Ohne Insulin

  • Nicht wundern über diese Frage, aber manchmal denk ich schon über komische Dinge nach ;).
    Wenn ein Typ1-Diabetiker (mit minimaler oder gar keiner Eigenproduktion) in eine Situation käme, wo er kein Insulin spritzen könnte, wie lange könnte er das überleben?


    Jacie

    Jacie :)

  • Die Folge einer Insulinunter- bzw. nicht versorgung ist ja, denke ich mal, eine Ketoazidose. Diese ist, sofern unbehandelt, tödlich. Nur innerhalb welches Zeitraums?

    Mich interessiert dieses Frage auch ! Danke, Jacie!

  • Zitat von Jacie

    Wenn ein Typ1-Diabetiker (mit minimaler oder gar keiner Eigenproduktion) in eine Situation käme, wo er kein Insulin spritzen könnte, wie lange könnte er das überleben?


    Hm, ist vielleicht auch mit abhängig davon, ob und was für Nahrungsmittel zur Verfügung stehen. Wenn z.B. nur Heavy-Cola und Brot da ist? Ob sich das also so pauschal beantworten lässt?


    LG
    Wattwurm

    "Echte Männer essen keinen Honig, echte Männer kauen Bienen!"

  • Zitat von Wattwurm;311597

    Ob sich das also so pauschal beantworten lässt?


    Mit Sicherheit nicht, fraglich ist ja auch wielange halte ich ohne Insulin aus bis ich in die Keto rutsche. Nen ICT'ler auf Lantus wird da deutlich länger brauchen als n Pumpi mit Humalog.

    "Das, wobei unsere Berechnungen versagen, nennen wir Zufall." Albert Einstein
    "Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht."
    Oscar Wilde

  • Na ich denke, es kommt auf die körperliche Gesamtkonstitution an, wenn ich in die Situation kommen würde, würde ich nur Wasser trinken und nichts essen (außer vielleicht Lachs). Ein Teil des BZ´s könnte über die Nieren raus und auch die Keto-abfälle. Da das Gehirn sich ja auch aus Ketonen versorgen kann, wäre eine gewisse Speckschicht sicherlich förderlich.
    Es ist sicher die Frage, wie schnell der Körper übersäuert und ob es sich bei fehlender Glukosezufuhr verlangsamt.
    Einige sind ja vor Diagnose (mit mehr oder weniger Restfunktion) mit monatelanger Ketoazidose rumgelaufen.


    LG Wildrose (an dem Test beteilige ich mich nicht:eek:)

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Ich würde sagen, das ist von vielen Faktoren abhängig. ICT oder CSII, Art und Wirkdauer des Insulins, (körperliche Gesamt-)Situation, ... und evtl auch abhängig von persönlicher Neigung. Wenn man einmal relativ schnell eine Ketoazidose bekommt, heißt das nicht, dass es beim nächsten Mal genauso schnell geht.

    Liebe Grüße
    butterfly



    "Insulin is a remedy primarily for the wise and not for the foolish, whether they be patients or doctors."
    Elliot Proctor Joslin, 1923 (Pionier der Insulintherapie)

  • Hallo Jacie,

    durch meinen Beitrag (Nr. 2) habe ich scheinbar die Diskussion in die falsche Richtung gelenkt !? Sorry !

    Bevor es Insulin gab bzw. für Diabetiker zugänglich war, ist die Restlebensdauer natürlich erheblich gesunken. Den Zeitraum, um den sich die Lebensdauer verkürzt hat, kann ich Dir nicht sagen, da müßte ich mal nachforschen bzw. nachlesen, aber mt Sicherheit handelt sich hierbei nicht um Tage.... ich denke mal da geht es um Monate/Jahre je nach Restfunktion der BSD und der Lebensumstände des Diabetikers.

    Wenn ich als Diabetiker weiß, daß ich in nächster Zeit-warum auch immer- keinen Zugang zu Insulin habe, kann ich mich entsprechend verhalten :

    Essen und Bewegung !

    Ganz anders sieht es natürlich bei einem nicht diagnostiziertem Diabetiker aus. Wahrscheinlich macht der alles falsch, was nur falsch machen kann und reduziert somit seine Überlebenschance !

    Du siehst, eine konkrete Aussage ist wohl kaum möglich !? Leider, oder glücklicherweise !?

  • Zitat von Hage;311667


    Wenn ich als Diabetiker weiß, daß ich in nächster Zeit-warum auch immer- keinen Zugang zu Insulin habe, kann ich mich entsprechend verhalten :

    Essen und Bewegung !


    Hmmm, das halte ich persönlich für ziemlich gefährlich. Weißt ja, selbst ohne Nahrungszufuhr steigt der BZ. Und wenn der erstmal auf 'nem gewissen Level ist, ist Bewegung mehr als kontraproduktiv, um den BZ zu senken.;)

    The fight is not for us, not for our personal wants or needs. It is for every animal that has suffered and died in every slaughterhouse, in every vivisection lab, in every hellhole on earth! And for every animal that will suffer and die in those same hellholes!

  • Zitat von Fragile Soul78;311684

    Und wenn der erstmal auf 'nem gewissen Level ist, ist Bewegung mehr als kontraproduktiv, um den BZ zu senken.;)


    darf ich fragen, warum das so ist????

    liebgruss
    eni


    “We cannot change the cards we are dealt, just how we play the hand.”
    -Randy Pausch-

  • Zitat von Fragile Soul78;311684

    Hmmm, das halte ich persönlich für ziemlich gefährlich. Weißt ja, selbst ohne Nahrungszufuhr steigt der BZ. Und wenn der erstmal auf 'nem gewissen Level ist, ist Bewegung mehr als kontraproduktiv, um den BZ zu senken.;)



    Richtig ! Aber da stand ja nichts von "ohne Messgerät" oder Pieselstreifen !!:D:rolleyes:

  • Hage meint vermutlich mehr als nur ein bissle Bewegung.


    Die Muskelzellen benötigen unter Last nur wenig Insulin für die Aufnahme von Glucose.


    Grob gesagt, muss man bei dieser Taktik im Laufen essen;)
    Sollte sie denn "funktionieren".




    Nachtrag:
    Eine gewisse Eigenproduktion als Voraussetzung.
    So passiert es jedem frischem DM1er.

    Gruß und guten Schuss,
    Sascha

  • Monate oder Jahre - das hätte ich nun nicht vermutet.
    Aber irgendwie find ich das auch wieder beruhigend.


    In irgendeinem Krimi ging es mal um die Entführung eines Kindes mit Diabetes,
    und da wurde das hochdramatisch als Wettlauf mit der Zeit dargestellt.
    Naja ein Film halt mit vermutlich wenig Hintergrundwissen zu Diabetes.


    Also werden wir wohl nicht gleich sterben, zumal die Wahrscheinlichkeit einer Entführung auch nicht grade hoch ist :rolleyes:


    Jacie (die das wirklich auch nicht austesten will)

    Jacie :)

  • Zitat von meinmorgenstern;311686

    darf ich fragen, warum das so ist????


    Relativ einfach: Ohne Insulin kann der Körper keine Glucose verwerten. Bei anhaltendem absolutem Insulinmangel beginnt der Körper den Fettstoffwechsel, der wiederum Ketone freisetzt, die wiederum in eine Ketose und beim absoluten Insulinmangel automatisch in die Ketoazidose führt.


    Bei einer Ketoacidose sollen Typ1er was machen? Viel trinken, keine Bewegung, keine Anstrengung, keinen Streß und vor allem nichts essen - und auf gar keinen Fall einschlafen - es gibt sogar Empfehlungen, dass Typ1er bei einer beginnenden Ketose (also Ketone +++), die alleine leben, nach genau einer wirkungslosen Korrektur ins nächstbeste Krankenhaus mit Intensivüberwachung gehen sollen.


    Tante Edith:


    Sollte der Muskel auf Grund der Ketose auch keine keine Glucose mehr aufnehmen können, greift er sich selbst an, vernichtet Muskelzellen und baut sich so ab.


    Monate und Jahre ohne Insulin? Keine Chance - wieviele Typ1er wurden alleine hier auf einer Intensivstation diagnostiziert? Das geht innerhalb Stunden bis (müsste jetzt in der Literatur suchen) aber max. 1 bis 2 Tage.

  • Danke für die Erklärung, ich weiß nie, wie ich sowas schreiben soll. ;)
    Nach einer wirkungslosen Korrektur würd ich vielleicht noch nicht ins nächste KH fahren, nach der zweiten auf jeden Fall. Wenn das Insulin auf normalem Wege nicht mehr durchkommt...aaaaah, da muss ich wieder an die intravenöse Insulinzufuhr denken. *schauder*:eek:

    The fight is not for us, not for our personal wants or needs. It is for every animal that has suffered and died in every slaughterhouse, in every vivisection lab, in every hellhole on earth! And for every animal that will suffer and die in those same hellholes!

  • Zitat von Jacie;311696


    In irgendeinem Krimi ging es mal um die Entführung eines Kindes mit Diabetes,
    und da wurde das hochdramatisch als Wettlauf mit der Zeit dargestellt.
    Naja ein Film halt mit vermutlich wenig Hintergrundwissen zu Diabetes.


    Also werden wir wohl nicht gleich sterben, zumal die Wahrscheinlichkeit einer Entführung auch nicht grade hoch ist :rolleyes:


    Jacie (die das wirklich auch nicht austesten will)


    Ein Kind ohne jede Eigenproduktion und ohne die Chance, sich Insulin verabreichen zu können? Da würde ich schon mal von einer ziemlichen Eilbedürftigkeit ausgehen.


    Wenn wir jetzt noch (um bei dem Bild der Entführung zu bleiben) eine massive adrenerge Reaktion bemühen (wo selbst das im Körper ggf. noch vorhandene Insulin nicht mehr wirklich wirken kann), würde ich da auch mal spontan maximal 48 Stunden bis zur absoluten Lebensgefahr tippen

  • Zitat von Fragile Soul78;311703

    Danke für die Erklärung, ich weiß nie, wie ich sowas schreiben soll. ;)
    Nach einer wirkungslosen Korrektur würd ich vielleicht noch nicht ins nächste KH fahren, nach der zweiten auf jeden Fall. Wenn das Insulin auf normalem Wege nicht mehr durchkommt...aaaaah, da muss ich wieder an die intravenöse Insulinzufuhr denken. *schauder*:eek:


    Och wieso - dann gibts ne Insulinpumpe mit 230V-Anschluß ^^ Da wird dann intensivmedizinisch der BZ runtergeprügelt, während auf der anderen Seite ne Ringerlösung reinläuft. Durst hast du dann zumindest keinen mehr ^^


    http://upload.wikimedia.org/wi…s/3/3f/Braun_Perfusor.jpg


    Infusomat ist natürlich Blödsinn ^^




  • Deine Antwort ist absolut richtig... aber in Bezug auf meine Frage !!! wie lange überlebe ich eine unbehandelte Ketoazidose ???

    Mein Typ1 wurde im Februar 1996 diagnoszitiert und die meine Symptome (von denen ich damals natürlich nicht wußte, daß diese auf Diabetes hinweisen!) hatte ich seit Juli/August 1995!

    Ich habe dann tatsächlich ein gutes halbes Jahr ohne Insulin überlebt.
    Medizinisches Wunder ??

  • Zitat

    Ein Kind ohne jede Eigenproduktion und ohne die Chance, sich Insulin verabreichen zu können? Da würde ich schon mal von einer ziemlichen Eilbedürftigkeit ausgehen.

    Ohne jede Eigenproduktion? Woher weisst du das denn? Und der folgend aufgeführte Theodore Ryder hatte zu Beginn keine Chance sich Insulin zu verabreichen, weil es da noch gar keines gab Ted Ryder. Auszug: "Zu diesem Zeitpunkt war keine Therapie zur Behandlung des Diabetes verfügbar, so dass die Erkrankung innerhalb kurzer Zeit zum Tod geführt hätte. Die einzige Behandlungsoption war eine chronische Unterernährung, die das Leben der betroffenen Patienten um etwa ein bis zwei Jahre verlängerte.

  • Zitat von Hage;311709

    Deine Antwort ist absolut richtig... aber in Bezug auf meine Frage !!! wie lange überlebe ich eine unbehandelte Ketoazidose ???

    Mein Typ1 wurde im Februar 1996 diagnoszitiert und die meine Symptome (von denen ich damals natürlich nicht wußte, daß diese auf Diabetes hinweisen!) hatte ich seit Juli/August 1995!

    Ich habe dann tatsächlich ein gutes halbes Jahr ohne Insulin überlebt.
    Medizinisches Wunder ??


    Absoluter Insulinmangel - d.h. der Pankreas streikt komplett. Ich vermute (!!!!) du hattest noch eine gerade so ausreichende Restproduktion.


    Also nochmal (ist auch mißverständlich ausgedrückt): Wenn kein Tropfen Insulin mehr wirksam ist, nur wenige Stunden bis zu einer Ketoazidose. Solange Insulin wirksam ist, kann es zwar zu Ketonen kommen, aber das das Koma mit anschliessendem exitus letalis ist dann eher unwahrscheinlich.