Brauche Rat zur Basalversorgung -nachts-

  • Hallo liebe Foris,


    ich bin sehr unsicher geworden. Meine Basalrate hat lange, lange gut gepasst. Vielleicht nicht perfekt, aber ich konnte mich zumindest darauf verlassen, morgens mit Werten zwischen 90 und 180 mg/dl aufzuwachen. Abhängig davon, ob ich am Vortag Sport hatte, kurz vor dem Schlafengehen noch was gefuttert habe, etc.


    Hier muss ich einwerfen, dass für mich mein Zielbereich tags wie nachts zwischen 90/100 und 160 mg/dl liegt (bis 180 mg/dl ist für mich auch okay). Alles andere ist mir persönlich zu gefährlich, da ich mit Werten unter 100 mg/dl gefühlt zu schnell in Hypos rutsche. Ich weiß, dass es hier einige gibt, für die 160 mg/dl über mehrere Stunden schon zu viel ist. Für mich nicht. Bitte berücksichtigt das. Danke. :)


    Nun hat sich etwas geändert. Vielleicht ist meine Insulinsensibilität in der Nacht jetzt noch ausgeprägter als ohnehin schon? Ich weiß es beim besten Willen nicht, was los ist. Habe nun seit Wochen beobachtet, dass ich morgens sehr oft mit niedrigen Werten aufwache (40-90 mg/dl). Dank Libre kann ich den Nachtverlauf einsehen. Ich gehe nun meist mit Werten zwischen 180-250 mg/dl zu Bett und wache mit <90 mg/dl auf und laut Libre sinkt der Blutzucker vom Moment des Schlafengehens um 22, 23 Uhr (1 Uhr am Wochenende) an und um 4,5 Uhr herum erreicht er oft den Hypobereich oder zumindest knapp und verbleibt dort. Da das langsam vonstatten geht, wache ich nicht immer von Unterzuckerungen auf. Macht mir etwas Angst.
    Ansonsten habe ich eine gute Unterzuckerwahrnehmung. Tagsüber merke ich schon bei 70 mg/dl etwas und nachts bin ich früher zuverlässig bei 50 mg/dl aufgewacht (oder zumindest denke ich das, denn das Libre nutze ich erst seit 2,5 Wochen).


    Dafür neige ich abends zu Überzuckerungen, warum auch immer. Ich esse auch oft erst um 17/18 Uhr warme Küche. Aber eigentlich selten mit mehr als 3 BEs und das sollte eigentlich kalkulierbar sein. Dennoch spritze ich nicht gern mehr als den üblichen Bolusfaktor von 1x1, da ich abends keine Lust auf extra Naschen habe...


    Kurzum: Möglicherweise muss ich die Basaldosis anpassen oder vielleicht sogar den Zeitpunkt für die Basalspritze ändern?
    Mit meinem Arzt habe ich noch nicht gesprochen, da habe ich erst in 2 Wochen wieder einen Termin. Ich würde gerne selber ausprobieren und könnte vorher gut euren Rat gebrauchen. Jeder Typ Iler muss sich selber sein bester Arzt sein, nicht wahr? :)


    Nun ein paar Daten:


    ICT-Therapie
    Bolus: Novorapid
    Basal: Levemir


    1. Basaldosis morgens ca. 6.30 Uhr: 12 Einheiten
    2. Basaldosis abends ca 18 Uhr: 6 Einheiten (in letzter Zeit oft nur 5 oder 4,5, trotzdem rutsche ich nachts/morgens in UZ)


    Bolusfaktor ist übrigens immer 1x1 (am Wochenende zum Frühstück manchmal sogar ~1,3). Korrekturfaktor ist 1 E = 40-50 mg/dl.
    Durchschnittlich spritze ich 10-13 Boluseinheiten am Tag und esse vielleicht 8-10 BE am Tag.


    Soll ich für die Nacht etwa noch weniger spritzen? Also mal 3 Einheiten testen und dafür morgens aufpassen, ggf. mehr zum Frühstück oder einen Aufstehbolus spritzen.


    Mir kommt das alles schon sehr wenig vor. Restaktivitäten habe ich auch sicherlich nicht, da ich seit Herbst 2005 zum Kreis der Typ Iler gehöre.


    Müsste wohl wirklich mal Basalratentests machen. Aber wann? Ich mache jeden zweiten Tag Sport oder habe irgendwelche Pläne, wo Basalratentests nicht richtig in den Tag passen und man soll ja keinen starten, wenn man am Vortag Sport hatte oder Ähnliches.


    Vielleicht hat jemand Ideen oder Tipps. Das würde mich sehr freuen. :)


    Liebe Grüße,
    Jean


    PS: Uff, soviel Text. An dieser Stelle schon mal Dankeschön fürs Lesen. :pupillen:

  • Hallo Blue, vielen Dank für deine konstruktive Antwort.
    Was bedeutet TGD? Tages-Gesamt-Dosis vielleicht? Hm, ich glaube nicht. Habe vor einem halben bis ganzen Jahr noch vielleicht mehr genascht oder Mahlzeiten mit mehr BE gegessen und dementsprechend mehr gespritzt. Könnte schon sein. Aber das war kein gravierender Unterschied zu jetzt, denke ich.
    Sonst wie bei dir deine "Sommerphase" könnte es ja der Jahreszeitenwechsel sein...


    Ich bemühe mich um ein paar Basaltests nächste Woche. Ab morgen habe ich ein verlängertes Wochenende und Basaltests lohnen sich bei mir an freien Tagen kaum, da jeder Tag anders aussieht. Also am besten unter der Arbeitswoche.


    Pumpe an sich schon mal überlegt, aber bin noch nicht bereit dazu. Trage bereits ein Cochlear-Implant und habe kein richtiges Interesse an weiteren Geräten am Körper... der Libre-Sensor ist für mich schon fast grenzwertig. Eine Pumpe wäre mir zuviel. Aber kann schon sein, dass sich meine Meinung mal ändern wird.


    Werde es heute mal mit 3 IE Basal versuchen.


    Edit: Eine Pumpe würde Sport vereinfachen oder? Man kann ja ggf. das Basal während des Sports abstellen.

  • Da wir ähnliche "Eckdaten" haben (ähnliches Alter, gleich lange Diabeteskarriere, ICT) verfolge ich solche Themen mit erhöhter Aufmerksamkeit :)


    Zu den Basalratentests: Du hast anscheinend gerade das Libre am Arm. Damit kannst du ja sehr einfach die Verläufe sehen. Lass doch einfach mal eine Mahlzeit aus (bzw. verschiebe sie zeitlich ein bisschen) und schau, was in der bolusfreien Zeit passiert. Mit einem ausgelassenen Mittagessen kannst du fast schon den kompletten Tages- (nicht Nacht-) Verlauf überwachen. Ein sehr spätes Frühstück könnte die Vormittagsbasalrate überprüfen und ein sehr frühes oder sehr spätes Abendessen könnte Einblick in die Abend-Versorgung geben.
    edit: Ich bin der Meinung, dass man den Basaltest notfalls auch am Tag nach körperlicher Aktivität machen kann. Kannst ja das Training etwas seichter gestalten. Wenn du eh regelmäßig Sport machst, sollte der Nachfülleffekt etwas geringer ausfallen. Und ich selber habe noch nie beobachtet, dass eine einzelne Sporteinheit noch tagelang Spuren hinterlässt - und wenn doch, dann gehört das eben zum "Alltag", der dann auch in der Basalrate Berücksichtigung finden sollte.


    Du schreibst, dass du gegen Abend recht hohe Werte hast. Du spritzt dein Basal morgens und abends. Ich ziehe da den Schluss, dass gegen Abend deine Basalversorgung (zu) niedrig ist, weil da die Werte hochgehen. Da könntest du nun an deinem Morgen-Insulin rumschrauben oder die vermeintliche Basallücke mit einem Schuss Bolus überbrücken.
    Interessant ist dann aber, dass deine (geringe) Nachtdosis nach 10h Wirkdauer anscheinend voll durchschlägt bzw. zu diesem Zeitpunkt dein Basalbedarf sehr gering ist.


    Ich denke, du wirst nicht umhin kommen, "irgendwas" an deinem Basalprofil zu ändern. Den Anstieg gegen Abend könntest du in den Griff bekommen, indem du dein Tagesinsulin später spritzt. Jetzt kommt eine gewagt These: Vielleicht entfaltet sich die Wirkung deines Abend-Basals erst relativ spät (also nach ~10h). Wenn du also auch die Abenddosis später gibst, könnte es ja sein, dass diese am frühen Morgen noch nicht so krass wirkt und die nächtlichen Senkungen dadurch wegfallen.


    Mein Vorschlag wäre also: Je nach Schlafzeitpunkt das Abend-Basalinsulin erst um 23h geben und die Tagesdosis dann entsprechend gegen Mittag. Eine Änderung der SpritzZEITPUNKTE (und nicht der SpritzMENGE) sollte ohne längere Anpassung des Körpers vonstatten gehen, so dass du recht schnell "neue" Erkenntnisse haben könntest. Und wie gesagt, das Libre hast du ja zur lückenlosen Überwachung eh am Arm.
    Wäre das nichts? :)

    Einmal editiert, zuletzt von Hobbit ()

  • Hallo Jean,


    wie Du dein Spritzverhalten ändern könntest, wurde ja schon einiges geschrieben.
    Ich hätte vielleicht auch noch eine Idee, warum deine Werte in der Nacht absinken und Du nichts mitbekommst und aufwachst.
    Ich benutze Libre nun seit 1,5 Jahren und trage den 46 Sensor am Arm. Wenn ich längere zeit auf dem Sensor liege, zeigt er mir auch nur LO an, obwohl mein Wert gut ist. Vielleicht stellst Du dir mal den Wecker um 4-5Uhr und misst mit Libre und wie früher mit Blut dagegen.
    LG

  • Hobbit:
    Du bist auch Mitte 20 mit ca. 11 Jahren DM1? :)


    Ich trage das Libre an der Flanke (Hüfte, leicht über dem Hosenbund). Da ist es schön geschützt und stört mich nicht.


    Werde das so machen, also Mahlzeiten spontan auslassen. Einen ganzen Tag mit Essen aussetzen wäre ja auch unpraktisch und der Hunger übt sich bestimmt auch auf den Zucker aus, wie alles andere auch.
    Erst mal abends das Basalinsulin auf 3 reduzieren und dann schauen, was passiert. Das morgendliche Basalinsulin belasse ich besser noch etwas so, sonst würde ich nachmittags in UZ rutschen. Aber guter Ansatz. Sollte ich es doch erhöhen, könnte ich ja dafür den Bolusfaktor für Mittagsmahlzeiten reduzieren.


    Uhrzeiten für das Basal ändern ist irgendwie so abschreckend, weil die einem (wortwörtlich) im Blut sitzen. Aber klar, kann mich ja auch umgewöhnen. Das morgendliche Basalinsulin könnte ich tatsächlich mal später spritzen, um die abendlichen hohen Werte einzudämmen. :)


    Puh, gute Ideen. Liegt nur noch an der Umsetzung. :D


    Und ja, das Libre erleichert die Überwachung.


    @tecumseh:


    Das hatte ich auch überlegt. Allerdings leuchtet es schon ein, wenn ich abends mit 230 mg/dl zu Bett gehe und morgens mit 55 mg/dl rauskomme, dass über Nacht eine Kurve steil bergab geht... Sobald ich morgens keine Hypos mehr habe und die nächtliche Kurve checken will, stelle ich mir mal den Wecker auf eine unmenschliche Zeit. :D


    Vielen Dank allen. Hat mir schon sehr geholfen. :)

  • Hallo Jean,
    ich habe ebenfalls Levemir als Basal und dein Problem kommt mir sehr bekannt vor. Das Absinken um 4 Uhr hatte ich genau so. Zu der Zeit habe ich noch in Nachtschicht gearbeitet und weiß es deshalb sehr genau. Ich habe damals noch 6 IE in der Nacht gespritzt. Während der Arbeit habe ich mir keine großen Gedanken drum gemacht zum Problem wurde es als ich wieder "normal" gearbeitet habe. Zu der Zeit bin ich dann auch in die Reha gegangen und dort haben wir dann mein Basal bis auf null reduziert. Konnte ich auch kaum glauben, aber es lief lange sehr gut. Auch als ich aus der Reha wieder zurück war.
    Ende Juli hatte ich jetzt einen Arbeitsunfall und das hat das ganze System jetzt über den Haufen geschmissen. Jetzt bin ich wieder bei 3 Einheiten Basal Nachts und morgens muß ich mir gleich beim aufstehen 3 Einheiten Humalog verpassen. Dann komm ich gut beim Frühstück an. Das wichtigste aber mein BZ bewegt sich Nachts kaum. Was ich jetzt dank Libre ja recht einfach feststellen kann.
    Da kannst die nächsten Wochen man einfach testen. Ich habe bei mir aber die Erfahrung gemacht, jede Änderung beim Levemir erst so fünf Tage laufen zu lassen um ordentliche Ergebnisse zu haben.

    Wenn du ein Problem hast, versuche es zu lösen.
    Kannst du es nicht lösen, mache auch kein Problem daraus!

  • Wow, Kuhdriver. Vielen Dank für den Erfahrungsbericht. Über Nacht auf Levemir verzichten? Auf die Idee wär ich nie gekommen...
    Wie gesagt, ich teste das mal mit 3 IE aus und wenn das auch nicht besser wird, könnte ich ja auch ohne Levemir ausprobieren... Krasser Gedanke, irgendwie. :D

  • Update: Ich bin begeistert! Seit fünf Tagen spritze ich abends nur noch 3 IE Levemir. Also nur noch die Hälfte zu vorher und dazu oft noch später als 18 Uhr, teilweise erst 21 Uhr. Die Werte nachts sind grandios! Ich gehe z. B. mit 100 mg/dl schlafen und wache mit 100 mg/dl auf und laut Libre bleibt der Wert durchgehend in dem Bereich +/- 20 mg/dl. Ich hoffe, das bleibt so. :)


    Muss jetzt morgens beobachten, ob ich ggf. zum Frühstück einen höheren Bolusfaktor brauche. Ansonsten bin ich echt zufrieden!


    Vielen Dank für Euren Rat und Bestärkung. :)

  • Jo, hier werden sie geholfen.... ;)
    .....von welchem Philosophen kam das noch gerade...? :D

    Wenn du ein Problem hast, versuche es zu lösen.
    Kannst du es nicht lösen, mache auch kein Problem daraus!

  • Die Freude hielt nur kurz an. :(


    Ein paar Tage lang lief das richtig gut mit der halben Basaldosis für die Nacht. Bin morgens gut rausgekommen.


    Letzte Woche hatte ich dann wieder Unterzuckerungen am frühen Morgen (meist so um 5 Uhr). Zum Glück scheine ich in der Regel davon aufzuwachen. Als Folge dessen habe ich beschlossen, das Levemir abends nicht mehr zu spritzen (waren ohnehin nur noch 3 IE gewesen, mehr dazu s. o.). Das schien ein paar Tage lang den Trick auszumachen, alles war gut.


    Jetzt seit ca. einer Woche habe ich wieder nächtliche Unterzuckerungen, in den letzten drei Nächten sogar zwei pro Nacht!! Und das obwohl ich nachts keine Insulinwirkung mehr haben sollte?! Ich bin kurz vorm Verzweifeln. Die Hypos in der Nacht bzw. am sehr frühen Morgen schlauchen und auf Dauer kann ich das nicht mitmachen.


    Morgens gegen halb sieben spritze ich 12 bis 15 IE Levemir für den Tag. Die Höhe der Dosis schwankt aktuell, da ich noch am Experimentieren bin. Früher waren es lange lange Zeit 12 IE gewesen, wo ich abends noch 6 und später 3 IE gespritzt habe. Jetzt wo ich das abends weglasse, bin ich davon ausgegangen, dass ich ggf. für den Tag mehr Basalinsulin brauche.
    Denn mittags und vor allem abends scheinen die Werte nach der Mahlzeit ziemlich hochzugehen. Abends ist schlimm geworden. Ich brauche nur 1 bis 2 BEs zu futtern und könnte schon Hypers bis zu 320 mg/dl haben, obwohl ich meinen üblichen Bolusfaktor von 1,0 spritze. Das korrigiere ich dann hinterher wieder.


    Wie kommt es, dass ich nachts ohne Insulin auszukommen scheine? Ich kann mit Werten um 200 mg/dl herum zu Bett gehen und trotzdem Hypos kriegen. Soll ich mir Zucker spritzen?? :pupillen:


    Laut Basalratentest scheine ich zumindest vormittags gut durch den Tag zu kommen. Nachmittags/abends habe ich noch nicht getestet.


    Ich mache übrigens drei Mal die Woche abends Sport - Montag (1 h Tennis), Mittwoch (1,5 h Kickboxen) und Donnerstag (1 h Fitness), manchmal auch am Wochenende noch eine kleine Einheit. Früher war ich auch schon sportlich, aber genau diese drei festen Termine habe ich erst seit Mitte Oktober. Davor waren es nur Tennis und freiwillige Sporteinheiten wie mal Joggen, alleine Fitnessübungen, etc. Ich vermute, dass diese regelmäßigen Termine starken Einfluss auf meinen Insulinbedarf ausüben. Das ich zumindest nachts kein Insulin mehr benötige.


    Nur was kann ich gegen die Unterzuckerungen tun? Möchte nicht unbedingt vor dem Schlafengehen noch extra futtern müssen, da ich ja auch das Ziel habe, ein paar Kilos abzunehmen.
    Und abends mehr zu den Mahlzeiten spritzen oder einfach versuchen, auf Kohlenhydrate zu verzichten? Für mich sehr schwer, da ich abgesehen von Salat keine richtigen KH-freien Mahlzeiten mag.


    Einen Termin mit der Dia-Expertin habe ich erst Anfang Dezember wieder. Solange möchte ich nicht mit Hypos kämpfen. Langsam weiß ich aber keinen Rat mehr. Daher hatte ich gehofft, dass ihr vielleicht Ideen habt. Bin für jede Anregung dankbar.


    Vielen lieben Dank,


    eure müde Jean



    Edit: Ich meine, dass die Wirkung von Levemir ca. 16 Stunden anhält. Dann dürfte es ja, wenn ich morgens 6.30 Uhr spritze, in der Nacht keine Wirkung mehr haben oder jedenfalls nicht die ganze Nacht. Oder wirkt es doch länger?

  • Ich mache übrigens drei Mal die Woche abends Sport - Montag (1 h Tennis), Mittwoch (1,5 h Kickboxen) und Donnerstag (1 h Fitness), manchmal auch am Wochenende noch eine kleine Einheit. Früher war ich auch schon sportlich, aber genau diese drei festen Termine habe ich erst seit Mitte Oktober. Davor waren es nur Tennis und freiwillige Sporteinheiten wie mal Joggen, alleine Fitnessübungen, etc. Ich vermute, dass diese regelmäßigen Termine starken Einfluss auf meinen Insulinbedarf ausüben. Das ich zumindest nachts kein Insulin mehr benötige.



    Hallo Jean,


    das ist wirklich äußerst bizarr. Levemir hat zu Beginn einen Wirkgipfel und lässt dann langsam nach. Ich habe deutlich niedrigere Dosen (6-7 IE) tagsüber und ich kann gegen 19:00 Uhr Sport fast ohne Sport BE treiben. Dafür kenne ich den Effekt, dass man bei kleinen Kohlehydratmengen haltlos nach oben ballert, nur zu gut. Daran merkt man, dass die Wirkung von Levemir schon recht niedrig ist. Dass das Levemir von 6:30 Uhr am frühen Morgen des nächsten Tages eine Hypo machen soll, ist schon seltsam. Wenn es aber das einzige Insulin im Körper ist, muss es fast so sein.
    Viel Sport senkt den Basalbedarf auch insgesamt, der Muskelauffülleffekt kommt bei mir oft auch erst nach Stunden. Aber eigentlich kann der Muskelauffülleffekt nur eintreten, wenn noch Insulin im Körper ist. Deshalb finde ich es äußerst erstaunlich, dass Du Nachts unterzuckerst.
    Deshalb erst mal die Frage: sind die Nächte nach dem Sport anders als die ohne Sport? Und musst Du für den Sport viel Sport BE futtern?


    Grüße
    Ikebana

  • Erst einmal vielen lieben Dank für die zahlreichen Anregungen! Auf die meisten wäre ich ehrlich gesagt nicht mal gekommen, da in meiner Diabetes-Karriere selten gravierende Änderungen auftraten. Wenn dann meist nur in der Höhe der Einheiten, die ich spritze, oder dass ich mal ein, zwei Stunden früher/später spritze. Deswegen ist mir vor diesem Thread nicht mal im Traum eingefallen, das Levemir für die Nacht wegzulassen.


    Zum Thema Muskelauffülleffekt habe ich mich nach Blues Post noch einmal selber etwas schlau gemacht. Jetzt habe ich zumindest einen Namen dafür, was es mit den starken Blutzuckerabsenkungen nach bestimmten Sporteinheiten auf sich hat! :D Das wird es meiner Meinung nach am wahrscheinlichsten sein.
    Seltsam nur, dass ich die Unterzuckerungen auch in manchen Nächten nach Tagen ohne Sport hatte. :huh:


    @Blue: Ob es eine Up-Regulation sein könnte, kann ich nicht wirklich sagen. Kann sich so etwas auf die Nacht beschränken? Denn tagsüber scheine ich meine normalen Faktoren beibehalten zu haben. Außer abends.
    Mein Faktor ist im Normalfall fast immer 1 zu 1. Im seltenen Fall, dass ich mal mehr als 5 BE esse, spritze ich aber weniger als ich esse - erfahrungsgemäß läuft es damit ganz gut. Z. B. 5 IE für 6 BE, statt 6 IE. Übrigens Novorapid.
    Morgens meist 2 BE (2 IE), manchmal 4 BE (4 IE) und je nach Nüchternwert noch einen Morgenbolus von 1 IE.
    Mittags variiert die Mahlzeit, meist 3-4 BE -> 3-4 IE.
    Abends esse ich mal warm, mal nicht: 2-4 BE -> 2-4 IE.


    Insgesamt für Bolus also durchschnittlich 10 IE am Tag. Natürlich auch Korrekturen oder Snacks, also sage ich mal lieber 13 IE Bolus/Tag.
    Levemir morgens 12 IE, normalerweise noch 3 IE am Abend -> 15 IE Basal/Tag.
    Ist ja fast 50:50. Das ist doch eigentlich nicht schlecht?


    Ich denke, ich werde erst mal so verfahren:
    - Wenn der Wert nach dem Sport merklich ansteigt, sofort Korrektur. Falls ich das während des Sports noch bemerke, leichten Sport-Bolus (1-2 IE?).
    - Später am Abend eine kleine Menge Levemir (21 statt 18 Uhr, 2-3 IE statt wie früher 6 IE) geben.
    - Morgen-Dosis dafür wieder auf die gewohnten 12 IE runterschrauben (hatte zeitweise auf 14, 15 IE gesetzt, da ich das nächtliche Levemir weggelassen habe).
    - Abends nach dem Sport KH nur dann essen, wenn der Wert nicht stark angestiegen ist. Manchmal rutscht er ja stattdessen runter. Sollte er nach dem Sport merklich angestiegen sein, dann werde ich bei Hunger nur Salat essen.


    Vor dem Schlafengehen erst mal Werte zwischen 150 - 190 mg/dl anpeilen und beobachten.


    Ikebana: Ich hatte die Unterzuckerungen in letzter Zeit auch ohne Sport gehabt. Allerdings mache ich quasi jeden zweiten Tag Sport, also könnte der Muskelaufbaueffekt noch für den Sport von gestern sein, oder nicht? Sport-BE muss ich nur manchmal essen. Vor dem Sport achte ich darauf, mindestens 150 mg/dl zu haben und möglichst kein Mahlzeiteninsulin mehr im Blut zu haben. Denn wenn noch Mahlzeiteninsulin wirkt, dann muss ich oft noch einen Apfelsaft (knapp 2 BE) schlürfen. Bei Tennis passiert das oft.
    Beim Kickboxen scheint der Wert jedes Mal anzusteigen, da brauchte ich noch nie etwas extra.

  • Hallo Jean,


    Dazu muss man 2 Effekte unterscheiden, einmal dass Muskelarbeit die Insulinsensibilität grundsätzlich erhöht, auch über mehrere Tage, das bedeutet aber eine grundsätzliche Reduzierung des Insulins, zum anderen den Muskelauffülleffekt. Dieser resultiert daraus, dass der Muskel seine verbrauchten Kohlehydratreserven wieder auffüllt. Das kann zwar theoretisch mehrere Tage anhalten, aber eigentlich nicht bei einer Belastung von 1 oder 2 Stunden, sondern nach extrembelastungen, z.B. ein Marathon etc.
    Ich kenne den Muskelauffülleffekt in einer Range von gleich nach dem Sport bis zu 3-5 Stunden nach dem Sport, bei Sport spät am Abend auch schon mal am nächsten Morgen. Aber nie später, ich kann mir das auch fast nicht vorstellen.


    Dass Du kaum Sport BE brauchst und der BZ bei anstrengedem (ich sortiere Kickboxen jetzt mal anstrengender ein als Tennis) Sport eher ansteigt, ist ein Zeichen dafür, dass das Levemir schon nicht mehr viel wirkt. Hättest Du noch einen hohen Spiegel, würdest Du Sport BE brauchen und der BZ ginge trotzdem nach unten. Das VErhältnis ist bei mir mit Reiten und Laufen ähnlich, beim Reiten passiert nix und beim Laufen brauche ich mit hohem Insulinspiegel Sport BE und bei niedrigem Insulinspiegel rast der BZ nach oben.
    Dass ein Musktelauffülleffekt bei so niedrigem Insulinspiegel so stark auftreten kann, ist mir ein Rätsel. Hast Du denn mal mit dem Messgerät nachgemessen oder Dich voll aufs Libre verlassen?


    Grüße
    Ikebana

  • Ihr wisst aber das wir nicht sagen dürfen (sollten) wer wieviel Insulin und spritzen sollte. Geschweigen dann auch noch mit den Tageszeiten herrum hantieren. Mir fällt es auch schwer da ruhig zu sein aber wer von uns ist schon Diabetologe.

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

    Und seit 5 Jahren E-Auto Fahrer

  • Dass Du kaum Sport BE brauchst und der BZ bei anstrengedem (ich sortiere Kickboxen jetzt mal anstrengender ein als Tennis) Sport eher ansteigt, ist ein Zeichen dafür, dass das Levemir schon nicht mehr viel wirkt. Hättest Du noch einen hohen Spiegel, würdest Du Sport BE brauchen und der BZ ginge trotzdem nach unten. Das VErhältnis ist bei mir mit Reiten und Laufen ähnlich, beim Reiten passiert nix und beim Laufen brauche ich mit hohem Insulinspiegel Sport BE und bei niedrigem Insulinspiegel rast der BZ nach oben.
    Dass ein Musktelauffülleffekt bei so niedrigem Insulinspiegel so stark auftreten kann, ist mir ein Rätsel. Hast Du denn mal mit dem Messgerät nachgemessen oder Dich voll aufs Libre verlassen?

    Einspruch! :)
    Dass der BZ bei anstrengendem Sport ansteigt könnte auch ein Zeichen von erhöhter Ausschüttung insulinwirkungshemmenden Hormonen sein. Der hohe Pulsbereich führt zur Ausschüttung von solchen Hormonen. Ich hatte bei Fußballspielen gerne mal einen Normalwert vor dem Match und in der Halbzeit dann einen 300er-Wert. Ähnlich bei Intervallläufen. Wenn man ordentlich auf Bälle und Personen eindrischt könnte das hier auch der Fall sein. Ich würde da keinen Zusammenhang zu einer eventuellen mangelhaften Basalversorgung herstellen.

  • Meinereiner will des Nachts auch kein Insulin mehr hypolos entgegennehmen. ?(
    Ich hänge mich daher hier mal ran, in der Hoffung auf neue weiterführende Erkenntnisse :ren


    Ich bin die letzten 15 Jahre mit ICT und 13 IE Lantus um ca. 23:00 immer relativ gut durch Tag und Nacht gekommen :) . Seit Ende 2015 habe ich jetzt aber auch das Problem vermehrt auftretender nächtlicher Hypos (auch ohne Sport oder Alkoholkonsum).


    Ich habe deshalb zunächst die Lantusgabe auf Morgens verschoben und dann im Februar auf Toujeo umgestellt und bei einem durchschnittlichen Basalbedarf von 10-14 IE mit allen möglichen Spritzzeitpunkten getestet. Das nächtliche Hypoproblem ließ sich jedoch nicht verlässlich beseitigen :regen.


    Seit November teste ich jetzt noch Levemir und habe dabei ein ähnliches Problem wie Jean. Mein BZ ist trotz einer nur noch homeopatischen abendlichen Basaldosis von 2! IE nachts ständig am Fallen, v.a.auch noch nach 4:00. Auch wenn ich auf die abendliche Basaldosis komplett verzichte wir die Nacht nicht unbedingt hypofrei. Der BZ wird nur noch unberechenbarer und geht dann manchmal auch gegen morgen steil nach oben 8o und versaut mir den Tag.:regen


    Als zweite Basaldosis gibt es morgens noch 10 IE Levemir (z.z. ca. 10:00, 6-8:00 wurde auch getestet). Diese macht aber keine Probleme und läuft ziemlich glatt über den Tag (permanente Basalratentests mittels Libre 8)). Der letzte Bolus wir idR spätestens 16:00 und auch nur in kleinen Dosen (1-3 IE) verabreicht.


    Ich lasse mich jetzt immer 2 und 4h nach dem einschlafen wecken. Für heute sieht das dann so aus:


    [Blockierte Grafik: http://img5.fotos-hochladen.net/thumbnail/201612090602507vy8sxu9z1_thumb.jpg]

    8 Mal editiert, zuletzt von Rol.on ()

  • Der Blutzucker geht bei vielen unabhängig von der Basalversorgung morgens steil ab. Das ist das sogenannte Morgen-Phänomen. Kennst du möglicherweise schon. Falls du das hast, könnte es ja einen Versuch wert sein, das Levemir für die Nacht wegzulassen und morgens zum Aufstehen einen kleinen Bolus zu geben.


    Du bist jedoch schon länger dabei als ich und hast schon viel ausprobiert. Daher weiß ich gerade keinen besseren Rat. Gegebenenfalls hilft dir hier ja der Thread weiter. Ich habe viele gute Ansätze gefunden. :)

  • Danke Jean,


    Morgen-Phänomen kann ich ausschließen, um diese Zeit geht hier niemand steil, er fällt gg. 4 Uhr (nach KH-Einnahme) sogar nochmal :woot:.
    Ein Verzicht auf das abendliche Basal bringt mir nicht wirklich einen Vorteil. Der BZ fällt nachts trotzdem, so dass ich weiterhin was futtern muss um nicht in eine Hypo zu flattern. So gegen 8:00 beginnt er dann allerdings stark zu steigen. D.h ich muss mich Nachts trotzdem wecken und darf früh zusätzlich nicht länger als 7:00 pennen um den Anstieg noch abfangen zu können. :regen


    Bei dir war das doch ähnlich mit der nächtlichen Hyponeigung ohne Abendbasal, wie hast du das geregelt bekommen?

  • Es schien eine Phase zu sein, in der sich Muskeln über Nacht Energie gezogen haben... Mittlerweile hat sich das etwas eingerenkt und ich spritze wieder Basal abends, allerdings nur 3 bis 4 IE, je nachdem ob ich Sport hatte oder nicht. Damit läuft es recht gut und die Kurve bleibt relativ stabil. Schwierig ist es nur noch, die richtige Dosis nach Sport zu finden - manchmal brauche ich After-Sport-Bolus, manchmal After-Sport-BE. Kompliziert.


    Hm, du hast auch schon ausprobiert, die Basalrate generell zu reduzieren und stattdessen tagsüber mehr zu Mahlzeiten zu spritzen...?
    Zwar scheint deine Tagesdosis gut für den Tag zu sein, aber sie kann sich durchaus auf die Nacht noch auswirken. :/

  • Die Morgendosis habe ich bereits von 12 auf 10 runtergefahren. Ich lasse das dann immer ein paar Tage stehen damit mir der Steady State nicht in die Suppe spuckt.


    Wenn nötig fahre ich dass Basal auch noch weiter runter. Nur passt das dann alles überhaupt nicht mehr zu zur angeblich stark dosisabhängigen Wirkkinetik von levemir. Die kleinste angegebenen Dosis von 0,2IE/Kg habe ich mit aktuell 12IE bei 66Kg bereits unterschritten, so dass nachts 14+x h nach der Injektion eigentlich niemand mehr zu Hause sein dürfte .....