Sport in der Remission (Basalrate auf 0)

  • So, nachdem mich meine Diabetesberaterin Anfang der Woche überzeugt hat das Levimir komplett im Pen zu lassen und das soweit bisher auch super funktioniert (ich mag meine halbtote Bauchspeicheldrüse :)) kam mir heute folgende Frage:
    Kann ich in diesem Zustand (also Basalproduktion komplett körperintern) während dem Sport überhaupt unterzuckern?
    Ich meine hierbei natürlich außerhalb der Wirkzeiten vom Bolusinsulin. Theoretisch kann dann doch gar nichts passieren, oder besteht die Gefahr, dass das ganze Körpereigene System schon in seiner Kalibrierung so hinüber ist, dass es trotzdem Probleme machen könnte?
    Ich werde zwar trotzdem fleißig alle 30-45 Min den BZ messen, aber es würde mich einfach interessieren, ob meine Theorie so passt.

    CHAMPIONS OF EUROPE, WE KNOW WHAT WE ARE! - Chelsea FC, Pride of London

  • Theoretisch nicht...da bin ich deiner Meinung.
    Die Frage ist, wie du ja selbst schon geschrieben hast, ob die körpereigene Regelung noch richtig funktioniert.
    Ich bin auch eine zeitlang ohne Tagesbasal geblieben und habe festgestellt, dass es mit dem Sport (immer ausserhalb der Boluslaufzeit natürlich) gut funktioniert hat. Regelmäßiges Messen ist aber zumindest anfänglich sicher sinnvoll und Traubenzucker sollte man trotzdem dabei haben.
    Mein Körper reagiert mit einer gestörten Insulinantwort aufs Essen von KH. Dies passiert häufig spätnachmittags und führt zu einem BZ-Absacker, der nicht kommt, wenn ich konsequent keine KH zu mir nehme. Allerdings hat es trotzdem immer gereicht, vor dem Sport zu messen und ggfs. mit dem BZ auf 100 mg/dl hoch zu gehen, um auf der sicheren Seite zu sein. Beim Sport selber hat meine eigene BSD bislang immer Ruhe gegeben.
    Das muss am Ende wohl jeder selbst ausprobieren - aber Bewegung ohne Hypogefahr ist wirklich was Feines und das Austesten wert. :6yes:


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Okay, ich war eben mein Rennrad ausführen. Ganz ohne Müsliriegel zwischendurch hab ich mich dann doch nicht getraut, aber zumindest musste ich deutlich weniger futtern und hatte nie das Gefühl nah an einer Hypo zu sein, sehr schön :) Eventuell probier ich demnächst doch mal 'ne Session ganz ohne zufüttern...

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  • Zitat

    Kann ich in diesem Zustand (also Basalproduktion komplett körperintern) während dem Sport überhaupt unterzuckern?


    Überraschenderweise ist das möglich. Meine Remissionsphase hat etwa ein Jahr gedauert und mein Insulinbedarf war praktisch null, sodass ich etwa 11 Monate überhaupt kein Insulin gespritzt habe und trotzdem normale BZ-Werte hatte. Ich muss aber sagen, dass ich damals mehr als 3000km pro gelaufen bin, zusätzlich auch Radfahren, Ski-Langlauf und sehr viel Bergsport gemacht habe. Obwohl ich gar kein Insulin spritzte, habe ich immer wieder unterzuckert und die einzige bedrohliche Hypo meines 30-jährigen Diabetiker-Daseins fällt in die Zeit, als ich gar kein Insulin spritzte. Lange wusste ich nicht, wie das überhaupt möglich war. Vor wenigen Monaten hat ein Forums-Mitglied hier einen Beitrag gepostet, der das ganz klar erklärt. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, wo und wann das war, kann mit nur an die Worte Alpha, Rezeptoren erinnern.
    In jedem Fall tust du gut daran, jetzt und auch später nach der Remission, mit einigen Plättchen Traubenzucker und einem 5 Euro-Schein es gibt wahrlich Schmackhafteres, als mit Traubenzucker seine Hypos zu bekämpfen) beim Sport unterwegs zu sein.


    LG Geri

  • Öh, warum sollte das nicht klappen? Ich denke schon, daß das geht. ;)


    Habe jedenfalls Remi, kann mal abends die Dosis Basal vergessen und morgens ist der Wert immer noch um die 100-120.
    Habe was gefuttert, bin nicht früh genug los gekommen, der Körper hat wohl schon BEs verwertet und ich habe dann angefangen, meine 8 km gelaufen. Nach so 6-7 km war ich mit ziemlich dünnem Blut lt. Anzeige auf 38, rechne aber mal pauschal mit rund 20 mehr. Das war wie gesagt nicht so, daß das dunkelrot sondern blass war. Zumal ich ja auch gut geschwitzt hatte, so daß da vielleicht nicht nur Blut auf dem Streifen drauf war.


    Wie auch immer, hätte das ehrlich gesagt nicht gedacht, weil ich vorher eben so 5 BE ohne Bolus gefuttert habe und meist so 2 BE vorher und alle 20 Minuten nochmal 2 rechne, dann passt das ganz gut. Da das mein erster Lauf im Jahr war, habe ich mir wegen mangelnder Konstitution auch nicht viel gedacht, als ich etwas beißen musste. 3 Plättchen rein, zu Hause gemessen und ich war bei knapp unter 100.


    Ist sicherlich eine Frage, wo man seine "Hyposchwelle" ansetzt, aber ich würde halt auch was an Cola/Limo/... in die Radflasche machen. ;)
    Ich habe das irgendwie auch im Hinterkopf, daß der Körper einen Teil der "Energie" auch so in die Muskeln holen könnte, ohne daß es die entsprechende Menge Insulin bräuchte.

  • Zitat von Geri;300142

    Überraschenderweise ist das möglich. Meine Remissionsphase hat etwa ein Jahr gedauert und mein Insulinbedarf war praktisch null, sodass ich etwa 11 Monate überhaupt kein Insulin gespritzt habe und trotzdem normale BZ-Werte hatte. Ich muss aber sagen, dass ich damals mehr als 3000km pro gelaufen bin, zusätzlich auch Radfahren, Ski-Langlauf und sehr viel Bergsport gemacht habe. Obwohl ich gar kein Insulin spritzte, habe ich immer wieder unterzuckert und die einzige bedrohliche Hypo meines 30-jährigen Diabetiker-Daseins fällt in die Zeit, als ich gar kein Insulin spritzte. Lange wusste ich nicht, wie das überhaupt möglich war. Vor wenigen Monaten hat ein Forums-Mitglied hier einen Beitrag gepostet, der das ganz klar erklärt. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, wo und wann das war, kann mit nur an die Worte Alpha, Rezeptoren erinnern.
    In jedem Fall tust du gut daran, jetzt und auch später nach der Remission, mit einigen Plättchen Traubenzucker und einem 5 Euro-Schein es gibt wahrlich Schmackhafteres, als mit Traubenzucker seine Hypos zu bekämpfen) beim Sport unterwegs zu sein.


    LG Geri


    Okay, das spricht dann wohl eindeutig gegen meine Theorie :D Traubenzucker hab ich inzwischen sowieso immer dabei. Ich bin inzwischen auch ein Fan der Cranberry-Müsliriegel von Edeka. Die haben auch mit Basal ganz gut während dem Sport funktioniert, so dass es bisher gar nicht zu Hypos während dem Sport kam (nur ab und an mal so 'ne Stunde danach).
    Aber es läuft von den Werten und auch vom Gefühl her seit dieser Woche deutlich entspannter als mit dem Levimir im Bauch. Daher soll das mal schön so bleiben für die nächste Zeit :p

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  • Kurze Frage:
    Ich war gestern Basketball spielen. Halbe Std. davor BZ 85 => Müsliriegel mit 1,9 KE gefuttert (wie sonst immer vor Sport) und auf zur Sporthalle. Dann nach 45 Min. spielen gemessen: 195 :confused: Danach nur noch so 15 Min. halbherzig über den Platz getrabt und dann nach Hause. Ca. eine Std. später (vor dem Essen) nochmal gemessen: 103 => Bolus brav wie üblich reduziert, alles perfekt danach.
    Kann mir irgendjemand 'ne Erklärung für diesen Raketenhaften Anstieg geben (ich hatte schon Panik, dass meine BSD plötzlich auf einen Schlag doch komplett schlapp gemacht hat)?

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  • Zitat von elrey23;300910

    Kurze Frage:
    Ich war gestern Basketball spielen. Halbe Std. davor BZ 85 => Müsliriegel mit 1,9 KE gefuttert (wie sonst immer vor Sport) und auf zur Sporthalle. Dann nach 45 Min. spielen gemessen: 195 :confused: Danach nur noch so 15 Min. halbherzig über den Platz getrabt und dann nach Hause. Ca. eine Std. später (vor dem Essen) nochmal gemessen: 103 => Bolus brav wie üblich reduziert, alles perfekt danach.
    Kann mir irgendjemand 'ne Erklärung für diesen Raketenhaften Anstieg geben (ich hatte schon Panik, dass meine BSD plötzlich auf einen Schlag doch komplett schlapp gemacht hat)?


    man nennt das adrenalin,und das macht den zucker steigen,musst aber ueberhaupt nicht deswegen dir sorgen machen
    lg ema

  • Zitat von ema;300929

    man nennt das adrenalin,und das macht den zucker steigen ...


    U.a. hemmt Adrenalin den Glucoseverbrauch der Muskulaturzellen und die Insulinabgabe der Betazellen.
    Das macht sich bei relevant vorhandener Eigenproduktion dann auch Stressempfindlichkeit des BZ bemerkbar.


    Gruß
    Joa

  • Zusammenfassend könnte man also sagen: War normal so und ich sollte mir keinen Kopf deswegen machen? Sehr gut, das wollte ich hören :D

    Zitat

    U.a. hemmt Adrenalin den Glucoseverbrauch der Muskulaturzellen


    Wo bekommen die Muskeln denn dann ihre Energie her? Oder wird dann einfach irgendein muskelinterner Speicher leer gemacht der dann nach dem Sport wieder aufgefüllt wird (Muskelauffülleffekt und so)?

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  • Zitat von elrey23;300937


    Wo bekommen die Muskeln denn dann ihre Energie her? Oder wird dann einfach irgendein muskelinterner Speicher leer gemacht der dann nach dem Sport wieder aufgefüllt wird (Muskelauffülleffekt und so)?


    Neben der Glucoseoxidation sind die Fettspeicher der wesentlichste Energieträger im Körper. Die aus der Fettspaltung (Lipolyse) stammenden freien Fettsäuren werden in den Zellen ohne Insulinmitwirkung verbrannt (ß-Oxidation). Insulin hemmt sowohl die Lipolyse in den Fettzellen, als auch die Fettverbrennung in den Muskelzellen. Daher reduzieren (diabetische) Ausdauersportler vor dem Beginn der Leistung gerne auch die basalen Insulinzufuhr, um das Brennstoffangebot an freien Fettsäuren (FFS) zu erhöhen. Reduktion, wie auch ggf. mögliche Resistenzwirkungen durch FFS sind abhängig vom Trainingszustand, insbesondere von der Anzahl der verfügbaren Kraftwerke in den Zellen (Mitochondrien).


    Schau Dir mal die Lauf- und Trainingsberichte von Andreas an (Laufen-mit-Diabetes). Er beschreibt da auch sehr detailliert die Insulinanpassung.


    Bei Deinem Beispiel wird Dir der Müsliriegel wohl den größten Teil des BZ-Anstieges verpasst haben.
    Der Resporptionsgipfel schneller BE (Traubenzucker, Limo etc.) liegt so zwischen 60 und 90 Minuten. Bei erhöhter körperlicher Aktivität verzögert sich die Darmtätigkeit und die Resorption verlangsamt sich. Müsliriegel sind, all over, keine schnellen BE.


    Auch ist bei Leistungen mit hohem anaeroben Anteil ggf. mit einer BZ-Steigerung zu rechnen (Lactatbildung).


    Gruß
    Joa

  • Auf die Frage ob man denn ohne künstliches Insulin unterzuckern kann, kann ich jetzt übrigens inzwischen mit "Ja" antworten. Zumindest, wenn man einen BZ von 70 als Hypo-Grenze nimmt. Ungefähr eine Stunde nach dem Basketballtraining lag ich eben bei 67. So sonderlich dramatisch scheint mir das allerdings nicht :D

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  • Zitat von elrey23;301111

    Auf die Frage ob man denn ohne künstliches Insulin unterzuckern kann, kann ich jetzt übrigens inzwischen mit "Ja" antworten. Zumindest, wenn man einen BZ von 70 als Hypo-Grenze nimmt.


    70 ist auch für den insulinusenden Diabetiker keine Hypogrenze im Sinne von Unterzucker, sondern eine Zielbereichs- und Interventionsgrenzen. Vorsorglicherweise.

    Zitat

    Ungefähr eine Stunde nach dem Basketballtraining lag ich eben bei 67. So sonderlich dramatisch scheint mir das allerdings nicht :D


    Nun ja. Das ist ein völlig normaler Wert.
    Der Normbereich geht bis 60 runter und den darfst Du für Dich voll beanspruchen.
    Klinisch ist Hypoglykämie mit arteriell ab 50mg/dl und venös ab 40 mg/dl definiert.


    Gruß
    Joa

  • Ich "mopse" jetzt einfach mal frecherweise deine Themenüberschrift.
    Befinde mich auch zur Zeit in einer sehr gütigen Remission, benörtige tagsüber gar kein Insulin, nur abends spritze ich 3 IE Actraphane, 7 IE Levemir.
    Nun möchte ich sportlich wieder durchstarten, insbesondere Radfahren steht an, Ziel ist Gewichtsreduktion (2-3Kg) und Fitnessverbesserung.
    Als Frischling habe ich so keinerlei Erfahrung was DM und Sport angeht.


    Mit was für einem Wert sollte man bei z.b. 1 Stunde mäßiges fahren ansteuern?
    Ist ja nicht sinnig sich was anzufuttern und sporteln zu können, mit meinem Ziel der Gewichtsreduktion wäre dann ja nix...
    Da ich tagsüber ja dann Eigenproduktion habe , nur geringe Dois Levemir, dürfte doch nicht so schnell mit UZ gerechnet werden?
    Klar, try and error, aber viellecht gibts im Vorfeld doch etwas zu beachten!
    Wär über Tipps dankbar :-)

    Habe die KRAFT,zu ändern, was nicht mehr länger zu ertragen ist;
    die GELASSENHEIT, alles das hinzunehmen, was nicht zu ändern ist,
    und die WEISHEIT, das eine vom anderen zu unterscheiden ღ

  • Also morgens spritzt du gar nichts, versteh' ich das richtig? Wenn ja dürfte vermutlich irgendwas um die 100-120 als Startwert entspannt reichen. Ich hab im Moment normalerweise immer so Werte zwischen 80 und 90 beim losfahren, schmeiße dann aber noch ein Corny ein. Wenn dir Müsliriegel nicht zusagen empfehle ich Bananen, die sollten auch abnehmtechnisch nicht so problematisch sein.


    Edit: Natürlich außerhalb der Bolus-Wirkzeit

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  • Zitat von Junika;301208


    Mit was für einem Wert sollte man bei z.b. 1 Stunde mäßiges fahren ansteuern?


    Das hängt davon ab, wie lange nach einem letzten Bolus Du sportelst.


    Anbei mal ein Beispiel (siehe Tabelle) zum Glucoseverbrauch bei Bewegung auf verschiedenen Bolusbedingungen.


    Ansonsten, wie Du schon sagst: trial & error & ein Blutzuckermessgerät. :D


    Gruß
    Joa