"Eine IE senkt den BZ um 2 mmol/l."

  • Nein, diese Behauptung stammt nicht von mir sondern steht in den Unterlagen, die ein Freund von mir zurzeit zu lernen hat. Er studiert Pharmazie und ist bald fertig.


    Ich hab das zufällig gesehen, als ich einen Blick in seine Unterlagen geworfen hab. Persönlich find ich die Aussage etwas seltsam.


    Ist das so ein grober Durchschnittswert, auf den man sich mal geeinigt hat in der Wissenschaft oder wie kommen die auf so eine Aussage? Meiner Meinung nach kann man sowas nicht verallgemeinern. Nicht für jeden Menschen und nicht für jede Situation des Einzelnen. Sowas mag vielleicht bei jemandem morgens stimmen, beim anderen gehts eher abends auf und ein dritter würd den BZ mit der Dosis in den Keller rauschen lassen.


    Hab ihm das dann auch so gesagt, er hat sich auch sowas gedacht, aber wie diese Aussage begründet wird, konnte er mir leider auch nicht beantworten.


    Hat da vielleicht jemand ne Idee?

  • Ich glaube tatsächlich,d ass das ein grober RIchtwert ist.
    Bei meiner Einstellung im Krankenhaus letztes Jahr wurde mir auch gesagt: EIne IE senkt den Blutzucker um etwa 30 (also 1,7) (tagsüber) - und eine BE erhöht den BZ um 30 bis 50.
    Ich hab mir dann immer gedacht: Komisch. Wenn ich drei BE esse, müsste der BZ also um 90 bis 150 hochgehen. Wenn ich eine IE spritze, geht er angeblich nur um 30 runter. Ich hab aber einen Faktor von 0,33IE/BE.
    Vermutlich dank Remission ging das lange gut so, bis vor etwa 6 Wochen, da bin ich dann dauernd unterzuckert, wenn ich korrigiert hab. Jetzt gehe ich tagsüber von einer Senkung um 50 (rechne ich richtig, dass das etwa 2,6 sind?) aus...


    Macht ja eigentlich auch Sinn, dass das unterschiedlich ist, wenn Menschen unterschiedliche BE-Faktoren haben...

  • Ich frage mich, warum die das lernen müssen. Einerseits hätt ich noch nie mit einem Apotheker über die Dosierung meines Insulins gesprochen, andererseits find ichs bisweilen auch etwas risikobehaftet, wenn man mit derartigen Pauschalaussagen dann Leute dazu verleitet, konkrete Therapievorschläge zu machen. So à la: "Dein Zucker ist x, also spritze doch mal Menge y, dann passts wieder." Grad bei Anfängern, die medizinischem Personal lieber etwas mehr als zu wenig vertrauen, könnte das noch schnell in die Hose gehn. Ich denke zwar, dass man im Studium schon erklärt bekommt, dass dies nicht gemacht werden soll. Nur hab ich sein Lernpaper gesehn und mir da halt meine Gedanken gemacht.

  • Im Durchschnitt wird das wohl hinkommen. Zudem gehen die bei solchen Werten immer von idealtypischen Patienten (180cm bei 72kg) aus.
    Das es nicht bei jedem Menschen so ist, sondern immer individuelle Unterscheide gibt wird in der Lehre und Klausuren aber eigentlich immer berücksichtigt.
    Das erkennt man in Klausuren z.B. daran, dass Antwortmöglichkeiten mit Begriffen wie "immer, nie, nur, ausschließlich...." in 99,9% falsch sind.


    Als Beispiel für eine Frage könnte das so aussehen:


    Welche Aussage zu Insulin ist richtig?


    a) 1 IE Insulin kann die Blutglucosekonzentration um 2mmol/l senken.
    b) 1 IE Insulin senkt die Blutglucosekonzentration immer um 2mmol/l
    c) ....
    d) ....
    e) ....




    A wäre richtig. B wäre falsch. Zum Lernen würde ich mir auch nur aufschreiben 1IE -> 2mmol/l.
    Den Rest über interindividuelle Unterschiede etc. bekommt man eigentlich in medizinischen Ausbildungen andauernd mitgeteilt und ist eher Basiswissen, das nicht immer neu gelernt werden muss.

  • Ich finde diese Rechnung sehr heikel. Bei mir senkt eine I.E. um 4 mmol/l und das, obwohl mein Arzt Angst hat, ich könnte mir bei weiterer Gewichtszunahme zusätzlich einen Typ II anzüchten. Übrigens hat der Pharmavertreter bei der Einstellung meines BE- und Korrekturrechners 3,5 bis 4 mmol/l Senkung pro 1 I.E. vorgeschlagen (ohne mich oder meine Werte zu kennen) und mein Arzt hat dem dann zugestimmt. Und das stimmt in meiner alltäglichen Anwendung auch.

    Liebe Grüße
    Anna
    -
    Typ I seit 12/2010; Pumpentherapie seit 11/2012 -

    "Wer nicht an Wunder glaubt, ist auch kein Realist." David Ben Gurion

  • Mir wurde in meiner ersten Schulung im KH gesagt: "Man hat, um eine grobe Richtung zu haben, festgelegt, das 1IE um ca 50 senkt. Wie das bei ihnen ist, müssen sie mit der Zeit selbst herausfinden, weil jeder Mensch anders reagiert."
    Mit dieser Aussage bin ich gut zurecht gekommen.

    LG, Katja :)

  • Bei mir hat 2mmol unter ICT gestimmt, jetzt liegt es eher bei 2,5-3mmol.


    Aber hier gibt es Regeln dafür (Tabelle weiter unten in mg/dl) die sich an der Tagesgesamtdosis orientieren:
    http://news.diabetesnet.com/di…control/correction-factor
    (wer es nicht öffnen kann - es liegt an Provider der von der Internetseite geblockt wird, die Regel steht auch im Buch "Pumping Insulin" von Walsh).


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Hallo Kochlöffel,


    ich denke mal die Aussage , daß 1 IE den BZ um 2 mmol senkt ist dem "Renner-Schema" bezüglich der Basalrate in der Handhabung sehr ähnlich.


    Es ist einfach die Grundlage für die Mediziner, um eine anfängliche Einstellung vorzunehmen !? und bedeutet nicht, daß die Aussage absolut den Tatsachen entspricht.


    Zudem muß ja einem angehenden Medizinmann einen Wert diesbezüglich beigebracht werden, um zunächstmal in den Prüfungen zu bestehen und eine gewisse Vorstellung
    zu haben, wie Insulin bzw. welche Mengen wie wirken.


    Also ich würde diese Aussage nicht überbewerten, da sie von der Realität eingeholt werden wird !

  • Zitat von Wildrose;302744


    Aber hier gibt es Regeln dafür (Tabelle weiter unten in mg/dl) die sich an der Tagesgesamtdosis orientieren:
    http://news.diabetesnet.com/di…control/correction-factor


    Naja... das finde ich jetzt ehrlich gesagt kaum differenzierter als die andere Methode. Es kann doch sein, dass Leute, die die gleichen Faktoren haben, einfach unterschiedlich viel Kohlenhydrate essen - ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die dadurch automatisch (wie es diese Berechnung suggerieren würde) unterschiedliche Korrekturfaktoren haben...

  • Zitat von Kirschgelb;302766

    Es kann doch sein, dass Leute, die die gleichen Faktoren haben, einfach unterschiedlich viel Kohlenhydrate essen - ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die dadurch automatisch (wie es diese Berechnung suggerieren würde) unterschiedliche Korrekturfaktoren haben...


    Was hat der Korrekturfaktor mit Kohlenhydraten zu tun?


    Der Korrekturfaktor hat mit der Insulinempfindlichkeit und Restproduktion zutun und diese spiegelt sich eben in der TGD wieder.


    Jemand der empfindlich ist braucht auch für mehr KH weniger Insulin als einer der resistent(er) ist.


    Daher sind die 2mmol (36mg/dl) eine Faustregel die für den durchschnittlich empfindlichen Typ1er gilt mit ca. 0,5 IE /kg Körpergewicht.



    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Zitat von Wildrose;302790

    Was hat der Korrekturfaktor mit Kohlenhydraten zu tun?
    Der Korrekturfaktor hat mit der Insulinempfindlichkeit und Restproduktion zutun und diese spiegelt sich eben in der TGD wieder.
    Jemand der empfindlich ist braucht auch für mehr KH weniger Insulin als einer der resistent(er) ist.
    Daher sind die 2mmol (36mg/dl) eine Faustregel die für den durchschnittlich empfindlichen Typ1er gilt mit ca. 0,5 IE /kg Körpergewicht.
    LG Wildrose


    Aber die TGD verändert sich doch, je nachdem, wie viel ich esse? Oder hab ich grad nen falschen Begriff von TGD im Kopf? Instinktiv würde ich sagen: Das ist alles INsulin, was ich insgesamt an einem Tag spritze. Und das variiert doch, je nachdem, ob ich 9 BE esse oder 30?!

  • Zitat von Kirschgelb;302794

    Aber die TGD verändert sich doch, je nachdem, wie viel ich esse? Oder hab ich grad nen falschen Begriff von TGD im Kopf? Instinktiv würde ich sagen: Das ist alles INsulin, was ich insgesamt an einem Tag spritze. Und das variiert doch, je nachdem, ob ich 9 BE esse oder 30?!


    Nimm einfach die mittlere TGD über ein paar Wochen. :D


    Es ist aber auch so, dass sich die Insulinempfindlichkeit mit der TGD verändert. Wenn du ein paar Tage lang immer 30 BE isst und dazu die richtige Insulindosis spritzt, dann nimmt deine Insulinempfindlichkeit ab (Rezeptor Downregulation). Isst du dann wieder ein paar Tage lang nur 9 BE, dann wist du wieder insulinempfindlicher. Das ganze funktionier innerhalb gewisser Grenzen.

  • Zitat von Cindbar;302856

    Nimm einfach die mittlere TGD über ein paar Wochen. :D


    Es ist aber auch so, dass sich die Insulinempfindlichkeit mit der TGD verändert. Wenn du ein paar Tage lang immer 30 BE isst und dazu die richtige Insulindosis spritzt, dann nimmt deine Insulinempfindlichkeit ab (Rezeptor Downregulation). Isst du dann wieder ein paar Tage lang nur 9 BE, dann wist du wieder insulinempfindlicher. Das ganze funktionier innerhalb gewisser Grenzen.


    Naja, dass man für sich persönlich da mit nem Durchschnittswert rechnet, war mir schon klar - nur dachte ich nicht, dass sich die Empfindlichkeit auf Dauer auch verändert, wenn man mehr oder weniger BE isst...


    Naja, egal ;) wir schweifen ab :D

  • Zitat von Kirschgelb;302891

    -nur dachte ich nicht, dass sich die Empfindlichkeit auf Dauer auch verändert, wenn man mehr oder weniger BE isst...


    Siehe dort: Rezeptorregulation


    Gruß
    Joa