Kampf mit meiner Basaleinstellung

  • Ich hab schon seit langem, eigentlich von Anfang an, Probleme mit meiner Basaleinstellung. Ich hab mir jetzt eine Auszeit genommen und möchte meinen verückten Körper irgendwie verstehen, jedoch bisher vergeblich.


    Ich habe vorher Insulatard (Protaphane) vor dem Schlafengehen 10 Einheiten gespritzt und das hat für die Nacht super geklappt. Tagsüber habe ich zeitweise gar kein Langzeit gespritzt, weil ich sonst in den Essenspausen immer Hypos hatte und wahnsinnig zugenommen habe.
    Meine Werte tagsüber waren nicht so toll. Ich war 2-3 Stunden nach dem Essen teilweise immer noch auf 160-180. Der Verlauf war klarerweise sehr zäh, 4 Einheiten Insulatard tagsüber hatten so gut wie keinen Effekt und alles drüber endete in Hypos.


    Jetzt versuche ich gerade auf Levemir umzustellen, ich hab herumprobiert und meine letzte einstellung war
    7 EH morgens und 5 EH abends, tagsüber super werte, nachts: schlimme hypos.
    7 EH morgens und abends gar nichts: geht bis 3 uhr morgens gut, wach ich aber mit 200 auf.
    morgens nichts, abends 6 EH: tagsüber schlecht, nachts: hypos


    egal wie wenig bolus ich abends gegen 23:00 spritz, ich hab immer gegen 2:00 einen schlimmen hypo. ich bin auch mal schlafengegangen mit 170 - 2:00 hypo.


    hinzu kommt meine nervige extreme insulinresistenz am morgen egal bei welcher einstellung. ich bin wegen eines nächtlichen hypos, heute morgen mit 180 BZ aufgewacht und hab mir dann aus lauter frust 10EH um 8:00 reingejagt und um 9:00 hatte ich 110 BZ.... das ist doch nicht normal!!
    was ist da los??


    ich mache jeden zweiten tag sport, bin nicht übergewichtig und ernähre mich relativ gesund.


    wie bestimme ich meinen basalbedarf am besten? fasten hab ich schon mal probiert mit geringerer basalrate hatte ich über den ganzen tag hypos.
    das war zwar in der remission, ich glaub aber gar nicht, dass es jetzt anders ist, da ich auch ganz ohne insulatard tagsüber bei 4-5 stunden fasten stabil war.


    meint ihr, kann ich nachts insulatard nehmen und tagsüber levemir? ist auch blöd oder?
    zusätzlich metformin nehmen um die resorbtion (vor allem morgens) zu beschleunigen?


    ich kann nicht mal sagen: ich schmeiss alles hin :/


    kann mir wer helfen??


    lg, alice

  • Hast du keinen DiaDoc der dich da unterstützt?


    Warum findest du es doof mit mehreren Insulinen
    zu arbeiten? Wenn das Ergebnis stimmt hätte ich
    für mich da kein Problem. Wichtig ist dir doch
    das die Einstellung passt.


    Vielleicht wäre auch der Besuch einer Diabetes-Klinik
    was für dich. Da wirst du neu eingestellt und
    das ganze läuft mit Kontrolle.


    Und 2-3 Stunden nach dem Essen Werte von 160 - 180
    zu haben finde ich nicht wirklich so schlecht. Glaube
    sogar mich erinnern zu können das 2 Stunden nach dem
    Essen ein Wert von 160 anzustreben ist.


    Vielleicht könntest du auch mal so die Werte von ein
    paar Tagen hier zeigen/aufschreiben. Ist immer hilfreich
    ein paar mehr Informationen zu haben.

    Liebe Grüße vom
    mistpfützenfrosch Jana

  • huhu, in Ö gibt es tatsächlich viele docs, die nicht mit zwei oder drei basalinsulinen arbeiten möchten ... für mich klingt das ganze, grob gesprochen vielleicht recht einfach. wenn du nachts mit insulatard gut fährst, ist das doch wunderbar. und dann könnte man 4-5E lantus oder levemir probieren am morgen. gegen die insulinresistenz am morgen wirkt allerdings auch insulatard sehr schön, ist halt schnell vorbei. mglw. ist das aber auch mit einem morgengupf in den griff zu kriegen? ansonsten, wenn du ärztlich unterbetreut bist, probier mal kinga howorka in wien. liebe grüße!

  • Kann denn die Hypo nachts noch vom Sport herrühren. Wann spritzt Du denn das Levemir?
    Bei mir hatte das auch nie gereicht...musste ständig flicken. Habe um 22 Uhr vier Einheiten gespritzt und musste mir dann immer den Wecker auf sechs stellen, um die acht Einheiten Morgenbasal zu spritzen. sobald ich auf den Beinen war, gab es dann noch eine Einheit Novorapid, um einen Anstieg zu vermeiden. An Sporttagen, bin ich nachts auch regelmäßig unterzuckert.


    Nach vielen Experimenten mit verschiedenen Insulinen, gab es nur eine Lösung: meine Pumpe!


  • Ich habe vorher Insulatard (Protaphane) vor dem Schlafengehen 10 Einheiten gespritzt und das hat für die Nacht super geklappt.


    Was mich etwas erstaunt, wenn ich die nachfolgenden Erfahrungsbeschreibungen lese:

    Zitat

    abends 6 EH [Anm. 6 IE Levemir]: tagsüber schlecht, nachts: hypos


    10 IE NPH-Insulin in Deiner hypoverdächtigen Zeit (gegen 2:00) sollten eigentlich einen deutlich höheren Wirkgipfel ergeben, als 6 IE Levemir zur gleichen Zeit gespritzt.


    Eine Theorie könnte sein, dass Du zu den Zeiten mit den 10IE Insulatard, vermutlich auch wegen der Mitarbeit der Betazellen in der Remi, Deinen Insulinbedarf insgesamt deutlich besser abgedeckt hast.


    Das führt dann dazu, dass sich die Glykogenspeicher der Leber nach einer Mahlzeit besser aufladen können und sie werden auch nicht durch Phasen von zu wenig basaler Insulinwirkung unnötig geleert.


    Das ist jetzt vielleicht etwas anders. Sparsam Insulin mit hohen pp Verläufen spricht dafür, dass die Insulinschaltung der Leberspeicher schlecht greift, die Umschaltung von Glykogenabbau (=Freisetzung von Glucose aus der Leber) zu Glykogenspeicherung.


    Möglicherweise ist bei Dir dann in der üblicherweise bei Erwachsenen oft sehr insulinempfindlichen ersten Nachthälfte durch insulingesteuerte Enzymschaltung in den Leberzellen nachdem der Schaltimpuls (Insulin) durch Abendbolus und Basaldosis sich durchgesetzt hat, die große Glykogenspeicherung angesagt? Dann können die Leberzellen auch auf sehr geringfügige Insulinmengen hin, alles an Blutzucker, was sie nur bekommen können, in sich reinbaggern. Das sind dann Hypos mit Power. Grundsätzlich hilft es nur, die Insulineinstellung dann insgesamt zu richten.


    Das wäre dann eine Sache, die unter Blick auf die Blutzuckerprotokolle mehrerer Tage erfolgen sollte.
    Das wäre für einen Arzt mit Erfahrung auch zweckmäßig, um mal zu sehen, ob sich Anzeichen für irgendwelche Enzymdefekte entdecken lassen (Typ MODY).


    Mir käme als erster Gedanke die Idee, es am Abend mal mit Lantus als Basalinsulin zu versuchen. Da kommt der Wirkgipfel ein ganzes Stückchen päter als mit Levemir oder gar NPH.


    So kämst Du vielleicht besser durch die insulinempfindlichere erste Nachthälfte und hättest zum Morgen zu mehr Insulinwirkung.
    Der Spritzzeitpunkt wäre wohl, je nach Dosisgröße, auszutesten.


    Gruß
    Joa

  • Hallo,


    zur Basaleinstellung:
    Da ich vorigen Dezember auf die Omnipod Pumpe eingestellt wurde kann ich dir folgendes dazu sagen.
    Nicht fasten um deine Basalrate zu bestimmen sondern unter ärztlicher Aufsicht genaue kh-Einheiten essen, die dann mit dem zugehörigen Bolus "weggespritz" wird, somit bleibt der "normale" Basalverlauf über.
    Ich war in Summe 4 Tage im KH Hietzing zur Einstellung um unterschiedliche Tagesverfassungen und die Basal-/Bolusabgaben zu optimieren. Auch bei mir wurde ein dawn-Phänomen festgestellt und mit höheren Basalraten am Morgen entgegengewirkt.


    Optional wurde mir auch schon empfohlen auf Kur zu fahren, da soll man auch gut eingestellt werden, hab ich aber noch nicht gemacht.


    Ich empfehle dir
    1. ein Gespräch mit einem fundierten Diadoc oder Arzt
    2. Genaue (mehrtägige Einstellung)
    3. Überleg dir, ob eine Pumpe nicht sinnvoll wäre (unterschedliche Basalraten möglich)
    4. wenn nichts entscheidend hilft, fahr 3 Wochen auf Kur und lass dich komplett schulen und einstellen.


    Übrigens bei mir geht zur Zeit auch alles drunter und drüber. Z.B. abends 9BE (meine Schätzung, sollen es meinterwegen 12 gewesen sein, immer wieder herunter korrigier bis ich dann ohne bis dahin etwas zu essen am folgenden Nachmittag - nach in Summe unglaublichen 31 IE :thumbdown: - wieder bei 100 angelangt bin). Ich freu mich derzeit, wenn ich mit 160 aufwache (unter 200 juhu). Hängt bei mir aber möglicherweise am rauchen aufhören :smoker: (vor 3 Monaten).


    Aber egal, das bekommen wir sicher alles wieder in den Griff :king:

    Seitdem ich Diabetes habe, weiß ich Schokolade erst richtig zu schätzen und zu lieben!
    Seit ich versuche meine Ernährung umzustellen hasse ich sie, da ich versuche sie nicht mehr zu essen!
    Seit ich zum Rauchen aufgehört habe, hab ich sieben Kilo zugenommen! - Aber zwischenzeitlich wieder 4 abgenommen ;-)
    Super, jetzt kann ich blad aber "gesund" sterben!

    2 Mal editiert, zuletzt von Druno ()

  • Ich persönlich habe ein ähnliches Problem. Bin einfach unfähig mich richtig einzustellen. Ich habe nun mein DiaDoc gewechselt und gestern in der Uniklinik Tübingen angerufen um mich stationär einstellen zu lassen.


    Alles andere macht kein Sinn. Da meine Frau Mitte September wegen ihrer Endometriose auch in Tübingen liegt, hoffe ich im gleichen Zeitraum unter zu kommen. Würden dann beide unseren 10 Hochzeitstag im Kh verbringen, hat doch auch was :hihi:

  • Hallo Alice,


    Ich kann mich nur Hannahs Rat anschließen. Probiers mal mit Kinga Howorka, schließlich hast du sie ja in Wien praktisch vor der Haustür (Tel.: 40400 3981, http://www.diabetesfit.org, Buch: Insulinabhängig?). Sie schafft es, für jeden eine eigene Therapie zu entwickeln, und die Leute so zu schulen, dass sie dann eigenständig ihre Therapie weiterentwickeln können.


    LG Geri