• ICT gibt es schon seit mehr als 25 Jahren, zumindest in der USA. In Deutschland gab es zu Beginn noch Wiederstände, von seiten der Ärzteschaft, und es dauerte einige Zeit bis der lezte Arzt diese Wiederstände aufgegeben hatte -noch heute hört man kritische Stimmen die ICT die Schuld an Übergewicht, bei Typ-1-Diabetes geben- und ICT durchsetzte. Ich kann mich an nichts anderes als ICT und CSII errinnern. Es gab zwar Verbesserungen technischer Natur und Zuwachs an Wissen, weshalb es sich auch für erfahrene Diabetiker lohnt, sich immer wieder auf den neusten Stand zu bringen, aber die Grundprinzipien sind gleichgeblieben. Eventuell können erfahrenere mehr dazu sagen.

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  • Karl Stolte praktizierte bei seinen Patienten in der Kinderklinik in Breslau eine Art I.C.T. Seine Art der Behandlung wurde aber erst nach seinem Tod allgemein akzeptiert. Selbst die deutsche Diabetes Gesellschaft war gegen eine freie Diät.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Stolte
    Verzögerungsinsulin gab es erst ab 1934, das war dann die Ära der Konventionellen Behandlung (C.T.) und das vorläufige Aus für eine Diät-Liberalisierung.


    Als ich 1994 meinen Diabetes bekam, wurde ich noch mit einem festen Essensplan behandelt, aber schon mit Humaninsulin zu den Mahlzeiten. Zwei Jahre später hab ich dann ein Buch in die Finger bekommen von Kinga Howorka, dass die Funktionelle-Insulintherapie behandelt (F.I.T). Ich hab mich selber belesen und dann meine Therapie auf eigene Faust geändert. Das Buch hab ich übrigens immer noch. :)


    LG
    zuckerstück


    Edit:
    Hier das Buch.
    [Blockierte Grafik: https://up.picr.de/32406024gb.jpg]


    Die Tropfenmännlein im Buch sind klasse. :D
    [Blockierte Grafik: https://up.picr.de/32406020es.jpg]

    Das ist mein erster Garten, ich übe noch.🐞🌼

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  • Die ICT kam Mitte der 80er auf, als Blutzuckermessgeräte erschwinglich wurden. Mein erstes war das Reflolux. Die Messung dauerte 2 Minuten, wobei nach der 1. Minute das Blut noch abgewischt werden musste. Auch der erste Pen, Novopen I, kam zu dieser Zeit auf den Markt. Damals gab es die "neuen" Humaninsuline Actrapid HM und Protaphan HM für den Pen.


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    Ich habe ein einfaches Rezept, um fit zu bleiben - Ich laufe jeden Tag Amok.

    Hildegard Knef

  • Kinga Howorka therapierte ihre Diabetes-Patienten seit 1983 mit FIT (Funktionelle Insulintherapie), erste Studien gehen auf das Jahr 1981 zurück. Die Therapie hieß damals NIS (normoglykämische Insulin-Substitution). Howorka war damals eine blutjunge Ärztin in Wien und musste froh sein, dass ihre Chefs im Krankenhaus sie agieren ließen. Als ich 1987 erstmals von ihr hörte und meinen Diabetologen auf diese Therapie ansprach, sagte man mir im Krankenhaus "Hände weg von der Verrückten!".



    Die Erfolge von Howorka wurden aber recht bald von vielen Wiener Diabetikern erkannt. Klamm heimlich übernahm man bald weltweit Howorkas Therapie, man änderte nur den Namen auf "ICT", möglicherweise um der Erfinderin nicht allzu viel Ehre zukommen zu lassen (sie war jung, Frau und streitbar - nicht gut für eine Karriere in der Männerdomäne). Howorkas vorrangiges Ziel war und ist es, die durch CT verloren gegangene Freiheit des Diabetikers wieder her zu stellen. Eine Über-Drüber-Kontrolle, zu der ICT auch verleiten kann, war nicht ihr wirkliches Anliegen.



    Dass man mit ICT eher wieder zu Übergewicht kommt als mit CT ist klar: Diät war durch ICT nicht mehr notwendig, damit kommt es bei ICTlern zu den selben Gewichtsproblemen wie bei Nicht-Diabetikern. Einzelne Patienten von Kinga Howorka sind bei CT geblieben und werden von ihr auch mit CT weiter behandelt, weil sie nicht wollen, dass sie essen können, wie sie gerade Lust haben, weil sie Übergewicht fürchten. Das Insulin sollte nicht schuld sein am Übergewicht vieler ICTler, allerdings unter der Voraussetzung, dass die Basis stimmt. Howorka schätzt, dass 80% der Typ1er überinsuliniert sind.



    LG Geri

  • Kann Geri voll und ganz zustimmen.


    In den Anfängen erlaubte man anfangs bei CT großzügig einen festen Essensbolus. Das nannte man dann ICT. Korrektur war anfangs nicht erlaubt.


    Ich war 1991 in einer der zwei Diabetes-Kliniken (Schindlbeckklinik in Herrsching a. Ammersee, die andere war glaub ich in Bad Nauheim?) Deutschlands, die NIS angeboten hatten. Es gab sie dort seit 1989. Da sagte man in Schwabing, dass das viel zu gefährlich sei, man könnte sich umbringen.
    Es dauerte dann nicht lange und das ganze wurde bequem übernommen, ohne die "Erfinderin" zu erwähnen.


    Ähnlich ist es heutzutage z.B. mit den Cortisonschema von Teupe... Man gönnt der Konkurrenz keine Lorbeeren. Vielleicht mag ich die "Deutsche Diabetologie" deswegen nicht besonders, für mich ist das ein verfilzter Sumpf in den höheren Etagen.


    Viele Grüße
    Bratbäcker


  • Moin Bratbäcker,
    das übernehmen oder auch nur empfehlen neuer, anderer Methoden kann in den sehr hierarchischen Strukturen der Medizin zu deutlichen negativen Einfluss auf die Karrierechancen führen.


    In einer Klinik würde ich mit einem Kortison Medikament behandelt und mein BZ schoss auf 350, solche Werte sind absolut fremd für mich.
    Die in der Klinik übliche Verfahrensweise die Kortison Wirkung auf den BZ mit NPH in den Griff zu bekommen scheiterte, weil ich aber die Werte um 350 nicht akzeptieren wollte, rief ich bei Herrn Teupe an und bekam eine Empfehlung nach einem bestimmten Schema Bolus zu spritzen, ich war schon etwas erstaunt und erfreut Hilfe zu bekommen ohne dort Patient zu sein.


    Diese Empfehlung habe ich noch an meine Insulin Sensibilität angepasst und damit meinen BZ dank Teupe wieder in meine gewohnte Höhe eingependelt. In der Klinik wurde es bemerkt und kommentarlos hingenommen.


    MlG


    Hinerki