BZ fährt Achterbahn

  • Hallo,


    ich brauch unbedingt Hilfe. Ich verzweifel hier noch mit meinem Zucker. Seit Dienstag habe ich das Freestyle Libre, vorher habe ich mit dem Accu Check Aviva meinen BZ gemessen.
    Mein BZ fährt nur noch Achterbahn. (siehe angehängtes Tagesprofil).
    Ich möchte endlich mal wieder gute Werte haben.
    Ich spritze seit Freitag morgens 28 IE Toujeo, vorher habe ich abends Toujeo gespritzt. Als Bolusinsulin habe ich Apidra.
    Beim Tagesprofil sieht man das das Apidra teilweise erst 1h und später anfängt zu wirken.


    Habt ihr vll noch Ideen was ich machen kann?


    LG Jana

  • Doch der BZ ist auch beim Aviva Achterbahn gefahren. Er fährt seit meiner Schwangerschaft (2012) eigentlich nur noch Achterbahn. Teilweise hatte ich es nach der Schwangerschaft selbst verschuldet, aber seit September letzten Jahres messe ich mind. 10x am Tag meinen BZ und ich bekomme die Werte einfach nicht in den Griff.

  • Evtl. siehst Du jetzt Werte, die vorher im verborgenen lagen? Bei mir war in der Anfangszeit auch scheinbar alles durcheinander und ich habe mich fast um den Verstand korrigiert. Hat sich aber mit der Zeit relativiert. Die Datenflut ist anfänglich etwas beängstigend, das legt sich mit der Zeit und wird Routine. Bist du noch in der Einstellungsphase mit Toujeo? Das liest sich nicht heraus und braucht, wenn ja, dann auch etwas Zeit bis es passt.


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    Nachtrag: Info über Schwangerschaft etc. hat sich gerade überschnitten mit meinem Beitrag, also nicht hilfreich in dem Fall. Dachte es bezog sich auf Libre mit Anfangsschwierigkeiten

    Einmal editiert, zuletzt von schlüti ()

  • Für mich siehts aus, "Nachmittags tief, Nachts zu hoch".


    Mindestens zwei Erklärungsmodelle:
    (a) Du hast eigentlich Basalmangel, aber beim Mittagessen zu viel Bolus, landest dadurch zwischen "normal bis tief". In dem Fall würd ich als erstes ein Mittagessen weglassen und gucken, obs immer noch am Nachmittag in den Keller geht. Wenn ja, siehe B
    (b) Du brauchst nachts ganz sicher mehr Basal, tagsüber weniger. Toujeo ist träge, aber auch hier kann man splitten. Etwas asymmetrisch, morgens weniger und abends etwas mehr.


    Isst du abends sehr fettig, dass dies deine hohen Nachtwerte erklären könnte?


    Und wie immer: Jeder Hinweis ist unbewaffnet und auf Plausibilität zu prüfen. Und was mir Hilft: "Norm-Mahlzeiten", quasi immer gleich. Hilft beim Vergleichen wenn Änderungen durchgeführt werden. "Bolusfehler" wirken sich dann vergleichbar aus. Zudem schraube ich nie an Basal und Bolus zugleich.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Isst du abends sehr fettig, dass dies deine hohen Nachtwerte erklären könnte?


    Es kommt immer drauf an. Wenn ich Frühschicht habe koche ich abends warm, habe ich Spätdienst gibts mittags warm und wenn ich Schule habe variert es. Ich mache seit September letzten Jahres eine Ausbildung zur Altenpflegehelferin.

  • Ich hätte da noch ein paar Fragen... ;)
    Wie sind Deine Korrekturzahlen und die BE-Faktoren?
    Sehen alle Tage ähnlich aus? Könntest Du ein Protokoll zeigen, wo es relativ gut lief?
    In der Arbeit hast Du vermutlich viel Bewegung, in der Schule nicht, wann läuft es besser?
    Ist die TDD (Tagesgesamtmenge an Insulin) relativ konstant oder ändert sich das zeitweise stark?


    Achja, und was sagt Dein Diabetologe zu allem?



    Viele Grüße
    Bratbäcker

  • ich würde ähnliches vermuten und als wahrscheinlichste Ursache allen Übels erstmal den nächtlichen Basalmangel beheben.
    Die nachmittägliche Tiefphase würde ich darauf schieben, dass im Rahmen von vier Stunden dreimal Bolus gegeben wird. Das sind genau die Situationen, in denen ich mir selber Hypos bastele, besonders, wenn noch viel Bewegung/körperliche Arbeit dazu kommt. Da weiß man dank Libre manchmal auch zuviel und kann die Finger nicht vom Insulin lassen, obwohl etwas Gelassenheit vielleicht besser gewesen wäre.


    Viel Erfolg!
    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Hallo Jana,


    ich brauch unbedingt Hilfe. Ich verzweifel hier noch mit meinem Zucker.


    vielleicht vorab die Frage (wie vorgehend schon gestellt), was Dein Arzt/Diabetesbertung zur Lage meint.
    Wenn Deine Einstellung auf deren Mist gewachsen wäre, würde ich mal über einen Wechsel nachdenken.

    Zitat

    Mein BZ fährt nur noch Achterbahn. (siehe angehängtes Tagesprofil).


    Das sieht schon sehr resistenzgeprägt aus. Vermutlich hängst Du in einer Dauerlipolyse (Fettsäurenresistenz, Stichwort >> Lipolyse <<).


    Durch erhöhten Insulinbedarf, auch oder besonders für Korrekuren und resistenzbedingten Insulinmehrbedarf kommt dann physiologisch noch eine Down-Regulation der Insulinrezeptoren dazu.
    Das gibt dann zusammen eine schicke Achterbahn, die bei Dir allerdings eher nach einem Höhenwanderweg ausschaut, zumindest im Beispiel.


    Ein weiterer Faktor für unerklärte Phänomene ist dann noch Schichtarbeit, was oft mit einem variablen Einschlafzeitpunkt einhergeht und Verschiebungen der Mahlzeiten. Was aber bei Kind im Haus nicht sooo arg sein mag?


    >> Der Einschlafzeitpunkt << ist ein wesentlicher, für Diabetiker der wesentliche, Trigger im Tagesrhythmus, der die Erscheinungszeiten von kontrainsulinären Dawn- und Dusk-Hormonausschüttungen ganz stark definiert. Daraus folgen dann auch unterschiedliche BE-Faktoren zu unterschiedlichen Tageszeiten.


    Zitat

    Als Bolusinsulin habe ich Apidra.
    Beim Tagesprofil sieht man das das Apidra teilweise erst 1h und später anfängt zu wirken.


    Das ist bei den Werten logisch. Das Insulin muss sich erst mal durch die Glucoseverwetungshemmung von Fettsäuren durchkämpen und die Zellen wieder auf mehr Glucoseverbrennung umschalten. Das braucht schon mal 'ne Stunde oder auch noch länger.
    Wenn sich dann ein großer Essens(korrektur)bolus durch die Fettsäurensuppe in den Zellen zu behaupten beginnt, schlägt die Glucoverbrennung (oder Einspeicherung in Leber und Muskulatur > Glycogen) zu. Dann ist aber ggf. der KH-Anteil der Vormahlzeit schon ziemlich resorbiert und der Zucker geht auf Talfahrt.


    Grundsätzlich würde ich denken, dass Du die Therapie neu initialisieren (definieren) solltest. Dazu scheint es zweckmäßig erst mal mit einer durchgezogenen Fettsäurenkorrekturanzufangen, um eine Idee vom aktuellen, tatsächlichen Insulinbedarf zu bekommen (Stichworte: >> B-Korrektur <<, Schema B, Lipolyse, Fettsäurenresistenz).
    Da leider auch heute nicht jeder Arzt einen Plan zur Fettsäurenresistenzwirkung im Speicher hat, solltest Du das Thema mal mit deiner Diabetologie abklopfen. Wenn man dort nur die Augenbrauen lupft, dann mache da die Mücke.


    Zitat

    Habt ihr vll noch Ideen was ich machen kann?


    Du bist gut! :thumbsup:
    Das sieht nach einer vergurkten Therapie ohne Plan aus. Irgendwo an irgendeinem Schräubchen drehen wird wenig helfen. :rolleyes:
    Wie wäre es an eine Neueinstellung mit vernünftiger Schulung zu denken? Ggf. eine Gelegenheit auch mal ein Insulinpumpe in Betracht zu ziehen?


    Ich wünsche, so oder so, aber viel Erfolg und gutes Gelingen. Tja ... und zum Beginn an "Schema B" denken um erst mal eine glatte Basis zu schaffen, egal auf welchem aktuellen Insulinbedarf Du nach Schema B anlandest. ;)


    Gruß
    Joa


  • Leider sehen alle Tage so aus, mein HbA1C liegt aktuell bei 9,3. ;(
    Be-Faktoren habe ich morgens 1,5 , mittags 2 und abends 2. Wenn ich morgens 2 nehmen würde (hab ich schon probiert) rutsche ich schnell in eine UZ.
    Korrekturfaktoren sind morgens 1IE= 30mg7dl, mittags 1IE=35mg/dl und abends 1IE=35mg/dl und nachts 1IE=50mg/dl


    Beim Frühdienst unterzucker ich häufig und beim Spätdienst läuft es halbwegs. In der Schule läuft es auch entspannter, da ich mich da einfach auch besser drum kümmern kann. Ich korrigiere meist erst nach 3h, eher nur wenn mir der Zucker zu hoch ist.


    Die Gesamtmenge an Insulin ist relativ konstant.


    Mein Diabetologe arbeite mit mir gemeinsam daran diese Achterbahnfahrt endlich zu beenden, deswegen habe ich ja das Freestyle Libre von ihm für 2 Wochen bekommen und der Weg soll schon auch Richtung Pumpe gehen. Er sagt ich messe sehr häufig und müßte aufgrund dessen eigentlich bessere Werte haben, mit dem Aviva waren 10 Messungen am Tag normal.


    Ich werde jetzt auf jeden Fall mal den BE-Faktor für abends auf 2,5 hoch nehmen.
    Achso momentan habe ich Schule. Der morgendliche hohe Wert am Freitag lag daran das ich erst seit Freitag Toujeu morgens spritze, vorher immer abends.

  • Du bekommst beim Libre in der Software ein "Tagesmuster", wo mehrere Tage gemittelt werden. Das dürfte dir gute Hinweise geben wie du zu schrauben hast. Und versuch bei hohem BZ Kohlehydrate ausnahmsweise bleiben zu lassen. Bis sich der Bolus durch Resistenzen gefressen hat, passiert wenig, die KH rauschen aber nach wie vor rein. Und der nächste Bolus schickt dich dann ins Loch.


    Ansonsten hats Joa ziemlich gut zusammengefasst - einmal "Neueinstellung" bitte.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Ich denke auch, dass eine Neueinstellung (vor allem mit einem "untätigen/unfähigen" Diabetologen im Hintergrund) das Beste wäre.


    Die Faktoren passen weder zu den Werten, die Du misst und korrigierst noch zu dem Insulinspiegel. Natürlich kannst Du es probieren und den Abendbolus erhöhen. Nur wenn Du mal weniger isst, stimmt das Ganze wieder nicht und Du irrst dann wieder ziellos umher. Damit kratzt Du nur ein bisschen an der Kosmetik, der Kern bleibt unberührt.
    Kann sein, dass Du mit viel Glück da kurzfristig raus kommst aber Du vergeudest schon lange - zu lange (mehrere Jahre) - Deine Zeit und Kraft dafür ohne ein zufriedenstellendes Ergebnis zu bekommen. Wenn man einen lahmen Gaul hat, sollte man ihn wechseln. ;)


    Lies Dir mal die verlinkten Seiten von Joa durch, auch wenn Du nicht alles begreifst, Du wirst Deine Situation in einem anderen Licht sehen.



    Viele Grüße
    Bratbäcker