Umstellungsprobleme von Lantus auf Levemir

  • Hallo allerseits,


    ich lese schon einige Tage hier im Forum und bin relativ neu im "Diabetesgeschäft". (Beizeiten werd ich auch im "Vorstellungsthread" mal meine Geschichte posten). Diagnose Typ-I im Januar. Nach kurzer Zeit Remissionsphase. Teilweise habe ich zu den Mahlzeiten gar kein Insulin spritzen müssen. Das hat sich leider relativ schnell geändert.


    Ich habe anfangs Lantus gespritzt, allerdings zwei mal täglich, weil es bei mir nur maximal 20 Stunden Wirkung zeigte. Aufgrund meiner recht intensiven sportlichen Betätigung und der "Lantus-Diskussion" wollten mein Arzt und ich mal den Umstieg auf Levemir probieren, weil die Anpassung der Basalrate damit "berechenbarer" ist.


    Nun sind meine Werte seither deutlich gestiegen. Ich habe die Insulinmenge auf ärztliche Anweisung beibehalten (spritze morgens um 10.00 uhr 6 und abends um 22 uhr nochmals 6 Einheiten). Allerdings beobachte ich regelmäßig extreme Anstiege meines Blutzuckers in der Zeit von 10.00 bis 15.00 Uhr und von 21 Uhr an.


    Meine Morgenwerte liegen bei 160 und höher, es sei denn, ich wache nachts auf, messe und korrigiere dann vorsichtig mit 1 IE Bolus Novorapid.


    Vor 4 Wochen noch habe ich bei ca. 15 BEs pro Tag nur gut 10-12 IE Basalinsulin benötigt. Mittlerweile hat sich mein Basalbedarf um 100 % erhöht. Und trotzdem habe ich immer wieder Werte von 250 - 350. HBA1C lag letztens bei 7,5 - rein rechnerisch bin ich mittlerweile fast bei 7,8 angelangt. (sagt jedenfalls SiDiary)


    Könnte es sein, dass das Levemir bei mir erst nach gut fünf Stunden die volle Wirkung zeigt und dass diese dann auch nur fünf Stunden anhält?


    Meine KH-Einschätzungen sind übrigens ziemlich gut, ich messe teilweise auch akribisch ab. Bislang war mein Faktor immer 1:1, mittags bin ich schon dazu übergegangen, immer 2 IE zusätzlich zu spritzen, aber auch das reicht mitunter nicht aus. manchmal steigt der wert auch einfach zwei stunden nach der mahlzeit wieder an, d.h. wenn die Boluswirkung nachlässt.


    Vielleicht noch mal ein kleines Beispiel zur Verdeutlichung:


    Heute abend 18.00 Uhr Wert 152. Dann vier BEs gegessen und 4 IE gespritzt. Um 20.30 hatte ich noch 118. Um 22.00 Uhr (keine Nahrung, nur Wasser getrunken) schon 156 (mit 1 IE korrigiert). 23.00 Uhr: 198 (1 weitere IE Korrektur)...


    Ich würde mich freuen, wenn Ihr irgendwelche Anregungen hättet oder mir mit euren eigenen Erfahrungen weiterhelfen könntet. Ich bin relativ ratlos und frustriert und überlege, wieder auf Lantus zurück zu wechseln. (Muss dazu sagen, dass ich jetzt erst ziemlich genau 8 Tage Levemir spritze). Oder dauert die Umstellung noch ein Weilchen?


    Fragen über Fragen ;o)


    Ratlos in Brauschweig (und extrem gefrustet) grüsst
    Susan

  • Hi Susan,


    willkommen im Forum.
    Zu deiner Frage gibt es einges zu sagen.
    Levemir wirkt bis zu 16 Stunden laut Angabe des Herrstellers, bei mir wirkte es max. 8 Stunden. Du kannst auch Lantus und Levemir nicht 1:1 nehmen. An die richtige Einstellung muss sich jeder herantasten.


    Der morgendliche Anstieg kann auch mit dem Morning-Dawn-Phenomenon zusammenhängen. Bei wem das ausgeprägt ist, wird mit ICT und der basalen Versorgung alleine nicht hinkommen. Daher sind frühzeitige Korrekturen oder eben das vorgezogenes Frühstück mit entsprechender Insulinierung, die den morgenlichen Anstieg mitberücksicht erstmal die Mittel der Wahl.


    Nur Mut, nach der Remissionsphase ändert sich bei jedem erstmal grundlegend die Einstellung, aber dann wird es wieder mit entsprechenden Know-how ruhiger.


    Hast du eine gescheite Schulung bekommen?


    Viele Grüße ausn Münchner Raum
    Eva

    Easy come, easy go.

  • Hall Susan,


    ich bin zwar schon länger Pumpenträgerin und habe daher mit den langwirkenden Analoga wirklich keine Erfahrungen, aber ich habe mal so auf die Schnelle Links geortet, wo die Wirkprofile von Lantus und Levemir erklärt sind:
    Zu Levemir:
    http://w.diabeticus.de/infos/levemir.html
    Zu Lantus:
    http://www.diabeticus.com/infos/insulin.html


    Was Deine Spitzen nach dem Essen angeht, könnte ich mir vorstellen, dass es entweder zB am fehlenden SEA (Spritz-Ess-Abstand) liegt - auch Analoga brauchen doch eine kleine Weile bis sie anfangen zu wirken (morgens ca. 25 - 30 Minuten, Mittags ca. 10 Minuten und Abends ca. 15 Minuten, abhängig von der Insulinsensitivität des Körpers, die den Tag über nie gleich ist - oder es könnte auch sein, dass Du viel Fett und Eiweiss zu Dir nimmst, welches erst verzögert seine Wirkung entfaltet, dh so ca. erst 2 - 3 Stunden nach dem Essen beginnt die Verstoffwechslung. Dafür ist es aber erst nach ca. 8 - 9 Stunden verstoffwechselt.


    Genau für diese Zeit braucht es dann aber auch Insulin. Das bedeutet, dass Diabetiker, die Insulin für Fett und Eiweiss brauchen, dies entweder verzögert über die Pumpe abgeben müssen (so wie ich das zB mache, wenn ich in so einer Situation bin) und ICT-ler das Bolusinsulin für die KH vor dem Essen abgeben, das Insulin für Fett und Eiweiss verteilt auf mehrere Injektionen ca. 2 - 3 Stunden nach dem Essen und später nochmals eine Injektion. Ich habe es aber auch schon erlebt, dass ICT-ler Fett und Eiweiss mit Protaphan (NPH-Insulin) abgedeckt haben.


    Deine etwas erhöhten Nüchternwerte sehen mir etwas nach einem Dawn-Phänomen aus, was sich bei Dir entwickelt. Dabei sind Hormone des Körpers wie Adrenalin, Wachstumshormon etc Gegenspieler des Insulins. Sie werden ausgeschüttet in den frühen Morgenstunden. Diese Hormone machen den Körper resistent gegenüber dem Insulin und man braucht mehr Insulin, damit man gute BZ-Werte erreicht.


    Das ist das, was mir jetzt so in den Sinn gekommen ist, als ich Deinen Beitrag gelesen habe. Vielleicht haben andere ja noch weitere Ideen?


    Besprich das aber bitte auf jeden Fall vorher mit Deinem Arzt!


    Liebe Grüsse,
    Surferin

  • Hallo Susan,

    Zitat von susan;247409

    Hallo allerseits,
    Ich bin relativ ratlos und frustriert und überlege, wieder auf Lantus zurück zu wechseln. (Muss dazu sagen, dass ich jetzt erst ziemlich genau 8 Tage Levemir spritze). Oder dauert die Umstellung noch ein Weilchen?


    Fragen über Fragen ;o)


    ja, das der Mensch gefrustet ist, wenn es mit dem Insulin nicht klappt, ist völlig klar.


    Aber Levemir seit 8 Tagen lässt wohl auch noch keine größeren Rückschlüsse zu.? Zumal Auch Lantus bei Dir davor nicht mehr so recht hingehauen hat. Was dann schon an der nachlassenden eigenen Insulinherstellung liegen mag.


    Die Phase der nachlassenden Eigenproduktion an Insulin ist immer etwas nervig, und man/frau muss sich dann wohl auch mit einer Zeit wackliger Einstellung arrangieren.


    Levemir in geringer Dosierung kommt so nach etwa +/- 3 Stunden auf seinen Wirkungsgipfel und flaut dann in der Wirkung wieder ab (auch dosisabhängig!).


    Siehe Seite 8 unten:
    http://www.emea.europa.eu/huma…R/levemir/H-528-PI-de.pdf


    Die ganze "Einstellerei" ist ein Spiel von Versuch und Irrtum, die eine gewisse Zeit braucht.
    Also erstmal dem neuen Insulin, seiner Insulin-Logik und dem Sachverstand Deines Arztes etwas Zeit einräumen.


    Anscheindend sind bei Dir aber zum Morgen zu und dann in der Folge am Vormittag bis Mittagdeutliche Insulinversorgungslücken anzunehmen?


    Da könntest Du mal mit dem Doc überlegen, wie sich diese kompensieren lassen?


    Gruß
    Joa

  • Zitat von susan;247409


    Ich habe anfangs Lantus gespritzt, allerdings zwei mal täglich, weil es bei mir nur maximal 20 Stunden Wirkung zeigte. Aufgrund meiner recht intensiven sportlichen Betätigung und der "Lantus-Diskussion" wollten mein Arzt und ich mal den Umstieg auf Levemir probieren, weil die Anpassung der Basalrate damit "berechenbarer" ist.


    Hallo Susan,
    eine andere Möglicheit wäre es, dem Lantus doch noch einmal eine Chance zu geben. Klar, die "Lantus-Diskussion" brachte auch mich zum Grübeln, dennoch komme ich mit diesem Insulin einfach super zurecht! Ich selbst betreibe nahezu täglich Sport (leistungsorientiert) und habe nach einer gewissen "Probephase" die Werte super im Griff.
    Viel Erfolg und viele Grüße
    Andreas

    When I get sad I stop being sad and be awesome instead. True story.

  • Obwohl ich nun schon seit fast 2 Jahren meinen Diabetes habe, bin ich bisher immer noch bei einer einmaligen Basal-Injektion (15 IE Levemir) pro Tag.
    Das ist dann abends, meist zwischen 20:00 und 23:00, in der Regel 2 Stunden (oder auch mal mehr) nach dem Abendessen.

    Oftmals, aber nicht immer, kann ich dann bereits bereits nach einer Stunde ein deutliches Absacken der Blutzuckerwerte beobachten und muss (darf) dann noch ein Betthupferl zu mir nehmen. Außerdem: Wenn zwischen der letzten Bolusinjektion (Humalog) und der Basalinjektion weniger als 2 Stunden vergangen sind habe ich schon oft ein sehr starkes Absacken des BZ beobachtet, ich denke daß da dann die Wirkung des Levemir einsetzt bevor das Humalog aufhört


    Die Wirkdauer des Levemir liegt bei mir bei ziemlich genau 12 Stunden, d.h. wenn ich am anderen Morgen frühstücke muss ich darauf achten:
    - kleiner/gleich 11,5 Sunden seit Levemir dann Insulinfaktor 0,5
    - größer/gleich 12,5 Sunden seit Levemir dann Insulinfaktor 1,5

    Ich vermute, daß ich immer noch eine geringe Restproduktion habe, denn tagsüber (zumindest vormittags) scheint auch keine Basallücke zu entstehen. Als Beispiel aus dem Urlaub - ohne Frühstück:
    - Abends um 20:30 15 IE Levemir
    - Morgens nach dem Aufstehen (7:25) 96 mg/dl
    - 10:05 103 mg/dl
    - 12:00 95 mg/dl

    Das ist jetzt zwar kein Lösungsversuch des Problems, aber ich denke daß auch Erfahrungen weiterhelfen können...



    Grüßle vom Wolf

    Für jemanden, der keinen Schuß Pulver wert ist sollte man keinen Finger krumm machen.

  • @ Susan: Nachtrag zur Insulinwirkung


    Du hattest ja gefragt, ob Levemir erst nach 5 Stunden wirkt und nach weiteren 5 Stunden nicht mehr.


    Diese Frage ist aus Deinen Beobachtungen heraus durchaus schlüssig.
    Zwischen der auslaufenden Insulinwirkung von Dosis I und der ausreichend einsetzenden Insulinwirkung von Dosis II entsteht offenbar zum späten Abend und am Morgen ein "Insulinloch" in der Basalversorgung.


    Je nachdem wie lange so ein Loch zu einem basalen Insulinmangel führt bauen sich dann ggf. auch Insulinresistenzen durch bestimmte Stoffwechselbedingungen auf, die hinterher deutlich mehr Insulin zur Korrektur erfordern, als im "Loch" selber gefehlt hat.


    Bei Levemir in niedriger Dosierung wäre da u. U. auch eine dreifache Basalaufteilung über 24h in Betracht zu ziehen.


    Und falls das alles schwierig bleibt, und Du es sowieso gerne nach dem "state-of-the-art" betreiben möchtest, dann könntest Du mit dem Arzt im Weiteren über eine Insulinpumpe nachdenken.


    Mit einer solchen kannst Du dann eine bedarfsgerechte Basalversorgung in stündlichen oder halbstündlichen Schritten definieren. Und z.B. auch Anpassungen an den Insulinbedarf bei Sport deutlich flexibler handhaben.


    Wenn es dann zu einem Status Quo im Insulinbedarf gekommen ist, besteht immer noch die Möglichkeit, aus den vorliegenden Erkenntnissen eine ICT-Versorgung abzuleiten und zu erproben. So dass Du dann in der Zukunft, neben der CSII mit Pumpe, noch die ICT als Ausweich- und Notfallmodell verfügbar hättest.


    Sei es am textilfreien Strand auf Sylt oder im Regenwald auf Borneo, wenn Dir ein vorwitziger Orang Utan die Pumpe gemopst haben sollte. :rolleyes:


    Gruß
    Joa

  • Euch allen erst einmal herzlichen Dank für eurer Antworten. Ich bin ein bisschen überwältigt von der Resonanz und lese mich gerade durch eure verschiedenen Links.

    @ eva: ich dachte damals eigentlich, dass ich eine gute Schulung bekommen hätte. Aber ich habe im Laufe meiner kurzen Diabetes-Karriere gemerkt, dass da wohl deutliche Informationslücken bestanden. Ich wurde im Wesentlichen über Hypos und Folgeschäden aufgeklärt, die Therapieempfehlungen waren auch eher konservativ und ich habe erstmals hier in diesem Forum gelesen, dass man auch Insulin zur Verstoffwechselung von Eiweiß und Fett benötigt.

    @suferin: danke für die aufschlussreichen Links. Ich glaube eigentlich nicht an ein morgendliches Dawn-Phänomen, weil meine Werte ab vier Uhr morgens nicht weiter ansteigen. Wenn ich z.B. um 4.00 Uhr 156 messe, dann habe ich einen ähnlichen Wert nach dem Aufstehen. Der Spritz-Ess-Abstand ist bei mir abhängig vom Ausgangswert. Wenn ich relativ hoch liege, spritze ich schon 15-30 Minuten vor dem Essen, ansonsten meist hinterher, weil ich fast ausschließlich langsame Kohlehydrate und viel Salat/Rohkost und Gemüse konsumiere.

    @ joa: dir auch herzlichen Dank. Möglicherweise bin ich ja nur zu ungeduldig und sollte dem ganzem (und mir selbst) ein bisschen mehr Zeit geben. Auch um einen Arztbesuch wird ich nicht herumkommen. Ich hab auch schon mal an DREI Injektionen täglich gedacht – allein Spass macht das alles nicht wirklich… Das Pumpenthema hat meine Diabetesberaterin mal angesprochen und ich hab mich her auch schon durch die durchweg positiven Berichte gelesen. Aber noch kann ich mir das nicht vorstellen. Vielleicht auch weil noch die Hoffnung da ist, dass es ja doch wieder weg geht, den eigentlich kann jemand, der sich seit Jahren gesund und vollwertig (noch dazu vegetarisch) ernährt, kein Übergewicht hat und regelmäßig Ausdauersport betreibt „sowas“ doch nicht kriegen, oder ;o/

    @ andreas: ja, ich bin eigentlich kurz davor, wieder zu Lantus zu wechseln. Habe mir aber eigentlich eine Testphase von zwei Monaten vorgenommen, um das entsprechend bewerten zu können. Außerdem ist der Pen von Novo viel netter zu handhaben, als diese olle Pistole von Lantus.

    @ wolf: natürlich sind eure Erfahrungen sehr hilfreich, auch wenn jeder für sich seinen eigenen Weg finden muss. Aber so als Anhaltspunkt ist das total wertvoll – daher auch dir vielen Dank.

    Als ersten Schritt habe ich übrigens heute morgen meine Injektion um zwei Stunden vorverlegt, dann muss ich nicht bis weit nach Mitternacht in die Versorgungslücke korrigieren. Außerdem werde ich meine Dosis zur Nacht mal vorsichtig um eine IE steigern.

    Mein Wert heute morgen war übrigens 153, dafür ist er seit dem Frühstück (ich aß das gleiche wie jeden Tag und spritzte die gleiche Menge, die mich normalerweise auf 120 bringt) bei 200. Es ist und bleibt spannend.

    Fürs erste besten Dank und herzliche Grüße

    Susan

  • Zitat von susan;247445


    @ andreas: ja, ich bin eigentlich kurz davor, wieder zu Lantus zu wechseln. Habe mir aber eigentlich eine Testphase von zwei Monaten vorgenommen, um das entsprechend bewerten zu können. Außerdem ist der Pen von Novo viel netter zu handhaben, als diese olle Pistole von Lantus.


    Gibt es eigentlich neben dem OptiPen keine Alternativen für Lantus?

    When I get sad I stop being sad and be awesome instead. True story.

  • Zitat von susan;247445

    ... die Therapieempfehlungen waren auch eher konservativ und ich habe erstmals hier in diesem Forum gelesen, dass man auch Insulin zur Verstoffwechselung von Eiweiß und Fett benötigt.


    Ja, ja. Auch alte Insulinprofis kommen aus dem Staunen kaum raus, wenn sie mal in einer fundierten Schulung erfahren, was sie alles in langen Jahren nicht gehört haben. :eek:


    Einen guten Teil dessen findest Du heutzutage auf der Webseite von Matthias Chrostek: "chrostek.de". Dort am Besten mal unter dem Thema "Neues aus Althausen" querlesen.
    Der Stoff ist nicht ganz einfach, aber das ist die menschliche Physiologie auch nicht. ;)


    Falls Du da reinliest solltest Du nicht erwarten, dass sich alles direkt erschließt. Das kommt dann eher mit der Zeit und peu a peu.

    Zitat

    Ich glaube eigentlich nicht an ein morgendliches Dawn-Phänomen, weil meine Werte ab vier Uhr morgens nicht weiter ansteigen. Wenn ich z.B. um 4.00 Uhr 156 messe, dann habe ich einen ähnlichen Wert nach dem Aufstehen.


    Was dafür sprechen könnte/sollte, dass in diesem Bereich die Levemirwirkung einigermaßen ausreicht.
    Allerdings sind z.B. 156, vor allem auf dem Tacho vom Contour (vollblutkalibriert!) ein Wert, der schon an einsetzende Resistenzauswirkungen denken lässt (z.B. Fettsäurenresistenz), selbst wenn der Wert dann nicht weiter ansteigt.


    Wenn dazu ggf. noch zwischen Aufstehen und Frühstücksbolus etwas Zeit vergeht, kommt, neben der abflauenden Levemirwirkung, auch noch ein Insulinmangel für die Hormone aus dem Aufstehen hinzu (siehe Aufstehinsulin/Aufstehphänomen). Woraus dann wieder eine mehrstündige, insulinresistente Wirkung folgen kann.

    Zitat

    Ich hab auch schon mal an DREI Injektionen täglich gedacht – allein Spass macht das alles nicht wirklich…


    Sowas ähnliches wie Spaß kommt erst zustande, wenn die Sache "rund läuft". Dann hast Du den Kopf nämlich wieder freier für die Sachen, die Dir wirklich Spaß bringen!

    Zitat

    Das Pumpenthema hat meine Diabetesberaterin mal angesprochen und ich hab mich her auch schon durch die durchweg positiven Berichte gelesen. Aber noch kann ich mir das nicht vorstellen.


    Die Vorstellung ist schon recht gewöhnungsbedürftig. Allerdings bei dem zunehmenden Spardrang der Kassen kann es auch ungeschickt sein, zu lange zu zögern. Wenn es am Ende der Remission wacklig wird, lassen sich Kassen und MDK ggf. noch überzeugen, einer Pumpe ohne großes Gezicke zuzustimmen, wenn sich das argumentativ durch den Doc auch gut darstellen lässt. Wenn Du dann zu spät, nämlich bei halbwegs stabiler Stoffwechselsituation selber an eine Pumpe denkst, ist die Zustimmung der Kasse nicht mehr als sicher vorauszusetzen.


    Außerdem ist in der auslaufenden Remission eine gute Insulinversorgung wohl das A und O, um die Remission möglichst lange zu erhalten. Was zumeist beim Handling hilfreich ist, selbst wenn nur noch wenig eigenes Insulin da ist.


    Und auch wenn Du jetzt erst mal eine Pumpe genehmigt bekommst, wird Dich keine Kasse zwingen, die dann auch tatsächlich zu benutzen. Im Gegenteil sind die wohl eher erfreut, wenn die Pumpe im Schrank liegt, weil das eigentlich Teure an der CSII ist das laufende Verbrauchsmaterial.

    Zitat

    ... Vielleicht auch weil noch die Hoffnung da ist, dass es ja doch wieder weg geht ... ;o/


    :D Die Hoffnung stirbt zuletzt. :9engel_3:

    Zitat

    Als ersten Schritt habe ich übrigens heute morgen meine Injektion um zwei Stunden vorverlegt, dann muss ich nicht bis weit nach Mitternacht in die Versorgungslücke korrigieren.


    :confused:
    Wenn Du am Morgen die Basis früher machst, wird bei gleichem abendlichen Spritzzeitpunkt die Mitternachtslücke doch eher noch ausgeprägter entstehen? Dann müsste also eher mit mehr Bolusinsulin am Abend überbrückt werden. Ggf. auch um 22 Uhr rum. Oder Du ziehst auch die Abendbasaldosis nach vorne? Aber dann bleiben sich die Lückenbildungen eher ähnlich.


    Na mal sehen, was die Dosiserhöhung bringt und wie hoch sie letztlich ausfällt.

    Zitat

    ... Es ist und bleibt spannend ...


    Das ist das Schöne am Diab. Man hat was zum rumpuzzeln, es wird also nicht so schnell langweilig. :p


    Gruß
    Joa

  • moinsen ihr süßen,

    genau aus diesem grund bin ich vor gut 4 jahre umgestiegen auf pumpe. das dauerhafte rechnen und korrigieren, egal in welche richtung, nam mir die möglichkeit "dynamisch und erfolgreich" mein alltag zu meistern.

    susan, sehe zu das du schnell eine pumpe beantragst. es erspart dir ein haufen ärger im alltag.

  • ihr lieben,


    nachdem ihr mich mit reichlich infomaterial und tipps versorgt habt, möchte ich euch kurz auf dem laufenden halten, wie sich die dinge hier entwickeln. es geht langsam aber sicher aufwärts, d.h. eher abwärts, wenn man die blutzuckerwerte ansieht.


    ich spritze momentan 3 x täglich etwa im 8-stunden-takt jeweils 5 (abends 6) einheiten levemir und die augenscheinlichen versorgungslücken sind deutlich kürzer und können mit wenig bolus ausgeglichen werden. meine werte lagen gestern morgen bei 80, heute bei 100 und im mittel liege ich jetzt bei 135 anstatt vorher 180. mein höchster wert heute waren 175 und damit bin ich fürs erste ganz zufrieden. jetzt werde ich einen termin beim dia-doc vereinbaren und das ganze mit dem mal durchsprechen.


    das thema pumpe - damit kann ich mich irgendwie noch nicht anfreunden. das macht es so "endgültig", falls ihr versteht, was ich damit meine.


    herzlichen dank und herzliche grüsse
    susan

  • Zitat von susan;247723


    das thema pumpe - damit kann ich mich irgendwie noch nicht anfreunden. das macht es so "endgültig", falls ihr versteht, was ich damit meine.


    Hi Susan,


    ich habe nach 15 Monaten ICT die Pumpe bekommen - womit ich glaub ich im Durchschnitt schon "früh" dran war. (Von Kindern mal abgesehen...) Mit der Pumpe hat sich für mich das Gefühl krank zu sein nicht verstärkt. Im Gegenteil, ich kann viel freier entscheiden und muss mich nicht so an feste Uhrzeiten halten.


    Lt. meiner Praxis und Krankenhaus ist für die Pumpenbehandlung eine 12monatige ICT-Behandlung Vorraussetzung.
    Gibt wohl sonst auch Schwierigkeiten bei der Genehmigung durch die Krankenkasse da nicht alle Möglichkeiten der ICT ausgeschöpft sind.
    Ich glaub bei Kindern gibt es da Ausnahmen was die 12 Monate angeht.


    Gewöhn Dich erstmal an den DM und wenn es auch mit verschiedenen Umstellungen nichts wird kannst Du Dir eine Pumpe ja mal genauer zeigen/erklären lassen.


    Endgültig ist der DM leider für uns alle hier ;), aber wir müssen da wohl gemeinsam durch.


    Wünsch Dir alles Gute und viel Spaß hier im Forum.


    Viele Grüße,


    Kathrin

  • so, nachdem gut 2 wochen rum sind möchte ich doch noch mal kurz einen aktuellen zwischenstand für alle diejenigen geben, die es interessiert:


    nachdem ich letzte woche einmal mein langzeitinsulin mittags vergessen hatte und KEINE hohen werte am abend folgten, habe ich nochmals einen versuch mit ZWEI injektionen detemir täglich gestartet. ich habe die dosis auf jeweils 7 einheiten geringfügig erhöht und bin nach 2 "übergangstagen" ziemlich stabil.


    heisst: sidiary sagt hba1c rechnerisch 6,4 - das ist doch eine deutliche verbesserung (zu 7,5). ausserdem kann ich abends mit 100 ins bett gehen und stehe morgens mit 100 auf - wenn ich am tag keinen sport getrieben habe.


    auch mittags habe ich nicht mehr das problem mit dem extremen anstieg. ich musste ja anfangs meinen faktor auf 1,5 erhöhen und landete in der folge dennoch oft über 200. mittlerweile scheint es sich wieder auf einem faktor 1:1 einzupendeln.


    ich habe das erste mal seit langem das gefühl, die sache in den griff zu kriegen.


    schöne grüsse euch allen und eine schöne woche
    susan

  • susan:
    Das klingt doch schon mal gut!
    Manchmal ist das Zauberwort einfach auch "Geduld", was die Therapie angeht. Und manchmal ist es auch gut, nicht gleich alles auf einmal zu ändern, sondern langsam.

    Und was die Pumpe angeht:
    Ich wollte auch nie eine haben, hab jetzt vor 3 Monaten den Versuch gewagt. Und ich finde sie schon gut und würde sie auch gerne behalten, wenn ich darf, aber sie ist und bleibt eben auch nur ein Hilfsmittel und kein Wunderding, womit sich jedes Problem in Luft auflöst. Ich persönlich empfinde den Unterschied zu ICT überhaupt nicht so gravierend wie manch anderer hier im Forum.

    Gerade wenn du noch in einer Remissionsphase bist, ist es vielleicht mit weniger Aufwand per ICT möglich, die gleichen BZ-Werte zu erzielen...

  • Zitat von susan;249957

    ... zwischenstand ...


    Nu, das schaut doch schon trefflich aus.
    Wenn ich recht verstehe, hast Du Dir die Verteilung etc. mehr oder weniger selbst ausbaldowert?


    Zu Leilas Beitrag ergänzend: In der Remission, also mit noch ergänzender, eigener Insulinproduktion ist sicherlich manches einfacher zu handeln, zumeist.


    Allerdings sollte man davon ausgehen dürfen, dass das optimierte Entlasten der eigenen Betas diese Remission deutlich verlängern kann. Zumindest was den Immunabbau der Betazellen betrifft. Wieweit eine eine Reduzierung der Immunabwehr auch die Dynamik der autoimmunen Action mindern kann, sei dahinstehend, bzw. ich nix wissen.


    Näheres zur Immunabwehr bei überlasteten Betas des Typ 1 versucht man mit der europäischen AIDA-Studie dingfest zu machen. Ich finde die facts auch ohne Studie recht evident.


    Woraus sich vielleicht auch eine Motivation zur CSII ergeben könnte?


    Gruß
    Joa

  • hi joa und leila,


    schön, dass ihr noch "dabei seid" ;o)


    ja, ich habe das ganze selbst durch "try and error" vorsichtig ausbaldowert. im oktober habe ich wieder termin beim diabetes-doc, da werde ich das noch mal mit ihm rekapitulieren. vermutlich hätte ich eher zu ihm gehen sollen, aber ich finde die praxis ziemlich grauenhaft. fachlich mein arzt sicherlich okay, auch das thema "resistenz" ist ihm geläufig, aber er strahlt nicht unbedingt was menschlich, optimistisches aus, sondern guckt immer so komplett genervt und ernst. was die sache auch nicht besser macht ist die ewige diskussion mit den damen vom tresen. "sie hatten dieses quartal aber schon 700 teststreifen, das ist so schon mehr, als der durchschnitt". letzten endes kriege ich mein rezept, aber ich find es bescheuert, immer ewig in erklärungszwang zu sein ... ich meine, ich mach die häufigen tests doch auch nicht zum spass!


    was die remissionsphase anbelangt, so habe ich auch schon gehört, dass sich eine gute einstellung positiv auf die länge dieser phase auswirkt. ich versuche, das ganze noch durch "vernünftige" ernährung zu unterstützen.


    die motivation zur CSII ist noch nicht ganz so gross.in verbindung mit diesem glucose-monitoring wäre es deutlich interessanter...


    lieben dank und liebe grüsse
    susan