Preisbindung verschreibungspflichtiger Medikamente in DE verstößt gegen Europarecht

  • Neulich in der Apotheke. An der Theke werden "zuckerfreie Gummibärchen" angepriesen. Ich frage die Apothekerin, ob diese meinen Blutzucker beeinflussen würden. Sie war mit einer Antwort sichtlich überfordert, konnte mit Zuckeralkoholen nichts anfangen und hat mich dumm wieder das Geschäft verlassen lassen.
    Oder dann die andere Apotheke, bei der man schon vorher weiß dass sie alles bestellen muss und deshalb vorher anruft. Da steht immer so ein Topf auf dem Tisch, mit Traubenzuckerbonbons für Kunden. In einer Apotheke! Selbst beim Abholen von Insulin wird einem daraus was angeboten, und die obligatorische Packung Taschentücher gibts auch noch dazu. Was soll ich da für eine Beratung erwarten?
    Bei uns im Ort, einem kleinen Dorf von 3000 Leuten, da gibts einen Allgemeinarzt, aber keine Apotheke. Der hat doch tatsächlich versucht, dass er in seinen Räumen Medikamente "des täglichen Bedarfs" abgeben dürfe. Hat er recht schnell sein gelassen. Dann hatte er die Idee, dass er Rezepte von Patienten direkt an eine regionale Apotheke gibt und diese an ihn einmal am Tag liefert. Hat auch nicht geklappt, er hätte, wegen Marktwirtschaft und so, alle Apotheken in einem bestimmten Umkreis nach eine bestimmten Schlüssel bedienen müssen. Also hat er es gelassen.

  • Wer hat denn nun wirklich was davon, wenn Firmen in ihre Steuern im Ausland zahlen? Autos aus Japan und Medikamente aus Holland? wenn ihr meint ...


    Das wirst Du nicht verhindern können, nennt sich Globalisierung. Ist aber schon Asbach, das mit den ausländischen Fahrzeugen. Bin mit 18 (vor 41 Jahren) schon einen Toyota gefahren. :)


    Was Medikamente aus Holland betrifft - wenn man nur Deutschland denkt, hast Du natürlich recht. Wenn man EU denkt, dann nicht nicht. Ich sehe mich erstmal als EU Bürger, dann als Deutscher. Sonst können wir die EU auch wieder abschaffen. Sehe ich jedenfalls so. Dass das nicht immer Vorteile hat, ist klar.


    Schau mal, wo die Insuline herkommen, oder CGMs oder Insulinpumpen. Wenn mans braucht, hat auch keiner was dagegen, das sie nicht aus Deutschland sind.


    Was mich viel eher stört sind CETA und TTIP. Nicht weil ich was gegen Handelsabkommen habe, sondern weil da durch die Hintertür vieles aufgeweicht und verschlechtert wird und vieles mehr. Aber das ist ein anderes Thema und gehört hier nicht her. ;)


    Edit: Übrigens gabs früher auch Preisbindungen in fast allen Bereichen. Das wurde abgeschafft und es gibt nur noch die UVP, die Unverbindliche Preisempfehlung. Warum das bei Apotheken nicht sein darf, ist wenig einleuchtend.

    Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht.(Marcus Aurelius)
    Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern daß man nie beginnen wird, zu leben.(Marcus Aurelius)

    Einmal editiert, zuletzt von Cassiopeija ()

  • Edit: Übrigens gabs früher auch Preisbindungen in fast allen Bereichen. Das wurde abgeschafft und es gibt nur noch die UVP, die Unverbindliche Preisempfehlung. Warum das bei Apotheken nicht sein darf, ist wenig einleuchtend.

    Das liegt nicht an den Apotheken (die da durchaus von profitieren, zumindest kleinere) sondern schlichtweg daran, dass bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln ein Wettbewerb zu mehr AM-Konsum führen könnte. Das wiederum möchten die Krankenkassen nicht. Das in Deutschland keine Rabatte bzw. Zugaben zu Rezepten gegeben werden dürfen soll verhindern, dass sich die Leute mehr aufschreiben lassen.


    Wenn man es genau betrachtet, müssten Doc M. Und Co. den Rabatt nicht an den Patienten zahlen sondern an die KK. Wenn die Preisspanne tatsächlich so hoch ist...

  • Tschuldigung, die Argumentation verstehe ich nicht. Wenn ich Rezeptpflichtiges wie Antibiotika verschrieben bekomme, 10 x 3 Stück, dann habe ich 10 x 3 Stück zu nehmen und nicht "buy one, get one free". Du hast ein Rezept bekommen und keinen Coupon, am Ende zahlts u.a. die Kasse oder du per sinnlos hoher Zuzahlung.


    Das Problem werden eher die NICHT rezeptpflichtigen Mittelchen sein. Siehe Paracetamol und Leber (afaik). Aktuell aus der US Wal Mart: Acetaminophen (Ibuprofen) 200 mg und 500 Stück für 7$. Also 100 Gramm Wirkstoff. Und nun geh in deine Apotheke und hol dir Ibuprofen für 7$. Nein, die frisst man trotzdem nicht wie Smarties.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Hab schon regelrecht gefährliche Sachen in der Apotheke erlebt. Früher kaufte ich gelegentlich Aspirin-Tabletten. Da ist es auch passiert, daß ich gleichzeitig ein Rezept für ASS mit einreichte.
    Normalerweise dürfte das Zeug niemals beides zusammen ohne einen Hinweis über die Ladentheke wandern.
    Schließlich könnte ja mal ein Kunde dabei sein, der ohnehin erhebliche Herz- und/oder Kreislaufprobleme hat.
    Das zum Thema "Beratung in ihrer Apotheke vor Ort.".

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Das liegt nicht an den Apotheken (die da durchaus von profitieren, zumindest kleinere) sondern schlichtweg daran, dass bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln ein Wettbewerb zu mehr AM-Konsum führen könnte. Das wiederum möchten die Krankenkassen nicht. Das in Deutschland keine Rabatte bzw. Zugaben zu Rezepten gegeben werden dürfen soll verhindern, dass sich die Leute mehr aufschreiben lassen.


    Wenn man es genau betrachtet, müssten Doc M. Und Co. den Rabatt nicht an den Patienten zahlen sondern an die KK. Wenn die Preisspanne tatsächlich so hoch ist...

    Nur dann wäre es ja für die Versandapotheken nicht mehr interessant. Damit wäre ja ein versuchter Wettbewerbsvorteil, welchen die sich versprechen, weggefallen.

  • Das liegt nicht an den Apotheken (die da durchaus von profitieren, zumindest kleinere) sondern schlichtweg daran, dass bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln ein Wettbewerb zu mehr AM-Konsum führen könnte. Das wiederum möchten die Krankenkassen nicht. Das in Deutschland keine Rabatte bzw. Zugaben zu Rezepten gegeben werden dürfen soll verhindern, dass sich die Leute mehr aufschreiben lassen.


    Wenn man es genau betrachtet, müssten Doc M. Und Co. den Rabatt nicht an den Patienten zahlen sondern an die KK. Wenn die Preisspanne tatsächlich so hoch ist...


    Das sehe ich nicht. Hier kann man immer wieder lesen, das Leute weniger Teststreifen bekommen als benötigt, auf ein günstigeres Messgerät umsteigen sollen, etc. Wartum ist das so? Weil die Ärzte oft genug genötigt sind, weniger als nötig zu verschreiben, nur damit sie ihr Budget nicht sprengen. Ist natürlich schön, wenn man kein Betroffener ist, dann kann man sich zurücklehnen und irgendwas behaupten.


    Wenn ein Arzt der Meinug ist, ich brauche täglich 150 mcg Thyroxin, wird er mir sicher nicht plötzlich 200er verschreiben, nur weil es die gerade bei DocMorris in der billigen 3er Packung und 'nem Päckchen Verhüterli gratis obendrauf gibt - ach ja - und 'nem DocMorris Kugelschreiber. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Wenn man sonst wo einkaufen geht, wollen alle freien Wettbewerb, weil das für günstigere Preise sorgt. Günstigere Preise würde auch weniger Kosten für KKs bedeuten.


    Wurde nicht gerade Tresiba vom Markt genommen, weil den KKs der Preis nicht genhem war und das Insulin angeblich keinen "Mehrwert" hat? Hatten sie Sorge es könnte zu mehr Insulinkonsum führen? Es spricht gar nichts gegen dieses Urteil, ausser ich bin Apotheker - dann würd ich das auch verbieten wollen.

    Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht.(Marcus Aurelius)
    Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern daß man nie beginnen wird, zu leben.(Marcus Aurelius)

  • ... und das gute liegt so nah - weils Insulin so billig ist, heute die doppelte Dosis ;)

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Was du verwechselst sind die Endverbrauchepreise (siehe Privatpatienten) und die, die Kassen mit Apotheken und den Verbänden aushandeln. Es verbietet keiner der Kasse einen "Abgabepreis Insulin AOK" zu vereinbaren. Es geht darum, dass Insulin schlicht überall das selbe kosten muss, Rabatte verboten sind und obendrein DE recht teuer ist. Das nutzt nicht dem Patienten, das nutzt dem Hersteller samt Vertriebskette. Und ggf. dem Arzt, der bis vor kurzem von Herstellern bezahlt / bestochen wurde bestimmte Medikamente zu verschreiben und "Studien" durchzuführen.


    Ansonsten: https://www.welt.de/wirtschaft…edikamente-in-Europa.html. Oder http://www.spiegel.de/wirtscha…nd-zu-teuer-a-858039.html.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Ich bin nicht per se gegen das EuGH-Urteil. Aber hört doch bitte auf, es mit freier Marktwirtschaft oder freiem Wettbewerb gleichzusetzen.


    Ich bin ja oft Deiner Meinung, ich werd mir aber ganz sicher nicht von Dir vorschreiben lassen, was ich mit was gleichzusetzen habe oder oder wie ich etwas zu sehen habe.

    Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht.(Marcus Aurelius)
    Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern daß man nie beginnen wird, zu leben.(Marcus Aurelius)

  • Dir ist aber klar, dass ASS und Aspirin das gleiche ist?


    Genau deshalb schrub ich es. Und es kann sehr wohl ein Problem sein, wenn ein Patient plötzlich die doppelte Menge eines Wirkstoffes zu sich nimmt.
    Als Apotheker wäre man da mit einem kleinen Hinweis auf der sicheren Seite. Ist ja eh frei verkäuflich.
    Aber wenn das schon zu viel verlangt ist...

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Auf jeden Fall ist die so oft hervorgehobene unverzichtbare und tolle Beratung in der Präsenzapotheke meistens gar nicht vorhanden. Von den oft sehr eingeschränkten Öffnungszeiten ganz zu schweigen und sowieso, kommen Sie morgen wieder, ich muss das erst bestellen :rolleyes: :cursing:

    Mit den Ruhezeiten ist nicht zu spaßen, vor allem beim Hefeteig!

  • Es gibt medizinisch Umstände, die die Einnahme von ASS generell verbieten. Auch wird es vor manchen Eingriffen schon Tage vorher abgesetzt. Dafür gibt es mit Sicherheit Gründe.
    Daher würde ich es nicht so locker sehen, daß die Einnahme, gleich in welchen Mengen, sowieso kein Problem ist.


    Aber egal jetzt.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Aaalso ASS zur Blutverdünnung sind normalerweise wirklich nur 100mg. Ne Aspirin dazu und wir sind bei 600. Es gibt ASS-Produkte gegen Schmerzen die enthalten 600 bzw. sogar 1g ASS. Ich oute mich mal als Apotheker und würde da auch nicht unbedingt was sagen. Wenn eine OP ansteht wird der entsprechende Arzt wohl hoffentlich im Vorfeld drauf hinweisen. Bei Kunden die so Aspirin kaufen (ohne dass sie ASS von Arzt verschrieben bekommen haben) fragt man vorsichtshalber nach eventuell bestehendem Asthma.

  • Wenn ich an meine momentane Auflistung von Medikamenten denke... :whistling:


    Meine Spritze von heut morgen kostet allein schon 123 Euro. Eine! Im Päckchen sind 5 Stück = 615 Euro.

    Und dafür hat der Arzt für das Päckchen auch nur 8,xy Euro bekommen.


  • Und ich nix........... ;(

    Doch du hast dein Medikament direkt in der Apotheke bekommen.
    Von den 8,xy hat der Apotheke sein Gehalt und das der Angestellten und alle Kosten des Geschäftes zu bezahlen. Dito auch die Abgabe an die Krankenkasse welche er machen muss.


    Neben dem Verbot der Versandapotheke in Deutschland ist jetzt aufgrund der Gerichtsentscheidung auch eine Service Gebühr im Gespräch. Die muss der Patient selbst zahlen da das nicht von der Krankenkasse bezahlt wird.
    Und wenn die kommt, dann kann die der Apotheker relativ frei festlegen.
    Es wird also für den Kunden nur teuerer.

  • Sehr unwahrscheinlich. Die Apotheken werden die Kunden nicht gänzlich an die Online Anbieter verlieren wollen. Teurer wird es nur, wenn der Staat eingreift.

    Mit den Ruhezeiten ist nicht zu spaßen, vor allem beim Hefeteig!

  • Im übrigen gab es schon eine ganze Zeit lang die Zuzahlungsrabatte in der Vergangenheit. Die meißten Apotheken haben es überlebt und hätten wohl auch weiter überlebt.

    Mit den Ruhezeiten ist nicht zu spaßen, vor allem beim Hefeteig!