BZ-Werte bei Diabetes-Neuling und spätere Entwicklung?

  • Hallo in die Runde,


    mal eine "Anfänger"-Frage. Ich habe erst seit einem knappen Jahr DM Typ 1 und relativ stabile BZ-Werte, da meine Bauchspeicheldrüse offenbar noch etwas Insulin produziert. Das soll wohl bei allen Neulingen so sein, sagt man mir immer.


    Nun zu meiner Frage. Heißt das dann zwingend, dass ich mich nach einer längeren Diabetes-Dauer auf sehr schwankende BZ-Werte einstellen muss, auch wenn die Insulin-Therapie korrekt durchgeführt wird? Oder ist der Verlauf dann doch bei jedem individuell?


    Petzi

  • petzi: Es freut mich, dass du bereits seit einem Jahr stabile Werte hast, bin erst seit einem halben Jahr dabei und profitiere noch von Restaktivität. Und hab natürlich keine Ahnung, wie lange dieser Luxus noch anhält.


    Um diese bestmöglich zu schonen spritze ich so viel Basal wie möglich, also bis der BZ tagsüber ohne Nahrungsaufnahme zu sinken beginnt. Zudem mache ich ne Art "Low Carb", um wenige KH zu mir zu nehmen und damit prozentuale Schätzfehler wenigstens absolut gesehen im Rahmen zu halten. Nebenaspekt: Mein Gewicht bleibt konstant ;)


    Ich stehe zur Zeit bei einem Bolusfaktor von etwa 1, morgens etwas drüber, nachmittags etwas weniger. Basal etwa 10-11 Einheiten Levemir täglich. In den letzten Monaten war zwischen 3 IE Basal und 14 nebst Bolusfaktoren zwischen 0.5 bis 1.5 fast alles dabei.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

    Einmal editiert, zuletzt von Grounded ()

  • Grounded: mein BZ-Verlauf ist zwar stabil, mit nur ganz wenigen Ausrutschern nach unten und oben. Aber ich habe relativ hohe Bolus-Faktoren. 1,5 (morgens), 2 (mittags) und 2,5 (abends). Im ersten halben Jahr waren diese sogar noch höher. Ich esse aber weiterhin Kohlenhydrate, im Durchschnitt etwa 15 KH am Tag. Basal (Lantus) spritze ich 17 IE abends gegen 22 Uhr. Das hält dann 24 Stunden an.


    Floh: Besonders fürche ich mich vor ständigen Hypos, falls der BZ-Verlauf später instabil werden sollte. Denn ich bin beruflich öfter auf Reisen, ohne Begleitung. Da gibt es dann schon eine gewisse Ohnmacht, dem BZ irgenwie hilflos ausgeliefert zu sein.

  • Hallo Petzi,


    dein Avatar ist zu süß :D
    Keine Angst vor später. Klar kompensiert Eigenprodukton Fehler bei der Insulinierung, was man dann eben später mit Details wie Fett- und Eiweißinsulinierung super auffangen kann.


    LADA-Diabetiker haben immer einen eher gemäßigten Verlauf und profitieren lange von einer Remission. Je älter bei der Manifestation, umso besser.
    Der Vorteil nach der Remission ist, dass sich die Unzuverlässigkeit der körpereigenen Insulinprodukton erübrigt.
    Was Hypos angeht, sind das dann meistens Resultate von eigenen Berechnungsfehlern.
    Ich empfinde das BZ-Management heute nach über 21 Jahren einfacher als in den ersten Jahren.

    Easy come, easy go.

  • Vielen Dank Sera, du machst mir wirklich Mut. Und sicher auch den anderen LADA-Erkrankten hier im Forum.


    Mein Avatar ist ja der Petzi aus dem Kinderbuch Petzi, Pelle und Pingo. Das war in meiner Kinderzeit in den 60er Jahren populär.

  • Zitat

    Nun zu meiner Frage. Heißt das dann zwingend, dass ich mich nach einer längeren Diabetes-Dauer auf sehr schwankende BZ-Werte einstellen muss, auch wenn die Insulin-Therapie korrekt durchgeführt wird? Oder ist der Verlauf dann doch bei jedem individuell?


    "Individuell" trifft auf jeden Fall zu.


    Eine korrekte Insulintherapie wird nicht in jedem Fall ausreichen. Eventuell musst du dann noch dein Leben, deine Bewegungs-Freiheit und deine Ess-Freiheit einschränken, um immer ideale Zuckerwerte zu haben. Mit den Pfannkuchentürmen, die Petzis Mutter brät, wird das wohl nicht klappen.


    Erleichternd wird es sein, wenn CGM oder FreestyleLibre bzw. die Nachfolger davon, einmal selbstverständlich zur Diabetestherapie dazugehören, aber ideale Werte nach einem Berg Pfannkuchen mit Marmelade kann ein CGM auch nicht "machen".

  • Bin auch so ein LADA-ähnliches Wesen. Meine Restproduktion sinkt ganz langsam vor sich hin - dementsprechend hangeln sich meine Insulindosen ab und zu ein wenig nach oben (und im Sommer auch mal ein wenig wieder nach unten - zwei Schritte vor, einer zurück). Da ich sehr insulinempfindlich bin, empfinde ich das aber eher als Stabilisierung und habe weniger Hypos. Allerdings steigt auch die Neigung zu ziemlichen BZ-Spitzen bei Bolusfehlern. Und manchmal ist mal ein Wert total unerklärlich 100 mg/dl zu hoch. Fazit: man gewöhnt sich langsam dran... ;)
    Ich habe daher aufgehört, mir darüber Gedanken zu machen sondern vermute, viel "schlimmer" wird's nicht, sondern nur mit mehr Insulin.


    Lg Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Also ich habe meinem T1 ca seit einem 3/4 jahr, und meine restproduktion war von anfang an eher gering.
    Habe auch ordentlich lang gewartet bis ich eingesehen habe, das es nicht normal ist am Tag 20x aufs Klo zu rennen und 5-6L zu trinken usw. Aber ihr kennt das ja alle ^^.


    Jedenfalls ist meine Restproduktion relativ schnell abgesunken, und ich habe kaum mehr Eigeninsulin.
    Natürlich geheh ausrutscher richtung 160mgdl relativ schnell, und nach unten auch.
    Aber eigentlich lässt sich der Zucker ziemlich gut im Griff halten.
    Ich möchte da auch ein wenig für Tresiba werben, so stabil war ich mit den anderen Insulinen auch in der anfangsphase nicht.


    Ich wünsche dir und allen anderen Diabs viel Glück, Ausdauer und eine stets gute Einstellung

  • Hallo Petzi,
    ich bin wohl auch ein LADA, jetzt ein Jahr dabei und merke bereits, dass meine Restproduktion nachlässt. Tatsächlich wurde es die letzten Wochen spürbar aufwendiger, ich muss z.B. manche Mahlzeiten auf 2 mal spritzen. Mein größtes Problem ist allerdings hohe Insulinempfindlichkeit (Bolusfaktoren von 0,25 nach Sport und 0,75 ohne) sowie ein Korrekturabstand von 100, das macht üble BZ Sprünge bei kleinen Schätzfehlern. Ich bin auch beruflich einiges unterwegs, muss auswärts und mit Kunden essen und habe unregelmäßige Tagesabläufe.
    Nach kurzer Zeit war ich reif für die Klapse und habe mir ein CGM angeschafft. Das ist zwar nicht billig, aber seither ist meine Welt wieder in Ordnung. Ich habe eine sehr gute Einstellung ohne Hypos und ich fühle mich immer sicher.
    Vielleicht ist das ja eine Alternative für Dich, ich verstehe sehr gut, wie unsicher man sich fühlt, wenn man alleine ist und seinen BZ nicht ständig Monitoren kann.


    viele Grüße

  • Vielen Dank für euer Feedback!


    Ich bin ja fast zwei Jahre mit dem DM herumgelaufen, weil die Symptome (Durstgefühl etc.) nicht so akut waren. Erst als ich drastisch an Gewicht abnahm bin ich zum Arzt. Ich denke, wäre ich früher in Behandlung gewesen, hätte man mich noch eine gewisse Zeit mit Tabletten behandeln können (die langsame Entwicklung ist ja typisch für LADA. Aber nach zwei Jahren musste ich gleich Insulin spritzen.


    Ich bin sicher nicht insulinempfindlich wenn ich meine recht hohen Bolusfaktoren anschaue. Aber die Diabetologen sagen, ich wäre dennoch in einer Remissionsphase, weil mein BZ relativ stabil sei. In der Klinik wurde ein C-Peptid-Wert von 0.50 ng/ml festgestellt.


    Ein CGM behalte ich als Möglichkeit auf jeden Fall im Auge. Man kann beim Reisen oder Geschäftsterminen ja nicht ständig den BZ messen. Wenn ich unterwegs bin, dann stelle ich mich immer etwas höher ein um auf der sicheren Seite zu sein.


    Viele Grüße
    Petzi

  • Ich bin ja fast zwei Jahre mit dem DM herumgelaufen, weil die Symptome (Durstgefühl etc.) nicht so akut waren. [...]
    Ein CGM behalte ich als Möglichkeit auf jeden Fall im Auge. Man kann beim Reisen oder Geschäftsterminen ja nicht ständig den BZ messen. Wenn ich unterwegs bin, dann stelle ich mich immer etwas höher ein um auf der sicheren Seite zu sein.

    Hab keine Ahnung wie lange ich rumgelaufen bin. Ich weiss von meiner fliegerärztlichen Untersuchung aus 2012, dass mein Hb-irgendwas (damals böhmisches Dorf) im oberen Toleranzbereich lag. Ist halt nicht jeder Jeck gleich, aber die BZ Spitzen bei Pizza, Pasta und Kartoffeln hats wohl nicht mehr geschafft, Null sonstige Symptome. Im Frühjahr 2014 hab ich dann ne Diät gemacht, daher auch Teile der Gewichtsabnahme verpasst. Und das "Pissen müssen wie ein Elch" kam sehr verzögert und nicht in dem Umfang wie eigentlich erwartet, wenige Wochen vor der Diagnose. Wo ich mit der Diät aufgehört hab und irgendwie das normale (kohlehydrat-haltige) Essen irgendwie nicht mehr vertragen konnte.


    Hab keine Ahnung, wie lange ich mit weniger Insulin bzw. längerer Restaktivität ausgekommen wäre, wenn die Diagnose früher möglich gewesen wäre. Hätt der Hund nicht geschissen, hätt er den Has gefangen. Nutzt nix, muss wie jeder andere auch mit den Karten spielen, die wir heute in der Hand halten.


    Was das Thema Reisen/"unterwegs" angeht setzte ich kurz und mittelfristig auf FGM. Werd sicher einiges über meinen BZ-Verlauf lernen (was die insulinierung einfacher macht) als auch an Sicherheit gewinnen. Mit einer guten Adaption macht man sowohl weniger Fehler als auch ne steilere Lernkuve. Nur die Lernwilligkeit muss man mitbringen und dazu gehört auch Akzeptanz der Krankheit.

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Grounded: das mit der Remission muss man nehmen, wie es kommt. Ist die Phase früher zu Ende, dann ist es eben so. Mich hat die DM-Diagnose wie ein Schock getroffen. Inzwischen habe ich mich aber damit versöhnt. Hätte auch was Schlimmeres sein können... So eine starke Gewichtsabnahme macht ja auch Angst.


    Natürlich hadert man auch, dass zum anstrengenden Job nun noch das Paket mit dem DM "draufgepackt" wird. Aber es soll mir auch eine Warnung sein, mich über meine körperlichen Grenzen hinweg zu engagieren. Es gibt auch Leute, die putzt der Herzinfarkt von jetzt auf nachher weg!

  • Ich bin ja fast zwei Jahre mit dem DM herumgelaufen, weil die Symptome (Durstgefühl etc.) nicht so akut waren. Erst als ich drastisch an Gewicht abnahm bin ich zum Arzt. Ich denke, wäre ich früher in Behandlung gewesen, hätte man mich noch eine gewisse Zeit mit Tabletten behandeln können (die langsame Entwicklung ist ja typisch für LADA. Aber nach zwei Jahren musste ich gleich Insulin spritzen.

    Das mit den Tabletten ist eben falsch. Beim Typ1 gibt es nur Insulin Spritzen. Manchmal habe ich das Gefühl, Ärzte wollen manchen frisch manifestierten Typ 1er den Einstieg "weicher" gestalten und erreichen genau das Gegenteil.


    Orale Antidiabetika machen nur Sinn, wenn genügend Insulin produziert wird. Das ist der Weg beim Typ2 Diabetiker nach Diät und Ernährungs- bzw. Lifestyleumstellung.


    Bis man aber beim Typ1 etwas merkt, ist die Autoimmunreaktion weit fortgeschritten.

    Easy come, easy go.

  • Hallo Sera,


    dass man mich als Typ LADA anfänglich hätte mit Tabletten behandeln können, sagte in der Klinik sogar der Ärztliche Direktor (also der Super-Diabetologe) zu mir bei der Visite. Er meinte natürlich auch, das wäre vielleicht drei Monate gut gegangen. Danach hätte man mich ohnehin auf Insulin umstellen müssen.

  • Na, denn. Wenn das der Ärztliche Direktor (also der Super-Diabetologe) sagt.
    Ich würde bei solchen Aussagen das Weite suchen.

    Easy come, easy go.