ab. Darüber könnten wir hier wahrscheinlich seitenweise philosophieren... Aber ob es Dir dann so viel nützt...?


    Berichte doch weiterhin, wie es läuft. Ich und sicher viele andere hier interessiert es, ob und welche Strategien/Tipps hilfreich sind.



    Viele Grüße
    Bratbäcker

  • Hallo Dr. Würfelzucker,


    ich kann dich beruhigen. Bei mir hat es fast 2 Jahre gedauert, ehe alles so gelaufen ist wie es sollte. In dieser Zeit haben wir die Basalrate zig Mal angepasst. Dabei blieben Hypos und die hohen Werte nicht aus, aber daraus lernt man ja halt.
    Die Kasse hat mir da keinerlei Schwierigkeiten bereitet, auch bei den Folgeverordnungen nicht (DAK). Okay, habe die Pumpe jetzt fast 17 Jahre, da hat sich zwischenzeitlich so allerhand geändert.
    Aber du wirst es auch selber merken; es ist anfangs öfter noch nochtwendig, die Basalrate anzupassen, denn es ist nicht jeder Tag gleich.
    Ich kann nur sagen: Trotz des vielen und aufwendigen Hin und Her bin ich froh, die Pumpe behalten zu haben und möchte sie nicht mehr missen.

    Satt heißt nicht, dass keine Schokolade mehr reinpasst. :rolleyes:


    8o Schokolade löst keine Probleme, aber das tun Äpfel ja auch nicht.

  • Nachdem ich mit minimalen Basalanpassungen ein paar perfekte Tage verzeichnen konnte, merke ich jetzt
    wie ich deutlich öfter Unterzuckere. Und zwar immer nach den Mahlzeiten (folglich UZ ausgelöst durch Bolus).


    Ich musste JEDEN Faktor um mindestens 0,2 runternehmen. Zum Beispiel meinen Nachmittags-BE-Faktor:
    vor zwei Wochen hatten hier 1,9IE pro BE fast nicht gereicht, jetzt sind 1,5IE pro BE DEUTLICH zuviel! :patsch:
    Das ist doch lächerlich!


    Ich verstehe nicht wie so extrem starke Schwankungen in meinem Insulinbedarf zustande kommen. :cursing:
    Immerhin habe ich wirklich sehr reguläre Tagesabläufe und mach nicht viel Sport (viel Schule und so, 10. aufm Gymi raubt doch Zeit ;) ) oder so...


    Ich werde noch wahnsinnig mit dem ganzen auf und ab! :hmmmm:

  • Hallo Herr Würfelzucker,


    hat sich denn Deine TDD (Insulintagesgesamtdosis) geändert? Wenn ja, dann steckst Du in einer sogenannten Up-Regulation der Insulinrezeptoren. Schau mal auf diesen Homepages für nähere Infos:
    http://chrostek.de/hauptportal.html
    http://www.diabetesinfo.de


    Leider bleibt es nicht aus, dass wir immer wieder Anpassungen der Therapiegrössen vornehmen müssen. Es geht mir und vielen anderen ganz genauso wie Dir.


    Gruss,
    Surferin

  • Nachdem ich mit minimalen Basalanpassungen ein paar perfekte Tage verzeichnen konnte, merke ich jetzt
    wie ich deutlich öfter Unterzuckere. Und zwar immer nach den Mahlzeiten (folglich UZ ausgelöst durch Bolus).


    Na klar.

    Zitat

    Ich musste JEDEN Faktor um mindestens 0,2 runternehmen. Zum Beispiel meinen Nachmittags-BE-Faktor:
    vor zwei Wochen hatten hier 1,9IE pro BE fast nicht gereicht, jetzt sind 1,5IE pro BE DEUTLICH zuviel! :patsch:
    Das ist doch lächerlich!


    Nö, das ist nicht lächerlich, das ist logisch.


    Zitat

    Ich verstehe nicht wie so extrem starke Schwankungen in meinem Insulinbedarf zustande kommen. :cursing:
    Immerhin habe ich wirklich sehr reguläre Tagesabläufe und mach nicht viel Sport (viel Schule und so, 10. aufm Gymi raubt doch Zeit ;) ) oder so...


    Wir spielen mal Insulinwirkungs-Monopoly? Ok?
    Gehe zurück auf LOS, gehe nicht in das Gefängnis, ziehe Dir als Startgeld den Sinngehalt meines vorgehenden Beitrags ein!


    "Grundsätzlich ist es so, dass ein fehlender Anteil in der Basalrate ... hinterher bis zum 20-fachen der Fehlmenge als Korrektur braucht. Fehlende 0,15 IE Basal können somit nachgehend einen Insulinmehrbedarf, auf der Basalrate oder als z.B. Bolusfaktor ergeben, der bis 3 IE liegen kann."


    Das heißt dann umgekehrt, dass eine bessere Abdeckung des Basalbedarfes Resistenzbildungen verhindert, und z.B. die Mahlzeitenfaktoren schon mal um die Hälfte reduzieren kann.


    Also weiter im Spiel mit Fuzzy-Logic.


    Gruß
    Joa

  • Joa: Wenn ich das richtig verstehe, meinst du ich benötige jetzt viel niedrigere Faktoren, weil ich an der Basalrate geschraubt habe?
    Das war wohl ein Missverständis. Ich habe vor ein paar Tagen minimale Änderungen realisiert, dann lief es eben die paar Tage mit den
    alten (hohen) Faktoren perfekt und jetzt musste ich (tatsächlich von "heute auf morgen") alle Faktoren verringern. Kann das dann trotzdem
    mit diesen minimalen Änderungen zusammenhängen, liegt nun doch schon soweit zurück, dass ich das schon fast ausschließen möchte...?

  • Joa: Wenn ich das richtig verstehe, meinst du ich benötige jetzt viel niedrigere Faktoren, weil ich an der Basalrate geschraubt habe?
    Das war wohl ein Missverständis. Ich habe vor ein paar Tagen minimale Änderungen realisiert, dann lief es eben die paar Tage mit den
    alten (hohen) Faktoren perfekt und jetzt musste ich (tatsächlich von "heute auf morgen") alle Faktoren verringern. Kann das dann trotzdem
    mit diesen minimalen Änderungen zusammenhängen, liegt nun doch schon soweit zurück, dass ich das schon fast ausschließen möchte...?


    Ja, kann es.


    Vermutlich hast Du aufgrund der erhöhten Basalmengen und der dann gut laufenden Bolusfaktoren zusätzlich auch wieder Korrekturinsulin einsparen können?


    Dann wäre der nächste Effekt, so nach 2-3 Tagen, dass der Insulinbedarf insgesamt wieder sinkt, weil sich die Insulinempfindlichkeit erhöht.


    Dieses Spielchen hängt damit zusammen, dass alle Hormonrezeptoren (und noch so einige Prozesse mehr im Stoffwechsel) einem Regulationsverfahren unterliegen, um zu verhindern, dass einzelne Fehlsteuerungen das ganze System aus dem Ruder werfen.


    Wenn sich die Menge eines Hormons insgesamt reduziert, erhöht sich die Zahl der Rezeptoren für dieses Hormon auf den Zellen. Steigt die Menge des Hormons, sinkt die Rezeptorenanzahl in der Folge ab.


    Der Begriff dafür heißt Up- oder Down-Regulation. Findest Du auch bei Wikipedia.


    Steigt die Anzahl der Rezeptoren, werden mehr herumschwirrende Insulinmoleküle von den Rezeptoren erwischt und zeigen in der Zelle Insulin-Wirkung.


    Wenn Du also in solchem Zusammenhang erst mal Deine Basalrate minimal erhöhst, kannst Du hinterher an Korrekturinsulin sparen. Das bringt mehr Rezeptoren zur Action. Dann musst Du am Bolusfaktor sparen. Das bringt wieder mehr Rezeptoren zum Vorschein. Im nächsten Schritt ist auch wieder die Basalrate zu hoch, weil mehr Rezeptoren erscheinen.


    Das Spiel hat eine Spanne von etwa 4-fachen Insulinmengen und Rezeptorzahlen.
    Am stabilsten läuft eine Therapie, wenn die Insulinmengen knapp vor der höchsten Rezeptorzahl in einem (labilen) Gleichgewicht gehalten werden.


    Gruß
    Joa

  • I
    Ist im Prinzip das gleiche wie beim Kaffee. Trinkt man jeden Tag 5 Tassen macht eine einzelne nicht mehr munter. Trinkt man dann eine weile keinen Kaffee mehr beendet die eine Tasse wiede die Müdigkeit :gutenmorgen:


    Ja, absolut. Koffein verhindert, dass Adenosin an den Rezeptor andocken kann. Wenn der Gewöhungseffekt an Koffein eintritt bildet die Nervenzelle dann mehr Adenosin-Rezeptoren aus.
    Ob das jetzt wirklich Rezeptor-Up/Down-Regulation ist habe ich mir noch nicht durchdacht. Aber ein Klasse Beispiel für Homonrezeptorzahlen und Gewöhungseffekt!!!


    lg, Adrian

  • Ich kann nur sagen, dass das Up/Down Zeug so mit das Nützlichste ist, was ich durch das Forum hier gelernt habe.
    Vereinfacht kann man es darauf herunterbrechen, die Tagesmenge an Insulin etwa konstant zu halten.


    Sehr gut!!!

  • ...
    Vereinfacht kann man es darauf herunterbrechen, die Tagesmenge an Insulin etwa konstant zu halten.


    Alternativ halt einfach die Tagesmengen im Blick zu haben und wenn diese über mehrere Tage hinweg sich in eine Richtung schieben die Nüchternwerte (Basalwerte) auf sinkende oder steigende Tendenzen hin zu betrachten.


    Wenn sich dort steigende oder sinkende Insulinwirkung erkennen lässt, kann mit einer frühzeitigen Anpassung der Therapiefaktoren entsprechend reagiert werden.
    Bei Teupe finden sich dann auch die entsprechenden Anpassungsregeln an eine Up-/Down-Regulation der Insulinrezeptoren.


    Gruß
    Joa