Wie unterzuckern Nicht-Diabetiker nach Alkoholkonsum?

  • Ist mir neulich mal wieder aufgefallen:

    4 Weissbier getrunken, Traubenzucker genommen, mit ca. 130 ins Bett, kein Insulin und auch kein Langzeitinsulin gespritzt.

    -> Unterzuckerung, aufgewacht, Wert bei ca. 40.

    Wieso unterzuckert man als Diabetiker so extrem bzw. warum haben Nicht-Diabetiker nicht solche Unterzuckerungen? Normalerweise müsste ein Nicht-Diabetiker bei solchen Werten ja zitternd mit Schaum vorm Mund aufwachen?

    für die Suche: Alkohol Unterzucker

  • Hm, Du gibst Dir basales Insulin. Diese hat nicht nur die normale Basale Aufgabe (Freie-Fettsäure-Ausschüttung zu bremsen etc.), sondern bringt auch Zucker in die Zellen (der im nicht-besoffenen Zustand von der Leber ausgeschüttet wird).


    Folglich unterzuckerst Du, wenn zu wenig Zucker da ist. Ein Nichtdiabetiker hat keine BR. Wieso sollte die BSD Insulin ausschütten, wenn der Blutzucker eh schon leicht niedrig ist?

  • Zitat von sesom;231493

    Interessant. Wie war der zeitliche Ablauf von Weizen, Messen, Hypo?



    ca.
    19:00 bis 22:30 - vier Weizen
    00:00 gemessen- ca. 90 -> 2 Dextro -> ca. 130
    02:00 mit Unterzucker aufgewacht

    aber wie gesagt- den ganzen Abend nichts gespritzt und auch kein Langzeitinsulin vorm Bettgehen (ich benutze Insuman Basal, also morgens und normalerweise abends eine Injektion)

    Zitat von Adrian;231494

    Hm, Du gibst Dir basales Insulin. Diese hat nicht nur die normale Basale Aufgabe (Freie-Fettsäure-Ausschüttung zu bremsen etc.), sondern bringt auch Zucker in die Zellen (der im nicht-besoffenen Zustand von der Leber ausgeschüttet wird).

    Folglich unterzuckerst Du, wenn zu wenig Zucker da ist. Ein Nichtdiabetiker hat keine BR. Wieso sollte die BSD Insulin ausschütten, wenn der Blutzucker eh schon leicht niedrig ist?



    Aber ein Nicht-Diabetiker muss doch nach Alkoholkonsum auch unterzuckern? Durch die fehlende BSD und den Insulinmangel müsste doch theoretisch eine Unterzuckerung bei einem Diabetiker unwahrscheinlicher sein (kein Insulin um den BZ zu senken) als bei einem Nichtdiabetiker bei gleichem Alkoholkonsum?

  • Ich hab noch ein Testgerät von Hexal und 10 Teststreifen da, das will Marius eh nicht ("Papa, das sieht total uncool aus"), müsste für einen Versuch also nur 4 Weizen kaufen und - natürlich nur für die Wissenschaft - trinken und messen. Wäre eine Überlegung wert, also, rein wissenschaftlich natürlich!



    Klaus [Blockierte Grafik: http://www.greensmilies.com/smile/smiley_emoticons_prost.gif]

  • Zitat von Aku;231496

    ca.
    Aber ein Nicht-Diabetiker muss doch nach Alkoholkonsum auch unterzuckern? Durch die fehlende BSD und den Insulinmangel müsste doch theoretisch eine Unterzuckerung bei einem Diabetiker unwahrscheinlicher sein (kein Insulin um den BZ zu senken) als bei einem Nichtdiabetiker bei gleichem Alkoholkonsum?


    Lies Dir bitte nochmal meinen obigen Beitrag durch.


    Ein NICHT-Diabetiker hat (fast) KEIN Insulin im Blut, wenn der BZ ausreichend niedrig ist. Ein DIABETIKER hat (wenn er sich Basis spritzt) auch trotz niedrigem BZ Insulin im Blut.


    Fehlt bei Dir die BSD? Ist sie Dir herausoperiert worden? (klang in Deinem Posting danach).
    Aber selbst wenn das nicht so wäre: Bei einigen normalen Typ1-Diabetikern mit BSD werden auch die Alpha-Zellen in Mitleidenschaft gezogen, sodass die Gegeregulation mit Glucagon nicht funktioniert. Das begünstigt dann auch schwere Unterzuckerungen. Gruß Adrian

  • Zitat von sesom;231498

    Ich hab noch ein Testgerät von Hexal und 10 Teststreifen da, das will Marius eh nicht ("Papa, das sieht total uncool aus"), müsste für einen Versuch also nur 4 Weizen kaufen und - natürlich nur für die Wissenschaft - trinken und messen. Wäre eine Überlegung wert, also, rein wissenschaftlich natürlich!


    Klaus [Blockierte Grafik: http://www.greensmilies.com/smile/smiley_emoticons_prost.gif]



    Hmmm...meine Freundin kommt nächste Woche aus dem Urlaub- dann hab ich auch endlich frei und eine Testperson :6yes: (schmarrn.. :love:)

    Aber nachdem sie auch gern mal ein paar Weissbier trinkt, werd ich das wirklich mal überprüfen.

  • Zitat von Adrian;231499

    Lies Dir bitte nochmal meinen obigen Beitrag durch.

    Ein NICHT-Diabetiker hat (fast) KEIN Insulin im Blut, wenn der BZ ausreichend niedrig ist. Ein DIABETIKER hat (wenn er sich Basis spritzt) auch trotz niedrigem BZ Insulin im Blut.

    Fehlt bei Dir die BSD? Ist sie Dir herausoperiert worden? (klang in Deinem Posting danach).
    Aber selbst wenn das nicht so wäre: Bei einigen normalen Typ1-Diabetikern mit BSD werden auch die Alpha-Zellen in Mitleidenschaft gezogen, sodass die Gegeregulation mit Glucagon nicht funktioniert. Das begünstigt dann auch schwere Unterzuckerungen. Gruß Adrian



    Ich konnte mit der Abkürzung BR nicht viel anfangen, aber imho meintest Du die Basal Rate?

    Aber die Aussage "Gegeregulation mit Glucagon & BSD" | ein Diabetiker hat -ich nenn es mal Restinsulin im Blut -würde es erklären: ich dachte, dass Insuman Basal nur ca. 12 Stunden wirkt- sprich um 7:00 Uhr gespritzt -> ab 19:00 Uhr nicht mehr viel übrig
    Mittagessen Apidra wirkt ca. 2 Stunden -> sprich um 12:00 Uhr gegessen -> ab 14:30 nicht mehr viel übrig.

    Da Typ 1 ja der "absolute Insulinmangel" ist, dachte ich, dass spätestens um 00:00 Uhr dann auch nicht mehr allzuviel Restinsulin im Blut ist?

    Meine BSD trag ich übrigens noch in mir.

  • Ein Nichtdiabetiker wird wohl schon seeehr heftig saufen müssen, um in nennenswerte Hypos zu geraten.


    Wie Adrian schon schrieb, wirkt beim Diabetiker ein subkutanes Insulindepot zusätzlich zum physiologischen Glucoseverbrauch blutzuckersenkend.


    Alkohol hemmt die Leber an der Glykogenolyse und Gluconeogenese, also der Freisetzung oder Neubildung von Glucose, weil sie alle Kräfte auf den Abbau des Stoffwechselgiftes Alk konzentriert.


    Auch beim mengenmäßig größeren Alk-Konsum, reicht dann aber die Restleistung an Glucosenachschub in aller Regel noch völlig aus, den physiologischen Glucoseverbrauch zu decken (etwa 10mg%/h). Vielleicht abgesehen von exzessivem Komasaufen.


    Beim Diabetiker mit seinem weiterlaufenden Insulinnachschub wird es dann schon mal deutlich enger.


    Und warum sollte ein Nichtdiabetiker mit einem Blutzucker von 40 mg% Schaum vor dem Mund haben? Weil ihm das Weizenbier wieder hoch kommt?


    Prost
    A. Moll


    Falls die Adminstration im Beitrag zu viele Teupe-Beeinflussungen bemerkt, bitte ich höflich um Löschung des Beitrages, oder um Verschiebung in das entsprechende Themenboard des Forums. ;-)

  • Zitat von amoll;231503

    ....

    Und warum sollte ein Nichtdiabetiker mit einem Blutzucker von 40 mg% Schaum vor dem Mund haben? Weil ihm das Weizenbier wieder hoch kommt?

    Prost
    A. Moll



    Das wäre der einzige Grund- nein war natürlich übertrieben und bezog sich auf die für einen Nichtdiabetiker ungewohnte, extreme Unterzuckerung.

    Wie ihr beide verdeutlich habt: des Rätsels Lösung ist also das subkutane Insulindepot.

    Mein Frage wurde in völliger Perfektion beantwortet- vielen Dank dafür! :6yes:*

    Edit: Nein- meine Frage wurde leider dann doch nicht zur völligen Perfektion beantwortet, denn wenn ich so ein super subkutanes Insulindepot habe, wundert es mich warum ich stellenweise nach dem Aufstehen in der Früh einen so hohen BZ-Wert habe (wesentlich höher als vor dem Bettgehen) (jaja Cortisol, Dawn, Unterzuckerkoma ausgeschlossen usw.) ?

    Denn es wirkt ja das gespritzte Langzeitinsulin und zusätzlich mein subkutanes Insulindepot, das ja auch nochmal zusätzlich den BZ senken sollte.. ?

  • Zitat von Aku;231505

    Edit: Nein- meine Frage wurde leider dann doch nicht zur völligen Perfektion beantwortet, denn wenn ich so ein super subkutanes Insulindepot habe, wundert es mich warum ich stellenweise nach dem Aufstehen in der Früh einen so hohen BZ-Wert habe (wesentlich höher als vor dem Bettgehen) (jaja Cortisol, Dawn, Unterzuckerkoma ausgeschlossen usw.) ?
    Denn es wirkt ja das gespritzte Langzeitinsulin und zusätzlich mein subkutanes Insulindepot, das ja auch nochmal zusätzlich den BZ senken sollte.. ?


    Shit aber auch! Ich hatte vorhin noch was geschrieben, aber das ist im Datendickicht von Browser, Windoof und Co verloren gegangen, scheint es. :mad:


    Kurzversuch:
    Dein Basal ist ein Insulin mit Wirkzeit bis etwa 24h.


    Daher solltest Du das auch mit einbeziehen, selbst wenn es nur am Morgen gegeben wurde.
    Die Wirkzeit von Insulinen ist immer auch mehr oder weniger ausgeprägt Dosisabhängig.


    Trifft eine Dosiswirkung auf Phasen hoher Insulinsensivität, z.B. Alk, Bewegung etc. kann selbst eine Boluswirkung von analogem Kurzeitinsulin noch nach 5-10 Stunden deutlich in hypoglykämische Bereiche drücken. ZUm Glück ist die Insulinwirkung dann aber i.d.R. nicht mehr sehr dramatisch und kann im Gleichgewicht der Gegenregulation, auch des Diabetikers, noch ohne Probleme gepuffert werden. Wenn vielleicht auch etwas schweißtriefend hinterher.


    Gruß
    A. Moll

  • Nachtragsantwort:

    Zitat

    Nein- meine Frage wurde leider dann doch nicht zur völligen Perfektion beantwortet ...


    Doch, doch. Ich denke sogar hyperperfekt.
    [Blockierte Grafik: http://www.insulinclub.de/images/icons/icon12.gif]


    Weil: Nichtdiabetiker unterzuckern auf Alk grundsätzlich gesehen gar nicht.


    Fragen, die sich auf die Wirkungsverläufe Deiner diversen Insulindepots unterschiedlicher Applikationszeiten und in unbekannten Mengen ergeben, solltest Du vielleicht besser erst mal etwas durchsortieren und mit repräsentativem Datenmaterial unterfüttert für sich stellen.


    Da gibt es sicher etliche User im Forum, die Dir Hinweise zur Verdeutlichung von Zusammenhängen geben können. :6yes:


    Gruß
    A. Moll

  • Also das war mal eine sehr interessante Diskussion :6yes:


    Ich habe gar nicht gewußt, dass ein Basalinsulin und v.a. ein Bolusinsulin so lange wirken kann und bei Alkoholkonsum eine solch unerwünschte Wirkung haben kann. Das interessante war ja, dass Aku kein Basal und oder Bolus gespritzt hatte und trotzdem unterzuckerte :eek:


    Also, danke für die Info :6yes:

    I never travel without my diary. One should always have something sensational to read in the train. (Oscar Wilde)

  • Also Basalinsulin kann sehr sehr lange wirken. Angeblich bis zu 200 Std ( lasse ich mal so dahin gestellt ) Ich bin vor ca 1 Woche zurück auf Pumpe und erst jetzt merke ich das Lantus komplett raus ist und nicht mehr mit einwirkt. Beim Bierchen ( oder auch bei mehreren ) ist es bei mir aber auch so, dass ich so mit 250 ins Bett gehe und morgens mit 100 aufsteht. Irgendwann schaltet man halt die Zuckerproduktion der Leber aus. Ich hab auch mal gelesen das man jeden Abend ein Glas Wein trinken soll. Hilft wohl gegen Herzinfakt und senkt den BZ am morgen. Aber auch das lasse ich einfach mal so stehen ohne es genau zu wissen -> Nur hören - sagen

    Viele Grüße
    Dirk


    typ1sch leben

  • Zitat von Aku;231496

    ca.
    19:00 bis 22:30 - vier Weizen [...] ich benutze Insuman Basal, also morgens und normalerweise abends eine Injektion



    Hi Aku,

    Basalinsulin benutze ich auch, wenn ich auf ICT bin - so wie jetzt. Heißt bei mir HumInsulin Basal. Ich verteile die Basalrate allerdings auf 4 Injektionen (inklusive Nachtdosis) - nicht, weil ich gern häufig spritze, sondern weil ich die Wirkprofile so besser unter Kontrolle habe. Die Wirkung des Basalinsulins wird so flacher und kürzer. Kurz geschrieben ist es so: Je seltener die Basalinjektionen stattfinden, umso höher muß die Dosis pro Injektion sein. Je höher die Dosis ist, desto stärker ist die Wirkung in der Hauptwirkzeit und desto länger hält sie an (ist beim Altinsulin ebenso!).

    Insulin und Alkohol ist eine hinterhältige Kombination. Vielleicht täten es auch zwei Weizen weniger? ;) Try it!

    Gruß

    Thomas

  • Nicht Diabetiker unterzuckern in so einem Fall nicht, da der Körper die Ausschüttung von Glukose und Insulin genau regelt.

    Mit freundlichen Grüßen

  • Also das meiste ist ja schon geschrieben worden.


    Alkoholkranke nicht-Dmler können ebenfalls mit Hypos eingeliefert werden. Wurde oben schon kurz erwähnt, aber dann immer wieder anders behauptet.


    PS: @ Joa, welcome back ;)

    Grüße Sebastian

  • Zum Thema Glucoseverbrauch noch ein Hinweis.


    Das Gehirn verbraucht stündlich etwa 6g - 7g, also etwa 1/2 BE, Glucose. Insulinunabhängig! Was etwa 2/3 des menschlichen Gesamtverbrauchs im Ruhezustand entspricht.