Insulinbedarf plötzlich gestiegen

  • Hi!

    Seit ein paar Tagen hat sich mein Insulinbedarf (Bolus) nahezu verdoppelt.
    Je nach BZ Wert habe ich morgens meistens nur 2 E, mittags 0 bis 2 E, und abends 4 bis 6 E gespritzt.
    Nun sind meine Werte aber einfach so von heute auf morgen gestiegen. Jetzt brauche ich morgens schon 4 bis 6 und abends bis zu 10 Einheiten. Ohne meine Essgewohnheiten zu ändern habe ich heute morgen 170 mg/dl gemessen. Bis letzte Woche hatte ich morgens immer einen BZ um die 130 mg/dl und abends kaum über 150 mg/dl. Mittags brauchte ich fast kein Insulin, da meine Werte immer im Normbereich lagen.
    Zur Nacht spritze ich 12 E Lantus.


    Kann es sein, dass sich schubweise meine Inselzellen verabschieden??? :11weinen2:


    An meinen Lebensumständen hat sich nichts geändert.

  • Hallo


    Ich bin kein Profi aber wenn du morgens mit 170 rauskommst und den Tag über Probleme hast ohne daß du krank bist ,also irgendwelche Medikamente nimmst oder irgendwas zu fettiges ißt ,würde ich mal nen Basalratentest machen und gegebenenfalls das erhöhen(mit Absprache vom Arzt).
    Hab auch Lantus und vor gut 2 Jahren auch mal mit 12E angefangen......das war mal!
    Irgendwann ist die Remissionsphase leider zu Ende:11weinen2:


    Grüßle

  • Heute morgen hatte ich einen BZ von 177. Dabei habe ich gestern abend ganz normal gegessen wie sonst auch.
    Heute abend hatte ich einen Wert von 220. Dabei habe ich Mittags nichts gegessen und am Nachmittag nur ein Vollkornbrötchen.
    :11weinen2:

  • Zitat von darkside667;233342

    Heute morgen hatte ich einen BZ von 177.
    ...
    Heute abend hatte ich einen Wert von 220.


    Wie schon vom Zuckerbaby geschrieben ... irgendwann ist in aller Regel auch mal mit der Remmi Schluß.


    Du solltest zusehen, einen Eiltermin mit Deinem Doc zu verabreden.
    Auch, weil überhöhte Werte die ggf. noch funktionierenden Betazellen sicherlich nicht entlasten.


    Anhaltende Überforderung derselben könnte ihr Ableben wahrscheinlich eher nochmal beschleunigen.


    lg
    amoll

  • Ich verstehe nur nicht, dass es so plötzlich kommt.
    Einfach so von heute auf morgen.

    Seit August 08 ist mein Typ1 bekannt und bisher hatte ich meinen DM sehr gut im Griff. Ich hatte immer Werte zwischen 80 und 140. Ohne Insulin ist er auch mal auf über 350 gestiegen aber nur weil ich meine Pens einmal vergessen hatte.

    Irgendwie habe ich echt schiss, morgen bei meiner Ärztin anzurufen.:mad:

  • Zitat von darkside667;233346

    Ich verstehe nur nicht, dass es so plötzlich kommt.
    Einfach so von heute auf morgen.


    Nu ja, so autoimmune Abläufe lieben es halt schubweise aufzutreten.


    Als Auslöser stehen z.B. Virusinfekte im Verdacht. Die musst Du noch nicht mal symptomatisch bemerken.

    Zitat

    Seit August 08 ist mein Typ1 bekannt und bisher hatte ich meinen DM sehr gut im Griff.

    Klar, in der Remmi ist das alles schon recht easy. Ist ja auch prima erstmal die Chance zu haben, sich im entspannten Modus in das Managen einzufummeln.

    Zitat

    Irgendwie habe ich echt schiss, morgen bei meiner Ärztin anzurufen.:mad:

    Mach Dir mal keine Sorgen. Auch mit einem echten Diabetes geht das gut zu regeln.
    Bisher biste ja eher so eine Art "Möchtegerndiabetiker". ;)


    Und es muss noch nicht mal sein, dass wirklich ein weiterer Autoimmu-Schub dahinter steckt. Es kann auch z.B. auch eine bedarfssteigernde Resistenz sein, die die Werte hochjagt.


    Dann gälte natürlich genauso, oder noch mehr, möglichst bald die Insulinversorgung angemessen anzupassen.


    Ich würde z.B. in so einem Fall schon mal zumindest die Basis über die Nacht ein Stück heraufsetzten und die IE/BE-Faktoren ggf. auch leicht erhöhen.


    Ansonsten noch die neugierige Frage, wo Du denn hier in B in Behandlung bist mit dem Diab?


    lg
    amoll

  • Ja, ich bin bei einer Diabetologin.
    In Berlin Pankow, nähe S-Bahnhof.

  • Das klingt sehr nach dem Ende der Honeymoon Phase. Jetzt geht das Insulin-Testen erst richtig los! Ich wünsch dir viel Erfolg und hab keine Angst. was soll dir denn passieren?

  • hey, das problem kenne ich!
    bei mir ist es auch so, dass sich der bedarf sprunghaft und sehr plötzlich ändert, nix mehr geht und mir nichts anderes übrig bleibt, als die basis zu erhöhen. allerdings mache ich das selber und gehe deswegen nicht extra zum arzt, er weiß aber auch, dass ich das selber mache.
    angefangen hat es bei mir auch ungefähr bei 12 E Lantus und seitdem erhöhe ich die Basis aller zwei/drei Wochen um 2-4 Einheiten, je nachdem, wann es wieder passt.
    Ist schon komisch, dass das so in Schüben abläuft, ist bei mir jedenfalls so...

  • Ich habe nach telefonischer Rücksprache mit meiner Ärztin das Lantus von 12 auf 14 Einheiten erhöht.
    Heute morgen war ich wieder bei über 170.
    :mad:

  • Hallo zusammen!!!

    Also der sprunghafte Anstieg des insulinbedarfs kann, wie hier schon geschrieben, unterschiedliche Ursachen haben.Soweit möglich sollten jetzt alle (mögliche) Fehlerquellen ausgeschlossen werden. Dazu zählt z. Bsp. Kontrolle des Pen´s auf seine Funktionstüchtigkeit. Wichtig wäre aber auch, daß DU Dich fragst (@ darkside667), ob du regelmäßig die Inkektionsstellen wechselst... Meist injiziert man das Insulin unbewußt immer wieder in die selben Stellen, weil diese z.Bsp. nicht so schmerzen... Und du solltest jetzt häufig deinen BZ kontrollieren, um auch evtl. eine "Versorgungslücke" aufzuspüren... Also auch bitte den Wecker mal für nachts um 3 Uhr stellen und BZ messen...

    :thumbsup: „Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit.“
    Joseph Joubert :thumbsup:

  • Zitat von darkside667;233552

    Ich habe nach telefonischer Rücksprache mit meiner Ärztin das Lantus von 12 auf 14 Einheiten erhöht.
    Heute morgen war ich wieder bei über 170.
    :mad:


    lantus braucht ca. 3 tage, bis sich die veränderung der einheiten bemerkbar macht, das sollte also keine überraschung sein ... abwarten! lg k

  • Das Lantus habe ich bereits am Montag erhöht. Ich spritze auch nicht immer in die gleiche Stelle.

    Gerade jetzt habe ich einen BZ von 176. Das letzte mal als ich etwas gegessen (3 Scheiben Toast, Lätta, fettarme Salami) hatte, war um 9 Uhr. Da hatte ich auch schon BZ um die 170 und 4 Einheiten Liprolog gespritzt.
    Wäre es vielleicht sinnvoll das Bolusinsulin leicht zu erhöhen?
    Leider ist meine Ärztin heute nicht mehr erreichbar und ich wüßte auch nicht, wen ich sonst noch fragen könnte.

  • Ich bin hingegangen und habe meinen normalen Korrekturfaktor genommen und eine IE zusätzlich gesetzt.


    Am eigentlichen Bolus würde ich vorerst nicht alleine herumbasteln

  • Hast du schon n Basalratentest gemacht?An dem könntest du sehn an was es liegt.Denn steigt der BZ ohne Essen an brauchst du nicht dein Bolus erhöhen sondern langsam dein Basal.
    Es hilft leider nur testen und probieren mit viel Geduld.

  • Zitat von Zuckerbaby;233579

    Hast du schon n Basalratentest gemacht?An dem könntest du sehn an was es liegt.Denn steigt der BZ ohne Essen an brauchst du nicht dein Bolus erhöhen sondern langsam dein Basal.


    Mit Deiner freundlichen Erlaubnis, möchte ich Widerspruch einlegen.


    Warum sollte der für das Essen erforderliche Insulinbedarf nicht ebenfalls ansteigen, wenn die basale Insulinversorgung schon ohne zu futtern überfordert wird?


    Merksatz: Bei Veränderungen im Insulinbedarf ändern sich grundsätzlich immer alle Insulinparameter im analogen Verhältnis.


    Auch wenn dieses unter der ICT schwerer auszuloten ist, als mit CSII.


    lg
    amoll

  • Das ist ja interessant,ich hab gelernt daß man immer nur eine Komponente ändert.Bei mir ist mein Basal gestiegen aber mein Bolus gleich geblieben.Seltsam
    Bist du sicher daß man beides verändern muß?

  • Zitat von Zuckerbaby;233588

    Das ist ja interessant,ich hab gelernt daß man immer nur eine Komponente ändert.


    Das ist natürlich völlig korrekt. Dreht man gleichzeitig an allen Schrauben, geht der Überblick, was wofür verantwortlich ist, verdammt schnell verloren.


    Daher ist es sehr sinnvoll, erst mal mit einem Faktor zu beginnen. Als der sich die Baslversorgung aufdrängt, weil die sich sehr gut isolieren und auswerten lässt. Eben mit BR-Tests.


    Zumal auch noch im Nachtverlauf die längste Zeitspanne liegt, die weitgehend alleine durch das Basalinsulin bestimmt ist. Bei mangelhafter Basalversorung in der Nachtphase bilden sich auch am ehesten Insulinresistenzen aus (Fettsäurenresistenz), die den weiteren Tagesverlauf sehr stark beeinflussen können.


    Das A und O einer passenden Insulineinstellung ist darin zu sehen, erst mal die nächtliche Basisversorgung stabil zu bekommen. Wobei der Wecker zu gebührender Ehre kommen darf.


    Insbesondere aus nächtlichen Basislücken lässt sich erklären, dass eine alleinige Erhöhung der Basalversorgung, besonders eben für den Nachtverlauf, ausreichend sein kann, eine schiefe Einstellung zu begradigen, wenn durch bessere Insulinwirkung, z.B. im Dawn, nachgehende Resistenzen nicht mehr in Erscheinung treten.


    Bei der ICT, oder bei unbefriedigenden Pumpeneinstellungen, findet es sich oft, dass Basis und Bolus wechselseitig Aufgaben des anderen Teils wahrnehmen. Was dann natürlich dazu führt, dass die Einstellung schon bei kleineren Änderungen von Essenszeiten oder Menge anfangen kann zu wackeln.


    Unter ICT muss das ggf. sogar gezielt eingebaut werden, da die Wirkkurven der Dosierungen und deren Überschneidungen oder Lücken, durch zusätzliche Bolusanteile überbrückt, oder durch reduzierte Boli kompensiert werden können. Man sollte es dann aber möglichst im Blick haben, um nicht in Fallen zu stolpern.


    Bei CSII ist es eher als Unkenntnis des Users oder des Arztes zu werten, wenn da keine saubere Trennung zwischen Basis und Bolus realisiert wird. CSII ist diesbezüglich halt viel transparenter und somit auch einfacher zu handhaben. Sofern die Systembedingungen, die des insulinabhängigen Stoffwechsels, bekannt sind und beachtet werden.


    Und dann kannst Du sehr deutlich verfolgen, dass sich tatsächlich die Bedarfe von Basis und Bolus bei Bedarfsveränderungen in der Regel der Fälle sehr analog, d. h. in gleicher Verhältnismäßigkeit, verschieben.


    Was auch damit zu tun hat, dass alle Insulinrezeptoren, aller Körperzellen ganz genau gleich funktioniern. Weil sie überall gleich aufgebaut sind.


    lg
    amoll

  • Zitat von amoll;233597

    Was auch damit zu tun hat, dass alle Insulinrezeptoren, aller Körperzellen ganz genau gleich funktioniern. Weil sie überall gleich aufgebaut sind.


    Kleiner Klugscheißereinwurf:
    Da die Glucoserezeptoren aber überall anders sind, wirkt das Insulin je nach vorhandenem GLUT-Rezeptor, deren Menge und Empfindlichkeit aber ganz anders.

    Viele Glucoserezeptoren sind (zum Glück!) insulinunabhängig, z.B. die des Gehirns (GLUT 1, GLUT3). Deshalb können wir auch ohne Insulin bei hohen BZ-Werten noch denken :D.

  • Zitat von Leila;233672

    Da die Glucoserezeptoren aber überall anders sind, wirkt das Insulin je nach vorhandenem GLUT-Rezeptor, deren Menge und Empfindlichkeit aber ganz anders.


    Ja, allerdings verbraucht z.B. das Gehirn die gleiche Glucosemenge auch bei einem hohen Insulinspiegel insulinunabhängt. Und auch wenn das Gehirn im gesamten Stoffwechsel den Löwenanteil an Glucose verbrennt, reicht das bei fehlender Insulinwirkung nicht aus, den Blutzucker zu senken.


    Auch weil, wie Du schreibst, Insulin, je nach Zelle unterschiedliche Vorgänge steuern kann, bewirkt zu geringe Insulinwirkung auch basal den Einsatz von blutzuckererhöhenden Abläufen z.B. Glykogenolyse der Leberzellen, Lipolyse der Fettzellen.


    Dabei kommt es ebenfalls auf eine ausreichende Insulinwirkung an, und auf deren Übermittlung in die jeweilige Zelle. Wöfür die Insulinrezeptoren zuständig bleiben.


    So verändert sich eben auch der Insulinbedarf für Bolus und Basis in der Regel (=grundsätzlich) im gleichen Verhältnis. So wie das Insulin des Nichtdiabetikers auch immer auf alle Insulinrezeptoren des Menschen trifft.


    lg
    amoll