Stark schwankende Werte in Frühschwangerschaft

  • Hallo zusammen,


    ich mache mir gerade echt Sorgen.


    Ich bin aktuell 8. SSW und hatte die letzten Wochen nicht gerade die besten Werte. Ich wusste zwar recht früh von der Schwangerschaft, aber da es sehr schlecht ausgesehen hat, dass ich überhaupt schwanger bleibe, habe ich mich nicht gerade gut um die Einstellung gekümmert. Ich hatte in der 6. und 7. SSW massive Blutungen und der Frauenarzt war nicht gerade optimistisch. Aktuell ist es zwar auch noch kritisch, aber es gibt eine Chance, dass mir der Krümel bleibt.


    Aber jetzt mache ich mir natürlich Sorgen wegen der Werte der letzten Wochen. Nachts waren die Werte meistens gut aber die Mahlzeiten sind eine ziemliche Katastrophe. Ich habe 1-2 Stunden nach dem Essen immer Werte um 240-280. Die Werte gehen zwar dann wieder runter aber da ich wegen Übelkeit auch häufiger etwas esse haut es meine Werte natürlich so 4-5 mal am Tag stark rauf und runter.


    Ich bemühe mich jetzt natürlich um eine bessere Einstellung und habe ich schon Termin mit Dia-Doc ausgemacht.


    Wollte trotzdem mal nachfragen, ob hier jemand ist, der die ersten Woche so massive Schwankungen hatte und trotzdem alles gut ging. Das die ersten Wochen die Werte oft chaotischer sind und auch mal höhere Werte dabei sind habe ich schon gelesen. Aber bei mir ist das halt täglich mehrmals der Fall :(


    Grüße

  • Ist bei mir zwar schon etwas länger her (23 Jahre), aber die ersten Wochen waren auch bei mir die reine Katastrophe...
    In der 12. Woche war ich dann für eine Woche in der Klinik, um mit einer ganz tollen Diabetologin und Diaberaterin unkonventionelle Wege zu finden, um meine Werte jederzeit schnell unter Kontrolle zu bringen - einfach nach dem Prinzip "die Lehrmeinung ist zwar `ne andere, aber wenn es funktioniert..."


    Damit hat es dann bis zum Ende gut funktioniert und mein Sohn ist gesund zur Welt gekommen.


    Ich habe das damals mit ICT gemacht. Allerdings habe ich alle 2 Stunden gemessen und meistens auch gespritzt.
    Versuche eine Pumpe zu bekommen. Das macht in der Schwangerschaft vieles einfacher. Optimal wäre natürlich mit CGMS...


    Ich wünsche dir und deinem Krümel alles, alles Gute.

  • Hallo Halbbitter,


    zunächst einmal: ja, das hast du richtig gelesen - in den ersten Wochen machen die Werte mitunter, was sie wollen.


    Leider kann ich dich nur nicht wirklich beruhigen. Du schreibst, dass du diese BZ-Spitzen praktisch nach jeder Mahlzeit hast - also regelmäßig. Die Schwankungen, die in der Frühschwangerschaft auftreten sind meines Wissens eher unregelmäßiger Art, z.B.: mal läuft alles rund plötzlich schießt ein Wert total daneben und man hat keine Erklärung dafür. Die Tatsache, dass es bei dir generell so schlecht läuft, spricht also eher dafür, dass keine richtigte Schwangerschaftseinstellung vorgenommen wurde.


    Du schreibst, dass du früh von der Schwangerschaft wusstest - hast dich aber nicht um deine BZ-Einstellung gekümmert, weil die Aussichten so schlecht waren. Ein Teil von mir kann gut verstehen, dass diese Unsicherheit gerade zu Beginn es dir nicht leicht gemacht hat. Wenn es sowieso düster aussieht, warum sich dann noch verrückt machen? Allerdings kann ein Teil vor mir wiederrum überhaupt nicht nachvollziehen, wieso du dich nicht von Beginn an um eine richtige Schwangerschaftseinstellung des BZ gekümmert hast.
    Ich saß am Tag nach dem positiven Schwangerschaftstest (bevor ich überhaupt beim Frauenarzt war) beim Dia-Doc, der mich gleich mal für zwei Wochen krank geschrieben und sich im täglichen Mail-Austausch mit mir um meine Einstellung gekümmert hat. (Mein Hba1c vor der Schwangerschaft war eher schlecht, die Schwangerschaft nicht direkt geplant.) Die Frage nach der Stabilität der Schwangerschaft hat sich mir zu diesem Zeitpunkt gar nicht gestellt. Ich dachte nur: Sieh zu, dass du deine BZ-Werte in die Reihe kriegst, denn das kannst du beeinflussen. Andere Dinge, die die Schwangerschaft und deren Verlauf beeinflussen, liegen nicht in deiner Hand - die BZ-Einstellung schon.


    Wie dem auch sei - es bringt jetzt nix, sich verrückt zu machen und zu fragen was war. Ist passiert, ist nicht mehr zu ändern. Aber umso wichtiger ist es nun, dass du dich um die BZ-Einstellung kümmerst. Und zwar schnell und konsequent. Noch ist nichts verloren. Ich würde z.B. nicht auf einen Termin beim Dia-Doc warten, sondern da sofort auf der Matte stehen. Eine Schwangere mit derart schlechter Einstellung sollte bevorzugt behandelt werden, quasi wie ein Notfall.


    Zu den hohen Werten nach dem Essen ein Tipp: Wenn du es runterbringst, weiche doch auf BE-freie Zwischenmahlzeiten aus (z.B. Nüsse, Gemüse), damit fallen schon mal 2-3 BZ-Spitzen am Tag weg und der Verlauf wird insgesamt stabiler.



    Gruß,
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • Hallo,


    vielen Dank für die Antworten.


    Eine Pumpe habe ich nicht aber ich trage seit 4 Wochen das Freestyle Libre.


    Ich werde morgen noch einmal in der Dia-Praxis anrufen und fragen, ob ich direkt vorbei kommen kann.


    Mein geschätzter HBA1C wäre ja lt. Libre nicht mal so schlecht mit 5,8 die letzten 4 Wochen. Wobei ich natürlich nicht weiß, wie zuverlässig die Berechnungen von dem Gerät sind. Womit ich halt wirklich zu kämpfen zu habe sind die hohen Werte nach dem Essen.


    @Veri: Ich weiß echt nicht, warum ich mich nicht früher um die BZ-Einstellung gekümmert hab. Wirklich nicht. Aber die schweren Blutungen waren für mich ein Schock, ich hatte die letzten Wochen eine richtige Blockade im Kopf. Ich konnte einfach an nichts anderes denken. Jetzt könnte ich mich natürlich dafür in den Hintern treten aber das bringt mir die letzten Wochen leider auch nicht mehr zurück. Und jetzt hab ich halt total Panik, was ich damit angerichtet haben könnte *seufz*

  • Ich verstehe das. Mir hatte der Frauenarzt gesagt, dass ich auf natürlichem Weg gar nicht mehr schwanger werden kann, von daher habe ich mich Anfang des Jahres über Blutzuckerspitzen geärgert, aber auch abends mal ein Glas Wein getrunken oder nen Stück Rohmilchkäse gegessen- tja, der Kopf ist dann eben woanders, wenn es so unsicher ist (ich habe erst nach ausbleibender Regel den Test gemacht und selbst da noch gedacht, es bleibt eh nicht)


    Mit dem positiven Test habe ich dann Diabetologe und Frauenarzt informiert, aber die Einstellung größtenteils selbst vorgenommen. Bis jetzt zur 7. Woche habe ich bis zu 30% mehr Insulin gebraucht, nun in der 9. Woche sinkt der Bedarf in der Nacht und mittags rapide wieder.


    Bei der letzten Schwangerschaft habe ich schon gemerkt, dass mir nach dem Frühstück der Blutzucker arg ansteigt. Damit brauche ich wirklich mal nen guten Spritz-Ess-Abstand morgens. Leider habe ich nun wieder angefangen zu brechen, wenn also Insulin schon drin ist und dann das Frühstück nicht drin bleibt (und meist dann auch kein Traubenzucker oder Saft), kippe ich schlicht um mit 30er Werten. Wir haben jetzt den Kompromiss, dass ich für 1/3 bis 1/2 vom Essen vorzeitig Insulin gebe und den Rest vom Insulin einige Zeit nach dem Essen. Damit erhöht sich der Wert, aber der Unterzucker würde auch schlecht sein. Wenn keine Übelkeit dabei ist, würde ich mit dem Spritz-Ess-Abstand wirklich mal spielen.


    Momentan habe ich wieder das Problem, dass mein Kreislauf absolut im Keller ist und ich wirklich wegen dem Schwindel häufig mal liegen muss und eben die dauernde Übelkeit, die in Brecherei endet. Letzte Woche war ich deshalb krank geschrieben, diese Woche bin ich wieder auf der Arbeit. Ich habe nun alle Ersthelfer, meinen Chef und den Werksarzt unterwiesen, bitte den Blutzucker zu messen, wenn ich umkippe (mit dem Libre ists ja noch einfacher, aber wir haben jetzt erst die Beantragung gemacht) und habe ich Mitarbeiter-Kühlschrank ein Glucagon-Kit hinterlegt. Bei der letzten Schwangerschaft war das ein Desaster, da bin ich im Büro umgekippt und keiner wusste, was zu tun.

    Viele Grüße

  • Eowyn:
    Bitte nicht auf das Libre verlassen in der Schwangerschaft! Ist zu ungenau. Wenn der BZ schnell fällt. reagiert der Gewebs-Zucker zu stark verzögert, d.h. im schlimmsten Fall messen deine Kollegen dann mit dem Libre einen völlig normalen Wert, obwohl Du schon bei 30 bist.


    Aber, mal ganz generell: Wärst Du nicht ein Fall für ein (vorläufiges) Beschäftigungsverbot?


    Gruß,
    Veri

    *****
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  • In der letzten Schwangerschaft hat mir der Libre gut geholfen, da er ja auch bei Tendenzen Alarm geben kann und eben die nächtlichen Unterzuckerungen aufgezeigt hat.


    Bei der letzten Schwangerschaft bin ich zweimal vor dem Sensor wegen Unterzucker auf der Arbeit umgekippt. Da wurde ich auch nicht krank geschrieben.


    Da ich den Blutzucker aus meiner Erfahrung nun an Arbeitstagen höher gehalten habe und der Frauenarzt damit nicht einverstanden ist, habe ich nun tatsächlich gestern ein Berufsverbot bis zur Genehmigung vom Sensor bekommen.


    Aber nach mehreren Tagen sehr niedriger Werte, hatte ich gestern tatsächlich mal wieder zwei Werte von über 200 nach den Mahlzeiten.

    Viele Grüße

  • In der letzten Schwangerschaft hat mir der Libre gut geholfen, da er ja auch bei Tendenzen Alarm geben kann und eben die nächtlichen Unterzuckerungen aufgezeigt hat.


    :confused2
    Also ist deine letzte Schwangerschaft gerade mal ein paar Monate her? ... Und: Seit wann gibt das Libre eigentlich Alarm??

    *****
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  • Also in meiner letzten Schwangerschaft waren meine Werte in den ersten 12 Wochen eine Katastrophe. Ich brauchte in der Zeit fast 100% mehr Basal, trotzdem auch immer wieder Spitzen bis 280.
    Mein FA hat mich aber immer beruhigt. Klar musst Du dich immer um eine gute Einstellung kümmern um evtl Fehlbildungen soweit als möglich zu verhindern.
    Dennoch waren mein FA und meine Diabetologin davon überzeugt, dass man in den letzten Drittel besonders auf gute Werte achten soll, sodass die Babys keine Anpassungsschwierigkeiten haben.

  • Dennoch waren mein FA und meine Diabetologin davon überzeugt, dass man in den letzten Drittel besonders auf gute Werte achten soll, sodass die Babys keine Anpassungsschwierigkeiten haben.


    Ja und nein.
    Sicher ist die Gefahr ein zu großes/schweres Baby zu bekommen, das mit Unterzucker auf die Welt kommt größer, wenn die Werte im letzten Drittel zu hoch sind. Auch kann es wohl häufiger zu einer Unterversorgung (Plazentainsuffienz) kommen.
    ABER: Hohe Werte in der frühen Schwangerschaft können dafür direkt zu Nervenschädigungen beim Ungeborenen führen. Ist eigentlich auch ziemlich logisch: die Gefäße und Nervenbahnen sind ja noch ganz klein und fein, die Organge werden erst angelegt. Wenn es hier durch den hohen BZ zu Schädigungen kommt, ist quasi "von Grund auf" ein "Fehler" im System. Die Grundlagen für Hirnschädigungen werden auch in der Frühschwangerschaft gelegt.
    Im letzten Drittel hat der Zwerg bereits seine eigene Bauchspeicheldrüse, die normal arbeiten sollte und damit den BZ im Kindskörper kontrolliert. (Deswegen kann es ja auch zur Hypo nach der Geburt kommen, wenn das "süße" Blut der Mutter nicht mehr da ist.)


    Also, stark schwankende Werte lassen sich in der Frühschwangerschaft nicht immer vermeiden. Ist eben so: Hormonchaos! Aber gerade deshalb sollte man sich richtig reinknien und die Werte im Rahmen seiner Möglichkeiten in den Griff bekommen. Es stimmt nicht, dass es wichtiger sei, erst im letzten Drittel besonders auf die Werte zu achten.


    Gruß,
    Veri

    *****
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  • :confused2
    Also ist deine letzte Schwangerschaft gerade mal ein paar Monate her? ... Und: Seit wann gibt das Libre eigentlich Alarm??

    Mfph, ne, da habe ich nen Fehler beim Tippen gemacht. Ich wollte vorher sagen, der Libre hilft ja schon mal mehr, als das reine "Messen". Den Blutzucker traut sich kein Kollege zu bestimmen, aber mal eben mit dem Libre über die Messstelle fahren geht. Und wenn der Blutzucker nicht über 200 mg/dl ist, würde ich eher auf Unterzuckerung tippen und pro Forma nen Traubenzucker etc. geben lassen. Das ist mir persönlich lieber als auf "Gut Glück" Traubenzucker zu geben, mir ist nämlich der BZ auch schon einige Male sehr schnell sehr hoch geschossen, da waren Anfang Januar einige 400er Werte dabei und das 2 bis 3 Stunden nach nem normalen Wert und keinem außergewöhnlichem Essen.


    Vor rund 2 Jahren in der Schwangerschaft hatte ich den Dexcom G4 und diesen haben wir jetzt auch wieder beantragt. Der gibt ja schon bei Tendenzen Alarm. Momentan wache ich zwar ab und an noch auf, wenn ich UZ nachts habe, aber bei der letzten Schwangerschaft passierte das irgendwann nicht mehr.

    Viele Grüße