Sind Diabetiker gar nicht krank?


  • „Ein hoher Blutzucker ist immer dann als schädlich anzusehen, wenn die Blutzuckersenkung alle diabetischen Folgeschäden verhindern kann“, erläuterte Prof. Dr. Peter Nawroth


    Das Rasen im Bereich von Schulen ist immer dann als schädlich anzusehen, wenn die Senkung der Geschwindigkeit alle Unfälle im Straßenverkehr verhindern kann ...

  • Ein hoher Blutzucker ist immer dann als schädlich anzusehen, wenn die Blutzuckersenkung alle diabetischen Folgeschäden verhindern kann“, erläuterte Prof. Dr. Peter Nawroth




    Das Rasen im Bereich von Schulen ist immer dann als schädlich anzusehen, wenn die Senkung der Geschwindigkeit alle Unfälle im Straßenverkehr verhindern kann ...


    Dennoch sollte man Meinungen von Querdenkern einer kritischen, aber auch wohlwollenden Analyse unterziehen.

  • „Ein hoher Blutzucker ist immer dann als schädlich anzusehen, wenn die Blutzuckersenkung alle diabetischen Folgeschäden verhindern kann“, erläuterte Prof. Dr. Peter Nawroth

    Das bedeutet, da man nie alle Folgeschäden durch die Blutzuckersenkung vermeiden kann, dass ein hoher Blutzucker als unschädlich anzusehen ist !?


    Zitat

    Und auch in der UKPD-Studie sei die Effizienz bezüglich der Verhinderung von Spätschäden sehr gering gewesen. „Wenn aber der Anteil der Hyperglykämien und der Diabetes-Dauer an der Entstehung der Spätschäden so gering ist, dann sollte man neu darüber nachdenken, was Diabetes ist“, sagte Nawroth.

    Quelle: http://www.springermedizin.at/artikel/47797-diabetes-mythen


    Andere sagen:

    Zitat

    Die UK Prospective Diabetes Study (UKPDS) war ein Meilenstein für die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2. Diese über 20 Jahre laufende Studie an über 5 000 Patienten mit neumanifestiertem Diabetes Typ 2 zeigte eindrücklich, dass Folgeerkrankungen durch eine optimierte Blutzuckereinstellung reduziert werden können.

    Prof. Dr. med. Monika Kellerer, Quelle: http://www.aerzteblatt.de/archiv/148880

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  • Doch die Studien lassen auch keinen Zweifel daran, dass ein HbA1c-Wert über 8,5 mit einem erhöhten Risiko für Folgeschäden verbunden ist“, so Nawroth. Daher gebe es kein Argument für eine schlechte, aber auch kein Argument für eine normnahe Blutzuckereinstellung. Die einzige
    Komplikation, die zu hundert Prozent durch eine Blutzuckersenkung verhindert werden könne, sei das diabetische Koma. Ansonsten dürfe nur
    ein partieller Effekt zu erwarten sein. „Somit sei ein hoher Blutzucker nicht immer schädlich“. Und umgekehrt bedeute ein optimaler HbA1c-Wert noch lange keine Normalisierung des Risikos im Hinblick auf Folgeschäden.


    Quelle: http://www.springermedizin.at/artikel/47797-diabetes-mythen

  • Ich verstehe Nawroth momentan so, dass er keinen Nutzen darin sieht, den Blutzuckerwert als Wert zu senken, solange man nicht erklären kann, was Folge des hohen Blutzuckers ist und was unabhängig vom hohen Blutzucker noch Einfluss auf die Zellen hat. ?(
    Nur den Blutzuckerwert zu betrachten und den Langzeitwert als Faktor der Einstellungsqualitaet heranzuziehen, ist ihm zu wenig. Dass er ein Interesse daran hat, die trotz guter Blutwerte möglichen Folgeerkrankungen erklären zu wollen, ist doch eigentlich keine so schlechte Idee?


    Mir kommt da eben der Vergleich zweier Messungen mit Blut und Gewebewasser in den Sinn. Im Blut ist der Wert vielleicht vollkommen normal, während mein rechter Arm schon deutlich niedrigere Werte aufweist. Das ist ja bei manchen Blutwerten ähnlich, dass z. B. Magnesium im Blut gemessen nicht viel Aussagekraft besitzt. :S Was passiert in den Zellen?


    Ich selbst bin ja auch so erzogen worden, dass das HbA1c möglichst niedrig sein soll, bin mit Werten um 6,5% zufrieden und fürchte mich vor Spätschäden. Ich werde aus Nawroths Forschung aktuell auch nichts für mich Wichtiges mitnehmen. Nur denke ich, er hat nicht Unrecht, wenn er z. B. die Reduzierung der Forschung auf blutzuckersenkende Medikamente als zu eingleisig empfindet. Oder wenn es ihm gelingt, bei gut eingestellten Patienten, die dennoch Folgeerkrankungen bekommen (und das gibt es ja leider), hinter den Mechanismus zu kommen, kann das doch ein sinnvolles Unterfangen sein.


    Gerade gefunden: Kurzer Beitrag (PDF) im "Ärzteblatt" http://www.google.de/url?sa=t&…4mKmjaLuIu5AWo77k3d7IwdnA

    Tresiba ist zurück! :thumbsup:

    3 Mal editiert, zuletzt von hakaru () aus folgendem Grund: Wenn ich ihn völlig falsch verstehe, bitte ich um Korrektur. :-)

  • Also es gibt, nach Professor N. kein Argument für eine schlechte Einstellung (HBA1C über 8,5) und kein Argument für eine normnahe (also HBA1C von 4,5 - 6,5).
    Bleibt also der Bereich von ~6,5 bis ~8,5. Damit ist er dann aber auch nicht mehr weit vom "mainstream" entfernt!


    Die ganze Aufregung umsonst :P :party: !

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  • Wenn du ein Kind mit frisch diagnostiziertem Typ 1 hättest, fändest du es okay, wenn der Herr Professor es auf einen HbA1c von 8,5 einstellt, weil er entgegen aller anderen Studien behauptet, das wäre genauso gut wie 6,5?


    Nö.


    Aber ich schrieb ja auch "gar nicht soweit entfernt vom 'mainstream'". So genau wo denn sein Zielbereich bzgl. HBA1C liegt, stand ja nicht im Artikel, nur "normnah" (4,5 - 6,5 lt. diabsite.de) nicht nötig und 8,5 zu hoch.


    Im Durchschnitt also 6,5 [=(4,5 + 8,5)/2] bis 7,5 [=(6,5+8,5)/2]. Und dass deckt sich dann schon in etwa mit der Typ1-S3-Leitlinie, die empfiehlt <7,5 ;)

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  • Dr. Nawroth erschien gestern abend um 21.45 leibhaftig in der Landesschau Aktuell im SWR. Da bin ich zufällig vorbeigezappt. Angekündigt war der Beitrag unter "Falsche Diabetes-Behandlung":


    Hier ab Minute 11:


    http://www.ardmediathek.de/tv/…54078&documentId=35963692



    Es ging um eine DM Typ 2 Patientin, die man auf einen Hba1C von 6,1 eingestellt hatte. Sie wurde dadurch offenbar erst richtig krank. Für meinen Geschmack war der Beitrag einen Tick zu reißerisch. (Man beachte auch den auffälligen Ring am kleinen Finger von Prof. Nawroth... :D )

  • Es ging um eine DM Typ 2 Patientin, die man auf einen Hba1C von 6,1 eingestellt hatte.


    Und nun soll es immerhin ein HbA1c von 8 sein!

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Irgendwie habe ich nicht gefunden, was der Prof. Gesagt hat. Ich habe aber aus der Posts hier verstanden, dass es um HbA1 wert Dogmatisierung geht, was Prof. Anzweifelt.
    Wenn so ist, begrüße ich auch, dass er tiefer gehen will. Vielleicht könnte jemand hier einen direkten Link Publishen?


    Nur wenn ich schon nicht erklären kann wieso war mein Zucker vor 1 Stunde wieder hoch (300), habe korrigiert, ging sofort ( nach 1 Stunde) bis zu 42 runter. Und andere Zeit dauert ewig bis runter geht. Ich weiß wie ich korrigiert habe, keine zu Höhe Dosis, gegessen sehr wenig Carb. etc.. aber es riecht nach Gewitter!
    Wie kann der Professor das dann untersuchen? Das wäre klasse Einsatz, vielleicht finden Sie ein anderer Kennzahl als Blutzuckerwert!


    Finde der Einsatz von Nathrath sehr gut! Er kommt mit Gefühl zum Patient, und nicht mit starren Vorgaben. Alle Vorgaben sind nichts mit Individualität zu tun!
    Endlich mal schlauer Einsatz, was Menschen beachtet.

    Einmal editiert, zuletzt von WG_ ()

  • Den Ring hab ich leider nicht so schnell erkennen können, ist da etwa ein Nashorn drauf? :woot:


    Danke für den Link, petzi. In der Tat ein merkwürdiger Beitrag mit Fragezeichen. Ist das jetzt die Werbetour für sein Buch?


    Was man natürlich nicht ganz von der Hand weisen kann, ist die Hypogefahr gerade für ältere bei einer sehr guten Einstellung. Ein angehender Kardiologe erzählte mir mal, dass er auf seiner Station immer mal wieder ältere Frauen liegen hat, die nachts mit Herzrhythmusstörungen zu tun haben und auf dem Weg zur Toilette z. B. stürzten. Wenn ihm so etwas begegnet, lässt er nachts BZ-Werte testen und findet ganz oft Hypos. Der Hausarzt wiederum freute sich eben über die gelungene Einstellung mit top HbA1c.

    Tresiba ist zurück! :thumbsup:

  • Danke für den Link, petzi. In der Tat ein merkwürdiger Beitrag mit Fragezeichen. Ist das jetzt die Werbetour für sein Buch?

    Hakaru, das dachte ich auch, dass er sein Buch pushen will und natürlich auch für seine Forschungsprojekte werben. Durch die Präsenz in einer
    Nachrichtensendung bekommt er ja unheimlich Aufmerksamkeit - Nawroth scheint ein echter PR-Profi zu sein.


    Und: der neckische Ring - mit oder ohne Nashorn :D lässt aber schon tief blicken...


    Zum Hba1C:
    Meine Oma hatte Diabetes Typ 2 und ist auch häufig wegen Unterzuckerung schlimm gestürzt. Am Ende konnte man sie nicht mehr alleine in ihrer Wohnung lassen. Deshalb denke ich, dass es bei älteren Leuten schon sinnvoll ist, den BZ nicht so streng einzustellen.

  • Die hypos sind gefährlicher als hohes Zucker. Davon wird Gehirn nicht mehr mit o2 versorgt und kann zu schlechteren Nebenwirkungen bringen. Als umgekehrt.

  • Vielleicht gibt es ja demnächst in einem der Gesundheitsmagazine noch einen größeren Auftritt? So war das ganze doch recht kurz und seltsam. (Wollte man uns weismachen, die Nervenstoerungen waeren als Folge des niedrigen HbA1cs entstanden? ?( )


    Ich kenne einige Typ 2er, deren Hausaerztin sie trotz der Zusatzqualifikation fuer Diabetologie mit Werten zwischen 8 bis 15 mmol/l laufen lässt, obwohl eindeutig Symptome wie Durst und Müdigkeit dazukommen. Ist schon manchmal sehr eigenartig mit den extremen Einstellungen der Aerzte. :rolleyes: Und da werde ich dann auch wieder misstrauisch, ob nicht in erster Linie Kosten eingespart werden sollen, indem man nicht oder unzureichend therapiert. Das Gefühl habe ich bei Prof. Nawroth auch ein wenig. Aber gut, ich habe das Buch ja nicht gelesen.

    Tresiba ist zurück! :thumbsup:

  • Ich habe das im Beitrag nicht verstanden, nö. Bei HbA1c 6,1 bekam sie Nervenstoerungen in den Füßen und konnte nicht mehr gehen? Falls der BZ sehr schnell und deutlich gesenkt wurde, mag das vorkommen, aber von einem Zeitablauf wurde nichts gesagt, meine ich. ?(

    Tresiba ist zurück! :thumbsup:

  • @WG er will den Wert nicht herabsetzen, sondern heraufsetzen. Den kompletten Zusammenhang dieser Beiträge kannst du erfassen, indem du von Anfang an liest.

  • Vielleicht gibt es ja demnächst in einem der Gesundheitsmagazine noch einen größeren Auftritt? So war das ganze doch recht kurz und seltsam.

    hakaru - kurz schon, aber kostenlos in den Nachrichten mit einer sehr großen Reichweite. Zudem: Würde man den Beitrag in Werbeminuten umrechnen, dann würde das sehr viel Geld kosten. Der Beitrag kam ja auch deshalb in die SWR-Nachrichten, weil es sich um die Uni Heidelberg in BaWü handelt.


    Ich habe das Buch von Nawroth ja in der Bücherei vorbestellt und kann es jetzt abholen. Bin mal gespannt...