Typ 1 Diabetiker verurteilt.

  • Glück gehabt kann man da nur sagen, hätte auch anders ausgehen können :eek:


    Ist das aber jetzt als quasi "Freibrief" zu bewerten oder wird da von Fall zu Fall entschieden?

  • Das ist ja ein gnädiges Urteil.

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

    Und seit 5 Jahren E-Auto Fahrer

  • Das Verhalten dieses Zitat "Selbstständiger" ist völlig inakzeptabel, nahezu kriminell!
    Ich selbst bin ja "nur" Typ 2 und ständiger Begleiter meiner erst jetzt mit 60+ an Typ1 erkrankten Ehefrau, aber ich lebe über zehn Jahre mit dem Diabetes und hatte, ausgelöst durch Glibenclamid und Restalkohol, eine Hypo mit der Landung im KH. Doch seit ich diese Erkrankung manifest habe, also seit über zehn Jahren, fahre ich immer Auto mit leichtem Überzucker. Und da ich nicht während der Fahrt messen kann, habe ich immer Apfel, Banane, Waffeltafel und vor allem Wasser dabei. Und ich war- mitunter auch im Außendienst- die letzten Jahrzehnte Kampffahren gewöhnt.
    Vielleicht könnte diesem Diabetiker eine intensive Schulung und Begleitung, vielleicht in einer Reha, helfen, seine Krankheit zu beherrschen- nicht daß sie ihn beherrscht, wie im vorliegenden Falle.
    Das Gericht hat wohl sehr großes Mitgefühl gezeigt. Hoffentlich wird ihm und allen potentiellen Tätern jetzt ihre Verantwortung bewußt.
    Hoffentlich spricht es sich herum.

  • Naja @ Wuzi, das mit dem Autofahren und Diabetes sollte jedem klar sein, auch das man immer etwas mitführt was den Spiegel schnell anhebt, zB. Traubenzucker.


    Was dem Verurteilten jetzt passiert ist kann ja theoretisch uns alle auch treffen, trotz vorsichtsmaßnahmen.


    Ich teste auch immer vor der Fahrt(wenns länger geht) trotzdem kann ja unterwegs, durch was auch immer, der Zucker in den Keller gehen (obwohl ich das immer noch merke).

  • Zitat

    Dabei wurde die verminderte Schuldfähigkeit wegen der Unterzuckerung bereits berücksichtigt.

    Eigenartig - wenn ich besoffen einen Unfall baue, redet auch keiner von "verminderter Schuldfähigkeit" (schon gar nicht wegen Unfähigkeit). Vielleicht können "DM-Neulinge" erzählen, dass sie sich noch nicht so richtig mit dem Management, der Insulin- und KH-Wirkung bzw. deren Wirkdauer auskennen, aber wer davon Ahnung hat und mir erzählt, dass " durch was auch immer der Zucker unterwegs in den Keller gehen kann" ohne zu wissen warum, dann verziehen sich meine Mundwinkel zum Lächeln ( Jogi: nicht persönlich nehmen). Man kann seinen BZ vor jeder Fahrt messen und mir kann keiner erzählen, dass er selbst bei "längeren" Fahrten nicht zwischendurch 2...5 min Zeit hat selbiges zu tun. Denn wie sagt schon §1 der StVO: "Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme..." - und wer sich nicht daran hält, ist zu bestrafen! (Übrigens: inakzeptabel - ja, kriminell - nein, setzt Vorsatz voraus und strafbar wäre, während der Fahrt zu messen)
    Gruss Hammy

  • Zitat von Hammy;313530

    Eigenartig - wenn ich besoffen einen Unfall baue, redet auch keiner von "verminderter Schuldfähigkeit" (schon gar nicht wegen Unfähigkeit). Vielleicht können "DM-Neulinge" erzählen, dass sie sich noch nicht so richtig mit dem Management, der Insulin- und KH-Wirkung bzw. deren Wirkdauer auskennen, aber wer davon Ahnung hat und mir erzählt, dass " durch was auch immer der Zucker unterwegs in den Keller gehen kann" ohne zu wissen warum, dann verziehen sich meine Mundwinkel zum Lächeln ( Jogi: nicht persönlich nehmen). Man kann seinen BZ vor jeder Fahrt messen und mir kann keiner erzählen, dass er selbst bei "längeren" Fahrten nicht zwischendurch 2...5 min Zeit hat selbiges zu tun. Denn wie sagt schon §1 der StVO: "Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme..." - und wer sich nicht daran hält, ist zu bestrafen! (Übrigens: inakzeptabel - ja, kriminell - nein, setzt Vorsatz voraus und strafbar wäre, während der Fahrt zu messen)
    Gruss Hammy


    Das würde Dir bei einer Trunkenheitsfahrt auch herzlich wenig bringen, denn dann würdest Du für den Vollrausch bestraft (§ 323a StGB), das bringt Dir also gar nichts. Aber für eine Schuldunfähigkeit aufgrund von Alkoholgenusses muss man auch schon echt viel getrunken haben, ein paar Bier reichen dafür nicht aus.

  • In der Tat kann es noch viel tragischer kommen:


    http://www.stern.de/lifestyle/…st-ertrunken-1614067.html


    Thomas Fuchsberger trat häufiger in Talk-Shows auf und ich fand es doch immer sehr problematisch, welche 'Philosophie' er vertrat, in Kurzform aus dem Gedächtnis: "Immer möglichst niedrig eingestellt, damit es ja keine Spätschäden gibt." Ich habe sofort gedacht, wie fahrlässig und gefährlich so eine Grundhaltung sein kann!


    So tragisch der Fall ist, er sollte allen Typ1-Diabetikern eine Lehre sein!

    :nummer1: Mai 2024: 10 Jahre Dana-Pumpe!

  • Es gibt nun mal nicht die 100%tige Sicherheit! Auch wenn ich mich mit 130 hinters Steuer setzte kann ich 10 min. später plötzlich 60 haben und es vielleicht gar nicht merken weil ich zu abgelenkt bin wegen dem ganzen Verkehr oder weiß der Geier!


    Es gibt Menschen, die erst spät einen Unterzucker merken oder erst dann, wenn sie bereits nicht mehr eingreifen können!


    Das kann jeden von uns passieren!


    Zum Glück merke ich es noch recht schnell, dass etwas nicht stimmt..... und wenn mir komisch wird und zittrig dann versuche ich nicht zu messen sondern ich habe stets Traubenzucker und Müsliriegel griffbereit auf dem Beifahrersitz liegen!!! Messe dann später!


    Merke ich, dass ich nicht mehr gut sehen kann halte ich bei der nächst besten Möglichkeit einfach an!!!!


    Mein früherer Arzt hat immer gesagt, wenn ich bewusst mitbekomme, dass ich einen Unterzucker habe und baue einen Unfall solle ich nicht sagen, dass es ein Unterzucker sei!!! Viele Versicherungen wollen dann nicht zahlen!!!! ...sie verlangen dann erst zich ärztliche Gutachten u.s.w.


    THEMA ALKOHOL:


    Ich trinke seit Jahren kein Alkohol mehr... 2 mal im Jahr ein Gläschen Wein..... das ganze hoch und runter mit dem Zucker ist mir viel zu anstrengend! Damals noch vor 10 Jahren wars mir egal....aber mittlerweile kann ich auf solch ein Zeug verzichten um mich zu amysieren :-)

    :9engel_3:

  • Zitat von Jogi;313423

    Ist das aber jetzt als quasi "Freibrief" zu bewerten oder wird da von Fall zu Fall entschieden?


    Ich möchte das nicht austesten :rolleyes:

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

    Und seit 5 Jahren E-Auto Fahrer

  • JUP hat ich schon....und mit sicherheit lags wahrscheinlich daran, dass ich vorher vielleicht was gegessen habe und nicht richtig berechnete..... oder ich vorher schon sportlich aktiv war oder einfach so aufgeregt war.....mich bewegt habe....Restinsulin/ zu viel Insulin gespritzt....vieles mehr...... Mir ist das schon passiert...und ich dachte HÄ DAS GIBTS DOCH NICHT!


    Ichhabe vorher Obstkuchen gegessen und noch für meine Mum Gardienen aufgehangen.... hatte dann 130 und habe mich langsam fertig gemacht für die Fahrt und dann merkte ich irgendann auf der Fahrt nach hause, dass mir komisch wird und dann hatte ich angehalten........ hatte 61 dann!!

    :9engel_3:

  • Mit Banane oder Waffeltäfelchen plus Wasserflasche fühle ich mich immer auf der sicheren Seite. Das übrige bis hin zum Blutdruckmeßgerät habe ich im "Notfallrucksack", den ich immer dabei habe, wenn ich auf Strecke bin. Denn lieber ein wenig zu hoch dosiert...

  • Habe gerade den Artikel von anderer Stelle noch mal gepostet bekommen. Da steht jetzt was drin, was neu ist oder ich überlesen hatte: "Der Meisterschüler hatte an jenem Abend einen anstrengenden Übungstag an der Berufsschule in Ehingen hinter sich. Wie er gestern schilderte, hatte er noch einen Klassenkameraden nach Berg gefahren und dann hungrig Einkäufe im Supermarkt erledigt, ohne aber zu essen. Statt die Bundesstraße 465 nach Dächingen zu fahren, wo er ein Hotelzimmer gemietet hatte, verfuhr er sich und kam gegen 19 Uhr auf die B 311 nach Ulm. "Ich muss wohl erst hinter Oberdischingen gewendet haben", sagte er, "ich kann mich aber nicht dran erinnern. Das schieb ich auf den Unterzucker". Den habe er schlagartig bemerkt und habe auch noch anhalten wollen. "Ich wollte es, aber ich konnte nicht. Was ich im Kopf dachte, kam nicht mehr in den Füßen an." Im dichten Feierabendverkehr entglitt ihm eine Gelegenheit nach der anderen, anzuhalten, und auch ein Traubenzuckerstück habe er nicht mehr essen können. "Alles war wie in Watte gepackt." Also wer spätestens bei Hunger nicht mal kontrolliert und etwas isst, handelt in meinen Augen (beim Wissen über DM) fahrlässig...

  • Zitat von Hammy;315384

    Also wer spätestens bei Hunger nicht mal kontrolliert und etwas isst, handelt in meinen Augen (beim Wissen über DM) fahrlässig...


    Stimmt.

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

    Und seit 5 Jahren E-Auto Fahrer

  • Auch wenn Ihr mich jetzt verhaut !!!

    Ich finde es grundsätzlich bedenklich, wenn Diabetiker mit UZ-Erfahrung einen
    "Kollegen" die Absicht absprechen wollen etwas gegen den UZ zu unternehmen. Dies betrifft nicht nur Hammy's letzter Satz !! auch andere sind gemeint !

    Wie Hammy selbst zitiert, hat der Kollege wohl anhalten wollen, aber keine Möglichkeit gehabt ! und je länger sich dies hinaus zögert, desto weniger hat er sich unter Kontrolle !

    Ich gebe zu bedenken, daß jeder DM'ler die Hypo anders erlebt !

    Und ehrlich gesagt, ist mir - vorallem als noch relativ unerfahrener Diabetiker- auch schon passiert, daß ich eine aufkommende Hypo während des Autofahrens bemerkt habe, aber unvernünftigerweise weitergefahren bin, da ich nur noch 3 - 4 km bis nachhause hatte. Ich wußte in diesem Moment, daß ich etwas falsch mache, war aber gleichzeitig überzeugt, daß die paar Minuten noch funktionieren ! Das Gehirn arbeitet einfach nicht mehr so, wie es sollte !!

  • Wenn ich hungrig bin, heisst das aber noch lange nicht dass ich eine Hypo habe. Da ist ein Unterschied bei mir sehr wohl vorhanden!

    Gelassenheit ist eine anmutige Form von Selbstbewusstsein!
    (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Zitat von Hammy;315384

    Also wer spätestens bei Hunger nicht mal kontrolliert und etwas isst, handelt in meinen Augen (beim Wissen über DM) fahrlässig...


    Da kann ich Dich beruhigen: Das Gericht scheint es genauso zu sehen wie Du. Deswegen wurde er ja auch verurteilt. Wenn das Gericht gesagt hätte, er hätte sich richtig verhalten wäre er frei gesprochen worden. Offensichtlich sah das Gericht einen Verstoß als erwiesen an und machte ihm einen Vorwurf, dass er fahrlässig gehandelt hat. Anderenfalls wäre ein Freispruch die logische Folge.