Wie lange dauert der "Entzug"

  • Hallo Forum,


    dies ist mein erster Beitrag und ich habe vorher gefühlte 5000 Beiträge gelesen aber es passte nichts so richtig.


    Ich bekomme seit ca 5 Wochen Insulin mein Hba1 war bei der Diagnose bei 11,1.


    Nun bin ich nach der der Software "Diabetes+" seit 2 Wochen auf einem Schnitt von 174.


    Was ich Wissen möchte:


    Mir geht es eigentlich nur richtig gut, wenn meine Werte über 200 liegen, alles darunter empfinde ich wie einen "Kranken-Zustand" (wie Fieber, Mattigkeit etc.)


    Meine Dia-Beraterin meinte das wäre am Anfang normal, wollte aber gerne hier im Forum mal rundfragen, ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt UND wie lange das anhält ?


    Macht man am Anfang tatsächlich sowas wie einen "Entzug" durch ?


    Ich habe natürlich andere Typ1er gefragt, aber so richtig konnte (oder wollte) sich keiner an den Beginn seiner Insulin-Karriere erinnern.


    Vielen Dank für Eure Erfahrungen !

  • Ich kann dir leider keine Antwort darauf geben, mich interessiert aber, was die erfahrenen Typ 1er dazu sagen, weil ich grad in einer ähnlichen situation bin!
    Seit ca. 1 Monat spritze ich Verzögerungsinsulin und seit 2-3 Wochen auch schnelles Humalog. Seitdem fühl ich mich auch total platt und mein Blutdruck ist relativ niedrig. Ich weiß nicht, ob das überhaupt einen Zusammenhang hat, allerdings war das meine erste Vermutung.
    Meine Werte sind aber deutlich niedriger als dein Durchschnittswert und mein Hba1c war bei der Diagnose auch nur bei perfekten 5,7 %. Vor dem Spritzen hatte ich aber ständig Werte um die 200-250.


    Sorry, keine Antwort, aber seh's als Push :)


    LG, Pia

  • Ich habs "leider" nicht so erlebt, wie du beschreibst. Lag wohl daran, dass ich im Spital mit dem Kopf woanders war und nur ein Ziel hatte: normale Werte. Denn dann kann ich heim. Mir war nie unwohl. War eher froh, dass es mir nicht mehr so besch* ging wie in den Wochen davor.

  • Jipp, ich kannte es und kenne es noch.
    Der Körper gewöhnt sich in gewisser Weise schnell an Veränderungen. Wie auch an hohe BZ-Werte.
    Am Anfang meiner Karriere wurde mir sogar gesagt, ich solle Geduld haben, der Körper muss mit dem "Mangel" an Zucker erstmal klarkommen.
    Auch in Episoden, wo mir die Werte eher viel zu hoch lagen (Wie vor einem Jahr und auch bis vor kurzem wieder kurz) habe ich bei den eigentlichen Normwerten heftige Reaktionen gehabt.
    Einfach irgendwie mit Geduld da durch (ich weiss leicht gesagt :rolleyes:), es wird mit der Zeit wieder besser.


    Ich muss dazu sagen, wenn man jahrelang mit zu hohen Werten rum gelaufen ist, kann es sogar passieren, dass eine normnahe Einstellung Jahre braucht.
    Aber das trifft dann eher die Typ 2er. So zumindest meine Erfahrung in der Altenpflege. Teilweise sind Bewohner mit 150mg/dl in einen Insulinschock gefallen :eek:

    LG Sandra


    Jeder hier von mir gegebene Tip und Hinweis beruht auf eigene Erfahrungen.
    Zu Risiken und Nebenwirkungen sprechen sie mit ihrem Dia-Doc :cool:

  • Ja, das kenn ich auch. Am Anfang hab ich mich auch nur bei Werten von 180 + wohlgefühlt. Das hat sich nach ein paar Wochen gegeben, der Körper muß sich halt erst umgewöhnen.
    Ich hab auch immer gespürt, wenn das Insulin am wirken war, war nervös, unruhig, fahrig - wie Entzugserscheinungen eben.
    Das hat deutlich länger angehalten, bestimmt ein halbes Jahr, wenn nicht länger.
    Hab ich heut noch manchmal, aber zum Glück nicht mehr ständig.
    Ich glaub, wir gewöhnen uns an alles, wenn es nur lange genug dauert.


    Jacie

    Jacie :)

  • Zitat von Pirat;388572

    Macht man am Anfang tatsächlich sowas wie einen "Entzug" durch ?

    Bio-chemisch sicher. Mental kann ich das nicht bestätigen. Meine BZ-Werte waren noch im Krankenhaus eigentlich wieder richtig oder zumindest nur noch ein Drittel so hoch wie vorher, aber auf mein Empfinden hat das, so weit ich mich erinnern kann, kaum einen Einfluss gehabt. Ärgerlich war die Phase mit den Augen, die danach kam und die bei mir bald vier Wochen dauerte, bis ich wieder scharf sehen konnte.

  • Die ersten paar Male nach dem Spritzen ging es mir auch nicht wirklich gut, kam mir vor wie Aufzug fahren und beim Treppensteigen hatte ich das Gefühl jeden Moment umzukippen. Auch habe ich zwischendurch echt nicht mehr klar gucken können, irgendwie verschwommen teilweise. Aber das legte sich bereits nach ein paar Wochen.

    Meine Diabetologin meinte dazu auch, dass sich der Körper erstmal an die normalen Werte gewöhnen müsste. Was er jetzt wohl auch hat! :6yes: Das wird schon!

    #globalNOISE day
    let's get loud for real democracy!
    Mit Kochlöffeln, Töpfen, Pfannen und allem was Lärm macht!
    *~ Am 13. Oktober, 15:00 Uhr, Düsseldorf Hauptbahnhof ~*

  • den Erfahrungen von Sunny kann ich mich nur anschließen, speziell das Aufzugfahren trifft es top.
    Habe das heute noch manchmal, wenn ich von Werten über 250 komme oder bei hohem glykämischen Index der SEA zu kurz war und der pp- Wert innert Minuten 300 mg/dl erreicht.


    LG Sweetboy

    Sweetboy


    Nur wer nichts macht, macht auch keine Fehler !

  • Danke für Eure Antworten.


    Es liegt vermutlich auch daran, wie lange man schon vor der Diagnose mit hohen Werten rumgelaufen ist. Evtl. versagt die Bauchspeicheldrüse ja auch "schleichend".


    Echte Symptome wie 5 Liter trinken und immer noch Durst haben hatte ich nur die letzten 3 Monate vor der Diagnose. Andere Symptome (welche ich nun auch dem DM zuschreiben kann) schon mind. 1-2 Jahre ?


    War vor der Diagnose das letzte mal vor 3 Jahren bei einer Blutuntersuchung
    ohne Zuckerbefund. Also kann ich max. 3 Jahre schon "erhöhte" Werte mit mir rumgeschleppt haben.


    Nach der "homöopathischen Theorie" benötigt eine Erkrankung genauso lange zum Erliegen, wie sie zur Entstehung gebraucht hat.
    Daher "rechne" ich schlimmstenfalls mit 3 Jahren :7no:


    Leider stimmt das bei der eigentlichen Ursache (DM) nicht ganz :11weinen2:


    Frank

  • Hallo Frank,

    aber der Diabetes ist doch chronisch, der erliegt doch nicht wieder.
    Es ist so, dass die Bauchspeicheldrüse nach Beginn der Insulintherapie nochmal bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger Insulin zu produzieren beginnt bei dem einen über einen längeren Zeitraum, bei dem anderen über einen kürzeren Zeitraum. Das ist die sogenannte Honeymoon-Phase.
    Dann aber erlischt die Produktion der Bauchspeicheldrüse komplett und wir sind auf die Injektion des Insulins angewiesen bis die Forscher vielleicht doch noch eine Möglichkeit der Heilung des Diabetes finden. Wer weiss wann? In 10 oder 15 Jahren? Aber daran glaube ich persönlich erst, wenn es wirklich soweit ist. Denn eine Heilung des Diabetes wurde uns schon vor 30 Jahren versprochen und bis heute ist nichts passiert.

    Gruss,
    Surferin

  • Hi Frank,


    denke auch dass die Anzeichen die einem Entzug gleichschauen dadurch kommen können dass sich der Körper über einen längeren Zeitraum schon an die hohen Werte gewohnt hat. Was sich im Endeffekt ähnlich wie Unterzucker bemerkbar machen kann wenn du durch das Spritzen den BZ ja plötzlich um 100-200 (oder mehr) niedriger hast als zuvor gewohnt.. Da kommst halt nicht aus jetzt aber wenn du die Phase durch hast, gehts kräftemässig wieder bergauf:6yes:


    Kann das noch sehr gut nachempfinden, bei mir wars oft wie Karussellfahren, total gaga ABER nach zwei Wochen zu Höchstleistungen animiert, daher nicht entmutigen lassen !!!


    viele Grüße,
    Nicole

  • Fahrstuhl fahren trifft es seeeeehr gut:6yes:


    Ich mach das zur Zeit auch durch. Und das nur wegen 3 Tage Cortison!!!!
    Danach ist mein BZ explodiert. Derzeit wird mein Bedarf wieder runtergefahren. Es dauert leider länger runter zu fahren als rauf zu fahren:D Aber es wird langsam besser. Am Anfang habe ich immer hektisch meinen BZ gemessen. Da bin ich jetzt entspannter.


    Augen zu und durch :6yes:

  • Ich war am anfang, total aufgedreht und konnte nicht schlafen.
    Jetzt ist es leider nicht mehr soo:D

  • Zitat von Surferin;388680


    aber der Diabetes ist doch chronisch, der erliegt doch nicht wieder.



    Hallo Suferin,
    Entschuldigung daß ich mich mißverständlich ausgedrückt habe !


    Das ich das Insulin nicht mehr los werde ist mir schon klar :)
    Das meinte ich auch gar nicht mit Krankheit.


    Denn das Ziel der Insulintherapie ist ja möglichst nahe an den Zustand eines
    Menschen mit funktionierender Bauchspeicheldrüse zu gelangen.
    Also quasi "gesund" zu sein.


    Mir ging es in diesem Thread mehr um die Krankheitssymptome bis man wieder (natürlich mit Insulin) "gesund" wird.


    VG Frank

  • Hi Frank,


    das Körpergefühl verändert sich. Dabei sind nicht nur permanent hohe oder tiefe Werte unterschiedlich fühlbar, sondern auch die ganzen Schwankungen.
    Je zügiger man normnah anvisiert, umso schneller gewöhnt mans ich an den unteren Level, was ja der Gesundheit zuträglich ist.


    Bei mir hat das schon eine Zeit lang gedauert, ich hatte immer das Vor-Diabetes-Gefühl mit dem Zustand nach Manifestation verglichen. Inzwischen weiß ich nicht mehr, wie sich das vorher angefühlt hat und fühl mich wohl.


    Viele Grüße
    Eva

    Easy come, easy go.