Einfach keine Kohlenhydrate mehr essen??

  • Hallo,


    mir ist da gerade so eine Idee durch den Kopf geschossen.
    Da ich aller 2-3 Stunden was essen muss damit mein BZ nicht unter 4mmol kommt, auch wenn ich kein Insulin gespritzt habe (außer ich habe viele KH gegessen) könnte ich doch eigentlich einfach die Kohlenhydrate komplett weg lassen und nur dann welche essen wenn ich eine (wie beim gesunden Menschen) Unterzuckerung bekomme. Also dann eben nur eine BE Schokolade die den BZ auf 6 oder 7 treibt. Abfallen tut er ja dann in der Regel bei mir innerhalb der nächsten zwei Stunden, wenn ich etwas körperlich anstrengendes mache sogar noch schneller.


    Meine Idee ist also, wenn der Körper keinen Zucker mehr von außen bekommt, kann der BZ auch nicht hoch gehen.


    Die Frage die ich mir jetzt stelle ist, kann es dadurch zu irgendwelchen Komplikationen kommen? Zum Beispiel einer Ketoazidose? Wenn nicht, könnte ich gut und gerne auf Nudeln usw. verzichten wenn ich dann nicht mehr die ständige Angst haben müsste zu unterzuckern da meine Bauchspeicheldrüse jeden Tag anders auf Kohlenhydrate zu reagieren schein.


    Vielen Dank für eure Antworten.

  • Dein Hirn braucht Glukose. Es ist für den typischen Typ1er weitaus schwieriger den BZ überwiegend mit proteinhaltiger und fettreicher Nachrung zu händeln.
    Kennst du hormonelle Auswirkungen auf deinen Blutzuckerspiegel? Generell die Notwendigkeit von Insulin für den Stofwechsel?
    Welcher Gesunde bekommt eigentlich Unterzucker?

    Easy come, easy go.

  • Ich meine damit keinen UZ wie wir ihn kennen sondern das was gesunde Menschen beschreiben wenn sie bisschen zittrig sind und Hunger haben. Ist mir früher (als ich noch gesund war) oft passieren wenn ich kein Frühstück hatte. gegen 11:00 musste ich dann unbedingt was essen weil mir das mein Körper so signalisiert hat. Bei einem Freund von mir (gesund) wurde auch schon ein BZ von 2,8 gemessen.


    Das Gefühl bekomme ich immer so bei 4mmol, da signalisiert mir mein Körper das ich jetzt mal was essen sollte. Dann würde ich auch 1BE essen damit das Hirn wieder Zucker hat. Aber eben nicht zu viel damit der Zucker nicht zu hoch geht.

  • Probiers doch aus... aber der Körper kann aus allem Glukose machen... (das mal im Hinterkopf behalten... warum steigt mein BZ, wenn ich keine KH esse?)
    ... ansonsten sind in Gemüse auch KH enthalten...


    Beim Verzicht auf KH ist nicht mit "Schäden" zu rechnen, es kommt wohl eher darauf an, was Du stattdessen ißt. Wenn Du Gemüse, Eiweß und Fett angemessen insulinierst, kommst Du auch nicht in eine Ketoazidose.


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Ok danke für die Antwort.
    Ich soll also auch das Gemüse usw. welches ich als ausgleich essen würde berechnen und Insulin spritzen. Problem ist das ich selbst an manchen Tagen die Kohlenhydrate nicht insulieren muss bzw. in nur so kleinen Mengen das ich das mit Gemüse und anderen Lebensmitteln gleich ganz vergessen kann.


    Ich habe das ja schon Teilweise versucht bzw. ernähre mich schon sehr Kohlenhydrat arm. Zum Frühstück zwei BE Toast und den restlichen Tag nur Kohlenhydrat frei. Bis auf Nachts (7IE Basal Protaphane) spritze ich nichts. Das lief die Tage auch immer gut. Hatte nur die ganze Zeit angst das meinem Körper das Insulin an irgendeiner Stelle fehlt und ich trotz guter Werte Komplikationen bekommen könnte.

  • Wenn Du Gemüse essen kannst, ohne das der BZ steigt ist alles im grünen Bereich... bei BZ >8-9mmol insbesondere "nüchtern" solltest Du dann aber korrigieren, um nicht in einen Insulinmangel zu rutschen.
    Mich hat das "damals" auch oft genervt, so daß ich mittags ob 1-2BE ohne Insulin gegessen, um ein paar Stunden nicht an Hypos zu denken und weil es einfacher war.


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Danke für die Antworten
    Das werde ich mal so handhaben.
    Echt nervig wenn man weiß das man egal was man spritzt nachdem das Insulin nicht mehr wirkt trotzdem unterzuckert weil die Bauchspeicheldrüse ab dem Zeitpunkt wieder arbeitet.


    Ich hätte gerne mal gewusst was der Arzt dazu sagt, aber die können oder wollen mir keine Auskunft geben. :( Checken immer nur die Blutwerte und da der Hba1C bei 6,5 liegt halten die es nicht für nötig mir zu helfen. Aber wie es mir dabei geht und das, dass alles hart am Wind gesegelt ist bei mir jeden Tag scheint niemand zu interessieren.

  • Zitat von lumumba;302879

    Das werde ich mal so handhaben.
    Echt nervig wenn man weiß das man egal was man spritzt nachdem das Insulin nicht mehr wirkt trotzdem unterzuckert weil die Bauchspeicheldrüse ab dem Zeitpunkt wieder arbeitet.


    Da ist ein Formulierungsfehler drin. Die Bauchspeicheldrüse, bzw. die Betazellen arbeiten nicht erst ab Ende der Insulinwirkung mit, sondern, im Normalfall, dann, wenn der BZ die Einschaltschwelle von 80 mg/dl erreicht.


    Bei großen/schnellen KH-Belastungen rutschen die Werte dann nach 3-4 Stunden auch beim Nichtdiabetiker gerne ein Stück in Hypobereiche ab. Meist ohne dass das auffällt, oder nur ein Bisschen.

    Zitat

    Ich hätte gerne mal gewusst was der Arzt dazu sagt ...


    Wie ist bei Dir eigentlich die Diagnose Typ 1 abgesichert? Insbesondere mit Blick auf die Antikörperlevels? Wenn Du schon immer, also auch ohne Diabetes, alle paar Stunden Korrektur BE's gebraucht hast, könnte mir noch sowas wie eine hyperaktive BSD einfallen. Stichwort: Hyperinsulinismus (Achtung! Nicht Insulinom). Wenn die Betas vergessen haben, dass 80 mg% auch eine Abschaltgrenze darstellt, dann sind sie ziemlich daueraktiv was letztlich auch zu einem Betazellverlust wg. Erschöpfung führen kann. Mal einfach so und in die Tüte gedacht.


    Gruß
    Joa

  • Sehr interessant Joa. Noch nie von gehört. Angenommen der Betazellverlust tritt durch die Überanspruchung ein.


    Ist es möglich, die Betas und die BSD durch Insulingaben so lange zu entlasten, dass sie sich vollkommen regenierieren können und es keinen Manifestierten DM geben wird?
    Das würde endlich mal erklären, warum ich für ein halbes Jahr strenge Diät führe und mein Diadoc immer wieder betont " Vielleicht erholt sie sich soweit wieder, dass wir davon wegkommen!" Von Remission hat er nie gesprochen bisher, dieses Wissen habe ich nur von hier.
    Bin momentan schon so weit, nur noch abends ganz gering bolus und basal zu spritzen... und auch ohne Insulin tagsüber rutsche ich dann gerne mal in UZ ohne Zwischenmahlzeiten.

    Habe die KRAFT,zu ändern, was nicht mehr länger zu ertragen ist;
    die GELASSENHEIT, alles das hinzunehmen, was nicht zu ändern ist,
    und die WEISHEIT, das eine vom anderen zu unterscheiden ღ

  • Hallo


    Zitat

    Checken immer nur die Blutwerte und da der Hba1C bei 6,5 liegt halten die es nicht für nötig mir zu helfen.


    Dann wechsel doch mal den Arzt. Ich hab einen echt guten gefunden, der einen immer gut beraten kann, wenn man im Alltag Schwierigkeiten hat und wir probieren immernoch mutig an meiner Behandlung herum, damit meine Werte in den Zielbereich kommen. Eigentlich müssten bei deinem Arzt doch die Alarmglocken klingeln, wenn du solche Hypos hast oder?


    Ich kenne mich mit Typ-1 nicht wirklich aus (habe selbst Mody). Bist du in der Remi? Oder wie kommts, dass deine Bauchspeicheldrüse Insulin produziert, sodass du in eine Hypo rutschst?

  • Zitat von Junika;302889

    Angenommen der Betazellverlust tritt durch die Überanspruchung ein.


    Ist es möglich, die Betas und die BSD durch Insulingaben so lange zu entlasten, dass sie sich vollkommen regenierieren können und es keinen Manifestierten DM geben wird?


    Nein. Das wäre dann wie Feuer mit Kerosin löschen wollen. Bei HI produzieren die Betas auch ohne Zusatzinsulin schon zuviel Insulin.


    Sind die hyperproduktiven Betas auf Teilbereiche des Pankreas begrenzt (focal), wird ggf. durch operative Entfernung die Überproduktion reduziert.

    Zitat

    Das würde endlich mal erklären, warum ich für ein halbes Jahr strenge Diät führe und mein Diadoc immer wieder betont " Vielleicht erholt sie sich soweit wieder, dass wir davon wegkommen!" Von Remission hat er nie gesprochen bisher, dieses Wissen habe ich nur von hier.


    Hmmm, Dein Doc hält Dich für einen Typ II?


    Zitat

    Bin momentan schon so weit, nur noch abends ganz gering bolus und basal zu spritzen... und auch ohne Insulin tagsüber rutsche ich dann gerne mal in UZ ohne Zwischenmahlzeiten.


    Beim Typ 2 ist das Verhalten als "Sekretionsstarre" bekannt. Die Betas schaffen es nicht mehr, als Erstantwort auf einen BZ-Anstieg nach Nahrungszufuhr (ggf. wegen Inkretinmangel) ihr gespeichertes Vorratsinsulin freizusetzen und humpeln dann dem Blutzucker im Basalsekretionsmodus hinterher.
    Da scheint es so, als wenn sie sich auch verpeilen, wenn es darum geht, rechtzeitig wieder aufzuhören.
    Ich denke, das mag auch beim Typ 1 mit Restproduktion so passieren können, allerdings fällt es bei Typ 1 nicht so in's Gewicht, weil der bei der Diagnose weniger Betas übrig hat, als Typ 2, wenn dieser diagnosereif wird.


    Ein Zwischending ist da sicher der Typ 1 LADA, der früher als Typ 2 galt und hierzulande unterdessen als Typ 1 gezählt wird.
    In Amerikanien wird er als Typ 1.5 einsortiert.


    Gruß
    Joa

  • nein, definitiv kein typ 1.
    Komme grad von nem Termin , habe ihn auf die remi angesprochen, und er hat es "zugegeben". so wie es momentan läuft meint er wenn ich glück habe 3-4 jahre damit leben zu können. LAdA.. da müsst ich mich nochmal erkkundigen, ändert aber wahrscheinlich nichts an der endgültigkeit?! ;-)

    Habe die KRAFT,zu ändern, was nicht mehr länger zu ertragen ist;
    die GELASSENHEIT, alles das hinzunehmen, was nicht zu ändern ist,
    und die WEISHEIT, das eine vom anderen zu unterscheiden ღ

  • Nochmal ein Beispiel von gestern Abend.
    Bin um 21 Uhr Auto gefahren und habe natürlich vorher gemessen. Wert war 5,6. Hatte mir vorher eine halbe Einheit Bolus gespritzt weil ich was gegessen hatte (2BE). Nun weiß ich ja das ich bei einem Wert von 5,6 und einer halben Einheit auf jeden Fall unterzuckern werde und habe im Auto Cola getrunken um die Hypo abzuwenden die ich voraussichtlich in einer halben Stunde gehabt hätte. Da ich aber aus der Flasche getrunken habe war es ein bisschen viel Cola. Und nach einer Stunde war der BZ leider bei 14,2. Habe also mit 1,5 IE korrigiert und nach 3 Stunden war der BZ bei 4,6 (Tendenz fallend). Bedeutet 1,5 IE senkt meinen BZ um 10mmol. In den drei Stunden habe ich eine BE gegessen und noch einen Tomatensalat.


    Problem ist also wenn ich normal esse und nix spritze ist er zu hoch, wenn ich aber was spritze ist er zu niedrig. Einfach ätzend. :(

    Edit: Warum ich Cola getrunken habe und nicht etwas gegessen was den BZ nicht so stark hoch treibt lag daran das ich es eilig hatte und keine 30min warten konnte bis der BZ angestiegen ist.

  • Zitat von lumumba;302921

    Bedeutet 1,5 IE senkt meinen BZ um 10mmol.


    Nein. Das bedeutet 1,5 IE und Dein eigenes Insulin senken den Blutzucker um rd. 10 mmol/l. ;)


    Was wäre passiert, wenn Du die 1,5IE Korrektur nicht gemacht hättest?


    Gruß
    Joa

  • Dann wäre er auch runter gegangen aber ich habe da immer angst vor einer Ketoazidose. Hatte das schon mal bei einer langen Autofahrt. Da war der Wert bei 12mmol und ging dann während der nächsten Stunden auch von alleine runter. Habe damals nix gespritzt weil ich dann wieder einen UZ bekommen hätte und beim Autofahren angst davor hatte. Als ich zu Hause war, war er bei 6.

  • Hallo lumumba,


    eine Ketoazidose kann man als Diabetiker nur dann entwickeln wenn ein absoluter Insulinmangel vorliegt, sprich gar kein Insulin mehr wirkt. Weder von extern zugeführtes Insulin noch Insulin, dass aus den Betazellen der Bauchspeicheldrüse sekretiert wird. Wieso also hast Du bei einfachen hohen Werten Angst vor einer Ketoazidose?
    Wenn die Werte von allein wieder sinken, dann korrigier die hohen Werte nicht.


    Gruss,
    Surferin

  • Zitat von Surferin;302933

    Hallo lumumba,


    Wieso also hast Du bei einfachen hohen Werten Angst vor einer Ketoazidose?


    Weil ich mal meinen Arzt darauf angesprochen hatte und der mir sagte ich soll unbedingt zu jeder Mahlzeit 1-2 IE spritzen.

  • Zitat von lumumba;302934

    Weil ich mal meinen Arzt darauf angesprochen hatte und der mir sagte ich soll unbedingt zu jeder Mahlzeit 1-2 IE spritzen.


    Hallo lumumba,


    das ist erklärbar. Ich vermute, Dein Arzt hatte bei seiner Aussage folgendes im Hinterkopf:


    nicht nur Kohlehydrate brauchen Insulin zur Verstoffwechslung, sondern auch Fett und Eiweiss. Auch Obst und Gemüse enthalten Kohlenhydrate und müssen (teilweise) insuliniert werden.


    Dabei ist zu beachten, dass Kohlehydrate, je nach glykämischem Index, 3 - 6 Stunden zur Verstoffwechslung brauchen.
    Fett und Eiweiss sind nach 8 - 9 Stunden verstoffwechselt.
    Obst und Gemüse sind, je nach glykämischen Index, auch nach 3 - 6 Stunden verstoffwechselt. Gemüse muss nur teilweise insuliniert werden. Es gibt Gemüse, die bis 200 Gramm Rohgewicht BE-frei sind.


    Wenn Du also die BE's und/oder Fett-Protein-Einheiten insulinierst, ist also der Spritzzeitpunkt zu beachten. Das heisst, das Normal- oder Analoginsulin erst nach einer gewissen Zeit nach dem Essen gespritzt werden sollten, je nach dem, was Du gegessen hast. Sonst hat das Insulin schon gewirkt, bevor die BE's, Fette oder Proteine verstoffwechselt werden.
    Ich nehme an, Du spritzt auch noch Basalinsulin als Basis. Das wirkt und weil das wirkt kommst Du nicht in einen absoluten Insulinmangel.


    Als Beispiel:
    Wenn Du Dir einen Berg Salat machst ohne BE's oder ein Schnitzel isst oder ein Steak, dann isst Du zwar keine KH, aber Du isst Protein und Fett. Das muss dann insuliniert werden.


    Gruss,
    Surferin

  • Hi Lumumba,


    also bei der offensichtlich riesigen Menge Eigeninsulin, die du noch hast, brauchst du dir in den nächsten Monaten/Jahren wohl keine Sorgen um eine Ketoazidose zu machen. :)


    Ich an deiner Stelle würde es wohl so handhaben: So viel Insulin wie möglich (um die BSD zu entlasten), aber ohne dass es zu Unterzuckerungen kommt. Aber du solltest das natürlich mit deinem Doc absprechen. ;)


    Liebe Grüße,
    THF

    „Soll ich den Notarzt rufen?“ – „Nein, das ist ein Fall für Spezialisten, rufen Sie die Gummibärenbande!“ (diabetes-leben.com)


  • Zitat von TryHarderFish;302959


    Ich an deiner Stelle würde es wohl so handhaben: So viel Insulin wie möglich (um die BSD zu entlasten) ...


    ... da für den ersten Ansturm der Kohlenhydrate das Eigeninsulin nicht zu reichen scheint, wäre es wohl zweckmäßig einen Spritz-Ess-Abstand einzuhalten, also vor dem Essen zu spritzen (Abstand austesten!).
    Bei relativ niedrigen Werten vor dem Essen zur Vermeidung von Unterzuckern dann ggf. eine kleine Menge schneller KH als Vorspeise mit dem Insulin zusammen.


    @:Lumumba: Welches Bolusinsulin verwendest Du?


    Gruß
    Joa