Blutzuckerspitzen nachts bzw. am frühen Morgen

  • Ich würde mehrere Nächte nutzen um jeweils 1-2x zu unterschiedlichen Zeiten zu messen. Ich reagiere auch extrem auf Schlafmangel und ob es so sinnvoll ist sich jede Std aus dem Schlaf wecken zu lassen bezweifel ich. Allein die Hormonausschüttung würde ich nicht unterschätzen.

  • Hallo zusammen,


    als Erstes vielen Dank für eure Hilfe und den regen Austausch!


    Ich habe die letzten beiden Nächte/Morgen das Splitten (mit gleichen Voraussetzungen) probiert. Ich habe gegen 21 Uhr 8 IE Lantus und dann nochmal morgens um 6 Uhr 8 IE gespritzt, anstatt halt 16 IE abends.


    Am ersten Morgen gegen 4 Uhr war ich bei 175. Schon mal erheblich besser als 250+. War also ziemlich guter Dinge. Heute morgen jedoch war ich bei 410 :pupillen: :pupillen: :pupillen: .
    Wie gesagt hab nichts anders gemacht, abends nicht kalorienreich o.ä. gegessen. Bin im Prinzip also ratloser als zuvor...


    Bin mit meinem Latein so ziemlich am Ende. Ich werde in den nächsten Tagen mehrmals in der Nacht messen und auch bald nochmal zum Diabetologen. Was anderes fällt mir erstmal nicht ein...
    Da ich früh morgens jetzt so gut wie eh immer hohe Werte habe, kann ich auch "alles" ausprobieren. :hmmz:


    LG Chris

  • Hallo Chris,


    konzentriere Dich mal auf die BZ-Werte so gegen 2 - 3 Uhr und 4 - 6 Uhr.

    Was anderes fällt mir erstmal nicht ein...

    Bei Deiner Situation denke ich zunächstmal an ein "Dawnphänomen".


    Mit einer Halbierung des Basals erreichst Du genau das Gegenteil mit Deinem Problem. Eventuell hilft es,
    wie jemand schon geschrieben hat, das abendliche Basal auf zwei Spritzstellen zu verteilen. Was ich aber bezweifle.


    Wenn Du mit Lantus, sei es Dosis,Spritzstelle oder Spritzzeitpunkt etwas veränderst, ist das erste Ergebnis nicht
    aussagekräftig ! Der Körper muß sich erst darauf einstellen, deshalb Änderungen immer zwei bis drei Tage bei behalten !

  • Hallo CrisB!


    Ich bin im Moment auch in einer ähnlichen Situation...Die Aufteilung in das Splitten des Lantus morgens und abends habe ich auch schon seit einiger Zeit gemacht und war eigentlich damit zufrieden. Nun hat sich der Ablauf des Tages bei mir entschieden verändert, da sich meine selbstständige Arbeit mit größerer körperlicher Anstrengung in eine Rente mit leichter körperlicher Arbeit geändert hat....und schon stimmt die BZ-Einstellung nicht mehr....ich bin am Tüffteln......
    Du bist jetzt auch am Herausfinden, wie man das Lantus am besten spritzen kann, damit es eine halbwegs gerade Linie gibt. Mir fällt nur auf, kann es sein, das Du die Änderungen zu schnell machst? Ich probiere eine Änderung immer mehrere Tage aus, weil das Lantus ja auch eine gewisse Zeit braucht, bis es so wirkt, wie man es haben will..... war nur so ein Gedanke.
    Demnächst fange ich auch wieder an täglich Rad zu fahren (Berg rauf, wir wohnen am Bergrand), da werde ich auch wieder einiges ändern müssen, so ist es halt!
    Aber bitte, verzweifle nicht! Das ist unsere Hausaufgabe, Tag für Tag, so wird unser Typ1 nie langweilig. Ja, ich werde auch meine neue Diabetologin fragen, ich bin aber am zweifeln, ob sie wirklich eine gute Lösung findet, wahrscheinlich wird sie mir eher zu einem Insulinwechsel raten, ist ja einfacher !?!


    Liebe Grüße Annette

    Den Sinn des Lebens zu suchen ist legitim, doch sollte man damit nicht zu viel Zeit verbrauchen,
    sonst zieht das Leben an einem vorbei :urlaub

  • Ich probiere eine Änderung immer mehrere Tage aus, weil das Lantus ja auch eine gewisse Zeit braucht, bis es so wirkt, wie man es haben will.....


    ...wahrscheinlich wird sie mir eher zu einem Insulinwechsel raten, ist ja einfacher !?!


    Ich bin auch der Meinung, dass man Änderungen langsam, in kleinen Schritten einführen sollte.
    Zum Thema Insulinwechsel: mein Arzt hat mir damals auch geraten, statt Lantus Levemir zu spritzen. Habe ich tatsächlich gemacht. Aber Levemir hat bei mir nicht sehr gut gewirkt, ständig hatte ich zu hohe Werte.
    Deshalb bin ich zum Lantus zurückgekehrt und habe die Dosis gesplittet.


    Aber, wie gesagt: es gibt kein Patentrezept!

    - Cassiopeia -

  • Hallo zusammen,


    ich habe mich gerade mal zum Thema Dawnphänomen eingelesen. Hört sich tatsächlich nach meiner Situation an. Und wie wiewaldi schon sagt: Halbierung Basal macht es dann eher noch schlimmer. Ist ja auch logisch dann.


    Gut dann werde ich in der Nacht jetzt mal öfter messen und, wie auch zu diesem Thema beschrieben, vorm Schlafen gehen eine kleine Menge zusätzliches Bolusinsulin (vorsichtig rantasten) spritzen,(?) um den morgendlichen Anstieg abzufangen.
    Weiteres Gedankenspiel wäre dann ja auch noch den Basal eher etwas zu erhöhen. Eins nach dem anderen.


    Abermals vielen Dank :thumbsup:


    LG Chris

  • Moin,


    zum Dawn Phänomen gibt es einen Hinweis je jünger desto wahrscheinlicher.


    Eine zeitlang habe ich mich damit befasst, weil meine Morgenwerte scheinbar daraufhin zeigten.


    Meine Annahme war, BZ Steigerung um 40 in der Zeit von 4 bis 8 Uhr.


    Diese Werte wurden dem Bolusrechner mitgeteilt und danach insuliert, wenn ich um 6 Uhr aufstand musste ich davon ausgehen, dass mein BZ in den nächsten 2 Stunden noch um 20 aufgrund des Dawn steigen wird und es bei der Insulinmenge berücksichtigen.


    Es wurde mir aufgrund der Ergebnisse schnell klar ein Dawn Phänomen lag bei mir nicht vor.


    Aber der morgenliche Anstieg war ja vorhanden, warum nicht mal den Gupf als Möglichkeit zu betrachten,


    Gesagt getan, es war der Gupf der den morgendlichen Anstieg zu verantworten hatte, er sorgte dafür, dass mein BZ nach dem aufstehen zuverlässig um ca. 30 stieg.
    nachdem mir diese Information zur Verfügung stand und das Wissen benutzt wurde hatte ich meinen BZ morgens wieder im Griff.


    Vielleicht kannst Du irgendwas daraus für Dich entnehmen.


    MlG


    Hinerki

  • Gut dann werde ich in der Nacht jetzt mal öfter messen und, wie auch zu diesem Thema beschrieben, vorm Schlafen gehen eine kleine Menge zusätzliches Bolusinsulin (vorsichtig rantasten) spritzen,(?) um den morgendlichen Anstieg abzufangen.
    Weiteres Gedankenspiel wäre dann ja auch noch den Basal eher etwas zu erhöhen. Eins nach dem anderen.


    Hallo Chris,


    häufigeres Messen um ein Dawn Phänomen abzusichern ist bestimmt eine gute Idee, allerdings kommt die ICT da an ihre Grenzen. Wie Bolusinsulin zum Schlafengehen helfen soll, ist etwas fraglich, wie soll das funktionieren?
    Das Basalinsulin erhöhen kann den Anstieg abfangen, aber leider ist die Wirkung in den ersten Stunden nach der Injektion höher und lässt dann nach, also schwierig, einem Anstieg am morgen, mindestens 6-8 Stunden nach der letzten Spritze, zu kompensieren. Vielleicht klappt es mit gesplittetem Lantus wenn sich die Wirkkurven so überlagern, dass man am Morgen einen höhere Wirkung hat. Mit Levemir würde es nicht klappen, das lässt zu schnell nach. Eigentlich müsste Dein Dia Doc Dich dazu beraten, aber das scheint von den meisten zuviel verlangt zu sein.
    Wenn das Phänomen ausgeprägt ist, hilft aber nur eine Pumpe, welche dann zur gegeben Zeit einfach die Basalrate erhöht. Wäre das eine Option für Dich?


    Grüße
    Ikebana

  • Hallo,


    eine Pumpe ist für mich keine Option.


    Naja, wenn ich kurz vor dem Schlafen gehen mir als Bolus eine kleine Menge Actrapid gebe, kann das schon helfen. Das hat ja nicht so eine schnelle und im Endeffekt aber längere Wirkungsdauer als z.B. Novorapid. Das ist alles mit Vorsicht zu genießen wegen Hypo, das ist mir ganz klar. Letzte Nacht habe ich es ausprobiert und hatte heute morgen schon bessere Werte. Dass das jetzt nicht in Stein gemeißelt ist als Lösung ist mir auch bewusst, aber zumindest hat es erstmal geholfen.


    Aber wie auch schon gesagt, ich werde mich nochmal mit meinem Arzt genauer auseinandersetzen und wenn es der Alltag zulässt, Nachts öfter messen. Ansonsten bin ich aber weiter für jede Hilfe dankbar.


    LG Chris

  • Hallo,


    dass Du mit deinem Latein am Ende bist, ist nachvollziebar.
    Ich habe mich mal an die Arbeit gemacht und versucht die oben geschilderte Situation zu visualisieren.
    Ich habe die Aufbereitung recht schnell abgebrochen, weil die Aufbereitung nur einen Schluss zulässt.
    Zuerst habe ich alle Lantus-Insulin-Wirkkurven erstellt, berechnet für einen 70kg Standardmenschen.
    Um es kurz zu machen, der Wert von 175mg/dl um 4.00 Uhr ist mit der gesplitteten Lantusdosis unter den obigen Umständen bei deiner Person niemals zu erreichen. Die 410mg/dl am folgenden Tag sind aus den Lantus-Insulinspiegeln deutlich abzuleiten.
    Zur Erläuterung: Alle basalen Insulinspiegel sind in die Berechnungen eingeflossen, auch die aus dem/n Vortag(en).
    Es kann sich bei den 175mg/dl nur um eine Fehlmessung handeln oder aber um eine "normale" Lantus-Insulinschwankung.
    Weil ich persönlich nicht an eine Fehlmessung glaube, bleibt nur das Phänomen Insulinschwankung als Erklärung übrig.


    Unter dem Strich bedeutet das faktisch, dass niemals eine vorhersehbare Therapie-Steuerung mit dem Lantus-Insulin erfolgen wird. Selbst wenn man mit einem schnellen Insulin den Morgenwert günstig beeinflussen kann, so werden leider durch die basalen Schwankungen genausooft nächtliche Hypoglykämien erfolgen.
    Zieht man einen Insulinwechsel in Betracht, so würden die Schwankungen mit NPH-Insulin noch größer werden, mit dem Levemir-Insulin wohl deutlich kleiner.
    Eine Pumpe wurde klar ausgeschlossen, sodass diese wahrscheinlich einzig und beste Alternative nicht zur Verfügung steht.


    Abschließend möchte ich eine Studie aus dem Jahr 2004 anfügen, welche die Insulinschwankungen klar aufzeigt.
    Zur Erklärung: die einzelnen Diagramme zeigen die Insulin-Wirkurven von dem Lantusinsulin von Tag zu Tag.
    Es wurde unter klinischen Bedingungen den Probanden die jeweils gleiche Insulindosis zugeführt (berechnet auf das Körpergewicht = 0,4 Eiheiten pro Kilogramm Körpergewicht) an vier unterschiedlichen Tagen.
    Die Kurven zeigen die Insulinwirkung an den vier Tagen auf, sogenannte Clamp-Studien, die einzig anerkannte Studie zum Aufzeigen von Insulinwirkung.


    Mit Gruß

  • Hallo,


    danke für deine Mühen und Erläuterungen.


    Ich werde einfach weiter probieren und forschen. Dass die Pumpe da am besten ist, ist bestimmt richtig. Nur kommt die für mich gar nicht in Frage.
    Und dass es die einzige Möglichkeit ist, Abhilfe zu schaffen, glaub ich nicht. Ich weiß, hat niemand von euch gesagt, ist nur laut gedacht gerade :) Mit Pumpe wär es halt am einfachsten.


    Wie schon gesagt: Ich bleib weiter dran und rede mit meinem Doc. Ich werde dann auch nochmal Bericht geben. Bis hierhin schon mal vielen Dank.


    LG Chris

  • Hallo Chris,


    zunächstmal ist entscheidend, ob tatsächlich ein Dawnphänomen vorliegt !? Wenn dem so ist, ist die Pumpentherapie natürlich die,die am schnellsten, besten und "bequemsten" Wege Abhilfe schafft.


    Wenn Du diese absolut ablehnst, was ich zwar nicht verstehe, aber respektieren muss, bleibt nur noch eine sehr aufwendige
    Einstellungsphase mit diversen Basalinsulinen bezüglich Menge und Spritzzeitpunkt. Eventuell ist es sogar notwendig zum
    Beginn des "Dawns" Bolusinsulin abzugeben (also jede Nacht so gegen 2 - 3 Uhr).


    Hast Du besondere Gründe, die gegen eine Pumpe sprechen ? Natürlich möchte ich nicht in Deine privaten Angelegenheiten
    "eindringen" ? Vielleicht gelingt es uns, Deine Vorbehalte zu widerlegen !???

  • Hallo,


    Du wirst ganz sicher "Abhilfe" schaffen mit deinen jetzigen Insulinen, aber leider stellt sich das Problem anders dar.
    Mit den verfügbaren Basalinsulin lässt sich nur bedingt eine täglich gleichbleibende Versorgung erreichen, das ist ein Faktum.
    Mit einer kontinuierlichen Insulinversorgung (Pumpe) lässt sich im Optimalfall eine täglich gleichbleibende Basalversorgung erzielen, mit nur 3% Abweichung zu den Vortagen. - Das schafft kein Basalinsulin, Basalinsuline haben starke Schwankungen von Tag zu Tag, damit sind nicht die Schwankungen des Wirkprofils über den Tag gemeint.
    Ich habe mir nochmals die Mühe gemacht und ein Diagramm (Nr. 221) ausgelesen (die Integrale aus dem Diagramm errechnet).
    In der Wertetabelle kann man ersehen, dass die Schwankungen erheblich sein können und im Grunde keine wirklich gezielte Therapiesteuerung zulassen. Die Therapiesteuerung kann nur mit unerklärlichen Ausreißern erfolgen, sollte man von gleichartigen Basalschwankungen, wie im Anhang, betroffen sein.


    Mit Gruß