Blutzuckersteigerung beim intensiven Sport

  • Hallo,


    ich mache Judosport und habe Probleme mit meinem Blutzucker bzw. eine Insulin-Unterversorgung.


    Wenn ich die Pumpe ablege, den Katheter entferne, dann habe ich nach ca. 60 Minuten einen stark steigenden Blutzucker beim Training.


    Ich war auf einem Wettkampf und habe dabei leider den Blutzucker völlig vergessen.


    Nach dem Wiegen habe ich mich mit der angeschlossenen Pumpe warmgemacht.


    Beim Aufruf zum Kampf habe ich den Katheter gezogen, wenige Minuten zuvor BZ-Start-Wert von 180 mg/dl.


    Die Matte betreten und 5 Minuten Vollgas, voll unter Adrenalin, das wird den BZ stark gesteigert haben.


    Ich war so unter Strom, dass ich komplett vergessen habe, dass ich Diabetiker bin.


    Nach vier Kämpfen hatte ich jedoch einen BZ von 350 mg/dl.


    Die vier Kämpfe zogen sich ca. über eine Stunde, die letzten beiden Kämpfe folgten direckt hintereinander, unfairer Weise, also ca. 10 Minuten maximale Belastung.


    Ich habe auf Lehrgängen schon probiert die basalen Lücken mit NPH-Insulin zu schließen, aber das NPH-Insulin zeigte komischerweise sehr schlechte Wirkung bei dem Lehrgangstrainings.


    Beim Lehrgang habe ich jedoch mit kleinen Analogdosierungen den hohen BZ senken können.


    Komischerweise verlässt mich bei BZ-Werten über 230 mg/dl sehr schnell die Kraft, das Körpergefühl, die Reaktionsfähigkeit und die Konzentrationsfähigkeit.


    Bei einem Wettbewerb die Leistungsfähigkeit auf ganzer Linie zu verlieren ist unschön, aber Insulin zwischen zwei Kämpfen ist natürlich kritisch.


    Eine Hypo während des Kampfes ist kritisch, weil man sofort aufgeben müsste.


    Das verlassen der Matte während des Kampfes ist eine Kampf-Aufgabe.


    Am Körper darf nichts mitgeführt werden, außer die Unterhose und der Jodogi, der Kampf-Anzug.



    Hat vielleicht jemand Erfahrung auf dem Gebiet hochintensiver Kampfsport?
    Kennt jemand eine derartige Therapieproblematik, wie handhabt ihr das?


    Vielen Dank und mit freundlichem Gruß
    Dicke Raupe

  • Hallo Dicke Raupe,



    ich hoffe ja, als Judo Kämpfer machst Du Deinem Namen nicht alle Ehre ;-).


    Ich spiele Tischtennis Wettkampf und das ist vom Adrenalin zumindest ähnlich, von der körperlichen Belastung ist Judo mit Sicherheit anstrengender.


    Mit der SuFu findest Du Posts, die in dieselbe Richtung gehen. Ich habe das Phänomen beim TT schon mal beschrieben. In Kürze:


    Trial and Error. Jeder Körper reagiert anders. Ich mach ICT und spritze dann zur Korrektur 1-2 IE und messe ziemlich häufig (Libre). Lieber mit 200 als in der Hypo. Und es kann rapide abwärts gehen, also rantasten. Allerdings spiele ich auch mit 300 noch ganz normal


    VG


    cheers

    Closed Loop Open Mind

  • Ich mache zwar nur Kraft- und Ausdauersport, habe aber ähnliche Probleme (gehabt).
    Die Lösung war für mich, zu Beginn eine kleine Überversorgung mit Bolusinsulin zu erzeugen, und dieses mit langsamen KHs zu eliminieren. Am Ende komme ich auf eine annähernd konstante Kurve über einen Trainingsverlauf von knapp 2 Stunden. Nach dem Training schießt bei mir der Zucker aber direkt in die Höhe. Daher korrigiere ich nach dem letzten Gewichtestemmen sofort wieder.


    Die besten Erfahrungen habe ich nun aus einer Kombination aus Kokosblütenzucker mit Wasser und etwas Apfelsaft gemacht (ca. 40g Kokos, 150ml Saft und 500-600 ml Wasser bis die Flasche voll ist). Der Saft kompensiert einen etwaigen UZ direkt am Anfang (hohe Belastung von Ruhe auf Training), der Kokoszucker wirkt gegen leichten UZ während des Trainings (Dauerbelastung) und zieht seine Wirkung über die gesamte Zeit hin. Der Zucker selbst ist zwar schweineteuer, mein Problem bin ich damit aber losgeworden.

  • Diese Probleme kenne ich leider auch allzu gut.
    Ich spiele Tennis, inzwischen zwar nicht mehr wettkampfmäßig, aber auch der normale Tennisbetrieb für 2 Stunden bringt oft Probleme.
    Ich versuche vor Beginn einer Doppelstunde auf ca. 200 zu sein (wenn möglich, meist esse ich vorher!!!, das können nicht Diabetiker überhaupt nicht verstehen), nach 1 Stunde messe ich und habe entweder schon einen Hypo, oder bin fest am Wafferl und Traubenzucker essen.
    Meist bin ich dann nach der 2. Stunde und 1-2 Bier zu hoch, darf aber nicht korrigieren, da ich sonst nachts (ca. 4-5 Std. nach Tennis) den nächsten Hypo habe. Trotz Libre und oft testen - auch nachts - kriege ich das nicht richtig unter Kontrolle.
    Auch die Zuckerveränderung (sowohl nach unten als auch nach oben) merke ich inzwischen körperlich ziemlich (Schwäche, Zittern, Muskelzucken...), ich bin ca. 45 Jahre Typ I Diab., früher habe ich Veränderungen kaum körperlich gespürt (ausser Hypos). Ist heute leider nicht mehr so...
    Lg Christian

  • Hi,


    ich mach zwar ICT, aber ich kenne das Problem vom intensivem Lauftraining morgens. Wenn ich am Vorabend zu früh die Basalspritze gegeben habe und am nächsten morgen nicht Punkt sieben loslaufe, ist die Basalversorgung schon zu dünn. Beim spazierengehen passiert nichts, aber intensives Training lässt dann den BZ in die Höhe rauschen, ich komme dann mit über 200 zurück.
    Da ich das nicht will, gebe ich vor dem Training einen kleinen Bolus (0,5-1IE) ab ohne zu essen. Das klappt gut, der BZ steigt immer noch an, aber nur so bis 140. Man muss halt ausprobieren wieviel man braucht, ohne zu unterzuckern. Möglichst nicht im Wettkampf....
    Aber wenn du zwischen ca. 150 und 230 bleiben willst, ist das ganz schön Maßarbeit.

  • Hallo, und vielen Dank


    für eure Meldungen. Es wird wohl so sein, dass ich meinen Weg irgendwie finden muss mit den Anforderungen zurecht zukommen.


    Es wird wohl so sein, dass mein Alter der Grund ist, warum ein erhöhter BZ solche einschränkende Auswirkungen hat.


    Ich wünsche euch allen gutes Gelingen


    mit freundlichem Gruß
    Dicke Raupe


    ...nein die Dicke Raupe hatte 72,3 kg (Gewichtsklasse >73 kg) auf die Waage gebracht bei 180 cm Körpergröße

  • Im Kraftsport wird versucht, durch Vitamin C den Cortisolanstieg durch Stress zu mindern, das wäre vielleicht ein Versuch wert. Üblicherweise 1-2g aufgelöst in Flüssigkeit direkt zum oder gleich nach dem Sport.


    lg

  • Hallo zusammen,
    Auch mich nervt der BZ-Anstieg beim Sport, der jedesmal anders ausfällt. Folglich ist es auch schwer, dies präventiv mit Insulin abzufangen. Ich gebe mir normalerweise vorher 0,5 IE und korrigiere ca. 1 Stunden hinterher.


    Hat jemand von Euch Erfahrung mit Vitamin C als Cortisol-Blocker?
    Hat das ungewollte Seiteneffekte?
    (Ich fände es z.B. logisch, wenn dies bei einer Hypo die köpereigene Glucose-Ausschüttung als Stress-Reaktion unterdrückt. Ich habe diesbezüglich noch keine Erfahrungen gemacht.)


    Beste Grüße,
    Ove

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.

  • neee, da kann ich dir die Angst vor Vit C nehmen. Die Cortisolausschüttung nach Sport ist ein laues Lüftchen im Vergleich zum Hormonsturm, der mit einer schweren Hypo verbunden ist!

  • Bei mir scheint das mit dem Vitamin C nicht zu funktionieren. - Ich habe das nun 2x getestet.


    z.B. heute früh:
    20:30 am Vorabend ca. 1100mg Vitamin-C-Pulver (sofern man diesem Dosier-Löffelchen trauen kann)
    6:00 nochmal ca. 1100mg Vitamin-C-Pulver
    6:00 Messung: BZ = 103 mg/dl
    6:00 0,5 IE Humalog (Sport-Bolus ohne Sport-BEs), 3 IE Lantus (wie gewohnt)
    6:10 - 6:30 HIIT-"Home-Workout" (Burpies, Power Squats,...)
    7:10 Messung: BZ = 168 mg/dl


    Das Mal davor war die Vorabend-Dosis Vitamin C früher am abend. Der BZ-Anstieg beim morgentlichen Sport war hier 123 -> 173 mg/dl.
    Ohne Vit. C ist der Anstieg auch nicht viel stärker.


    Woran kann das liegen?
    Genügt die einmalige Einnahme vor dem Sport nicht? Ist das Timing wichtig? War ich vielleicht mit der Menge zu zimperlich?


    Beste Grüße
    Ove


    Dicke Raupe: Ich hoffe, es ist OK für Dich, dass ich mit meinen Rückfragen an Dein Thema anknüpfe. Ich fand, das passt thematisch.

    Basal: Lantus (5 IE/d), Bolus: Normal-Insulin (0,5-1,3 IE/(gKH + gEW/2)/10), Pre-Workout: Humalog (1-2 IE), Hypo-Helfer: Dextro, KH-Menge pro Tag: 30-50g, Diaversary: 19.11.

    Glukosewerte werden vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.