4,9 % - arbeite nach dem Protokoll von Dr. Richard K. Bernstein (beschrieben in „Diabetes Solution“).

  • Zitat

    Aber um aufs eigentliche Thema zurückzukommen. Ich halte nach wie vor den Mittelweg für richtig. Das heißt, eine ausgewogene Ernährung mit wenig(er) Kohlenhydraten und weniger tierischen Erzeugnissen. Stattdessen viel Gemüse und überwiegend pflanzliches Eiweiß / Fett. Und nein, ich bin kein Veganer!


    Fernab jeglicher Ideologien: vor in etwa 8000 Jahren wurde der Ackerbau eingeführt, seit in etwa 4500 Jahren gibt es Hülsenfrüchte. Das sind weniger als 1 Prozent der Menschheitsgeschichte. Warum der Ackerbau eingeführt wurde ist umstritten und bisher konnte keine Theorie bewiesen werden.


    Ich stelle mir meine „natürliche Ernährung“ so vor, als wenn ich fernab jeglicher Zivilisation in einem Wald ausgesetzt werden würde. Wie kann ich überleben?


    - Ich würde zuerst Eier (vermutlich von Wasservögeln) suchen. Die können sich am wenigsten wehren. Nicht sehr romantisch, weil die vermutlich alle befruchtet sind (EW und Fett)


    - Dann würde ich möglichst gut erhaltenes Aas suchen. Man macht im Supermarkt nichts anderes. Das im Supermarkt ist genau gesehen kein Fleisch, sondern Aas (Todesursache unbekannt) und man sucht das günstigste Ablaufdatum. Das tierische Fett würde ich zuerst essen, da es die höchste Energiedichte hat (9 Kcal pro g im Vergleich zu KH und EW mit jeweils 4 Kcal pro g). Ebenfalls EW und Fett


    - Weiters Insekten, Amphibien, etc. (ebenfalls EW und Fett)


    - Je nach Jahreszeit dann Pilze, Wurzeln, Grünpflanzen, Nüsse, Beeren, etc. Aber da bin ich mir schon nicht mehr so sicher, ob das Ausgraben, Bücken etc. nicht mehr Energie kostet als das Essen mir bringt. (EW und geringe KH)


    Nach allem, was ich weiß ist pflanzliches EW hinsichtlich kompletten Aminosäuren Profilen für den Menschen am ungünstigsten zu verwerten und es ist faktisch unmöglich, auf die empfohlene Untergrenze von 1 g EW pro kg Körpergewicht zu kommen. Und diese Untergrenze gilt für Invaliden ohne jede körperliche Betätigung (je mehr Bewegung, desto mehr EW braucht der Körper).

  • Was ich absolut nicht Verstehe..........! Kein Tag ist wie der andere. Mal hab ich Stress, mal bin ich traurig oder glücklich, krank, wütend, appetitlos, verfressen, euphorisch, sportlich oder das gegenteil. Die Aufzählung lässt sich beliebig fortsetzen. Alle diese Vorgänge haben etwas zutun mit der Ausschüttung diverser Hormone und Hormon Cocktails und sind natürliche Vorgänge in unserem Körper. Wie ist es möglich, das perfektionistisch zu beherrschen? Da hilft meiner Meinung nach, nur ein künstliches Koma. Ich habe ein riesiges Problem damit, das es immer mehr Ernährungsextremisten gibt, die alles abseits Ihrer individuellen, auserwählten Ernährungs und Lebensphilosopie nicht tolerieren können. Wie alt ist die Low Carb Szene, Paleo Szene, Veganismus Szene? Gibt es seriöse, wissenschaftliche, representative Langzeitstudien? Gibt es Studien darüber, dass pflanzliche Fette krank machen und tierische Fette zu bevorzugen sind? Eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit ausreichender Bewegung , sollte das Ziel sein. Ich habe oft den Eindruck, dass manche sich nur noch über ihren Blutzucker und ihre Bauchspeicheldrüse definieren und alle anderen Aspekte ausblenden. Ich bekenne mich zu normaler Schokolade und nicht zu diese Kunstka***, einfach, weil es mich zufrieden macht ein kleines Stück davon zu genießen und wenn es mich zufrieden macht, geht es mir gut. Es gibt Langzeitdiabetiker, die den Krieg überstanden haben, ohne Messsysteme, trotz Medikamentenmangel und diese haben ein stolzes Alter erreicht. Ich denke, dass unzählige Faktoren eine Rolle spielen. Wenn es eine familiäre Vorerkrankung gibt, z.B. Herz, Krebs oder weiß der Geier, dann kann es passieren, dass ich daran sterbe und nicht zwangsläufig an meiner Diabetes Erkrankung. Mich nervt Hysterie in allgemeinen. Jeder sollte für sich heraus finden, was ihm und seinem Körper gut tut und nicht die jeweilige Ernährungs u.- Lebensform dahingehend propagieren, dass es die einzig richtige ist. So mein BZ ist nach diesem Text etwas erhöht und nun?

    Einmal editiert, zuletzt von ECO ()

  • In der Praxis ist es wirklich so, dass einem als Diabetiker das "High-Carb Establishment" ihren Ernährungsstil aufzwängt.
    Es ist sehr schwer einen Diabetologen zu finden, der sich mit Ernährung auskennt. Es hat ja schon lange gebraucht, bis die Insulinierung von Fett- und Eiweiß überhaupt in die normalen Diabetiker-Schulungen aufgenommen wurde.
    Und aufgrund von "Guidelines" wird dann immer noch zu einer High-Carb-Ernährung gedrängt.


    Ein Aufzwingen von Ernährungsstil sehe ich also auch nur von der anderen Seite ausgehend.

  • LocMa


    Danke für die Antwort. Das klingt durchaus schlüssig. Generell finde ich das durchaus eine spannende Diskussion! Ich hab nur meine Zweifel, ob "back to the roots" der einzig richtige Weg ist. Zumal ich denke, dass die Vermehrte Aufnahme von Getreide, Hülsenfrüchten und anderen Ackerfrüchten sicher nicht nur negative Effekte auf unseren Körper und auf die Entwicklung der Menscheit hat / hatte. Oftmals werden aber nur genau diese betrachtet.


    Und um mich nochmal zu wiederholen, ich bin auch der Meinung, dass wir in unserer modernen, westlichen Gesellschaft generell viel zu viele Kohlenhydrate zu uns nehmen.

  • In der Praxis ist es wirklich so, dass einem als Diabetiker das "High-Carb Establishment" ihren Ernährungsstil aufzwängt.
    Es ist sehr schwer einen Diabetologen zu finden, der sich mit Ernährung auskennt. Es hat ja schon lange gebraucht, bis die Insulinierung von Fett- und Eiweiß überhaupt in die normalen Diabetiker-Schulungen aufgenommen wurde.
    Und aufgrund von "Guidelines" wird dann immer noch zu einer High-Carb-Ernährung gedrängt.


    Ein Aufzwingen von Ernährungsstil sehe ich also auch nur von der anderen Seite ausgehend.

    Auch meine Erfahrung. Ernährungsumstellung war NIE Thema. Viele kannten nicht mal den Unterschied zwischen Ketose und Ketoaszidose. Ironie on: Aber was soll man schon von DGE-zertifizierten Ernährungsberaterinnen erwarten...



    Darum finde ich Themen wie hier sind unglaublich wichtig, um auch andere Wege aufzeigen zu können als Basis für eine fundierte Therapieentscheidung. Und sei es kommt die Erkenntnis, dass man es so nicht machen möchte, dann ist das aber auch okay.


    Zitat


    Und um mich nochmal zu wiederholen, ich bin auch der Meinung, dass wir in unserer modernen, westlichen Gesellschaft generell viel zu viele Kohlenhydrate zu uns nehmen.


    Ich denke, nicht Kohlenhydrate sind für einen gesunden Menschen das Problem, sondern die Ernährung mit extrem schnell wirkenden Kohlenhydraten. Da brauche ich keine 8000 Jahre in die Vergangenheit zu gehen, sondern die gibts in dieser Masse und Verfügbarkeit erst seit Anfang / Mitte des letzten Jahrhunderts. Dieser hohe glykämische index bringt das komplette Regelsystem durcheinander.

  • Manche bezeichnen Zucker auch als Droge - nicht ganz "serös", aber populistisch: http://www.weltderwunder.de/ar…zur-toedlichen-droge-wird


    Kanns leider nachvollziehen - "früher" war bei jedem Wochen-Einkauf irgendwas wie Schokolade (also Zucker mit Kakaogeschmack) oder ähnliches dabei, seit der Umstellung bzw. "Entwöhnung" nix mehr davon. Hab nicht mal das Verlangen danach. Und wenn Schoki, dann halt mit möglichst viel Kakaofett für den Geschmack. Und nein, vermisse nichts.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Manche bezeichnen Zucker auch als Droge - nicht ganz "serös", aber populistisch: http://www.weltderwunder.de/ar…zur-toedlichen-droge-wird


    Kanns leider nachvollziehen - "früher" war bei jedem Wochen-Einkauf irgendwas wie Schokolade (also Zucker mit Kakaogeschmack) oder ähnliches dabei, seit der Umstellung bzw. "Entwöhnung" nix mehr davon. Hab nicht mal das Verlangen danach. Und wenn Schoki, dann halt mit möglichst viel Kakaofett für den Geschmack. Und nein, vermisse nichts.

    Hast nicht aufgepasst bei der Diabetikerschulung? Schokolade ist doch super, durch das viele Fett wirkt der Zucker extreeeeeeem langsam. Lieber Schokolade als ein dummes Stück "gesundes" Brot.
    Aber das führt zuweit jetzt...

  • Zitat

    Wie alt ist die Low Carb Szene, Paleo Szene … Gibt es seriöse, wissenschaftliche, representative Langzeitstudien?


    Die ersten dokumentierten Studien zu LC stammen aus 1863 (England). Viel Grundlagenforschung hat zwischen 1930 und 1940 in Deutschland stattgefunden. Dazwischen war LC die gängige akzeptierte Theorie.


    Ein erstes Problem war danach, dass es für amerikanische Forscher karrieretechnisch ein Genickschuss gewesen wäre, nach den ganzen Entnazifizierungsprogrammen nach dem zweiten Weltkrieg diese deutsche Grundlagenforschung zu referenzieren. Ein zweites Problem war danach, dass Fettleibigkeit von der inneren Medizin (wo es eigentlich hingehört) zur Psychologie gewandert ist, welche ja Stoffwechselvorgänge nicht weiter erforscht.


    Das hat bspw. dazu geführt, dass in Österreich – soweit ich weiß – im gesamten Medizinstudium in Summe 2 Wochenstunden in einem einzigen Semester Ernährungslehre vorgesehen sind (und da geht es primär um die korrekte Zusammenstellung von Babynahrung). Was will man da dann erwarten?


    Dazu kommen enorme wirtschaftliche Einflüsse. Nur beispielhaft: es ist kein Zufall, dass es in den USA einen Senator Kellogg gegeben hat, der mit aller politischen Macht über Ernährungsrichtlinien seine Frühstücksflocken durchgesetzt hat. Früher war das gängige Frühstück Speck mit Eier.


    Zitat

    Alle diese Vorgänge haben etwas zutun mit der Ausschüttung diverser Hormone und Hormon Cocktails und sind natürliche Vorgänge in unserem Körper.


    Bei allem Respekt: ich kann mir nicht vorstellen, dass man bei der gängigen KH-lastigen Ernährung mit völlig unprognostizierbarer Wirkung auf den BZ, ständigen Zwischenmahlzeiten mit sich ständig überlagernden Insulin-Wirkkurven, eventuell vorhandener verzögerter Magenentleerung, vorhandenem Dawn-Phänomen und vielleicht nicht ganz korrektem Basal einen BZ-Wert auf irgendeine psychische Verfassung oder Hormonausschüttung in Verbindung bringen kann.


    Ich habe in den letzten 12 Monaten einen einzigen Wert im Verdacht, der auf Stress zurückzuführen sein könnte. Und das war ein BZ Anstieg von 80 auf 105 mg/dl während eines Zahnarzttermins.

  • Was ich absolut nicht Verstehe..........! Kein Tag ist wie der andere. Mal hab ich Stress, mal bin ich traurig oder glücklich, krank, wütend, appetitlos, verfressen, euphorisch, sportlich oder das gegenteil.


    Und hier hat eine Low-Carb-Ernährung gerade die Vorteile.


    Beim Sport zum Beispiel:
    Durch geringeren Bolus ist spontaner, ungeplanter Sport ("Hey, das Wetter ist gut, gehts du mit laufen?") ohne Zufuttern deutlich leichter zu managen. Da die Energiebereitstellung, wenn sich der Körper umgestellt hat, stärker durch Fettverbrennung geschieht, fällt mir jetzt die Zucker-Relevante Einstellung beim Sport leichter. Zugegeben, ich bin nicht sonderlich ambitioniert - bleibe Hobby-Sportler. Aber Leistundseinbrüche habe ich nur in den ersten Wochen bemerken können - beim Gewichtstraining war ich nach ganz kurzem wieder bei den gleichen Gewichten. Meine Ausdauerleistung ist eh nicht gut und die starke Steigerung kam auch von der langen Pause durch Bänderriss zuvor. Solange aber Low-Carbler die Tour de France gewinnen, hege ich keinen Zweifel, dass Low-Carb groß Leistung verhindert.
    Ich halte mich ja nicht streng an die "30g CHO pro Tag" Vorgabe von Dr. Bernstein (Ich halte mich generell eher an Phinney/Volek, die Ketogene Ernährung bei Gesunden erforschen) - Sport BE, die an Ort und Stelle verbrannt werden, fließen auch bei ihm nicht in die 30g ein.


    Das Beispiel Stress/Euphorie/Krankheit - Hormone!:
    Klar, das betrifft jeden. Ich bin jetzt jedoch so frech und behaupte einfach mal, dass es Low-Carbler hier auch einfacher haben. Und zwar gleich aus zwei Gründen:
    1) Viele Hormone erhöhen den Blutzucker gar nicht selber. Sie machen insulinresistent. Es ist dann die Glucose, die nicht in die Zellen kommt, die den BZ ansteigen lässt, weil das Insulin nicht wirkt. Mit weniger Kohlenhydrat-Last ist dann auch weniger Anstieg da.
    2) Hier kommen die Ausführungen von Dr. Bernstein wirklich zu kurz, aber zum Glück können wir ja auf die größte Tugend der deutschsprachigen Diabetologie zurückgreifen: Die Basalrate / Der Grundstoffwechsel. Egal ob München (Renner), Bad Mergentheim, Ulm, Wiesbaden, Salzbug (Kinderklinik) oder Wien (Howorka), der Schlüssel ist die Abdeckung mit einer Mindestmenge Insulin für den Grundstoffwechsel, ohne den der Blutzucker instabil wird. Mit dieser Mindestmenge fangen die üblichen Hormone, die so im Tagesrhythmus ausgeschüttet werden, nicht an, übermäßige Insulinresistenzen hervorzurufen. Außerdem führt Adrenalin dann auch nicht/kaum zu verstärkter Leberzuckerfreisetzung.
    Da Fett/Eiweiß längerfristig Insulin benötigt ist das Unterschreiten der basalen Mindestmenge wirklich sehr unwahrscheinlich. 3x verzögerter Bolus über 8 Stunden deckt den Tag ja schon recht gut ab. Sogar einige ungeplante Hormonschwankungen sind da gut mit drinnen.


    Natürlich kann man einen größeren Aufwand betreiben, eine super Basalrate austüfteln und die Hormonschwankungen anderweitig angehen - gute Schulungen liefern wirklich gute Schemata dafür. Aber in Punkto Aufwand sehe ich hier den Vorteil bei Low-Carb.



    Nochmal um es klar zu stellen: Ich möchte vielleicht überzeugen, dass Low-Carb eine gute Alternative ist, die nicht zu verteufeln ist. Aber ich bin natürlich für Wahlfreiheit.
    Ich habe selber nicht nur Typ1, sondern auch Mody III und mich Jahrelang vor vollständigem Low-Carb gedrückt. Beim Schweinsbraten habe ich aber immer schon lieber das Fleisch und das Kraut gegessen und nicht die Knödel.
    Da aber ohne Bewegung schon kleine Mengen KH (das waren dann noch 36g pro Mahlzeit) mich irre nach oben getrieben haben, habe ich es dann irgendwann doch mal ausprobiert. Mit 3BE abgepacktem Sandwich vom Bahnhofsupermarkt konnte ich trotz 25 Minuten SEA mit Humalog 200mg/dl weit überschreiten, wenn ich danach im Zug nur saß. Einen Teller Spagetti auf 5 Spritzstellen verteilen ging auch - kein Problem.
    Dass Low-Carb wirklich zu so glatten Werten führt (Im letzten Monat laut CGM 0.7% der Werte under 70mg/dl und 0.01% der Werte unter 60mg/dl) hätte ich nicht gedacht.


    Die letzten HbA1c-Werte lagen trotz quasi keinen Unterzuckerungen alle unter 5.5%.
    Unter 5% schaffe ich auch nicht. Ich ernähre mich aber auch deutlich freier; Esse nicht immer das gleiche, Esse Schokolade (85% bis 99%), Esse Fastfood (McDonalds hat jetzt auch eine Low-Carb-Reihe bei uns mit Salatblättern statt bun; kleine Burger-Läden bereiten das eh gerne individuell zu), Nüsse zwischendurch. Bei den schwachen Änderungen kommt sogar ein CGM super hinterher.


    Und ab und an, wenn mir nach Torte ist, weil mein Opa 95 Jahre alt wird, dann gibt es auch 2 Stücke davon. Die Zeit danach ist wieder gut mit deutscher Diabetologie zu managen: http://www.chrostek.de/neues-a…n/up-und-down-teil-1.html
    LocMa, vielleicht auch interessant für dich: Die irre Menge Insulin im Vergleich zu sonst (gerne ein Vielfaches der normalen täglichen Insulingesamtmenge), die man dann für ein paar CHO-lastige Mahlzeit braucht, lässt die Insulinrezeptorenzahl schneller zurückgehen als sonst, sodass sich das auch auf die benötigte Basalmenge auswirkt.
    Die 16 Stunden Fastenzeit oder 2,5 bis 3 Tage Zeit, bis sich alles wieder einpendelt, wie du es auch beschreibst, sind die typischen Einflusszeiten auf die Insulinrezeptoranzahl. Eine Erhöhung der Basalrate um 10 bis 12%, die dann in den Tagen darauf wieder laaangsam auf 100% herruntergefahren wird


    lg, Adrian

  • Aggressiv? ?( Meinungsaustausch sollte auch beinhalten, eine andere Meinung zuzulassen. Da zeigt sich doch gerade beispielhaft, dass es nicht erwünscht ist, kritische Anmerkungen zu machen. In meinem individuellen Fall, müsste ich mich von so mancher Aktivität verabschieden, wenn ich es so knallhart durchziehen würde, wie LocMa, weil ich ganz sicher nicht auf mein Motorrad steigen würde, oder mit dem Board übers Wasser peitschen würde, mit einem Wert +- 80. Mein Zielwert liegt zwischen 80 und 120. Solange ich einen Tag habe, an dem ich mich nicht sportlich betätige oder einen stressfreien Tag habe passt es. Eine Resistenz konnte ich in dieser Zeit (bezogen auf 120 Wert) nicht verzeichnen. Auch dieser Punkt ist individuell unterschiedlich. Ich hatte über ein paar Monate extremen, emotionalen Stress und daraus resultierende richtig beschissene Werte, die mit der Ernährung nichts zutun hatten (ich habe so gut wie nichts gegessen). In dieser Zeit hatte ich das Gefühl, dass es kaum zu händeln war und es hat mich extrem belastet. Ich denke, eher dadurch in die Aufwärtsspirale geraten zu sein. Es gibt nun einmal nicht DAS Patentrezept für jeden und alles. Ich finde es durchaus Interessant wie manche Menschen ihr Leben gestalten und damit erfolgreich sind. Ich respektiere jede Form von Entscheidung, die dem jeweiligen Menschen gut zutun scheint, solange ich nicht das Gefühl habe, alles was ich mache ist falsch. Kontrolle bestimmt zwangsläufig in sehr großen Maß unser Leben und es birgt die Gefahr, darüber das Leben zu vergessen. Diabetiker (Ausnahmen bestätigen die Regel ) haben zum Beispiel ein erhöhtes Risiko an Depressionen zu erkranken, auch dadurch bedingt, dass eine permanente Kontrolle und Einschränkungen in sehr vielen Bereichen unser Leben prägen. Im Umgang mit gesunden Menschen wird es um so präsenter. Die alltäglichen und selbstverständlichsten Dinge, müssen immer mathematisch korrekt und mit Fingerspitzengefühl in unser Leben einfließen und das permanent, 24 Stunden am Tag, bis an unser Lebensende. Manchmal möchte ich mich einfach nur besaufen und morgens mit einem dicken Kopf aufwachen, einfach, weil es eine geile Party war und nicht nach dem zweiten Bier schon Todesangst zu empfinden oder im Geiste schon im RTW liege....... (ich habe kein Alkoholproblem) und nicht dauernd den BZ kontrollieren, weil ich tanzen möchte. Vielleicht bin ich eine von den unvernünftigen, die einfach nur soviel Normalität wie möglich in ihrem Leben haben möchte. Wie sehe es bei Euch aus, wenn ihr nicht diese Erkrankung hättet? Ich denke, es wäre ein anderer Weg geworden.

  • Irgendwie schweife ich heute immer ab. Liegt wohl an den Hormonen :D
    Sorry dafür, ich sollte mal lieber messen gehen :pupillen:

  • Hallo Blue,

    Zitat

    Hast du denn mal an eine Pumpe gedacht?


    Nein. Ich kenn mich jetzt auch bei den Beantragungsrichtlinien nicht aus. Vielleicht wär ich da auch zu gut eingestellt?


    Ich fühl mich so freier. Man möchte mir auch immer gleich ein CGM oder Freestyle Libre mitgeben (liegt offenbar immer Eines auf Reserve in der Ambulanz herum). Kann mir das nicht wirklich vorstellen und außerdem möchte ich nicht mit einer Abweichung von plus/minus 10 % arbeiten müssen (und was man hier liest, könnte die auch höher sein).


    Insulin-Pumpen hat Dr. Bernstein ein kleineres Kapitel gewidmet. Wer nichts negatives über Pumpen lesen möchte, sollte jetzt lieber beim nächsten Post fortfahren. Ich zitiere aus Diabetes Solution von Dr. Richard K. Bernstein:


    „ Over the past five years, the FDA has received reports linking 7,170 deaths to infusion pump problems. This probably reflects gross underreporting of actual events. FDA officials believe that software and design problems underlie this situation.
    Raising or lowering an insulin pump above or below the injection site can cause siphoning that will speed up or slow down the delivery rate by up to 123 percent if above the site, or 73 percent if below the site. This effect was much smaller with the OmniPod, which uses no tubing. The above variations in delivery rate can render blood sugar control impossible.”

  • Irgendwie schweife ich heute immer ab. Liegt wohl an den Hormonen :D
    Sorry dafür, ich sollte mal lieber messen gehen :pupillen:

    Nein, du schweifst nicht ab sondern triffst in deinen letzten Posts punktgenau meine Meinung!

  • ich weiß nicht, vielleicht sollte man ein geschlossenes Unterforum für LC/KETO etc machen damit sich manche hier nicht von der Thematik belästigt fühlen? Irgendwie enden alle Beiträge immer gleich.

  • Nochmal hallo Blue,


    Zitat

    Heißt das, dass du - wenn du z.B. den ganzen Tag über unterwegs bist oder auf steigende Temperatur reagieren musst - immer nach einem/diesem Schema vorgehen kannst und sagen kannst, dass bei bestimmten körperlichen Anstrengungen so und soviel g notwendig sind?


    Auch dieser Frage hat Dr. Bernstein ein Kapitel gewidmet: COVERING EXERCISE WITH CARBOHYDRATE.


    Ich selbst hab als gelegentlicher Hobby-Sportler und sitzendem Bürojob keine Erfahrungen mit übermäßiger körperlicher Anstrengung. Aber ich kann zwei Beispiele weiter geben, die Dr. Bernstein im Web/Tele-Seminar erzählt hat:


    1. Einer seiner Patienten ist Dachdecker und hat ausgetestet, dass er jeden Tag jede zweite Stunde einen Blueberry muffin einer bestimmten Marke zum Ausgleich der körperlichen Aktivität benötigt, um einen gleichmäßigen BZ-Verlauf zu erreichen. Das geht nur durch regelmäßiges Messen. Aber es funktioniert jeden Tag. Dr. Bernstein würde Glukose vorziehen, da EW normalerweise erst zwischen der dritten und fünften Stunde ins Blut kommt.


    2. Ein anderer Patient (Marathonläufer) mischt sich eine abgewogene Portion Dextrose mit Wasser im Blender. Dazu gibt man ein kleines bisschen Wodka, da Glukose mit Wasser einen gute Nährboden für Bakterien bildet.


    Während eines Trainingslaufes misst man bspw. Jede halbe Stunde den BZ und man bekommt dabei ein gutes Gefühl, wieviel Schluck man von der flüssigen Dextrose benötigt, um den BZ stabil zu halten (spätestens nach zwei bis drei Versuchen). Beim Wettkampf ist das BZ Messen nicht mehr notwendig – man sollte sich also auch hier auf seine bisherigen Versuche verlassen können.


    Beim Wetter ändere ich normalerweise nichts am Basal, merke aber, dass ich eine Spur weniger Bolus benötige.


    Es gibt daneben schon noch Einflussfaktoren auf den BZ (ich kann hier nicht in Kürze ein ganzes Buch wiedergeben ;-)):


    Wenn ich bspw. Essen für mehrere Tage im Büro vorkoche, benötigt das gleiche Essen jeden Tag weniger Bolus. Ursache unbekannt. Dachte, dass das eventuell mit einer Umwandlung von KH und EW zu tun hat (wie wenn man Mungbohnensprossen züchtet). Aber das Essen wird gut verschlossen bei plus 2 Grad gelagert und der selbe Effekt tritt auch beim Einfrieren auf. Aber es ist absolut konstant und daher gut planbar.


    Infektionen hat Dr. Bernstein auch ein ganzes Kapitel gewidmet. Ich hab bspw. letztens bei einer Angina mit 40 Grad Fieber über mehrere Tage alle paar Stunden 40 IE Novorapid benötigt, um den BZ von 200 auf 80 mg/dl zu senken (ich dosiere im Normalfall 4 bis 5 IE Bolus pro Injektion). Die Mechanismen, welche dann zu einer Ketoazidose führen können, sind im Buch auch sehr gut beschrieben.

  • Hallo Wurstkuchen,


    Zitat

    Es gibt absolut gar keinen Hinweis darauf, dass in der Allgemeinbevölkerung, insbesondere bei Leuten mit HbA1c im Bereich von 5,5% ein "schlechender Betazellen-Burnout" stattfindet. Ich finde es irgendwie etwas skurril, wie du versuchst allen Menschen, die sich nicht Low Carb ernähren, Krankheiten anzudichten


    Ich möchte absolut niemandem was andichten (und zwischen LC und HBA1C besteh darüber hinaus ja kein kausaler Zusammenhang).


    Die von Dir eingangs zitierte Studie hat IMO zwei Probleme:


    1. Es stimmt die Umrechnung von HBA1c in durchschnittliche mg/dl nicht und
    2. Es wurde der untere HBA1C-Bereich nicht wirklich untersucht


    Ich zitiere nochmal kurz aus Diabetes Solution von Dr. Richard K. Bernstein:


    “The experience I’ve had with the lab I use (the largest in the United States) for my patients is that a truly normal HgbA1C ranges from 4.2 percent to 4.6 percent, which corresponds to blood sugars of about 72–86 mg/dl. A recent study of “nondiabetics” showed a 28 percent increase in mortality for every 1 percent increase in HgbA1C above 4.9 percent.”

    Einmal editiert, zuletzt von LocMa ()

  • Hallo Blue,


    Nein. Ich kenn mich jetzt auch bei den Beantragungsrichtlinien nicht aus. Vielleicht wär ich da auch zu gut eingestellt?
    Ich fühl mich so freier.


    Eine Pumpe zu bekommen wäre kein Problem. Diagnose Typ1 reicht. Roche und Medtronic geben sogar die Pumpe einfach auf Verordnung raus ohne vorher mit der Krankenkasse geredet zu haben, da sie sich sicher sind, dass das bewilligt wird.
    Ich hatte am Vormittag meinen Arzt-Termin, habe gleich bei Roche angerufen und keine 4 Stunden später meine Pumpe. Schulung hatte ich jedoch schon vorher im Ausland.
    Dass man den Klotz nicht mit sich rumschleppen muss, wenn es auch so klappt, ist freilich ein Argument. Aus Bequemlichkeit des nicht-spritzen-müssens tragen wohl die wenigsten Pumpe. Ist ja auch beim Verreisen mehr Aufwand beim Planen.



    Insulin-Pumpen hat Dr. Bernstein ein kleineres Kapitel gewidmet. Wer nichts negatives über Pumpen lesen möchte, sollte jetzt lieber beim nächsten Post fortfahren. Ich zitiere aus Diabetes Solution von Dr. Richard K. Bernstein:


    „ Over the past five years, the FDA has received reports linking 7,170 deaths to infusion pump problems. This probably reflects gross underreporting of actual events. FDA officials believe that software and design problems underlie this situation.
    Raising or lowering an insulin pump above or below the injection site can cause siphoning that will speed up or slow down the delivery rate by up to 123 percent if above the site, or 73 percent if below the site. This effect was much smaller with the OmniPod, which uses no tubing. The above variations in delivery rate can render blood sugar control impossible.”


    Gut, hier muss man sagen, dass Dr. Bernstein seinen Stil schon vor Einführung der Pumpen gefunden hatte und derer dann einfach abgeneigt war. Dass er sich nicht mit Pumpen auskennt erkennt man schon daran, dass er im Teleseminar die Omnipod für ein CGM hält. Ist halt nicht seine Welt.
    Die Pumpen aus den frühen 80ern, bei denen diese Probleme auftreten haben nichts mehr mit den heutigen zu tun.
    Und diese Verzögerung bedeutet ja nicht, dass die Rate (x Einheiten / Stunde) nicht stimmen würde. Nach einem Motorschritt kommt das bisschen dann halt ein paar Sekunden später im Körper an.
    Dass er sich nicht mit Pumpen auskennt zeigt auch, dass er bei minimalen Basal-Schritten von 0.1E/h (was ja bei Pumpen auch nicht mehr gilt) davon ausgeht, dass er sich nur Basalraten programmieren könne, die einem Vielfachen von 2,4 E/Tag entsprechen.


    Basalinsuline haben eine viel höhere Resorptionsvariabilität. Mittlerweile empfiehlt er genau aus diesem Grund kein Lantus und kein NPH (Protaphane) mehr.


    Sein Haupt-Argument, dass Pumpen zu zu starker Vernarbung führen mag für die USA wirklich gelten, wo Katheter nicht alle 2 Tage gewechselt werden, da der Selbstkostenanteil bei vielen Versicherungen immens ist.


    Generell ist Basal-Insulinierung einfach nicht seine Welt. Auch Vorschläge, wenn man denn eine Pumpe habe, kurz vor dem BZ-Anstieg durch das Dawn-Phänomen vermehrt Insulin abzugeben zeigt dies. Dass es vielleicht sinnvoller wäre, das Tal aufzufüllen und so die Resistenz gar nicht erst entstehen zu lassen, ... nun gut.


    Warum soll er sich auch damit beschäftigen, wenn er eine Lösung hat, die ihm ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen eine gute Einstellung beschert?


    Ein guter Teil seiner Kundschaft sind auch Leute, die aufs Geld schauen müssen. In den USA kann man auch gerne 400€ umgerechnet für ein Flascherl Insulin zahlen (wo wir 5,70€ Rezeptgebühr für gleich mehrere Flascherln zahlen). Reduktion der Insulinkosten (weil R ein Bruchteil kostet und man auch noch weniger braucht) ist da ein starkes Argument. Da sind teure Pumpen eh nichts.




    Man möchte mir auch immer gleich ein CGM oder Freestyle Libre mitgeben (liegt offenbar immer Eines auf Reserve in der Ambulanz herum). Kann mir das nicht wirklich vorstellen und außerdem möchte ich nicht mit einer Abweichung von plus/minus 10 % arbeiten müssen (und was man hier liest, könnte die auch höher sein).


    Diese Abweichungen kommen (beim kalibrierbaren CGM) überwiegend bei starken Schwankungen vor. Bei den langsamen Drifts, die man z.B. bei etwas falsch eingeschätztem Fettgehalt hat, sind die lang nicht so hoch. Natürlich: Wenn man es nicht braucht, warum extra Technik, die man warten muss, mit sich rumschleppen.
    Ich brauche das CGM alleine schon deswegen, um beweisen zu können, dass ich nicht zu viele Hypos habe :/ Vielleicht will dir die Ambulanz deswegen eiens mitgeben.


    lg, Adrian

  • Wenn ich bspw. Essen für mehrere Tage im Büro vorkoche, benötigt das gleiche Essen jeden Tag weniger Bolus. Ursache unbekannt. Dachte, dass das eventuell mit einer Umwandlung von KH und EW zu tun hat (wie wenn man Mungbohnensprossen züchtet). Aber das Essen wird gut verschlossen bei plus 2 Grad gelagert und der selbe Effekt tritt auch beim Einfrieren auf. Aber es ist absolut konstant und daher gut planbar.


    Vielleicht wegen der Retrogradation?



    Viele Grüße
    Bratbäcker

  • Hallo Wurstkuchen,


    wie immer schätze ich es sehr, dass du versuchst die Diskussion ins boldenlos Wissenschaftliche zu lenken ;)


    Aus dem von dir angeführten https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3447844/ :


    "Compared with participants with HbA1c in the normal range (5.0 to <5.7%), participants with low HbA1c were younger, less likely to smoke, had lower BMI, lower white cell count and fibrinogen levels, and lower prevalence of hypercholesterolemia and history of coronary heart disease. However, this group was more likely to have anemia and had a higher mean corpuscular volume."


    Bei der Betrachtung des HbA1c als Marker scheint man in der nicht-diabetischen Bevölkerung also schon mal viele zu erhalten, die an anämie leiden oder zumindest in die Richtung gehen. Ein erhöhtes mittleres Erythrozyteneinzelvolumen (mean corpuscular volume) also in dem Fall makrozytäre Anämie lässt dann auf einen Mangel schließen?
    Besonders erhöht warend die Sterbefälle durch Krebs.


    Jetzt ist es nur so, das @LocMa's Intervention (Ketogene Kost) um den HbA1c zu senken eher nicht makrozytäre Anämie begünstigt und sogar begleitend in der Krebs-Therapie und Prävention verwendet wird.
    Ich vermute also stark, dass diese Koinzidenz "A1c<5% <-> höheres Sterberisiko" nicht auf LocMa übertragbar ist - sondern, dass man in der Normal-Bevölkerung einfach mit dem Marker "A1c<5%" die Leute herausfiltert die ein höheres Sterberisiko haben und die Ursache für das erhöhte Sterberisiko evtl. sogar den A1c senkt. Im Falle der Anämie vielleicht sogar nur das Messergebnis verfälscht und der gemessene A1c gar keine Ausage hat.


    lg, Adrian