Gegenregulation???

  • Ich weiß, daß sich hier viele mit den "Mechanismen des Zuckers" beschäftigen. Hab schon viel dazugelernt, ich bin wohl, wenn es um meinen Zucker geht, ehr der empirische Typ.
    Also heute mein Problem: Es ist nach Mitternacht ich werde munter, irgendwie schaffe ich es meinen Blutzucker zu messen (2,8 mmol ich glaube sind 50 was auch immer) und 200 ml Saft zu tinken, um am nächsten Morgen mit 14 mmol (250) aufzuwachen.
    Am nächsten Tag klingelt mein Wecker um die entsprechende Zeit der Wert liegt bei 4 mmol (70), ich trinke das gleiche und wache mit meinem fast Zielwert von 7 mmol (125) auf.
    Jetzt meine Frage, da ich den ersten hohen Morgenwert auf eine Gegenregulation (hoffe es heißt wirklich so) zurückführe: Wie und wann wirkt diese eigentlich und was macht ihr, um sie mit einzuplanen?
    Achja, meine Basalrate hab ich natürlich entsprechend nach untern korrigiert und auch keine Probleme mehr.
    Gruß Anne

  • Das Wie kann Dir z.B. Klaus bestimmt viel besser erklären als ich. Ob man definieren kann, wann, glaub ich fast nicht. Bei mir ist das absolut unkalkulierbar. Daher kann ich sie auch nicht einplanen. Da hilft nur Messen bis zum Umfallen und vorsichtig korrigieren.

  • Hallo,

    bei mir hält die Gegenrugalation immer knapp drei Tage an, kann spritzen so viel ich will und es tut sich nichts. Deshalb versuche ich keinen Wert unter 60mg/dl zu bekommen. Nehme lieber etwas höhere Werte in Kauf.

  • Kann da auch nie eine Regelmäßigkeit erkennen.Mal haut alles hin und mal nicht....ist ne komische Sache.
    Kann da auch nur zu häufigen Messungen raten.Da ist man auf jeden Fall auf der sicheren Seite.
    Nervt halt,grade Nachts.

  • Erstmal vielen Dank, auch wenn es so aussieht als hat keiner eine Lösung. Für mich ist es schon beruhigend, daß Gegenregulation noch für einige andere ein Buch mit sieben Siegeln ist.
    Und noch schnell für Klaus: Ja ich hab den Wert überprüft, da ich vor dem Autofahren früh besonders vorsichtig bin. (Irgendwie konnte ich meine Angst :( vor UZ beim Fahren schon vor kurzem nicht vor dir verbergen.)
    Schönes Wochende
    Gruß Anne

  • Kann dazu auch nichts Wissenschaftliches beitragen, nur Erfahrungen.


    Bei mir dauert's 12 Stunden oder mehr, bis die Werte nach einer Gegenregulation wieder im Lot sind. Ist für meinen Dia-Dok und mich ein Grund mehr, UZ zu vermeiden und den 'HbA1c' nicht bis zum letzten Zehntel auszureizen.

  • Will mich mal vorsichtig dazu Äußern, das eine Gegenregulation länger als
    Stunden anhält, kann ich Irgenwie nicht glauben, da es bei einem Stoffwechselgesunden der durch Hunger und körperliche Anstrengung ja
    auch mal in einen solchen Bereich kommen kann, pure Energieverschwendung
    wäre. Der BZ fällt ab, es kommt zur Auschüttung von Adrenalin und Gucagon
    aus der Bauchspeicheldrüse, dieses regt die Leber zur Ausschüttung von Glucogen an, ( ca. 2BE umgerechnet ).Die Gabe von 'Insulin' hemmt die Glucogenausschüttung in der Leber und es kann dort wieder gespeichert werden.

  • Wie lange genau die Gegenregulation funktioniert weiß ich zwar auch nicht genau, aber sowie Mathes schon sagt, mehr als ein paar Stunden ist eigentlich unwahrscheinlich, denn die Leber hat nicht unbegrenzt viele Reserven.
    Wurde das Glykogen einmal zu Glucose umgewandelt, muß erst wieder was gegessen werden um die Speicher entsprechend aufzufüllen.
    Was mich mal interessieren würde ist, ob die Leber eigentlich zur Aufnahme der Glucose (zur späteren Umwandlung in Glykogen) auch 'Insulin' benötigt..

  • Zitat von Hades;25668


    Was mich mal interessieren würde ist, ob die eber eigentlich zur Aufnahme der Glucose (zur späteren Umwandlung in Glykogen) auch Insulin benötigt..


    Ich denke ja! Zumindest geht es so schneller

  • Puh, normalerweise ist die erste Gegenregulation bei einem Gesunden:


    Es wird keine 'Insulin' mehr ausgeschüttet. Naja, das fällt bei uns mal Flach, da die Pumpe weitermacht bzw. das Insulin schon unter der Haut ist.


    Dann geht es weiter:
    Sinkt der BZ weiter: Die Alphazellen schütten 'Glucagon' aus. Das ist das Zeug, dass auch in den Notfallspritzen ist. Es regt Leber etc. an, viel Zucker auszuschütten. Diabetiker die eine gute Glukagonantwort haben, sind die, die laut meinem Arzt "eigentlich nicht durch Unterzuckerung bewustlos werden können". Es gibt sogar Leute, die ständig "zu tief" eingestellt sind - und dann die ganze regulation über Glucagon hinbekommen. Diese Gegenreaktion ist nur "kurzfristig" - sollte den 'BZ' also nur in normale höhen anheben.


    Leider werden bei den meisten Typ1ern über die Jahre nicht nur die Beta-, sondern auch die Alpha-Zellen angegriffen. Dann sinkt der 'BZ' viel leichter in gefährliche Regionen. Dann schüttet der Körper Stress und vor allem Wachstumshormone aus. Diese erhöhen den 'BZ' nicht direkt, führen aber zu deutlichen Insulin-Resistenzen und erhöhen damit den 'BZ' über Stunden hinweg.
    Das ist gut, dass es das gibt, damit wacht man dann nämlich irgendwann wieder aus der Bewustlosigkeit durch Unterzuckerung auf - kann aber leider auch zu den kaum wegspritzbaren hohen Werten nach tiefen Unterzuckerungen führen.


    Bei 50, hm, ob da schon so viele Wachstumshormone ausgeschüttet werden? Ich hatte mir da ca. 35mg% (ca 2mmol) als üblich gemerkt.
    Aber vielleicht hast Du ja gemessen, als der 'BZ' schon wieder am steigen war?! Und der Wert ist ja auch nicht 100%ig fix, sondern nur ein Durchschnitt - vielleicht gehörst Du zu der oberen Hälfte.



    LG|Adrian

  • Zitat von Hades;25668

    Wie lange genau die Gegenregulation funktioniert weiß ich zwar auch nicht genau, aber sowie Mathes schon sagt, mehr als ein paar Stunden ist eigentlich unwahrscheinlich, denn die Leber hat nicht unbegrenzt viele Reserven.


    Bei tieferen Werten gibt es auch eine hormonelle 'Gegenregulation', die zu Resistenzen führt.

    Zitat

    Wurde das Glykogen einmal zu Glucose umgewandelt, muß erst wieder was gegessen werden um die Speicher entsprechend aufzufüllen.
    Was mich mal interessieren würde ist, ob die Leber eigentlich zur Aufnahme der Glucose (zur späteren Umwandlung in Glykogen) auch Insulin benötigt..


    Ja, die Leber produziert ja auch ständig Zucker aus der Fettumwandlung, und schüttet ihn aus. Wenn sie wirklich absolut zu wenig gespeichert hat, dann kann sie sagen: "Jetzt bin ich stur und schütte nichts mehr aus und behalte den Zucker für mich!"
    Deshalb ist es auch so gefährlich beim Sport die Basalrate herunterzusetzen, da die Leber dann mehr Zucker ausschütet (nicht mehr so stark vom 'Insulin' gebremst wird), dass sie (Stunden) später dann evtl. zurückfordern kann, wenn man nicht mehr daran denkt (-> Unterzuckerung). Hält man die BR dann noch nach dem Sport länger niedriger, um die Leber nicht so stark am Zuckerausschütten zu hindern bleibt sie leer, und man verschiebt man das Problem nur... hoffentlich nur bis zur nächsten Hauptmahlzeit ;-)


    LG|Adrian

  • Zitat von Adrian;25824

    Es gibt sogar Leute, die ständig "zu tief" eingestellt sind - und dann die ganze regulation über Glucagon hinbekommen. Diese Gegenreaktion ist nur "kurzfristig" - sollte den BZ also nur in normale höhen anheben.
    ...
    - vielleicht gehörst Du zu der oberen Hälfte.
    LG|Adrian



    Da ich doch Respekt vor den Auswirkungen von UZ und Bewustlosigkeit habe - bin schon zweimal im Krankenhaus aufgewacht, ist allerdings schon über 15 Jahre her - bin ich ehr immer so ein paar Pünktchen höher eingestellt, als viele von euch als gut erachten. Habe allerdings einen meiner Krankenhausaufenthalte einem sinkenden Basalinsulinbedarf über Nacht zu verdanken und natürlich meiner Fehlreaktion, ich hab immermehr 'Basal' gespritzt, um so schlechter die Werte früh wurden. Der Arzt hat damals nur gefragt, ob ich noch nie von Gegenregulation gehört hätte. Seit dieser Zeit überprüfe ich auch meine Änderungen an meiner Einstellung lieber doppelt.
    Ich denke 'Gegenregulation' tritt bei mir in den letzten Jahren selten auf. So habe ich mich nicht näher damit beschäftigt, deshalb meine Frage.

    Gruß Anne
    und Danke für das Auffüllen meiner Wissenslücken

  • Zitat von Anne;25837

    Da ich doch Respekt vor den Auswirkungen von UZ und Bewustlosigkeit habe - bin schon zweimal im Krankenhaus aufgewacht, ist allerdings schon über 15 Jahre her - bin ich ehr immer so ein paar Pünktchen höher eingestellt, als viele von euch als gut erachten.


    Das meinte ich gar nicht mit hoch oder tief ;-)
    Aber laut meines Arztes ist es ein sehr starkes Indiz dafür, dass die Glucagon-Gegenregulation sehr schwach ist, wen man schon mal bewustlos war.
    Das erklärt dann aber auch, dass die Wachstumshormon-Gegenregulation greift - die dann halt zur Resistenz und den bekannten daraus folgenden hohen Werten führt.