Blutzuckerspitzen nach dem Essen

  • Hallo,


    dank Libre kann ich nun auch endlich den Blutzuckerverlauf zwischen den normalen Messungen sehen. Beim ersten Sensor habe ich mir erstmal einen Überblick verschafft, wann sich die Werte wie verhalten...
    Nun möchte ich aktiv versuchen den Blutzuckerverlauf zu verbessern. Ein großes Thema ist dabei das Verhalten nach dem Essen. Mit der Pumpe habe ich dafür ja viele (bislang leider kaum genutzte) Möglichkeiten :
    -normaler Bolus
    -verlängerter Bolus
    -dualer Bolus
    -Spritz-Ess-Abstand


    Im ersten Schritt möchte ich die Blutzuckerspitzen senken, nur fehlt mir dafür eine Richtlinie. Kann mir jemand sagen wie der Blutzuckerverlauf bei Diabetikern im besten Fall aussehen könnte? Wie hoch sollten die Blutzuckerspitzen nach dem Essen max sein? Ist es besser wenn die Werte langsam wieder sinken, oder möglichst schnell wieder den Zielbereich erreichen? Welche Werte sind für euch noch akzeptabel?


    (Mir geht es nicht um diese 1- und 2-Stundenwerte nach dem Essen, sondern nur um die Spitzen.)

  • Blutzuckerspitzen sind nach dem Essen, soweit der BZ pp 2 h wieder unter ca. 140 ist, vollkommen irrelevant.
    Auch bei Nichtdiabetikern steigt der BZ nach dem Essen an; das ist eine absolut natürliche Reaktion.

  • Ich glaube da kann dir keiner wirklich einen Höchstwert nennen.


    Durch die Nutzung des Libre bin ich auf die gleiche Idee wie du gekommen und habe einfach mal einen SEA eingeführt. Ohne steigt mein BZ auf ca. 160 bis 180 mg/dl an und fällt dann wieder in meinen Zielbereich. Mit 15min SEA steigt mein BZ so gut wie garnicht an sondern bleibt relativ konstant.
    Funktioniert natürlich nicht mit fettiger Nahrung, aber da werde ich noch was tüffteln.


    An deiner Stelle würde ich einfach etwas von deinen Vorschlägen ausprobieren, alle Rahmenbedingungen notieren und dann gucken wo du landest und dann mit dem Feintunig beginnen.

  • Hallo VMKK,


    wenn Du Dich am Gesunden orientieren willst, dann sind Blutzuckerspitzen (bei normaler Ernährung) von 140 - 160 normal. Höhere Werte wird ein Gesunder nur haben, wenn er sehr große Mengen schnelle Kohlehydrate isst.
    Meine Diabetesberaterin hat mir empfohlen, regelmäßig bis 160 zu akzeptieren. Immer ist das nicht möglich, da Kohlehydratmenge und Insulinempfindlichkeit nicht immer genau berechenbar sind.


    Ich denke, man kann davon ausgehen, dass gelegentliche Spitzen auch über 200 nicht schaden. Ob regelmäßige hohe PP Ausschläge schaden, wenn sie schnell wieder behoben werden, ist nicht wissenschaftlich belastbar geklärt.
    Der Einfluss auf den HBA1C ist niedrig, man hat jedoch die Theroie vom oxidativen Stress für Zellen und Blutgefäße. Es ist schon auch vorstellbar, dass ständige hohe Schwankungen nicht optimal sind.
    Man sollte sich aber auch nicht zum Sklaven einzelner PP WErte machen, denn das ist auch Stress!


    Grüße
    Ikebana

  • Ich hatte gestern nach einer Butterbrezel einen BZ-Wert von 260 - zwei Stunden nach dem Essen. Habe eigentlich nur gemessen, weil ich mit dem Hund spazieren gehen wollte und kein Messgerät mitnehmen wollte. Ich habe den 260er Wert (mit Blick auf den Spaziergang) korrigiert und bin dann aber dennoch als ich ca. eine Stunde wieder zu Hause war, unterzuckert (57er Wert).


    Ergo: ich hätte besser vor dem Spaziergang nicht korrigieren sollen, da offenbar 2 Std. PP noch zu früh sind, um eine Entscheidung zu treffen.

  • Ich bin, glaube ich, an einer ähnlichen Stelle. Seit dem Libre möchte ich die Spitzen auch viel besser abfangen können. Ich glaube durch einen dynamischen (je nach Situation, folgendem Essen) Spritz-Ess-Abstand und zeitlich aufgeteiltem Bolus, kann man selbst nach dem Essen im verträglichen Zielbereich bleiben - ohne ne Hypo zu kassieren.


    Wobei ich keine exakten Werte, sondern immer Werte-Bereiche als Ziel sehe.


    Das Thema Sugar Surfing ist da sehr interessant- > http://www.mediself.co/#!sugarsurfing/cm5d4. Da geht es genau darum! Mit CGM/FGM eine viel dynamischer Therapieform, die sich immer an Situation und Gefühl orientiert. Und somit aber auch einen sehr intelligenten und wachen Umgang mit dem Diabetes erfordert.


    Ich habe mir das PDF zumindest schon gekauft :)


    EDIT: Habe auch ein paar Youtube-Videos mit dem Autor des Buches gefunden: https://www.youtube.com/watch?…OMzgJnx9b9fR8Hm65Q-VoyAmh


    Zu den Werten eines nicht-diabetischen Menschen habe ich auf die Schnelle dieses Bild gefunden:
    [Blockierte Grafik: http://www.tudiabetes.org/forum/uploads/default/32013/bcbc6a26afc39914.jpg]



    Für uns ist ein normaler Wert von knapp über 80 m.M.n. (135 nach dem Essen) nicht praktikabel zu realisieren, weil unsere Messgeräte und die externe Insulin-(Glukagon-)Ausschüttung zu träge sind und etwaige Hypos dann die große Achterbahnfahrt verursachen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Benjamin ()

  • bei mir ist dAs ähnlich, gerade die morgendliche Butterbreze haut mehr rein als gedacht.
    ein Spritz-Essabstand habe ich mir da jetzt angewöhnt, wird aber auch nicht immer eingehalten.
    Auch der späte BZ-Verlauf nach unten sogar nach 3 Stunden kommt mir bekannt vor.
    Ich muss mich manchmal zwingen nicht zu korrigieren, das fällt mir dann auch leichter wenn ich dem Hund rumlaufe.

  • Ok, vielen Dank erstmal. Dann werde ich mich mal langsam rantasten und die 160 als Richtwert nehmen. Das sollte möglich sein.
    Bislang überscheite ich die 200 fast täglich einmal. Ich möchte gar nicht erst wissen wie es vor dem Libre war.

  • Bei mir kommt es auch immer drauf an was ich esse. Kurzzeitig sehr hoch geht der BZ bei mir z.B. auch wenn ich eine Laugenbrezel esse (weit über 200), ist aber nach 2h wieder da wo er sein sollte.
    Ich denke solche Kurzzeit Peaks sind nicht so dramatisch wie man denken könnte.
    Ich habe das Messen kurz nach einer Mahlzeit aufgegeben, weil ich es nicht aussagekräftig finde (habe leider kein Libre oder CGM) :)

    -Please stand by-

  • Habe heute auch gelesen vom Jörg, das er nach der Bolusabgabe auf den Trendpfeil beim Libre schaut, wenn der nach unten geht , kann man essen.
    Das ganze aber nur bei Werten über 120, klar weiter unten braucht man nicht viel zu warten.
    Aber ich finde das auch einen Versuch wert.

  • Habe heute auch gelesen vom Jörg, das er nach der Bolusabgabe auf den Trendpfeil beim Libre schaut, wenn der nach unten geht , kann man essen.
    Das ganze aber nur bei Werten über 120, klar weiter unten braucht man nicht viel zu warten.
    Aber ich finde das auch einen Versuch wert.

    Ja, genau der Trend und die verzögerte Sättigung des Gewebes durch den Zucker im Blut sind die Neuerungen in meiner persönlichen Therapie.


    Nicht mehr stumpf nach einer Momentaufnahme spritzen, sondern:


    - Was war zuvor (letzten 2 Std.)
    - Wie ist der Trend?
    - Was kommt? Essen, Bewegung etc. (folgende 2 Std.)


    Das Sugar Surfing ist genau dieser Ansatz. CGM-Werte sind kein BZ-Werte - auch wenn sie in vielen Momenten nah beieinander liegen. Deshalb funktionieren die alten Ansätze nur bedingt - was sehr gut ist, weil man bewusst umdenken muss und sich aktiver mit seinem Stoffwechsel auseinander setzt.



    So korrigiere ich viel bedachter - und besser!. Hatte vor 2 Wochen viele Ausreißer über 300 und unter 60. Jetzt nach 2 Wochen Libre, habe ich schon Tage in denen ich nicht mehr groß aus dem blauen Zielbereich des Libre schieße :) Ausnahmen bestätigen aber die Regel.


    Für mich die gefühlt beste Neuerung in der Therapie der letzten Jahre, neben Analoginsulinen. Aber für die Kassen ist der Zusatznutzen ein Luxus, ne schon klar... :pfeil: