Europäisches Ausland und Diabetesversorung - Fragen zur Krankenversicherung

  • hallo zusammen,


    gibt es hier im forum leute, die schon mal im europäischen ausland gearbeitet haben? ich habe gerade gesehen, dass bspw. in england die national health care einen direkt krankenversichert und der diabetes dabei eingeschlossen ist.


    ich überlege halt, ob ich irgendwo im ausland für ne weile leben möchte und möchte mich auf diesem wege daher schlau machen, wie das mit der krankenversicherung im falle von diabetes aussieht.


    falls also hier leute irgendwelche erfahrungen gesammelt haben wäre ich dankbar von euch zu hören!


    polloze

  • das thema interessiert mich auch immer wieder, weil ich viel unterwegs bin und mich bislang immer vorher ausreichend eindecke. theoretisch sollte es, wenn du in der heimat kv bist, deine karte auch im europäischen ausland funktionieren, so dass du direkt zum arzt gehen kannst und rezepte bekommst. frage mich immer, ob man die medikamente trotzdem erst mal selbst bezahlen muss, um sie dann später zuhause einzureichen? habe auch mal vernommen, dass man das nur im notfall in anspruch nehmen kann? genauso die frage nach dem pumpenzubehör? ich habe für meine auslandsaufenthalte zwar eine urlaubspumpe, aber könnte ich z.B. bei verlust auch katheter bestellen mit einem ausländischen rezept und wenn ja, dann wo? ich ear auch schon im ausland versichert, bräuchte ich dann theoretisch eine neue pumpengenehmigung vor ort? mir ist das immer alles zu kompliziert, deswegen hol ich mir genug zuhause, aber manchmal geht mir die schlepperei schon auf die nerven bei 3 monaten oder so ... kennt sich jemand detailliert aus? lg, k

  • Ich habe zu dem Thema gerade meine Bachelorarbeit abgegeben.


    Inwiefern der NHS einen automatisch versichert kann ich zwar nicht sagen, nur muss man auf Leistungen lange warten (gerade bei Krankenhausbehandlungen gibt es wohl Wartelisten von vielen Monaten) und Pumpen werden (so hab ich das vorletzte Woche bei einer Konferenz mitbekommen) praktisch fast gar nicht genehmigt.


    Jedoch ist es im Falle des zweiten Beitrags so, dass man sich ambulant problemlos im europäischen Ausland behandeln lassen kann und m. E. dort auch Medikamente einkaufen kann. Jedoch wird nicht direkt mit der Krankenkasse abgerechnet, sondern der Patient tritt in Vorleistung und erhält eine Erstattung. Jedoch darf die Krankenkasse wohl einen Teil für erhöhte Verwaltungskosten einbehalten, dies muss dann jedoch in der Satzung der Krankenkasse geregelt sein. Die Barmer GEK hat dies geregelt, jedoch ist diese Regelung m. A. nach europarechtswidrig und damit nicht anzuwenden.


    Dies hat sich aus der ständigen Rechtsprechung des EuGH herauskristallisiert, der ambulante medizinische Dienstleistungen als normale Dienstleistungen begreift.


    Dies gilt nicht bei stationären Behandlungen, diese können in der Regel nicht im Ausland konsumiert werden. Eine Ausnahme ist dann zu machen, wenn es sich a) um eine notfallmedizinische Behandlung handelt die unaufschiebbar ist oder b) die Krankenkasse die Behandlung im Ausland vorher genehmigt hat oder c) im Versicherungsstaat eine unangemessene Wartezeit besteht. Stationäre medizinische Behandlungen fallen zwar auch um die europarechtlich gewährleistete Dienstleistungsfreiheit, jedoch lässt der EuGH hier Rechtfertigungen in allen anderen, als den oben genannten Fällen zu.


    Wenn man sich dauerhaft im Ausland niederlässt (1. Beitrag) ist man in der Regel nach den dort geltenden Bestimmungen dort im Ausland zu versichern. Man hat dann in der Regel keine Ansprüche an die deutschen Versicherungsträger, anders ist dies bei Entsendungen oder nur kurzfristigen Auslandsaufenthalten.


    Wer dies nachlesen möchte kann sich die Richtlinie (EWG) 1408/71 (galt bis zum 01. Mai 2010) und die Richtlinie (EG) 883/2004 (gilt seit dem 01. Mai 2010 und löst damit die RL (EWG) 1408/71 ab) durchlesen. Ich kann hier gerne auch noch Links zu den Dokumenten nachliefern, diese sind auf Deutsch auf den Servern der EU verfügbar.

  • was würdest du denken, stimmt das: wenn ich im ausland (heimatland versichert) pumpenzubehör brauche, werde ich ein rezept vom arzt bekommen im allg., schicke das dann zur medtronic-filiale im ausland, bekomme das material, muss es selbst bezahlen und bekomme es dann zuhause zurückerstattet. schon, oder? ist ja letztlich nicht anders zu sehen als medikamentöse versorgung? wenn ich im ausland versichert bin, vorübergehend, müsste ich mir wahrscheinlich die heimatliche pumpengenehmigung anerkennen lassen (schwierigkeiten zu erwarten), bevor ich mir ein rezept ausstellen lassen kann? danke und lg, h

  • Zitat von Hannah34;295640

    was würdest du denken, stimmt das: wenn ich im ausland (heimatland versichert) pumpenzubehör brauche, werde ich ein rezept vom arzt bekommen im allg., schicke das dann zur medtronic-filiale im ausland, bekomme das material, muss es selbst bezahlen und bekomme es dann zuhause zurückerstattet. schon, oder? ist ja letztlich nicht anders zu sehen als medikamentöse versorgung? wenn ich im ausland versichert bin, vorübergehend, müsste ich mir wahrscheinlich die heimatliche pumpengenehmigung anerkennen lassen (schwierigkeiten zu erwarten), bevor ich mir ein rezept ausstellen lassen kann? danke und lg, h


    Ich hab mich da ein bisschen undeutlich ausgedrückt. Also Katheter sind Hilfsmittel und die unterfallen der Warenverkehrsfreiheit und müssen von der Krankenkasse bezahlt werden. Bei Medikamenten gilt dies grundsätzlich auch, allerdings nur wenn die Medikamente die man im Ausland kauft auch im Heimatland zugelassen sind (dezentrale Zulassung) oder von der Zentralbehörde der EU EMEA zugelassen worden sind (zentrale Zulassung). Ist das Medikament weder im Heimantland zugelassen, noch durch die EMEA erfolgt keine Erstattung. Außerdem müssen die landesrechtlichen Vorschriften vorliegen, bei Zahnprothesen z. B. ein Heil- und Kostenplan.


    Wenn Du also in dem abstrakten Beispiel Katheter im Ausland bestellst muss die Krankenkasse Dir die Kosten erstatten, abzüglich etwaiger Pauschalen für erhöhte Verwaltungskosten durch die Kostenerstattung (die ich für europarechtswidrig halte).


    Wenn Du Dir im AUsland eine neue Versicherung suchst würden die vermutlich die Pumpe neu genehmigen müssen. Nach allem was ich so von dem NHS gehört habe könnte dies schwierig sein...

  • ok, ich habe mich vielleicht nicht deutlich genug ausgedrückt. es geht mir nicht um irgendwelche kurzen reisen oder verlängerten aufenthalte! ich hege den gedanken sich irgendwo anders in der eu niederzulassen als eben in deutschland.


    ich war ein jahr in canada / staaten unterwegs und musste mir da mein insulin selbst besorgen. da war dann nichts mit rückerstattung, weil ich hier nicht mehr krankenversichert war! es gab auch keine andere möglichkeit. weder hier noch drüben.


    wenn ich also die nächsten 5 jahre nach frankreich gehen würde, dann müsste ich dort krankenversichert sein. und deswegen wüsste ich halt gerne, ob es hier leute gibt, die mit diesem thema (was die als ganzes betrifft) erfahrungen gesammelt hat!?

  • ich selbst habe keine erfahrungen, aber hatte einen kollegen (diabetiker) aus england der sich auch erst sorgen machte. durch die eu angleichungen ist die krankenversicherung aber weitgehend ähnlich.


    der engländer hatte einige vor und einige nachteile hier in geutschland gesehen, als er zurückging hat er das aber wieder anders gesehen. letztendlich war alles annähernd gleich.


    aus england kennt man die geschichte, das jemand schnellerr aus mallorca zurück war als seine mutter endlich krankenhäusliche versorgung bekommen hat. andererseits ist die fotograifische dokumentation des augenhintergrunds in GB standard. bei uns hab ich noch keinen augenarzt gefunden, der bilder machen kann UND sie mir auch -emailen oder kopieren kann. Als Ausdruck hab ich sie dann bekommen aber eben auch nur im rahmen einer floureszenzangiografie.


    in jedem eu lang ist die grundsicherung gegeben, alle eu länder kämpfen mit den kosten. fals du dich für ein land entschieden hast: es gibt foren nicht nur in deutschland.

    let the sun shine

  • Zitat von hammerschmied;295684

    in jedem eu lang ist die grundsicherung gegeben, alle eu länder kämpfen mit den kosten. fals du dich für ein land entschieden hast: es gibt foren nicht nur in deutschland.


    da ich mich aber nicht entschieden habe, wo es hingehen soll möchte ich halt einfach ein paar überlegungen im vorfeld anstellen. daher halt hier im forum die frage platziert. vielleicht findet sich ja doch noch jemand, der mir ein paar infos geben kann...

  • ich kann nur grob sagen, dass in den leistungen (nicht unbedingt im vorgang: wie und wo werde ich behandelt - niedergelassen oder ambulant - rezepte, genehmigungen etc.) österreich und frankreich vergleichbar sind mit deutschland, schweiz besser (ist halt ne private pflichtversicherung, und ich hab keine ahnung, ob für diabetiker teurer, glaube aber nicht). ich meine, grundsätzlich ist es so, dass du wohl überall deine versorgung als diabetiker bekommst, meines wissens gilt das solidarprinzip in europa, besonders für chronisch kranke. wäre halt die frage, ob du demnächst eine pumpe beantragen willst, cgms etc. bzw.: wenn du wissen willst, wieviele teststreifen im quartal, welche insuline genau du in anderen ländern bekommst, wird dieses forum mglw. an seine wissensgrenzen stoßen. :rolleyes:. sollte dich österreich interessieren, kann ich helfen. ich meine auch, dass es hier jemanden gibt, der längere zeit oder immer noch in frankreich lebt. lg, k

  • wie ich ja schon schrieb hab ich das vergangene jahr in canada / usa verbracht. wie es mit den usa sieht weiß ich nicht mal genau, weil ich überwiegend in canada war. jedenfalls ist es dort so, dass du für deine ganzen medis selbst aufkommen musst, sofern du keine zusatzversicherung abgeschlossen hast!
    und wenn ich bedenke, was in so einem jahr zusammen kommen kann muss ich sagen, dass wir in gewissen bereichen mit unserer krankenversicherung noch ganz gut dastehen. wobei, wenn man sich die entwicklung anschaut ... naja, ich möchte auch hier keine haarkleine übersicht bekommen. es geht mir nur darum einen "groben" überblick zu bekommen, und was für mich halt möglicherweise in betracht kommen könnte.


    mit österreich hört sich doch schon mal toll an. du sprichst das aber auch mit der pumpe an. ja, die überlegung ergibt sich mir momentan. warum?

  • naja, du hast ja nach europa gefragt, da sollte die situation isngesamt anders sein als in übersee, bzw. ist mit D vergleichbar. ich frage nach pumpe, weil da die genehmigungsverfahren und die wahrscheinlichkeit, anspruch zu haben, schon unterschiedlich sein werden. in österreich ist es tendetniell etwas einfacher und unkomplizierter, eine zu bekommen. insgesamt sind dafür bewilligungen von zubehör und modernen insulinen etwas umständlicher, man bekommt aber alles (650 teststreifen im quartal sind die regel, u.U. auch mehr/ mit begründung). man muss niedergelassene diabetologen privat bezahlen und bekommt je nach einkommen nur einen geringen teil zurückerstattet, in Ö wird auf die ambulanzen gesetzt. in Ö ist es auch so, dass noch einmal von bundesland zu bundesland die regelungen und das vorgehen etwas abweichen, was die gebietskrankenkassen angeht (standard KK), wenn man als beamte versichert ist (BVK), ist alles ziemlich luxuriös, die kleineren KKs sind manchmal etwas zäh, was z.B. neu auf den markt angekommene teststreifen angeht. das gute in Ö ist, dass alles ziemlich familiär abläuft, macht man ein bisschen stress, gibt es gerne einzelfallentscheidungen, u.U. auch bei CGMS. lg, k

  • naja, dass es hier im allgemeinen anders aussieht als in übersee hab ich angenommen. dennoch wird es auch hier von land zu land unterschiede geben. daher ja der thread, einfach damit ich nen ungefähren überblick schon mal habe ... und das eben basierend auf den erfahrungen anderer user hier!


    hannah
    danke für die aufklärung was österreich angeht!


    Jan
    wie ich ja schon gesagt habe möchte ich einfach nur ein paar eindrücke anderer user hier ausm forum sammeln, um dann einen gewissen überblick zu bekommen, wie die persönlichen erfahrungen waren. darum gehts mir.

  • Hallo,


    Ich komme eigentlich aus die Niederlande. Hier gibt es keine privateversicherung, alle sind "normal" krankenkassen versichert. Den versicherungsbeitrag muss du da selber zahlen und wird nicht von deinen gehalt abgezogen.
    Ich habe da nie einem eigenbeitrag für meine medikamente oder zubehör bezahlt. Auch mit der anfrage für eine pumpe hatt ich bedeutend weniger probleme. Mein arzt hat gemeint ich sollte auf eine pumpe umsteigen und 2 wochen später hatte ich halt eine.
    Es gibt bei der bestellung von zubehör einen limit was du pro recept bekommst aber nicht wie oft du einen recept bekommst. Ausserdem habe ich mein zubehör immer über eine externe firma bestellt (Medireva). Die liefern das nach hause und die rechnung geht an die kasse.


    Ich weiss das in NL auch eine gesundheitsreform ansteht aber soweit ich gehört habe sind diabetiker davon nicht betroffen. Ich wohne jetzt seit 1,5 Jahre in Deutschland also sooo viel sollte sich da noch nicht geändert haben :rolleyes:

    We need strange people,
    see where the sane ones brought us!

  • hallo nederpoppie,


    danke für deinen beitrag. ich werde mir das noch mal etwas genauer anschauen. ach, eine frage hätte ich da aber noch. wie hoch ist der beitrag denn, den du zu zahlen hattest an die krankenkasse?

  • Der Beitrag ist pro krankenkasse unterschiedlich. Die meisten Kassen benutzen ein art baukasten prinzip. Du musst halt die basis versorgung nemen, der enthält dann sagen wie zb. medicamente, ärtzte, krankenwagen, KH-aufenthalt. Was aber genau bezahlt wird und in welcher höhe ist auch unterschiedlich, aber DiaZeugs ist (fast) immer mit drin.
    Dazu kannst su dann extra pakete nemen für zb. zahnarzt, alternativtherapie, usw.


    Der basisbeitrag ist wie gesacht variabel aber war (glaub ich mich zu erinnern) um die 100 euro im monat.

    We need strange people,
    see where the sane ones brought us!

  • Hallo polloze,


    was den NHS in England betrifft, ist mir noch folgendes eingefallen: Man ist als Patient nicht in der Lage, sich einen eigenen Arzt zu suchen, wenn der außerhalb des Dir (vom NHS) zugeordneten Postleitzahlenbezirks seine Praxis hat. Also auch wenn Du mal einen guten durch Zufall aus der Liste des NHS erwischt hast, kannst Du den nach einem Umzug nicht behalten, wenn Du in einen anderen Bezirk ziehst! Finde ich extrem schlecht als Grundlage für eine gute DIabeteseinstellung, wenn man nicht grade irgendwo festgewachsen ist- und selbst dann könnte der Arzt sich ja auch entscheiden, mit seiner Praxis umzuziehen!


    Viel Erfolg
    Regina

  • hallo regina,


    hat zwar ein wenig mit der antwort gedauert. aber besser spät als nie! :D vielen lieben dank für die weiteren infos zu england.
    falls mir noch mal was einfallen sollte, werde ich sicherlich gerne auf dich zurück kommen.


    danke noch mal!
    polloze