Insulin wirkt nach Ampullenwechsel extrem stark

  • Hallo Forum,


    ich habe mit meiner Tochter seit einiger Zeit ein großes Problem.
    Jedesmal, wenn der Ampullenwechsel ansteht und sie somit frisches Insulin bekommt, wirkt dies anscheinend so stark, dass ich ihr fast stündlich (vor allem nachts) Traubenzucker geben muss. Selbst vom Traubenzucker geht der Wert vielleicht gerade auf 80 hoch (sonst auf 120-130) und sinkt dann sofort wieder ab. Beim Frühstück muss der DEA auf nahezu 0 statt 20 gekürzt werden und trotzdem war ihr 1h PP statt bei sonst ca. 130-140 bei 54 (Dexcom mit Pfeil nach unten). Das ganze Spiel zieht sich am Tag dann weiter, bis der Spuk dann nach ca. 24 Stunden aufhört.
    Ohne Libre bzw. jetzt dem Dexcom wäre wohl schon schlimmes passiert.


    Der behandelnde Arzt meinte, dass das eigentlich nicht sein kann, nur wir haben das jetzt die letzten 4 Ampullenwechsel mitgemacht und ich weiß nicht mehr weiter.
    Wir haben die Ampulle mal 24 Stunden vorher aus dem Kühlschrank genommen, bevor sie eingesetzt wurde; beim letzten Mal nur ne Stunde vorher. Das machte auch keinen Unterschied.


    Hat da vielleicht jemand ähnliche Erfahrungen und Lösungsansätze? Im Moment muss die Ampulle wegen dem niedrigen Insulinverbrauch nur ca. alle 2-3 Wochen gewechselt werden.
    Verwendet wird Humalog mit der Accu Check Combo.


    LG
    Joanna

  • Normalerweise bleibt Insulin in der Ampulle bei zimmertemperatur mehrere Wochen stabil und keimfrei.


    Seine Wirkung verliert Insulin, wenn es unter 0°C abkühlt oder über 42°C erwärmt wird.


    Du schreibst, dass die Wirkung Anfangs besonders hoch ist und dann nachlässt.
    Wenn du die Wirkung mit "normalen" Insulinampullen vergleichst, startet die Wirkung einer "komischen" neuen Ampulle bei (relative Beispielzahlen zum Vergleich) 200% und sinkt dann auf gewohnte 100%, oder beginnt die Wirkung bei 100% und sinkt auf 50%?


    Lagerprobleme sollten ausgeschlossen werden:
    - Stell sicher, dass das Insulin nicht ungeschützt in der Kälte rumgetragen wird, wir haben Winter.
    - Vielleicht liegt durch den jetzt niedrigen Sonnenstand das Insulin mittags plötzlich in der Sonne und wird zu warm.
    - Insulin im Kühlschrank nie zu dicht an das Kühlelement auf der Rückseite des Schrankes legen.
    - Unten im Kühli ist es kälter als oben


    Hol dir neues Insulin und geh keine Risiken ein.
    Insulin kann durch falsche Handhabung schnell kaputtgehen. Da dreht dir keiner einen Strick draus, wenn das nicht dauernd passiert.

  • Kann es sich hierbei auch um ein technisches Problem handeln?


    Kannst du den Zeitpunkt, zu dem es etwa angefangen hat, mit irgendeiner Gegebenheit in Verbindung bringen? Neue Reservoire/ Katheter etc?


    Ich hatte ein paar mal Reservoire, bei denen der Bolus "nachgelaufen".


    Ich vermute dass da der Kolben der Pumpe die programmierten Einheiten gedrückt hat, aber der Boden der Reservoirs irgendwie schwergängig war und dann langsam nachgedrückt hat. Seitdem schaue ich nach dem Wechsel immer ob nach dem Spülen der Kanüle noch Druck im Schlauch ist.


    Kann so etwas bei euch auch der Fall sein?



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  • Ich hatte fast 6 Jahre die Combo und zum Ende der Ampulle (so nach ca. 10 Tagen) immer einen höheren Verbrauch bzw. hohe Werte.
    Habe darauf nicht weiter reagiert :whistling: heute würde ich die Ampulle konsequent nach einer Woche wechseln (gleich weniger aufziehen), das Insulin soll sowieso nicht so lange in "Kunststoff" bleiben. Dann kann es sein, dass die Wirkung immer so "stark" ist (also stabil bleibt).

  • Nutzt ihr die Insulinpumpe schon lange, oder erst seit Kurzem? Kann es sein, dass du beim Ampullenwechsel irgend einen Fehler machst? Hast du den Ampullenwechsel schon mal beim Arzt bzw. im Krankenhaus bei der Sprechstunde oder in einer Selbsthilfegruppe gemacht, damit eventuelle Fehler dort entdeckt werden?

  • Hallo,


    ja, ich kenne solch eine Verschlechterung der Insulinwirkung bei einem alten Reservoir.
    Meine Reservoire werden allerdings nur maximal 7 Tage alt und es sind die kleinen 180 E Reservoire.
    Mir wurde bei der Erneuerung der Pumpenbewilligung zu der kleinen 1,8ml Pumpenvariante vom Hersteller geraten, weil man der Meinung war, dass bei längerer Verweildauer des Insulins im Reservoir, die konstante Insulin-Wirkung nicht unbedingt gewährleistet ist.
    Ich kenne das Phänomen mittlerweilen, sodass ich den Bolus kurz vor "Ende" gerne mit der Spritze setzte, um eine garantierte Wirkung zu bekommen.


    Du schreibst immer von einem "Ampullenwechsel", was ist damit gemeint?
    Ist nur das Reservoir gemeint oder das Reservoir mit Katheter?
    Ein Kathterer wird in den drei Wochen doch öfter gewechselt (?) - sodass es wohl nicht am Katheter liegt.
    Du fragst nach Lösungsansetzten, ich habe keine Lösung, aber ein paar Gedanken, die ich anfügen möchte:


    Das Insulin im Reservoir ist nicht nur der Temperatur ausgesetzt, leider setzt auch das Licht, vor allem der kurzwellige UV-Bereich, dem Insulin zu.


    Die Materialien, die Katheter und vielleicht auch die Reservoire, sind im Grunde Hightech, weil das Insulin durch spezielle harte Beschichtungen von den im Kunststoff befindlichen Weichmachern geschützt werden muss.
    Die Weichmacher im Kunststoff zerstören leider das Insulin oder sollen es zumindest.
    Nach drei Wochen wäre ich mir nicht mehr sicher, ob dieser Schutz noch durchgängig funktioniert.


    Du schreibst von einem sehr geringen Insulinverbrauch, dies verstärkt natürlich die kleinsten Schwankungen der Wirkfähigkeit des Insulins extrem.
    Ich mit einem Insulintagesgesamtbedarf von ca. 30 Einheiten merke deutliche Wirkveränderung in de Verweilzeit eines Reservoires. Eine sehr einfache Lösung wäre, die Empfindlichkeit herabzusetzten, das Insulin zu verdünnen.
    Dafür gibt es spezielle Verdünner-Lösungen, damit könntet ihr die Einheiten-Menge stark erhöhen.
    Damit wäre die Verweildauer des Reservoirs deutlich kürzer und die auftretenden Schwankungen der Insulinwirkung deutlich herabgesetzt.



    Ich drücke die Daumen, dass ihr eine Lösung findet - viel Erfolg!