Diabetes und Totgeburt

  • vorab, Schwangere Diabetikkerinnen, die sich bereit jetzt schon viel Stress wegen ihres Diabetes machen, sollten hier vielleicht nicht weiter lesen.


    Ich selbst hab im Februar Ende der Schwangerschaft (39.Woche) meinen Kleinen verloren (stille Geburt). Er war mit 5,8 Kilo und 60 cm Makrosom trotz einer guten Diabeteseinstellung mit einem HbA1c von < 6,7 (der über die Schwangerschaft auf 6,3 gesungen ist). Die Werte waren dabei ähnlich wie bei meinem ersten Sohn, der weder Makrosom war noch Unterzucker hatte nach der Geburt. Insbesondere am Ende der Schwangerschaft war ich sehr gut eingestellt.


    Hat jemand von euch schon eine Totgeburt/Fehlgeburt hinter sich? Wie seit ihr damit bei eurer Nachfolgenden Schwangerschaft umgegangen? Noch mehr Untersuchungen? (Das mein Kind so gross ist wurde nicht festgestellt, man ist von 4-4,5 kg ausgegangen).


    Liebe Grüße NicWieg

  • Euch ist wohl einer der am schwersten vorstellbaren Schicksalsschläge widerfahren.


    Ich möchte Euch mein Beileid von Herzen aussprechen und wünsche Euch alle Kraft,
    um mit diesem Verlust leben zu können.


    Das Schicksal, ein Sternenkind zu empfangen, kann jeden treffen. Ich würde die Ur-
    sache nicht im Diabetes suchen und mir damit auch noch die Schuld gaben ...

  • wir haben im Jahr 2003 die gleiche Erfahrung gemacht - unser Mathias ist ein Tag vor dem errechneten Geburtstermin gestorben. Noch einen Tag vorher (also 2 Tage vor dem GebTermin) verkündete der Gyn meiner Frau, dass alles in Bester Ordnung sei, unserem Baby würde es sehr gut gehen, obwohl er in letzter Zeit ungewöhnlich stark gewachsen sei, das aber könne auch eine Ungenauigkeit des Ultraschallgerätes sein. 2 Tage später kam er tot auf die Welt. Der Gyn hatte eine Scheangerschaftsdiabetes meiner Frau einfach übersehen.


    Wir haben den Schock bis heute nicht verdaut. Niemand, der so was nicht selbst erlebt hat, kann das nachvollziehen. Liebe NicWieg, du bist nicht allein, ich wünsche dir alle Kraft, die du für dieses Erlebnis aufbringen musst.


    Andreas :!:

  • Es tut mir sehr leid zu lesen, dass eure Kleinen Sternenkinder ist. Mein Beileid und viel Kraft.


    Bei mir stand nur wieder eine drohende Schwangerschaftsvergiftung bei der 2. Schwangerschaft im Raum und ich wurde sehr engmaschig überwacht.
    Ich war anfangs alle 4 und später alle 2 Wochen im Krankenhaus bei der Feindiagnostik. Dazu war ich sehr streng eingestellt in der Zeit ( ~5,5) und alle 2 Wochen beim Diadoc.
    Die Schwangerschaftsvergiftung kam dann trotzdem und ich hätte dann wieder eine Frühgeburt. Mathilda kam 35+3 mit 3250 Gramm und 47cm und es war auch Makrosomie im Gespräch.
    Keine Ahnung wie schwer sie geworden wäre, hätte ich sie ausgetragen. Auf der anderen Seite wies mein Insulinbedarf darauf hin, dass sie auf keinen Fall 40 Wochen drin geblieben wäre.
    Ich finde es sehr schwer, irgendwelche Rückschlüsse zu ziehen.
    Wie du schreibst, bei deiner 1. Schwangerschaft war alles in Ordnung.
    Pumpe, CGM, engmaschige Überwachung und eventuell einen geplanten Kaiserschnitt 2 Wochen vor ET wären für mich Optionen.
    Viele Grüße,


    Katrin

    Wer nichts weiß muss alles glauben. Maria von Ebner- Eschenbach

  • Hallo NicWieg,


    Das ist wirklich schlimm zu lesen, was euch passiert ist. Ich mag mir das gar nicht ausmalen.
    Es stimmt: als Diabetikerin macht man sich ohnehin schon sehr viel Gedanken darum, wie es dem Kleinen wohl geht und hofft, dass alles gut geht.


    Ich hatte eine gute Schwangerschaft - immer hieß es, es sei alles ok. Der Kleine war zum Ende hin nicht gerade klein, aber für einen Jungen noch im Durchschnitt. Zwischen der 36. und 38. Woche ist sein Gewicht sprungartig gestiegen, so dass ich schon Sorgen hatte. Allerdings ist dann zwischen Woche 38 und 40 so gut wie nix mehr passiert, was auch wohl so üblich ist (dass die Kleinen zum Ende hin nicht weiter zulegen). Er kam spontan 1 Tag vor Termin.


    Zu deiner Frage, ob eine engmaschigere Überwachung und mehr Untersuchungen während der Schwangerschaft sinnvoll wären: Ich bin hier durchaus zwiegespalten.
    Sämtliche Ärzte (sowohl mein Gyn, als auch die Ärzte in der Geburtsklinik) haben mir gesagt, dass solange der Diabetes gut eingestellt ist, es keine Notwendigkeit für besonders engmaschige Untersuchungen gäbe. Ich bin auch nicht zur Feindiagnostik gegangen. Ich hatte lediglich häufiger US als vorgesehen.
    Vielleicht würde ich bei der nächsten Schwangerschaft zur Beruhigung zur Feindiagnostik gehen. Mein Gyn war mir während der Schwangerschaft mitunter viel zu entspannt. Andererseits hat er viel Erfahrung mit Schwangeren mit Diabetes. Letztenendes kann aber auch eine Feindiagnostik nur ein Stück weit Beruhigung geben.


    Anstelle einer engmaschigeren Schwangerschaftskontrolle würde ich eher eine engmaschigere und genauere Diabetes-Einstellung für sinnvoll erachten. D.h. HbA1c unter 6, regelmäßigen Austausch mit dem Diadoc und schnelle, bzw. sofortige Anpassungen an den geänderten Insulinbedarf, nötige Disziplin bei den Kohlehydraten im letzten Drittel, mäßige sportliche Bewegung etc...
    Von vorzeitiger Geburtseinleitung oder geplantem Kaiserschnitt vor Termin allein aus "Vorsicht" halte ich wenig. Dann lieber Feindiagnostik und wirklich nur bei Bedarf eine vorzeitige Geburt.


    Neben all den Möglichkeiten zur besseren Diagnostik und den modernen Mitteln zur BZ-Einstellung bleibt am Ende jedoch leider immer noch die große Unbekannte, Dinge die schief gehen, obwohl alles normal verläuft, obwohl man alles "richtig" gemacht hat.
    Trotz meiner Bilderbuch-Schwangerschaft: Ohne die hervorragenden Geburtshelfer wäre mein Kind wohlmöglich während der Geburt verstorben (er steckte fest). Ohne das sehr gute Personal auf der Wochenstation und in der angeschlossenen Kinderklinik hätte mein Sohn keine drei Tage überlebt (er hatte eine Neugeborenen-Sepsis) - alles Dinge, die nix mit dem Diabetes zu tun haben.


    Will damit sagen: es kann leider immer etwas schief gehen, Diabetes hin oder her, ob mit oder ohne engmaschige Betreuung.


    Gruß,
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • Hallo Veri,


    Das schlimme für ich ist ja, dass ich an meiner Einstellung garnicht mehr so viel drehen kann. In den letzten 6 Wochen der Schwangerschaft hatte ich keinen Wert über 160 (alles grün bei meinem Diabetologen). Ich war jede 2. Woche bei meinem Diabetologen und jede Woche bei meinem Gyn. Im Nachhinein würde ich sagen der Kleine wurde beim Gyn zu wenig vermessen (nur bei den großen Ultraschallen). Außer ein CGM weis ich bezüglich Diabetes aber nicht mehr was ich noch machen soll, da hier meine zweite Schwangerschaft mit kleinem Kind und Diabetes eh schon anstrengender war.

  • ...beim Gyn zu wenig vermessen (nur bei den großen Ultraschallen).

    Heute weiß ich, daß man beim Ultraschall einen guten Arzt braucht, der die Bilder auch richtig deuten kann. Leider absolut keine Selbstverständlichkeit!

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Ich das Problem ist nach wie vor, dass der Ultraschall ungenau ist, da anhand von 3 Werten die Maße des Babys errechnet werden. Bei mir haben sie sich eine Stunde vor dem Kaiserschnitt noch um 700 Gramm verschätzt.
    Ich hab unschwanger einen HbA1c von 6,5. für meinen Diabetologen war alles über 6 in der Schwangerschaft zu hoch.
    Aber ich glaube nicht, dass es eben der Wert war, der verantwortlich war. Es gibt so viele Diabetikerinnen die wesentlich schlechtere Werte haben und deswegen nicht zwingend eindeutig makrosomatische Babys haben.
    Woran es auch immer lag, ich bin der Überzeugung, dass du nichts falsch gemacht hast und es nicht deine Schuld war!!
    Sprich mit deinen Ärzten, was sie alles tun können in der Schwangerschaft.
    Bei mir waren meine Frauenärztin, mein Diabetologe und die Gynäkologie im Klinikum diejenigen, auf die ich mich verlassen konnte und die auch wirklich miteinander gearbeitet haben.
    Zu Veris Bedenken wegen des Kaiserschnittes: ich bin absoluter Gegner von geplanten Kaiserschnitten ohne medizinische Indikation.
    Aber hier sehe ich zumindest einen möglichen Ansatz, den man mit den behandelnden Ärzten besprechen kann.
    Nach deiner letzten Schwangerschaft werden eh alle mit Sicherheit übervorsichtig sein und einmal mehr hinschauen. War bei mir genauso. Einfach um sicher zu gehen, dass nichts übersehen wird.

    Wer nichts weiß muss alles glauben. Maria von Ebner- Eschenbach

  • Liebe NicWieg,


    es tut mir sehr leid, dass Ihr so eine traurige Erfahrung machen musstet und wünsche Euch ganz viel Kraft für die kommende Zeit.


    Neben den schon genannten Punkten wie CGM, könntest Du vielleicht über ASS 100 nachdenken. Ich habe zwei Kinder und beide Schwangerschaften sind unauffällig verlaufen. Beide Kinder kamen normalgewichtig auf die Welt. Bei beiden Schwangerschaften war ich beim gleichen Frauenarzt in Behandlung. Beim zweiten Kind habe ich Acetylsalicylsäure 100mg ab der 10. Schwangerschaftswoche genommen. Mein Arzt hat mir dies in der zweiten Schwangerschaft empfohlen, da es die erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass es bei Typ1-Diabetes zu einer schlechten Plazentadurchblutung, Präeklampsie, Schwangerschaftsbluthochdruck etc. und der damit verbundenen Risiko inkl. Todgeburt kommt, reduziert. Er meinte, dass er es seit kurzen allen schwangeren Diabetikerinnen empfiehlt. Auch mein Diabetologe hat die Einnahme der Acetylsalicylsäure befürwortet - obwohl es keine Probleme in der ersten Schwangerschaft gab.
    Vielleicht kannst Du ja mal Deinen Arzt hierauf ansprechen. Ausserdem könntest Du evtl. am 28. April hier einmal nachfragen http://www.diabetesde.org/index.php?id=12837.


    Alles Gute!!!!!


    Noch eine kurze Ergänzung: Es stimmt, leider stimmen die Ultraschallwerte grade am Ende oft nicht. Unser erstes Kind wurde zwei Tage vor Geburt auf über 4000g in der Klinik geschätzt und kam dann mit 3360g zur Welt.

  • Liebe Nicwieg!


    Auch von mir herzliches Beileid und ganz viel Kraft für dich und deine Familie, diesen Schicksalsschlag, den sich wirklich niemand vorstellen kann, der das nicht selbst erlebt hat, irgendwie überstehen zu können. Bisher habe ich solche Fälle nur beruflich in der Klinik erlebt. Und selbst da als Außenstehende kann man das Leid nur ansatzweise erfassen.


    Wenn du erneut schwanger werden möchtest, wird man dich und das Baby sicher sehr engmaschig betreuen.
    Eine Feindiganostik (US) wird sicher gemacht werden, wobei das bereits um die 20. SSW herum geschieht, um Missbildungen, Herzfehler, etc. zu entdecken. Die klassische Makrosomie kommt jedoch erst später in der Schwangerschaft.
    Desweiteren wird sicher sehr engmaschig eine Wachstumskontrolle in einem Zentrum erfolgen (möglich auch immer beim gleichen Arzt) sowie sehr engmaschige CTG- und Dopplerkontrollen. Und ja, auch da gibt es große Unterschiede zwischen einem Wald- und Wiesengynäkologen oder einem Ultraschall-Profi, wobei natürlich eine gewisse Abweichung schon normal ist (ca. 10%).


    Was man auch machen kann, ist, die Geburt früher einzuleiten (z.B. 37./38. SSW), oft ist es auch so, dass die Frauen es auch psychologisch nicht mehr länger aushalten, wenn es sich dem Geburtstermin nähert. Auch ein geplanter Kaiserschnitt ist eine Option (wobei da eine frühere Geburtseinleitung unter CTG-Überwachung wirklich eine Alternative ist!)


    Diabetologisch wird man sicher versuchen, dich nochmals deutlich strenger einzustellen, als in der letzten Schwangerschaft, selbst ein sehr guter HbA1c von 6,3 bedeutet ein Glucose-Level von durchschnittlich ca. 120 mg/dl, da wird man vielleicht versuchen, das noch weiter abzusenken.
    Vielleicht wäre da ein stationärer Aufenthalt ein einer Diabetes-Klinik eine Option für dich?


    Wie auch immer du dich entscheidest, ich wünsche dir ganz viel Kraft!