Neuling- Ängste

  • Hallo zusammen!


    Ich bin seit kurzem Mitglied im "Insulinclub" und hatte leider eine sehr unsanfte Landung hier. Mir ging es seit dem 1. November ziemlich schlecht und schließlich landete ich am 23. Dezember mit einer Ketoazidose auf der Intensivstation.


    Die Diabetes-Beraterin dort war super und hat mir vieles beigebracht, und für eine Weile hatte ich das Gefühl, dass sich durch den Diabetes gar nicht mal viel ändert, außer dass ich eben spritzen muss. Ich konnte spazieren gehen, meine Ernährung wollte ich eh umstellen, weil ich ind Mekka Lebenspartner zusammengezogen sind Anfang Januar und meine Werte waren gut, ohne dass sie je so tief waren dass ich mir Sorgen machen musste oder mich besonders mit Unterzuckerungen beschäftigen musste.

    Dann kam besagter Umzug, ein großer Lebensschritt. Nach dem Studium in eine neue Stadt, in ein neues Bundesland, erste Sohnung mit einem Partner und außerdem natürlich der Diabetes. Meine neue Diabetologin ist super, beim ersten Treffen ist allerdings noch alles super:


    Jetzt bin ich in der Remission die plötzlich alles umwirft. Ich muss gar keinen Bolus mehr nehmen, weil mich eine Einheit bei 5 KE von 140 auf 67 gehauen hat. Mein Langzeit Insulin Lebemir hab ich auch inzwischen krass reduziert, von 12-12 auf inzwischen 3-4. Meine Werte lümmeln jetzt immer bei 90-80 nüchtern rum, und nach dem Essen (je nachdem wie viel ich esse) so bei 110-150. Aber sie sinken immer schnell ab. Und auch von den 90er Werten sinke ich immer noch schnell (so in einer Stunde) weiter runter auf 80 und dann wenn ich nichts esse auf 70.


    Ich habe riesige Angst vor Unterzuckerungen bekommen. Ich essen wenn mein BZ auf 85 fällt immer etwas oder trinke Saft um wieder so auf 110 zu kommen. Ich hatte selten so viel Angst in meinem Leben zu sterben. Oder Schlimmeres. Wenn mein BZ auf 80 kommt fange ich furchtbar an zu zittern und meine Gedankengänge werden verwirrter. Ich weiß dass das normal ist, weil ich jetzt lange so hohe Werte habe, aber ich will auch nicht dass das eine Gewohnheit wird für meinen Körper.

    Das Ganze belastet mich sehr stark, ich traue mich kaum noch aus dem Haus, weil spazieren oder unterwegs sein den BZ noch zusätzlich abfallen lässt. Ich habe heute das Langzeitinsulin nochmal auf 3 reduziert tagsüber damit der Abfall hoffentlich langsamer wird, gleichzeitig habe ich auch furchtbare Angst dass es zu wenig Insulin wird und ich dann wieder Ketone bilde.



    Vielleicht habt ihr ja ein paar Tipps für mich für diese Situation und allgemein darüber, wie ihr es schafft ohne Angst zu leben. Ich bin erst 26 Jahre alt und ich möchte nicht so jung sterben müssen, nur weil ich einmal eine Stunde später etwas esse. Ich möchte noch arbeiten und so viel in meinem Leben tun, was mir gerade unmöglich erscheint, wenn ein Trip zum Supermarkt damit ausgeht dass ich Zuhause auf 75 absinken von 120.


    Sorry, dass das alles so negativ klingt. Ich bin einfach etwas fertig von all den Veränderungen zur Zeit. Mein Partner ist super und unterstützt mich und redet mir Mut zu soviel er kann, aber auch ihn belastet natürlich wenn ich so gestresst bin, und regelmäßig davon rede dass ich Angst habe zu sterben.

  • Hallo und herzlich Willkommen im Club! :)


    Ich glaube es ist normal, dass man am Anfang Ängste hat. Ich habe damals z.B. komplett das Vertrauen in meinen Körper verloren, weil ibis dahin immer alles funktioniert hat und auf einmal wirkte alles irgendwie kaputt.


    Deine Angst ist aber zum größten Teil unbegründet: Eine Ketoazidose wirst du in der Remission nicht mehr so leicht bekommen. Und was die niedrigen Werte angeht: Dein Körper steuert mit seinem Restinsulin deinen Blutzucker auf ca. 80mg/dl aus. Bei manchen etwas weniger, bei manchen etwas mehr. Und der Libre zeigt auch gerne mal etwas zu niedrige Werte an. Von daher wirkt so ein Wert in der Remission erst mal nicht gefährlich (die Symptome sind natürlich doof, aber das geht weg wenn dein Körper sich wieder an normnahe Werte gewöhnt hat). Und selbst wenn du mal wirklich unterzuckerst - davon stirbt man auch nicht (es wird eigentlich nur richtig gefährlich wenn andere Krankheiten, ein gewisses Alter oder viel Alkohol dazukommen). Also: Vom Sterben bist du noch seeeeeehr weit entfernt...


    Ich weiß es ist nicht so einfach, aber versuch es einfach locker zu sehen. Wir sind hier alle da durchgekommen und führen - mit ein paar Einschränkungen - ein völlig normales Leben und stehen dir jederzeit mit Rat, Tipps oder einfach nur zum Mitleiden wenn es mal nicht so läuft zur Verfügung. :)

    „Soll ich den Notarzt rufen?“ – „Nein, das ist ein Fall für Spezialisten, rufen Sie die Gummibärenbande!“ (diabetes-leben.com)


  • Ich glaube, Du solltest einmal von dem Trip runterkommen, daß

    ein Hypo tödlich ist. Im seltensten Fall kannst Du bewußtlos werden.


    Auch ohne Revision kann sich der Insulinbedarf manchmal ändern und es kann passieren, daß man in der Nacht mehrere Stunden auf 60 (!) oder tiefer war.

    Dann muß man halt am nächsten Tag das Basalinsulin reduzieren.


    Ich verstehe Dich vollkommen, daß die Hypos starke Angst auslösen können, aber vielleicht ist die beste Einstellung dazu, daß man sie ja mit Traubenzucker, Cola, Bananen etc. und der Insulinreduktion im Griff hat.

  • Und auch von den 90er Werten sinke ich immer noch schnell (so in einer Stunde) weiter runter auf 80 und dann wenn ich nichts esse auf 70.


    Ich habe riesige Angst vor Unterzuckerungen bekommen. Ich essen wenn mein BZ auf 85 fällt immer etwas oder trinke Saft um wieder so auf 110 zu kommen. Ich hatte selten so viel Angst in meinem Leben zu sterben.

    Willkommen im Club, so gings mir in etwa 2014 mit der Remission.


    Was ich in der Zeit gelernt habe - bei 80 zu sein ist während der Remission gar kein Thema. Weil deine Bauchspeicheldrüse bzw. deren Reste da hinwollen. Es hat keinen Sinn dagegen anzufressen. Auch 70 ist harmlos, ganz am Anfang meiner Remission hatte ich nachts sogar "stabile" 60er Werte. Ganz ohne Insulin zuvor. Aufgewacht, gemessen, ein paar Gummibären eingeworfen, weitergepennt. Und auf dem Libre gesehen, dass die Gummibären nichts als ne kleine +15 Beule in dem "heute nacht ist 60 angesagt" Verlauf bewirkt hatten.


    Acht tagsüber bei dem "ich falle von 120 auf 80 und dann gehts weiter auf 70 fallend" sowie "kein Bolus" auf die Zeitskala. Bei mir wars so, dass die Bauchspeicheldrüse einmal an der Arbeit (Endanschlag im Rahmen Ihrer Möglichkeiten) weiterproduziert hat. Und DAS hat mich dann in den Keller gezogen. Ein IE Bolus zum Essen dazu und alles war gut. Durch die unterstützende Boluszugabe lief die eben nicht am Anschlag und hat rechtzeitig aufgehört.


    Hatte das bei einem "Feldversuch" ausprobiert. Zwei Stücke panierter/gebackener Camenbert mit etwas Marmelade. Ohne Bolus schoss der BZ von 80 auf 160 hoch und ist dann im Laufe von etwa 3-4h linear abgefallen - deutlich unter 80. Am nächsten Tag und "stabiler Ausgangslage" den selben Versuch mit 1-2 IE Bolus - der Peak war Anfangs genau so da, aber der Abstieg war steiler (wegen Bolus plus Eigeninsulin) und die Kiste hat sich sauber bei 80 gefangen. Seit dem wusste ich, dass in meinem Fall etwas Bolus bei schnell wirksamen KH ratsam war.


    Eigentlich kannste in der Zeit und unbekannten Mengen Eigenproduktion nur versuchen, deine Bolusmengen im Rahmen zu halten. Sprich Steak mit Salat statt Steak mit Pommes. Nudeln, klassisches Brot und alles was sonst noch Mehl enthält treiben den BZ ohne Ende und damit deine Reste zu "Höchstleistungen". Je mehr, desto höher ist das Überraschungspotenzial.


    Das gibt sich übrigens, hatte bei mir etwa 18 Monate gedauert. Andererseits ists auch praktisch, weil man kleine Mengen Kohlenhydrate oder auch mal ne Beilage "Erbsen & Möhren" gar nicht spritzen musste - auch das ändert sich :/


    Übrigens sind "75" völlig normale Werte bei normalen Menschen. Die 120 als Richtwert/Zielvorgabe kannst du sinnvoll nur erreichen wenn deine Eigenproduktion mal bei Null angekommen ist. Und auch dann scheisst du auf 120, weil du dann bereits weisst wie du tickst. Du wirst dich je nach Lage mal etwas höher einstellen oder auch mal etwas tiefer. Also immer mit der Ruhe. Und Ruhe kann auch bedeuten zu beobachten wo der eigene Blutzucker hinwill. Mach doch mal 1-2 "Salattage" oder quasi Null-Diät. Und beobachte den ohne dich groß zu bewegen. Hör "einfach" auf deinen Körper/Stoffwechsel. Du kannst mit dem nicht diskutieren oder "heute Strich 120" verordnen - du kannst aber lernen wie du tickst und mit dem statt gegen den arbeiten.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Reduzier im Zweifelsfall dein Insulin, wenn dir tiefe Werte Angst machen. Lieber 1-2 Jahre ein bisschen erhöhte Werte und dann ein gutes Körpergefühl als konstant Unterzuckerungen und Hyposignale verlieren.


    Schau dir links bei den Usern im Forum mal an "Diabetes seit:" die leben damit auch schon sehr lange.


    Du wirst bei einer Hypo maximal bewusstlos, das ist auch kacke und das will niemand, aber um damit zu sterben müssten schon sehr, sehr viele unglückliche Faktoren zusammenkommen, die normalerweise nicht zusammenkommen.


    Wovon ich an deiner Stelle erstmal die Finger lassen würde ist jegliche Form von Alkohol. Wenn du unterzuckerst und bewusstlos wirst, sorgt deine Leber dafür, dass du wieder Zucker ins Blut bekommst. Wenn die Leber währenddessen mit Alkoholabbau beschäftigt ist, ist das sagen wir mal nicht so gut. Ohne Alkohol ist sicherer. Drogen sind jetzt am Anfang auch nicht die beste Idee...


    Gewöhn dir an, immer Traubenzucker am Körper zu tragen (Hosentasche, Jacke o.ä.) oder Fruchtsaft bei dir zu haben. Ich habe in 2 Jackentaschen immer (!) Traubenzucker und immer (!) vorne in der Handtasche.


    Sag allen, die viel mit dir zu tun haben, wo dein Traubenzucker ist.


    Sag den Leuten, denen du vertraust, dass sie dir sagen sollen, falls du blass oder bleich bist, dass sie dich darauf hinweisen sollen und dass sie dir sagen sollen, falls du zitterst, schwitzt, agressiv bist o.ä. - gerade in der Anfangszeit ist so ein Supportnetzwerk ganz gut, falls du deinem Körper nicht 100%ig traust (was vollkommen normal ist).


    Sag deinem Umfeld, dass falls du bewusstlos bist, dass sie dich in die stabile Seitenlage bringen sollen und sofort den Notarzt rufen sollen.


    Ketoazidose ist, wenn du einigermaßen ok eingestellt bist sehr (!) unwahrscheinlich (bei mir noch nie passiert, dafür X Unterzuckerungen. Das war am Anfang sicher ein Riesenschock, wird aber hoffentlich so schnell nicht mehr passieren.

    Our knowledge has made us cynical.

    Our cleverness, hard and unkind.

    We think too much, and feel too little.

  • Vielen Dank für eure Antworten! Das macht mir schon mal viel Mut. Es ist echt einfach sehr gruselig wenn das große Zittern beginnt und nichts mehr Sinn macht. Und ich werde sicher einfach öfter hier mal nachfragen wenn ich etwas nicht weiß oder Ängste habe.


    Mit einer Einheit Bolus hab ich es schon mal probiert, da komme ich dann wirklich sehr tief runter, das hat mir gar nicht gefallen, da war ich das erste mal unter 70.


    Gerade wirkt es so, als wäre weniger Lebemir die richtige Angehensweise, der BZ sinkt deutlich langsamer runter und gibt mir mehr Spielraum und weniger Sorge. Und wenn das Sterben wirklich so unwahrscheinlich ist, komme ich sicher dahin auch wieder entspannter zu Leben. Die Einschränkungen beim Essen oder das ich mich spritzen muss stören mich kaum, da habe ich mich schnell dran gewöhnt <3

  • Ich weiß dass das normal ist, weil ich jetzt lange so hohe Werte habe, aber ich will auch nicht dass das eine Gewohnheit wird für meinen Körper.

    Du hast ja jetzt die Mittel und Technik , gezielt besser mit den BZ Werten zu werden , und jede Menge Zeit zum praktizieren .

    Ich bin auch erst 2 Jahre dabei , habe das aber selbst am Anfang tiefenentspannt gesehen.

    Selbst heute freue mich wie ein Schneekönig über Hypoanzeichen ( einige hier haben nicht das Glück ) , kommt selten vor , da meine

    Librewarnung ab 70 einsetzt , aber nur auf Technik verlassen klappt nicht immer .

    Ansonsten wirst du Erfahrungen sammeln , versuche auch eine Schulung zu bekommen , wenn man sich etwas mit dem Diabetes beschäftigt bekommt man es sehr gut in Griff .

    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.

  • Die bisherigen Beiträge haben es schon auf den Punkt gebracht. Was du als Unterzucker beschreibst, ist keiner, es fühlt sich nur noch so an.


    80 ist der normale Nüchternwert bei Gesunden. Aber dein Körper ist höhere Werte gewohnt, deshalb fängst du schon bei 100 oder knapp drunter an zu zittern. Das sind Entzugserscheinungen. Gib deinem Körper ein paar Wochen oder Monate Zeit, sich umzustellen. Dann merkst du das nicht mehr und fühlst dich bei 80-90 noch völlig normal. Dann kommt das Zittern erst bei 50-60, erst dann wird es kritisch, aber es ist noch ausreichend Zeit, mit Traubenzucker einzugreifen.


    Und mit den Sensoren und Alarmen heute ist das kein Thema mehr. Da kann man sich bei 70 oder 80 rechtzeitig warnen lassen, isst/trinkt was und hat keinen echten Unterzucker mehr.

    Apropos: vergleiche öfter mal den Libre mit dem Blut. Bei vielen zeigt der Sensor dauerhaft um 15-20 zu niedrig an. Das scheint ein Sicherheitspuffer zu sein. Wenn er also 70 anzeigt, hast du tatsächlich eventuell noch 90 und bist gar nicht soooo niedrig, wie du meinst.


    Alles Gute, das wird schon. Mit dem Diabetes kann man gut und lange leben.

    Einmal editiert, zuletzt von Kappa ()

  • Und wenn das Sterben wirklich so unwahrscheinlich ist, komme ich sicher dahin auch wieder entspannter zu Leben.

    Das Sterben ist sogar zu 100% wahrscheinlich. Es gibt angeblich eine in der Literatur (Bibel) "belegte" Ausnahme und selbst diese ist inhaltlich strittig.


    Stell dich einfach so ein, dass du "glatt" läufst, ohne großes Potenzial nach unten wie oben. Ansonsten ist das der Insulinclub, kein Zombie-Treffen. Akzeptiere, dass du mit 80 wie jeder andere Mensch grundsätzlich exzellent leben kannst. Das einzig Dumme am Anfang: Von 400++ kommend fühlt sich das zunächst "scheisse" an. Also in den ersten Wochen nach der Diagnose muss man sich selbst wieder an normale Werte gewöhnen. Auch das ist vollkommen normal. Hatte bei mir etwa 3-4 Wochen nach Einsatz der Remission gedauert.


    Apropos normale Werte - wenn du unnormale Werte so ab 200++ hast und die etwas anstehen - dann wird in der Regel deine Insulinempfindlichkeit durch diverse Stoffwechselprozesse verringert. Was bedeutet, Bolusgaben werden noch komplizierter abschätzbar weil Teile des Bolus quasi verpuffen und auch aktives Basal wirkt nicht so wie es sollte. Zu hoch ist ähnlich "Scheissendreck" wie "zu tief".

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    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • Ich würde zu einem erneuten Basaltest raten(Morgens, Mittags, Nachts). Wenn die Basalrate nicht stimmt, ist alles andere nutzlos.

  • Vielen Dank für die vielen Antworten!


    Ich hab gestern auf 3 tagsüber reduziert und das hat super geklappt. Ich war zwischendurch (mit vorher einem Brot und einem Apfel essen und unterwegs eine Caprisonne trinken) eine Stunde spazieren und es ist mit den Maßnahmen ziemlich stetig geblieben. Auch sonst war wa dann viel entspannter und ich habe das Gefühl bekommen, dass ich wenn es so läuft entspannt sein kann.


    Vielleicht könnt ihr mir noch beantworten wie stetig euer Leben so ist. Also im Sinne von: bei mir gibt es gerade halt so oft Veränderungen und Tage an denen ich bangen musste weil es so weit abgesunken ist. Passiert euch sowas eher täglich, wöchentlich oder ist eure Einstellung so gut, dass ihr euch manchmal vielleicht sogar monatelang keine Sorgen machen müsst?


    Und wie macht man so einen Basaltest?

  • Vielleicht könnt ihr mir noch beantworten wie stetig euer Leben so ist. Also im Sinne von: bei mir gibt es gerade halt so oft Veränderungen und Tage an denen ich bangen musste weil es so weit abgesunken ist. Passiert euch sowas eher täglich, wöchentlich oder ist eure Einstellung so gut, dass ihr euch manchmal vielleicht sogar monatelang keine Sorgen machen müsst?

    Irgendwas ist immer :rolleyes: . Sorgen mache ich mir nie , aber das es monatelang glatt läuft kann ich mir nicht vorstellen , der Diabetes will gepflegt werden , mit mehr oder weniger Aufwand . So sieht mein Zielbereich die letzten 90 Tage aus :



    Bin ich ganz mit zufrieden ( entspricht nicht den Insulinclub Idealvorstellungen :P ) , mit ein wenig Verbesserungspotential .

    Zum Basalratentest , im Prinzip lässt man zu versch. Tageszeiten eine Mahlzeit aus und beobachtet den BZ Verlauf .

    Eine gute Beschreibung zum Ablauf hier : https://www.mysugr.com/de/blog…lgreichen-basalratentest/

    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.

  • Ich gebe nochmal ein Update:

    Auch heute lief auf 3 Einheiten Basal alles gut. Ich bin jetzt in einer Range von 90-140 wo ich mich recht wohl fühle. Es sinkt langsam genug ab, als dass ich mir keine Sorgen mache und ich hab wieder angefangen regelmäßig spazieren zu gehen. Nächste Woche will ich es sogar mal mit einer Einheit Sport probieren!

  • Schön, du siehst schon, man hat es in der Hand und kann alles steuern. Du musst dich nur erst daran gewöhnen und etwas Erfahrung sammeln. Dann wirst du feststellen, dass sich der Blutzucker nicht extrem in wenigen Minuten, sondern so langsam ändert, dass man noch reagieren kann. Mit der Zeit handelt man auch vorausschauend.

  • Willkommen im Club und mache Dir nicht so viele Sorgen und lasse deinem Körper Zeit. Ich habe genau das gleiche wie Du durchgemacht, nur ein Jahr früher und hatte die gleichen Ängste und Sorgen.

    Lebe jetzt seit fast einem Jahr ketogen, mit ab und an mal einem Ausflug in die Kohlenhydrate. Bolus habe ich schon seit Monaten keinen mehr gespritzt und mein Langzeitinsulin liegt derzeit bei 3 IE Tresiba pro Tag. Könnte ich wohl auch ganz weg lassen aber mal schauen. Meine Remissionsphase ist jetzt schon über ein Jahr und ich hoffe, dass ich die noch lange so aufrecht erhalte. Das meiste wurde hier ja schon gesagt aber ich wollte dich auch nur noch mal bekräftigten, dass Du Dir etwas Zeit lässt und keine Angst vor niedrigen Werten hast. Mein letzter Langzeitwert war 4,7 und mir geht es bombastisch gut. 10x besser als vor dem Diabetes, habe mein Idealgewicht jetzt gefunden und selbst wenn ich mal Kohlenhydrate esse (im Urlaub oder auch jetzt zu Weihnachten oder wenn mir mal nach einer Portion Pommes / Bratkartoffeln ist) spritze ich persönlich gar keinen Bolus. Der Bolus hat mir vor ein paar Monaten eine leichte Hypo beschert und ich bin derzeit so gut austariert, dass ich, obwohl ich eigentlich (fast) keine Kohlenhydrate esse auch durchaus jetzt 60-80g schnelle KHs essen könnte und meine Glucosekurve aussieht wie bei einem Gesunden, eher besser, ich habe ohne KHs eigentlich nie Werte über 120 und mit KHs auch keine über 150, das reguliert bei mir der Körper komplett selbst.. Wenn ich da jetzt noch einen Bolus drauf legen würde, dann würde ich garantiert in eine Hypo kommen. Klar, das bleibt wohl nicht immer so aber derzeit ist es so. Ich möchte dich hier auch nicht zu keto überreden oder hoffe nicht, dass gleich Gegenwind bekommen. Das muss jeder selbst für sich heraus finden.

    Aber übertreibe es nicht mit dem Insulin, gerade wenn du in der Remissionsphase bist.

    Gib Dir und Deinem Körper Zeit sich an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen und habe nicht so viel Angst vor niedrigen Werten in der Remissionsphase. Klar, wenn die durch ist und Du normal Kohlenhydrate ist und große Bolis spritzt, dann solltest Du mehr aufpassen und gut ausrechnen.

    Ich fahre mittlerweile wieder 60 oder 70km zügig mit dem Rennrad ohne Kohlenhydrate und ohne Bolus. Hypos habe ich überhaupt keine mehr (seit dem ich den Bolus ganz weg lasse).

    Wie gesagt, ich will hier keinen Keto-Erziehungspost von machen, nur kurz meine gleichgelagerten Fragen von vor einem Jahr beschreiben und was ich daraus gemacht habe.

    Dafür bedanke ich mich sehr hier bei dem Forum und insbesondere bei Rainer und Grounded und vielen anderen.

    Also Kopf hoch, das wird.

  • Vielen Dank Frosch, das macht mir etwas Mut!

    Vielleicht kannst du ja noch erklären, ob du vor dem Sport KH isst um den Wert etwas zu heben? Wenn meine Werte auf 80 sinken gehen sie eben durch das Basisinsulin noch weiter runter.




    Ich habe aber noch eine weitere akutere Angst seit ich mich gerade etwas genauer mit den Folgeerkrankungen beschäftigt habe:

    Im Krankenhaus wurde mir gesagt, meine Nieren seien durch die hohen Werte die meine DKA ausgelöst haben beschädigt worden und nun auf einer Stufe 2. Dass ich mir allerdings keine Sorgen machen solle, da alles bis Stufe 3 regenerierbar wäre und sich regeln würde sobald meine Werte besser seien.


    Nun sind meine Werte sehr gut und ich habe das bis jetzt nicht hinterfragt, was mir gesagt wurde, aber diese Stadien von denen die Rede war, zu denen finde ich nur etwas bei "chronischen Niereninsiffizienz" Und dort ist nie die rede davon, dass sich diese regenerieren könnten, sondern allerhöchstens verlangsamen. Ich bin erst 26, muss ich jetzt damit rechnen ab 30 an der Dialyse zu hängen? Und einen Shunt o.Ä. zu bekommen? Warum würde die Diabetes-Schwester im Krankenhaus den behaupten dass ich mir da keine Sorgen machen muss, wenn ich dazu nirgendwo belege finde? ||

  • Okay, ich habe nach diesem Panikpost in meinem Entlassungsschein nachgesehen und es handelte sich um akutes prärenales Nierenversagen, und nicht um chronisches. Und dieses ist wohl tatsächlich regenerierbar. Woow ich dachte kurz ich kippe um ey

  • Mach dich nicht verrückt: zwar ist es theoretisch immer noch möglich, all die ganzen hässlichen Spätfolgen zu bekommen, aber müssen halt nicht. Die moderne Diabetes-Therapie bietet mit so viele Möglichkeiten, dieses Risiko nicht nur zu minimieren, sondern auch auszuschließen. Ob es schnellwirksame Insuline sind, die eine rasche Korrektur ermöglichen oder die kontinuierliche Blutzuckermessung... Es gehört ein bisschen Disziplin dazu (nicht meine Stärke) und ein Grundverständnis für die Stoffwechselvorgänge in deinem Körper. Aber wenn du das mitbringst, kannst du ein relativ normales und vor allem langes Leben mit deinem Diabetes führen.

    Ich verstehe, dass das jetzt erst einmal viel für dich zu verdauen ist. Aber Kopf hoch - versuche jetzt erst einmal wieder auf die Beine zu kommen (emotional).

    Ich habe diesen ungebetenen Begleiter nun seit fast 38 Jahren und obwohl ich weiß Gott kein Paradebeispiel und mustergültiges Vorbild bin, geht's mir immer noch gut. :)