DIY Closed Loop Systeme auf Heise Technology Review

  • Wirklich schön geschrieben.


    Und eins stimmt auch:
    „die zeigen der Industrie, was alles geht.“


    Ich hoffe, die Industrie legt da mal einen Zahn zu.


    Ausserdem arbeitet das System, wenn ich es richtig verstanden habe, auf Basis von persönlichen Daten und Werten. Das finde ich besonders gut, denn was bringt ein Closed-Loop-System, das auf Basis der Blutzuckerwerte vieler anderer entstanden ist, aber nicht speziell auf meinen Diabetes reagiert.
    Ein lernendes System, das sich meinem eigenen Diabetes anpasst, wäre dann wirklich so etwas wie eine künstliche Bauchspeicheldrüse.

    Einmal editiert, zuletzt von Karli ()

  • Ich denke, es wird nicht mehr lange dauern. Ich hab schon mehrfach gehört/gelesen (frag mich nicht wo, ich merk mir sowas nie) das entsprechende Systeme fertig sind und "nur noch" die klinischen Studien und damit Beweise für die Wirksamkeit und fehlerfreiheit geliefert werden müssen. Allerdings nur das, was bei OpenAPS eh schon geht.


    Genial finde ich ja das mit dem Glucagon. Erst das macht das System wirklich komplett und würde wohl schlimme Unterzuckerungen komplett ausschliessen. Bei leichten weiss ich das nicht, da ich nicht weiss, wie schnell das Glucagon dann wirkt.


    Auf jeden Fall sind da so viele Dinge in der Pipeline, die die nächsten 5-10 Jahre kommen werden. Da freu ich mich schon drauf. ;)

    Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht.(Marcus Aurelius)
    Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern daß man nie beginnen wird, zu leben.(Marcus Aurelius)


  • Für den verantwortungsbewussten Typ 1er wäre ein Closed-Loop-System, das im Unterhautfettgewebe misst und Insulin abgibt und bei dem man nicht noch zusätzlich selbst eingreift, eine absolute Katastrophe.


    Obwohl das ja gerade für den Typ 1er erforscht wird, z.B. im DREAM-Projekt von Prof. Danne.
    Allerdings habe ich darüber letztens einen Artikel im Kinder Diabetes Journal gelesen, in dem über den Alltagstest mit dem Closed-Loop geschrieben wurde. Eine erwachsene Typ1-Diabetikerin hat das Closed Loop im Alltag getragen und es klappte scheinbar, bis zur großen Nudelportion. Diese hat dann den Blutzucker unerwünscht stark steigen lassen.


    Danach habe ich woanders einen Bericht gelesen (weiß leider nicht mehr wo), dass für das Closed-Loop jetzt doch zu den Mahlzeiten dem System gesagt werden muss, wieviel KE man essen wird (ist ja eigentlich logisch). Woher soll das Closed Loop wissen, wieviel ich esse und nur nach der Mahlzeit den Anstieg, gemessen im Unterhautfettgewebe, viel zu spät, zu korrigieren, kann für mich eigentlich keine Lösung für die normnahe Blutzuckereinstellung sein.


    Dann ist das für mich allerdings keine künstliche Bauchspeicheldrüse mehr, so wie es öfters propagiert wird. Eine richtige künstliche Bauchspeicheldrüse wäre es meiner Meinung nach erst dann, wenn sie vollautomatisch ohne mein oder irgendeines Zutuns, den Blutzucker im Normbereich hält, wie bei Stoffwechselgesunden, am besten unsichtbar im Körper verbaut.
    Und ich glaube, davon ist die Forschung doch noch weit entfernt. ;(

  • Eigentlich stellen sich mir zweieinhalb Fragen


    (a1) Wie hoch ist der Hb1, wenn ich dieses Closed Loop System verwende?
    (a2) Kann ich diesem System helfen, wenn ich z.B. Low & Slow Carb mache? Also der BZ Abbau gleich oder schneller ist als der Aufbau des BZ?


    (b) Wie stehts mit der Produkthaftung? Wenn sich der nächste Depp mit dem System ins Nirwana schießt und dann dessen Angehörige auf 30 Fantastillionen klagen ... geht das? Welche Fehler deckt die Produkthaftung ab und was gilt als "Pech gehabt, mit so dummen Leuten kann man nicht rechnen!". Thema "Hund und Mikrowelle" zum Beispiel.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Der einzige Grund für mich, ein 'semiautomatisches' System (momentan) zu verwenden, wäre die gelegentlichen Unsicherheiten nachts (Absicherung gegen drohenden Unterzucker).
    Ansonsten sehe ich keinen zwingenden Grund, zumindest so lange das System nicht wirklich vollautomatisch und zuverlässig funktioniert.

    :nummer1: Mai 2024: 10 Jahre Dana-Pumpe!


  • (a2) Kann ich diesem System helfen, wenn ich z.B. Low & Slow Carb mache?


    Absolut!


    Durch Low-Carb hast du gleich 2 Vorteile:
    1. der Anstieg durch das LC-Essen ist nicht wirklich groß. Wenn ich testweise "Open-Loop" fahre, dann gebe ich ca. 10% meiner Tagesgesamtmenge für eine Hauptmahlzeit als Bolus und erhöhe die kontinuierliche Abgabe, sobald der BZ die 90mg/dl übersteigt. Fett-/Eiweiß-Insulinierung funktioniert wirklich gut automatisiert. Meistens ist es ja ein kleiner, langsamer Drift in der Nacht, der dann hohe Nüchternwerte erzeugt. Besonders, wenn man keine Eigenproduktion mehr hat. Da der Drift aber bei LC aber langsam ist, kommt sowohl der Sensor mit (kaum spürbarer lag) als auch das Insulin ist schnell genug um den BZ z.B. unter 100 zu halten.
    Da ich aber nur "open-loop" arbeite mache ich das nur testweise, denn das System weckt einen ja, sobald eine Abgabeänderung stattfinden soll.


    2. Um langsame Abfälle nach unten aufzuhalten wie sie bei mir manchmal nach dem Sport oder doch verschätztem Fett/Eiweiß vorkommen regelt ein solches System ja die kontinuierliche Insulingabe herunter. Wenn die notwendige Basalschwelle jedoch unterschritten wird, dann kann das zu Problemen führen. Wenn aber die kontinuierliche Abgabe auch noch z.B. einen Anteil für das Eiweiß enthält hat man einen viel höheren Spielraum zum Absenken "mit gesicherter Mindestagabe".


    Generell sind die Insulinmengen bei LC ja geringer und gestreckter und es gibt keine so starken Schwankungen. Das hilft einem System, das mit Verzögerungen zu kämpfen hat ungemein. Ich weiß, das viele mit LC ihren HbA1c unter 5.5% halten können. Ich würde da eher sagen, dass ein APS die LC basierte Therapie unterstützt und nicht umgekehrt. Da ich ja, wie schon geschrieben, Absenkungen unter Basal-Niveau nicht so prickelnd finde, denke ich aber, dass von den kommerziellen Systemen da erstmal nicht viel zu erwarten sein wird.


    lg, Adrian

  • Adrian: Die theoretischen Vorteile sind mir klar. Praktisch wird es nur an zu blöden Usern scheitern, womit wir wieder bei der Haftungsfrage sind. Egal ob Spätschäden durch zu hohe BZ (KH schneller als Insulin) oder umgekehrt.


    Ich mache seit 2 Jahren und damit Diagnosezeitpunkt Low & Slow Carb, das passt bei mir. Auch mit stark nachlassender Restaktivität gehts trotzdem erstaunlich gut.

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  • Im Text steht, das Dana Lewis ein Jahr lang das Gerät nur Empfehlung hat geben lassen und immer gegen geprüft hat, bevor sie die Funktion aktivierte. Sie muss sich also sehr sicher gewesen sein, bevor sie der Technik die Entscheidung überlassen hat, denn die Überlegung, das evtl. was schieflaufen könnte, dürfte sie auch gehabt haben.


    Ich würde, nach langer Testphase die ich genauso machen würde wie Dana Lewis, mich trauen, so ein Gerät zu benutzen. Natürlich muss das jeder selbst entscheiden und ich verstehe (und hab es auch erwartet), das vielen das Risiko zu gross ist.


    Insgesamt aber, sagt der Diabetes-Blogger Finn Köster, sei das wohl vor allem eine amerikanische Angelegenheit: „Es gibt da einfach eine aktivere Kultur des Machens und der Zusammenarbeit.“


    Witzigerweise gibts da ein Thema, das in den nächsten 5-10 Jahren sicher auch akut wird. Hat zwar nichts mit Diabetes zu tun, das selbstfahrende Auto, aber in so eine Kiste würde mich keine 10 Pferde bekommen. Da kann man auch nicht 1 Jahr testen, ob es funktionieren täte. ;)

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  • @ Cassiopeija


    Beim selbstfahrenden Auto kannst du warten, bis jemand die Fahrbahnmarkierungen auf nen Acker oder - ganz böse - an einen Brückenpfeiler umlenkt.

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  • Grounded


    Genau, deswegen wäre für den verantwortungsbewussten Autofahrer ein Selbstfahrendes-Transport-System, das sich völlig allein und unkontrolliert durch den Verkehr bewegt, eine absolute Katastrophe.

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  • Bei U-Bahnen funktioniert sowas, aber da ist der Verkehr sehr berechenbar. Was ich mir vorstellen könnte: Ein System, was autonom die "sicheren Einheiten" dosiert und für bessere Werte Bestätigungen anfordert. Prinzipiell ist der Tagesablauf eines Verwaltungsfachangestellten im Innendienst deutlich berechenbarer als der eines Maurers. Den Algorithmus, der alles abdeckt, wird es nicht geben.

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  • Grounded


    Das sehe ich auch so. So ein System wird immer einer Anpassung an den persönlichen Bedarf benötigen. Z.B. auch so trivale Sachen wie Wochenendeinstellungen, da es hier bei dem einen weniger Insulin bedarf und bei dem anderen mehr.
    Ich bin mir auch sicher, das es da immer Einstellungen geben wird, die einen Eingriff erfordern bzw. abfragen und sich vorher akustisch (Lautstärkeregelung nach Uhrzeit) bemerkbar machen. Dennoch denke ich, das so ein System in Stardardsituation durchaus autonom arbeiten kann, sonst kann ich gleich APS ad absurdum führen.


    Gut, es ist eben nicht jedertmanns/frau Sache und immer eine persöliche Entscheidung, ich mag es nur nicht, wenn man soetwas vornherein in "verantwortungsbewusst" und "nicht veranwortungsbewusst" einstuft.

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    Einmal editiert, zuletzt von Cassiopeija ()

  • Warum arbeiten aber scheinbar mehrere (verschiedene) Forscher-Teams weltweit an einem Closed-Loop-System, dass angeblich 2020 zur Routine in der Diabetesbehandlung werden soll, wenn es eigentlich keine echte Therapieverbesserung ist? Hätten sich das die Experten nicht auch schon zu Beginn ihrer Projekte denken können?
    http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/66578
    http://www.diabetes-online.de/a/1725734

    Einmal editiert, zuletzt von Karli ()

  • Nur weil irgendjemand irgendein Produkt entwickelt, heißt das nicht, dass das Produkt auch sinnvoll ist.


    Natürlich nicht. Dennoch frage ich mich, ob die Forscher das nicht hätten vorher wissen können und was der ganze Vorteil dieser Systeme ist (die dann wahrscheinlich nicht mal die KK bezahlt)?
    Ist das nur für die, die gar nicht mit ihrem Diabetes klar kommen bzw. sich nicht kümmern können oder wollen?


    Das was ich interessant fände, wenn ich der Pumpe sagen könnte, was ich esse und die Pumpe mit CGM daraus lernen könnte und mir das nächste Mal Vorschläge unterbreitet (muss ja aber wegen Up-und Downregulation usw. auch nicht unbedingt klappen). So nach dem Motto: Ich esse jetzt eine Pizza Salami Dr. Oetker 500g, dafür gebe ich X IE, das System merkt sich wie der Blutzucker reagiert und schlägt das nächste Mal etwas "besseres" vor. Also das, was wir zumindest momentan im Kopf oder auf dem Papier machen.

  • Gegen neue Betazellen mitsamt dem dazugehörigen BZ-Regelkreis werden die wenigsten was einzuwenden haben. Ich fürchte nur, dass Sensor plus Pumpe nebst einem Haufen Software und damit "Terminator Style" technisch deutlich einfacher ist. Vor allem wenn diese Pumpe mit "intelligentem Insulin" gefüttert werden könnte, was sich bei zu tiefem BZ selbst deaktiviert.


    Die Frage ist nur, wie lange es dauert bis dies eine Kassenleistung wird. CGM gabs ab 1999 in den USA, ab 2001 in DE und ab kaum wurde es Dezember 2012 (https://www.g-ba.de/informationen/beschluesse/1597/), hat sich das der geliebte G-BA begonnen anzusehen. 2015 das "ist ne NUB" Urteil des BSG. Und nun haben wir Mitte 2016, es wird nach wie vor geprüft. Mal sehen wie lange noch, wahrscheinlich bis der zuständige Sachbearbeiter in Pension geht.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Grounded ()

  • Das System kann einfach vom Prinzip her nicht funktionieren und wird unweigerlich zu einer wesentlich schlechteren BZ-Einstellung führen, als sie möglich ist, wenn man mit Vernunft selbst sein Insulin dosiert. Daher ist der gebrauch eines solchen Closed-Loop-System für einen Typ 1er, der in der Lage wäre selbst eine sinnvolle ICT durchzuführen, meiner Meinung nach definitiv nicht verantwortungsbewusst.



    Hi,
    noch ist man weit von einem "rundum sorglos" Paket, welches zu guter Einstellung führt, aber ein paar Anwendungen gibt es schon, also z.B. Nachtwächter oder auch für Patienten, die mit dem Management des Diabetes überfordert sind. Da wären Senioren, die geistig nicht mehr fit sind oder auch Patienten, die aus verschiedenen Gründen überhaupt keine Therapie Compliance hinbekommen (Depression, Akzeptanzprobleme, kommt ja alles vor)
    Ich glaube, dass viele Eltern froh wären, wenn sie nachts beruhigt schlafen können, weil der BZ überwacht wird und nichts schlimmes passieren kann.
    Für einen "echten" künstlichen Pankreas bräuchte man ein Insulin, welches viel schneller, aber dafür kürzer wirkt, als es die Analoginsuline jetzt tun. Auch daran wird geforscht und vielleicht hat man ja in ein paar Jahren ein Insulin, was dann eine halbwegs brauchbare Einstellung liefern kann.
    Ich richte mich aber mal aufs selber machen ein.....
    Grüße
    Ikebana

  • Optimist - derartig rattenschnelle Analoginsuline (z.B. t_95% <=30 min) kannst du kinetisch gesehen nur sinnvoll für Closed Loop Systeme verwenden. "Stech dich nach dem Essen jede Dreiviertelstunde und spritze alles über 100 mit Faktor X" wird kein Patient als Erleichterung empfinden, vom Teststreifenverbrauch abgesehen. Ein Algorithmus, der für ein Closed Loop System (CGM oder FGM) tendenziell kein Thema wäre.


    Dazu wäre ein solches Turbo-Insulin es ein "neues Medikament", was wiederum zwingend mit Studien bezüglich Kosten/Nutzen bewertet werden muss. Siehe "Tresiba". Es darf also ab Apotheke genau gar keinen Cent mehr kosten als die klassischen Insuline, weil selbst die aktuellen Analoginsuline angeblich keinen Mehrwert haben der einen Mehrpreis rechtfertigt... Ich sehe da schwarz

    --
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