Diabetes & Pubertät

  • Ich finde den Artikel recht gut.


    Ich verstehe aber nicht, wieso Freunde sich plötzlich von Menschen, die an Diabetes erkranken zurückziehen. Haben sie Angst? Und wenn ja, wovor?

    LG, Angi :urlaub


    Läuft bei mir. Nicht rund. Und rückwärts. Und bergab. Aber läuft

  • Klar können solche "Freunde" einem gestohlen bleiben. Allerdings fällt es einem in der Pubertät deutlich schwerer, da gelassen zu bleiben.


    Es ist ja nicht so, als wäre man als T1 ein Junkie oder Alki oder straffällig oder so. Man hat keine ansteckende Krankheit... Man gehört nicht zu dem Personenkreis, vor dem man von den Eltern gewarnt wird.


    Das Mädel aus dem Bericht hat in der Klasse sogar einen Vortrag zum Thema gehalten und so die Tore geöffnet.
    Ich kapier so was nicht. Aber meine soziale Ader hat mich auch gradewegs in die Krankenpflegeausbildung geführt :rolleyes:

    LG, Angi :urlaub


    Läuft bei mir. Nicht rund. Und rückwärts. Und bergab. Aber läuft

  • Ein wirklich guter Artikel, wenn ich nur daran denke, ich hätte den Typ1 damals als 16Jährige bekommen. :patsch: Meine Mutter hat, als ich die Diagnose mit 24 Jahren bekam, schon alles andere als Verständnis gehabt (ist doch nicht so schlimm, Papa (Typ2)hat das doch auch, ess halt nicht so viel, u.s.w.).


    Da wäre ich wohl sofort "aus der elterlichen Überwachung" heraus in eine tiefe Depression gesprungen. Ja, hmm, Freunde und Freundinnen hatte ich genügend, aber da fallen mir wohl nur ein/zwei Leute ein, die mir zur Seite gestanden hätten. O.k., In den 80er Jahren wusste man halt auch noch nicht soviel über Typ1, man wurde mit der "Spritz-Ausrüstung" immer eher einem Junkie zugeordnet. :arghs: :police:


    Ich bin wirklich für mich heilfroh, dass heute der Umgang damit wesentlich einfacher ist, bekommt man durch die techn Hilfsmittel von heute eine wesentlich bessere Akzeptanz, auch wenn es heute noch vielen "normalen Leuten" schwer fällt mit uns umzugehen.


    Also, ehrlich, in der Schule einen Vortrag darüber zu halten, hätte ich nie fertig gebracht, da wäre ich zu schüchtern gewesen..... ;(

    Den Sinn des Lebens zu suchen ist legitim, doch sollte man damit nicht zu viel Zeit verbrauchen,
    sonst zieht das Leben an einem vorbei :urlaub

  • Ich hab nicht den ganzen Beitrag gelesen. Ist auch nicht wichtig, die erste Seite sagt bereits alles aus.


    Das Mädchen hatte 2 Vorteile. Typ 1 bekam sie erst mit 15 und sie hatte eine gute psychotherapeutische Begleitung. Wieviele Jugendliche, egal ob Typ 1 oder nicht, kennt Ihr, auf die das passen würde: "Wer Lara heute erlebt, lernt ein besonnenes, freundliches Mädchen kennen, zu dem solche Null-Bock-Allüren gar nicht passen. Sie leitet Konfirmandengruppen in der Kirche und möchte später Theologie studieren."


    Die jugendlichen 1er, die ich versuche, ein wenig aufzurichten und ihnen ein wenig Zukunftsausblicke zu verschaffen, haben einen völlig anderen Werdegang. Meistens haben sie ihren Typ 1 als kleines Kind bekommen. Mama hat sich um sie gekümmert, berechnet, gespritzt, Tagebuch geführt. Irgendwann haben sie das dann mit 10, 11, 12 selbst übernommen, gelengentlich noch von Mama kontrolliert.


    Dann kommt die Phase, wo man Party machen möchte, mit anderen abhängen/chillen, Alkohol, Nikotin, etc. Da ist dann Diabetes ein lästiges Übel. Man misst nicht mehr, spritzt nur gelegentlich, wenn es einem nicht so gut geht und das wars. Irgendwan klappt man zusammen. Kommt in irgendein Krankenhaus mit Ärzten und Schwestern, die oft keine Ahnung haben und psychologische Betreuung nicht vorhanden ist. Da wird dann gefragt, ob man sich selbst entlassen kann oder man haut einfach ab. Wenn ich dann was von "Null-Bock-Allüren" lese, geht mir schon der Hut hoch.


    Das ist die eigentliche Realität und nicht dieser Vorzeigequatsch. Natürlich würde ich jedem Jugendlichen dieses Glück, in so eine Klinik zu geraten, wünschen, die Realität in deutschen Krankenhäusern sieht aber völlig anders aus.


    Hinzu kommt, das die meisten Kleinkind 1er nie eine Schulung bekommen haben. Viele werden in der Schule gemobbt und verbergen schon allein deswegen ihr Problem, ignorieren es einfach. Die paar Eltern, die davon erfahren, sind hilflos. Da wird ein armer Kerl von einer Klinik in die nächste gestopft, weil er ständig viel zu hohe HbA1c Werte hat. Psychologische Betreuung - Null.


    Dieser Bericht zeigt zwar ein wenig die Stimmung, die Jugendliche befällt und die seelischen Probleme, nur wie gesagt, mit der Mehrheit der Schicksale hat das nichts gemein und ist auch nicht repräsentativ.

    Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht.(Marcus Aurelius)
    Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern daß man nie beginnen wird, zu leben.(Marcus Aurelius)

    Einmal editiert, zuletzt von Cassiopeija ()

  • wenn ich nur daran denke, ich hätte den Typ1 damals als 16Jährige bekommen. :patsch:

    Ich hab ihn damals mit 16 bekommen und finde, das war das ideale Alter für den Sch***: Alt genug, um alles selbst zu verstehen und machen zu können ohne Hilfe der Eltern, aber noch jung genug, um eine so große Änderung der Lebensumstände problemlos wegzustecken.

    Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch putzen.
    (Erich Kästner)

    Einmal editiert, zuletzt von ECO ()

  • Wahrscheinlich bin ich die Ausnahme. Ich hatte nie den Wunsch, das Spritzen auszulassen. Süßigkeiten habe ich natürlich auch gegessen, aber nur heimlich. Das war Anfang der 70er, Korrektur gabs da noch nicht. Die Werte wurden alle 4 bis 6 Wochen im Krankenhaus bei einem Tagesprofil ermittelt, 3 mal Messen. Die Ergebnisse gabs meistens erst am nächsten Tag telefonisch. Dann wurde die Dosis entsprechend angepasst. Wie die Werte dazwischen waren will ich gar nicht wissen. Aber ich habe es überlebt ohne große Schäden. Die Frischlinge heute sollen froh sein über die Möglicjkeiten, die sie heuet haben und die auch nutzen.

    Der Kapiervorgang wurde leider abgebrochen!