Insulin-Pen gehört nicht in den Kühlschrank

  • Insulin-Pen gehört nicht in den Kühlschrank
    Insulinvorräte sollen kühl lagern, der aktuelle Bedarf Raumtemperatur haben


    Baierbrunn (ots)
    Die meisten Diabetiker verwenden heute Spritzen, "Pen" genannt, in denen Insulin in kleinen Patronen für mehrere Anwendungen steckt.
    Während noch nicht angebrochene Insulin-Vorräte gekühlt werden sollen, gehören die Pens nicht in den Kühlschrank.
    Das hat mehrere Gründe:
    "Zum einen brennt oder schmerzt kaltes Insulin beim Spritzen", erklärt die Diabetesberaterin Stella Braun aus Burghausen im Apothekenmagazin "Diabetiker Ratgeber".
    "Zum anderen wirkt es schlechter." Durch den häufigen Temperaturwechsel bilden sich zudem Blasen, was zu einer falschen Dosierung führen könne.
    "Angebrochenes Insulin ist bis zu vier Wochen haltbar, wenn Sie es vor Hitze und direkter Sonneneinstrahlung schützen", erklärt Braun.
    Auf keinen Fall darf Insulin frieren. Dann verliert es seine Wirkung.

    Das Apothekenmagazin "Diabetiker Ratgeber" 9/2009 liegt in den meisten Apotheken aus und wird ohne Zuzahlung zur Gesundheitsberatung an Kunden abgegeben.

    Pressekontakt:
    Ruth Pirhalla
    Tel. 089 / 744 33 123
    Fax 089 / 744 33 459
    E-Mail: pirhalla@wortundbildverlag.de
    www.apotheken-umschau.de
    www.wortundbildverlag.de


    Quelle: http://www.presseportal.de/pm/…_bild_diabetiker_ratgeber

    Gruß euer Grisu


    Wir leben mit dem Diabetes und nicht für den Diabetes :nummer1:

  • Ich komme zwar sicher nicht auf die Idee, meine Pens im Kuehlschrank zu lagern, aber die Aussagen von Frau Braun sollten doch nicht kritiklos hingenommen werden.
    Zum Teil widersprechen sie den Infos, die ich vom Hersteller erhalten habe, zum Teil widersprechen sie den Erfahrungen unzaehliger Diabetiker, zum Teil sind sie unklar.


    1. Sie sagt, angebrochenes Insulin sei 4 Wochen haltbar. Inwiefern besteht ein Unterschied in der Haltbarkeit von angebrochenem und nicht angebrochenem Insulin, sofern beide bei gleichen Temperaturen gelagert sind. Nicht angebrochenes Insulin ist ja auch ohne Kuehlung viel viel laenger als 4 Wochen haltbar.


    2. Mein Problem war immer, dass ich bei oft sehr hohen Temperaturen monatelang ohne Kuehlschrank auskommen muss und meinen gesamten Insulinbedarf fuer diese Zeit mit mir fuehren muss. Hin und wieder hat man aber doch einen Kuehlschrank. Sanofi Aventis hat mir versichert, dass ich in diesen kurzen Zivilisationspausen mein Restinsulin sehr wohl im Kuehlschrank lagern soll und ich damit die Haltbarkeit verlaengere. Das widerspricht, dass das oeftere Ein- und Auslagern des Insulins aus dem Kuehlschrank schaedlich sei. Wer nun von den beiden recht hat, kann ich leider nicht beurteilen, die Beantwortung der Frage waere aber hilfreich.


    3. Dass gefrorenes und danach aufgetautes Insulin seine Wirkung verloren hat, ist schlichtweg falsch. Da muessten schon viele von uns tot sein. Allerdings stimme ich zu, dass man sehr aufpassen soll, dass es nicht gefriert. Vielleicht verliert es doch einmal seine Wirkung voellig. Aber Panik sollte auch nicht verbreitet werden. In den vier Faellen, wo mir Insulin gefroren ist, hat es seine Wirkung nicht verloren, nicht einmal entscheidend veraendert.


    Liebe Gruesse
    Geri

  • Moin Geri,

    Zitat von Geri;247726

    Ich komme zwar sicher nicht auf die Idee, meine Pens im Kuehlschrank zu lagern


    zwar komme ich keineswegs auf so verwegene Ideen wie Du im allgemeinen, aber angebrochene Pens packe ich schon mal in den Kühlschrank. :eek:
    Liegt vielleicht daran, dass die bei mir, mit Pumpe, auch angebrochen recht lange durchhalten können.
    Das kann, im Unterschied zu der Aussage von Frau Braun (und sicher auch noch von anderen) schon mal gut ein halbes Jahr sein.

    Zitat

    1. Sie sagt, angebrochenes Insulin sei 4 Wochen haltbar. Inwiefern besteht ein Unterschied in der Haltbarkeit von angebrochenem und nicht angebrochenem Insulin ...


    So ein Art von OP-Sterilitätsdenken? Kontaminierung einer angebrochenen Ampulle durch eingetragene/eingewanderte Partikel? Man stelle sich vor, eine mutierte Influenzavirenart spezialisiert sich auf den Chemiecocktail der Insulinmixtur als Nährlösung. :D


    Zitat

    ... Hin und wieder hat man aber doch einen Kuehlschrank. Sanofi Aventis hat mir versichert, dass ich in diesen kurzen Zivilisationspausen mein Restinsulin sehr wohl im Kuehlschrank lagern soll und ich damit die Haltbarkeit verlaengere. Das widerspricht, dass das oeftere Ein- und Auslagern des Insulins aus dem Kuehlschrank schaedlich sei. Wer nun von den beiden recht hat, kann ich leider nicht beurteilen, die Beantwortung der Frage waere aber hilfreich.


    Also da würde ich jetzt einfach mal Deine Erfahrungen als "Elchtest" ansehen und bestanden auf das Insulin stempeln. Und stark annehmen, dass Frau Braun, wäre sie Diabetikerin und demnächst mal mit Dir auf Achse, es nicht anders handhaben täte. ;)


    Mal ganz abgesehen von meinen kleinen Erfahrungen in der Nähe des heimischen Herdes. :11weinen2:

    Zitat

    Dass gefrorenes und danach aufgetautes Insulin seine Wirkung verloren hat, ist schlichtweg falsch.


    Ups, hatte nochmal nach was älterem gesucht und eine unbeantwortete Frage von Dir entdeckt, die ich noch schuldig blieb. Daher nu hier.


    Ich hatte da mal gepostet, man solle gefrorenes Insulin nicht weiter verwenden, weil durch mechanische Kräfte bei der Kristallisierung und beim Auftauen einzelne Insulinmoleküle gebrochen werden, was dann die Wirkverluste ergibt.
    Das potentielle Problem sei, so meine Informationslage aus dem Gedächtnisspeicher, nicht mal der Wirkverlust an sich, der auch bei degeneriertem Insulin durch Wärme oder Überlagerung eintritt, sondern eine Risikosituation, dass Bruchstücke der Insulinmoleküle ggf. von der Immunabwehr als Fremdeiweiß erkannt werden und dass diese Teile ggf. am kompletten Insulinmolekül wiedererkannt werden. Was dann ja höchst unangenehm wäre.


    Du hattest gefragt, ob ich dazu handfeste Untersuchungen nennen könne.


    Also nein, leider nicht. :7no: Ich denke, dass ich diese Info von Frau Dr. Austenat bekam, wo ich seinerzeit auch auf Pumpe eingestellt wurde.


    Wie real die Gefahr letztlich ist, kann ich also nicht sagen, und auch nicht ob sie überhaupt real ist. Logisch fand ich das schon.


    Aber klar, Extremsport ist immer auch ein Deal mit Risiken, die lassen sich sicher minimieren, aber sie gehören wohl dazu.
    Hinter dem heimischen Herd hockend würde ich an- oder durchgefrorenes Insulin nicht mehr verwenden.


    Doch, was soll der Menschen im Biwak auf 4000 m machen, wenn das Insulin denn trotz aller Umsicht angefrostet ist?


    Zurück zum Ursprungsproblem. Für mich übertreibt die gute Frau Braun ganz erheblich, und daher nehme ich das nicht so ernst. :)


    Gruß
    Joa

  • Ich will mich gerne nochmals mit dem Problem des gefrorenen Insulins befassen, denn das scheint das einzige Problem bei Reisen zu sein. Wie gesagt 4mal ist es gut gegangen bei mir, aber ich habe keine Ahnung, ob das nur Zufall war. Gerade jetzt wird die Sache wieder akut. Ich sitze in Kathmandu und hoffe noch heute nach Tibet aufbrechen zu koennen, um dort den Cho Oyu zu besteigen (8201m). Nirgends gibt es eine Antifreezing-Box (die mir am Everest sehr geholfen hat) und ich werde 6 Wochen pausenlos mein Insulin ueberwachen muessen, denn wirklich wohl ist mir bei gerorenem Insulin ja doch nicht. Aber nach meiner Rueckkehr nach Europa werde ich mich mit diesem Problem mal wirklich aktiv befassen, ist ja wichtig fuer viele von uns.

    Liebe Gruesse

    Geri

  • Zitat von Geri;247876

    ... denn wirklich wohl ist mir bei gefrorenem Insulin ja doch nicht.


    So wie ich es in der Erinnerung habe, wurde das auch als eine "denkbare" Gefahr angeführt.


    Und gehört habe ich es auch noch nicht, dass es in diesem Zusammenhang tatsächlich zur Entwicklung von heftigen Autoimmunreaktionen oder gar allergischen Schocks gekommen sei.


    Rein dem Gefühl nach möchte ich denken, dass die Potenz zur Entwicklung von Antikörpern durch tierische Insuline früher höher war. Vielleicht auch, weil die ja lange noch recht stark verunreinigt waren.


    Ich wollte da auch keineswegs irgendwas auf Panik machen. *nö*

    Zitat

    Aber nach meiner Rueckkehr nach Europa werde ich mich mit diesem Problem mal wirklich aktiv befassen, ist ja wichtig fuer viele von uns.


    Ist vermutlich mit einem Immunologen am ehesten zu erörtern? Na, dann bin ich mal gespannt, was Du nach einer Sondierung berichten kannst.


    Erst mal aber viel Erfolgserlebnis und gutes Gelingen beim Ersteigen des Cho Oyu


    Gruß
    Joa

  • Also, ich gehe auch nicht so penibel mit den Lagertemperaturen des Insulins um. Was jetzt nicht bedeuten soll das ich es nicht im Kühlschrank aufbewahre, aber wenn ich z.B. in Südländern in Urlaub bin und keinen Kühlschrank zur Verfügung habe, dann muß es eben ohne Kühlung gehen (und geht es auch!). Ebenso, wenn ich in den Winterurlaub fahre, dann ist das Insulin eben kalt! Zum gefrohrenen Insulin kann ich aber Nichts sagen, das ist noch nicht vorgekommen!


    Ich finde es im Übrigen irre wo sich die Diabetiker überall so herumtreiben und was sie sich so alles zutrauen (Mount Everest besteigen). Geri, ich ziehe meinen Hut! [Blockierte Grafik: http://img40.imageshack.us/img40/9470/schnee006kleinerschneem.gif]

    ...wer nicht fragt bleibt dumm! :confused2

  • Cho Oyu? Jetzt weiß ich wieder, woher ich den Namen kenne ... ich las erst letzte Woche das Buch von Hans Kammerländer, worin er auch seine Erfahrung am Cho Oyu geschildert hat. Ich fand das Buch recht interessant.


    Viel Erfolg bei der Besteigung (und toitoitoi, daß das Insulin nicht gefriert!)!

  • Nochmal zu der Aussage:

    Zitat von Grisu;247707

    Insulin-Pen gehört nicht in den Kühlschrank


    Dazu wird argumentiert:


    > 1.) "Zum einen brennt oder schmerzt kaltes Insulin beim Spritzen"


    Ok. Also nicht den Pen direkt aus dem Kühlschrank nehmen und dann spritzen.


    > 2.) Es wirke schlechter


    Na ja, habe ich zwar noch nicht gehört, aber bitte. Also einen Pen aus dem Kühlschrank, samt Insulin, ebenfalls erst auf "Raumtemperatur" kommen lassen.


    > 3.) "Durch den häufigen Temperaturwechsel bilden sich zudem Blasen, was zu
    > einer falschen Dosierung führen könne"


    Auch na ja, Luftblasen lassen sich durch Abgabe von 2 oder mehr Einheiten in die Luft, Pen nach oben gerichtet, abgeben, so dass alles wieder fein ist.


    Somit spricht aber anscheinend letztlich nichts dagegen, einen insulingefüllten Pen der nicht tagesaktuell genutzt wird im Kühlschrank zu lagern. Zusammen mit dem Insulinvorrat.


    Allerdings habe ich von Lilly heute noch was bekommen, was mir da schon plausibler erscheint.
    Mein HumaPen Memoir, mit Batteriebetrieb, streikt und zeigt eine leere Batterie an.


    Lilly weist auf einen von mehreren möglichen Gründen auch auf den Kühlschrankeffekt hin:

    Zitat von Lilly


    Es könnte auch sein, dass Flüssigkeit in den Pen eingedrungen ist (Flüssigkeit beschädigt die
    Elektronik). Aufgrund einer möglichen Kondenswasserbildung ist es wichtig, dass der Pen
    NIEMALS in den Kühlschrank gelegt wird.


    Ok, das kann ich für Pens mit elekrischen Komponenten nachvollziehen. :6yes:


    Durch schnellen Temperaturwechsel des Gerätes kann sich Kondenswasser im Gerät bilden und elektrische Kontakte leitend überbrücken.
    Ein Problem, das bei allen elektrischen Geräten im Zusammenhang mit schnellen Temperaturwechseln in Erscheinung treten kann.


    Gruß
    Joa