Disziplin in der Diabetes-Therapie

  • Habe da mal eine Frage ... (besonders an alle, die schon bisserl länger mit DM vertraut sind)

    Ausnahmsweise mal kurz und bündig:

    - wie viel Disziplin müsst ihr für den DM aufbringen, um stets gute Werte zu erreichen (hierbei das Standard-Zeug wie Kath.-Wechsel & Co. mal ausgenommen).

    - habt ihr eure Ernährung dem DM angepasst? Bsp: Kein Kantinenfutter mehr, da BE-Schätzung sehr schwierig - und mit ner Hyperglykämie arbeitet das Hirn halt langsamer ...

    - wie hat der DM euer Leben im Einzelnen verändert / umgekrämpelt?

    Liebe Grüße,

    Beaxter

  • Hallo
    also wie der Diabetis mich verädert hat bzw mein Leben kann ich nicht sagen dazu habe ich ihn schon zu lange.
    Aber was Disziplin angeht ist es schon immer für mich sehr sehr schwer wirklich immer zu messen und das spritzen nicht vergessen. Habe in der Jugend einfach alles verweigert und habe da dann die Pumpe bekommen.
    Gemessen habe ich trotzdem nicht, jetzt mit 22 Jahren also nach 11 Jahren Diabetis bin ich (denke/hoffe ich mal) bin ich reif genug damit vernünftig umzugehen da man da ja langsam ans alt werden denkt und nicht unbedingt mit 25 an der Dialyse (wird das so geschrieben?) landen will.


    Was mich mal sehr beeinflusst hat beim Leben mit Diabetis, ich habe viel auf den Diabetis geschoben und habe ihn dafür verantwortlich gemacht, habe dann mal ein Buch gelesen über Diabetis und darin stand ein Satz der mich wirklich beeinflusst hat: "Überlege bei jeder Situation die du auf den Diabetis schiebst, hättest du auch so gehandelt wenn du kein Diabetis hättest?" Dieser Satz hat mich wirklich zum nachdenken angeregt und viel in mir und mein verhalten zum Diabetis verändert.


    Heutzutage ist es ja an sich sehr einfach mit Diabetis zu leben. Zum beispiel Pumpe, schnelle kleine Messgeräte, Technisches Hilfswerk für datenerfassung ect. das einzie was ich nicht geändert habe ist mein essverhalten, ich esse was ich will und wieviel, schätze eben und messe 2 stunden nach dem essen notfalls korregiere ich.


    Aber vom Diabetis beherrschen lasse ich mich nicht. Ich lebe immernoch gerne und gut. Mache und esse wonach mir ist, wie jeder andere Mensch. Diabetis ist meiner ansicht nach genauso wie Astma, man hat es und gut.


    Das einzige was ich schade finde das die allgemeine aufklärung Diabetis gegenüber sehr schlecht ist meist garnicht statt findet.
    Es gibt immernoch viel zu viele vorurteile über diese Krankheit.
    Z.b. " schweren Diabetis?" oder " Wohl zu viel Süßes gegessen?"

  • Hey Beaxter,

    gute Fragen hast du da. Gell, du bist gerade am Kämpfen mit dem Diabetes-Kram?
    Die Zeit macht vieles klarer für einen, glaub mir.

    Zitat von Beaxter;40527


    - wie viel Disziplin müsst ihr für den DM aufbringen, um stets gute Werte zu erreichen (hierbei das Standard-Zeug wie Kath.-Wechsel & Co. mal ausgenommen).


    Es ist utopisch als juveniler Diabetiker "stets gute Werte" haben zu wollen. Es funktioniert nicht. Man muss seine Messlatte doch realistisch anbringen. Irgendwann habe ich es, glaube ich zumindest, für mich vom Kopf als auch vom Gefühl her umdefiniert. Ich akzeptiere es mitlerweile, dass ich bestimmte Dinge tun oder lassen muss damit ich leistungsfähig bin und was am wichtigsten ist, damit ich mich wohl fühle. Es ist für mich wie mich möglichst gesund zu ernähren, genug zu schlafen, einfach selbstverständlich geworden. Ist es diszipliniert mich aufs Radl zu schwingen statt mitn Bus zu fahren? Oder ist es diszipliniert vorm Schlafengehen meine Werte nochmal zu kontrollieren oder außer planmäßig bei nichtberechenbaren Leckereien? Für mich ist das inzwischen selbstverständlich. Ich denke darüber nicht mehr nach.

    Zitat von Beaxter;40527

    - habt ihr eure Ernährung dem DM angepasst? Bsp: Kein Kantinenfutter mehr, da BE-Schätzung sehr schwierig - und mit ner Hyperglykämie arbeitet das Hirn halt langsamer ...


    Doch ich gehe in die Kantine, wär auch echt stressig mir extra was abgezähltes mitzunehmen. Das Klönen am Mittagstisch würd mir auch fehlen. Ich habe ein Jahr vor meinem Studium Diabetes bekommen. Ich bin damals zwar auch in die Mensa, ich weiß aber noch, dass ich dort bevorzugt Dinge aß, die ich berechnen konnte und mit ICT war ich mit dem Essen eingeschränkter, weil ich eben da Kompromisse machte, wo ich die Einstellung sonst nicht hinbekam. Das ist doch aber mit allem so, bin ich dick, kann ich auch nicht ständig Sahnetorte futtern. Habe ich diverse Allergien, muss ich mich eben von bestimmten Lebensmitteln fernhalten. Das ist halt das Leben.

    Zitat von Beaxter;40527

    - wie hat der DM euer Leben im Einzelnen verändert / umgekrämpelt?


    Das ist für mich die schwierigste Frage. An guten Tagen formuliere ich es positiv. Ich ernähre mich bewusster, habe viel gelernt was die menschliche Physiologie angeht, vielleicht hat mich Diabetes auch wacher gegenüber selbstgemachten Wehwehchen werden lassen usw.
    An schlechten Tagen denke ich mir "was fürn Scheiß, muss ich mich auch noch damit rumplagen". Und manchmal denke ich doch, dass ich gewachsen bin.
    Ich hoffe, das wär auch ohne passiert :D

    Kopf hoch Beaxter :O)

    Easy come, easy go.

  • Hallo Beax,


    ich war 37 Jahre gar nicht diszipliniert. Seit meinem DM habe ich jedoch, bis auf die Anfangszeit, auf jegliche normale Süßigkeiten verzichtet, außer auf Diätlebensmittel, welche damals sehr teuer waren und noch wenig Auswahl da war. Bis zum Januar 2004 habe ich mich auch nur zwei mal gespritzt und war nur bei meinem Hausarzt in Behandlung. Ich habe in all den Jahren wenig auf BE geachtet, gegessen wann und wieviel ich wollte und auch erst Ende der 90er Jahren ab und zu mal den BZ gemessen. Vorher war ich max. 6 mal im Jahr bei meinem Hausarzt und habe den BZ messen lassen. 37 Jahre war mein DM die größte Nebensache der Welt. Als ich 2004 mit 'ICT' und einem Diabetologen anfing, wandelte das Bild sich schlagartig. Es kommt hinzu, daß ich zu diesem Zeitpunkt mit Folgeschäden mich befassen musste. So Diszipliniert wie ich heute bin, konnte ich mir das nie vorstellen. Ich geniese die Freiheit mit der Pumpe, esse auch mal was natürliches Süßes und teile mir die Zeiten ein wie ich es will, dazu ist die Pumpe ja da. Ich achte jedoch sehr darauf, daß mein 'BZ' immer in einem bestimmten Bereich liegt und das habe ich bisher auch erreicht. Disziplin bedeutet nicht, daß man auf etwas verzichten muß, sondern, daß bestimmte Grenzen eingehalten werden.


    Gruß

    Gruß


    Hans :family:


    Typ 1 seit 1967
    seit 12.07.2006 mit CSII

  • Zitat von sera;40534

    Es ist utopisch als juveniler Diabetiker "stets gute Werte" haben zu wollen. Es funktioniert nicht.


    Ja dem stimme ich voll und ganz zu. Ich denke jeder hat sein Bauchgefühl was die BZ- Werte angeht. Ich fühle mich auch mit etwas höheren ( 130- 150) 'BZ' wohler.:yes:
    Ich esse was ich mag und zum Glück liebe ich Vollkorn- Produkte was meinem 'BZ' wieder gut tut, natürlich futtere ich auch Süßigkeiten und Pizzas
    usw. aber ich schaue schon eher auf die gesunde Variante. Wenn ich wegen den BE nicht ganz sicher bin teste ich eben mal zwischendurch und korrigiere bei Bedarf.
    Vor allem lebe ich mein Leben, mein DM ist zwar mein Begleiter, aber er steht nicht an erster Stelle, ich messe 4-6 mal meinen 'BZ' und gebe mir mein Lebenselexier.:smile: Es gibt ja soviel anderes im Leben als DM und bis jetzt bin ich mit meiner Philosophie ganz gut zurechtgekommen.
    Aber !!!! das muß jeder für sich wissen was er für Richtig hält:teufel:
    So nun denke ich das war alles von meiner Seite bis denne Elke:geschenk13:

    Es gibt Tage, da wünsche ich mir, ich wäre mein Hund.

  • Hey Beax,
    ich denke, objektiv betrachtet bringe ich schon viel Disziplin auf. Aber da ich sowieso ein disziplinierter Mensch bin, fällt mir das jetzt nicht so extrem auf. Wenn ich allerdings mal das Insulin zu Hause oder das Spritzen vergessen habe, ärger ich mich tierisch über mich! Schwierig wirds erst, wenn meine Mitmenschen mir irgendetwas aufschwatzen wollen - sei es ein leckeres Stück Torte oder ein noch so süßer Bonbon. Dann ist es zwar für mich kein Problem dies dankend abzulehnen, doch wenn diese Leute dann weiter nachhaken, wirds umso härter...
    Meine Ernährung hab ich auch nicht wirklich groß umgestellt. Schon vor meiner Erkrankung hab ich wenig Süßigkeiten gegessen. Und Schokolade mag ich sowieso viel lieber als Gummibärchen! :yes: Allerdings lasse ich Lebensmittel auch konsequent weg, wenn ich merke, dass dieses mit meinem 'BZ' nicht vereinbar ist. Die größte Einschränkung, finde ich, ist im Bereich der Getränke. Hier würde ich doch oft sehr gerne etwas "Verbotenes" trinken.
    In die Mensa gehe ich übrigens auch. Schließlich muss ich ja irgendwas essen. Die Berechnung stellt auch dort kein Problem dar. Nervig finde ich nur, dass es dort immer so brechend voll und eng ist, so dass ich aufpassen muss, dass mich keiner anstößt.
    Allgemein nehme ich durch meinen DM das Thema Essen/Ernährung ganz anders wahr. Ich sehe viel mehr Zahlen als das Lebensmittel an sich. :wink: Aber was mir ganz krass aufgefallen ist: wie viele Süßigkeiten oder andere ungesunde Dinge meine Mitmenschen in Unmengen in sich hineinstopfen! Bemerkenswert...

    In diesem Sinne: DM ist, was du draus machst!

    LG Janina

  • Habe da mal eine Frage ... (besonders an alle, die schon bisserl länger mit DM vertraut sind)


    Ausnahmsweise mal kurz und bündig:


    - wie viel Disziplin müsst ihr für den DM aufbringen, um stets gute Werte zu erreichen (hierbei das Standard-Zeug wie Kath.-Wechsel & Co. mal ausgenommen).

    Naja..ich esse ziemlich ausgewogen, wenig Zucker/ Fett. Wenns aber mal etwas fetthaltiges gibt, bzw. wenn ich im Restaurant sitze und die Speisekarte studiere, dann überlege ich mir schon 3 mal, ob ich etwas esse, das viel Fett hat und ich mir damit miese Werte einfange oder ob ich lieber etwas fettarmes esse.
    Dann habe ich mich ins DMP einschreiben lassen, damit ich gute Werte habe bzw. es nicht mehr schludern lasse. Denn ich hasse Ärzte und hatte all die Jahre meinen DM in Eigenregie behandelt, was nicht schlecht lief, aber ich hatte halt sämtliche wichtigen Untersuchungen ( Augenarzt, HbA1c, Fusskontrolle etc. ) nicht machen lassen :engel: Davon erhoffe ich mir nun eine bessere Einstellung und das sich meine Disziplin in Bezug auf Ärzte aufrecht erhält.
    und alles Andere mache ich sowieso aus dem FF.


    - wie hat der DM euer Leben im Einzelnen verändert / umgekrämpelt?

    daran kann ich mich nicht erinnern, ich war ein Kleinkind, als ich den DM bekommen habe. Aber ich kann mich daran erinnern, das mir damals sämtliche Süßigkeiten weggenommen worden sind und nicht verstanden habe, warum. Das ich plötzlich nicht mehr essen durfte, wann ich wollte, sondern das ich nach der Uhr Hunger haben musste. Das ich von meinen Freunden nicht mehr zum Geburtstag eingeladen worden bin, weil die Mütter Angst hatten, das mir auf der Feier irgendwas passiert ( 'hypo' etc) und weil sie keine Lust hatten einen Diabetikerkuchen zu kaufen/ backen. - Und noch einiges mehr an Erfahrungen....
    Als Kind war DM seehr ätzend und dazu noch die damalige Therapiemethode.:weinen: ..GSD ist das heute ganz anders.

  • Ganz am Anfang habe ich mich ganz strikt an die Diätempfehlungen gehalten. Nix zwischendurch, alles immer schön abgewogen und ja keine BE mehr, als in der Klinik eingestellt.


    Streß pur und dauernder Schmacht auf was Eßbares waren die Folgen.


    Im Laufe der Zeit habe ich meine Einstellung dazu geändert und esse heute eigentlich was ich will (ich versuche aber schon auf fettarme Mahlzeiten zu achten). Einzig und alleine süße Limonade habe ich gestrichen.


    Die Pumpe hat es mir dazu noch ziemlich erleichtert. Duch das anfänliche Abwiegen bin ich auch ganz gut im Schätzen der BE's geworden. Ist selten, daß ich da falsch liege.


    Und umgekrempelt? Hmmmmm weiß ich auch nicht .... vielleicht bin ich etwas disziplinierter geworden? Aber auch nur ein bißchen :smile: .

    Gott schenkt dir ein Gesicht. Lächeln musst du selber.

  • meine neue diadoc sprach diesen thema auch zu mir an.

    weil ich nicht mehr so wie früher es ernst nehme.

    deswegen habe ich im neujahr 2008 einen intensiv schulung mit ihrer beraterin.

    er sagte beim guten einstellung ist häufiges messen und korrigieren das a und o

  • Zitat von Beaxter;40527


    - wie viel Disziplin müsst ihr für den DM aufbringen, um stets gute Werte zu erreichen (hierbei das Standard-Zeug wie Kath.-Wechsel & Co. mal ausgenommen).


    Hm, ich muss mich manchmal schon anstrengen, mich permanent um gute Werte zu kümmern. Wenn ich zum Beispiel geschafft nach Hause komme, viel Stress hatte und mir nach einer großen Schüssel Eis ist, dann hab ich die auch schon mal ausgelöffelt, ohne vorher den 'BZ' zu testen, so nach dem Motto: "Fühlt sich ganz gut an, wird schon stimmen mit dem Wert..." Leider tut es das aber nicht immer, also bin ich schon bemüht, den inneren Schweinehund zu besiegen und brav zu sein :rolleyes: Meist klappt das auch - man muss sich eigentlich nur gelegentlich vor Augen halten, dass man mit relativ wenig Aufwand für sich selbst ne Menge Gutes tut.

    Zitat von Beaxter;40527

    - habt ihr eure Ernährung dem DM angepasst? Bsp: Kein Kantinenfutter mehr, da BE-Schätzung sehr schwierig - und mit ner Hyperglykämie arbeitet das Hirn halt langsamer ...


    Ich esse eigentlich alles, wenn die Werte entsprechend sind. Ich verzichte nur auf gezuckerte Getränke wie Limonade oder Cola. Bei allen anderen Dingen kommt es dann eben auf die Menge an - eine ganze Tüte Bonbons würde ich nicht am Stück essen. Aber das würde ich auch ohne DM nicht machen :eek: Schwierig waren manchmal Veranstaltungen, wo man die ganze Zeit was zu futtern bekommt, wie Brunch oder Büffets. Aber auch das lässt sich in den Griff kriegen.

    Zitat von Beaxter;40527

    - wie hat der DM euer Leben im Einzelnen verändert / umgekrämpelt?


    Als ich meinen DM bekommen habe, fand ich das ganz schön heftig. Ich war 12 Jahre alt und hatte überhaupt keine Lust auf den ganzen Aufwand. In der ehemaligen DDR gab's nicht gerade leckere Sachen für Diabetiker, die Nadeln fand ich meistens ziemlich stumpf, und überhaupt, das ganze Auskochen und Sterilisieren von Nadeln und Spritzen und so weiter... fürchterlich :rolleyes:
    Es gehörte aber ziemlich schnell zu mir und meinem Alltag dazu, und heute ist es dermaßen normal für mich, dass ich auch nicht permanent über den DM nachdenke :wink: Es nervt mich manchmal nur, wenn die Werte mal nicht so recht passen wollen und wenn ich dann keine Idee habe, woran es liegen könnte. Aber ich versuche immer ein Mittelmaß zu finden - mich um meinen DM zwar zu kümmern, aber mir von ihm nicht das ganze Leben bestimmen zu lassen. Und das klappt meist ganz gut :smile:

  • Ich habe meinem DM die Ernährung sehr angepasst. Essen nicht mir spontan, und verkneife mir manche dinge grrrrrrrrrrrr

  • Ja, ich bringe sehr viel Disziplin für den DM auf. Was habe ich immer viel genascht. Da verzichte ich nicht ganz drauf. Nur halt in ganz kleinen Mengen.
    Naja, so sehr habe ich meine Ernährung nicht umgestellt. Eine Pizza habe ich seit dem DM nicht mehr beim Italiener gegessen. Da habe ich mich noch nicht rangetraut.
    Ja, der DM beinflusst mein Leben. Manchmal ist er zum ko... und manchmal merke ich kaum, dass er da ist. Beim Weihnachtsessen mit den Kollegen hat er mich mal wieder voll genervt, als ich mich zum Messen und Spritzen zurückgezogen habe. Da habe ich mir echt kurz überlegt einfach nichts zu machen. Doch die Vernuft/Disziplin hat gewonnen.