Woran erkennt ich, wenn ich eine Unterzuckerung verpennt habt?

  • Hallo zusammen,
    kurz zu mir, noch immer Neuling, Diab. seit August 2010, Remissionsphase. Ich spritze aktuell 4 Lantus (seit 1 Monat) und ca. faktor 0,5 - 1 Huminsulin zum essen, je nach Tageszeit.


    Ich frag mich gerade, ob ich Nachts unterzucker... und zwar bin ich morgens oft total verspannt wenn ich aufwache und muss aufstehen, weil mir vor allem mein Rücken wehtut und ich nicht mehr liegen kann. Meine Nüchternwerte liegen immer so bei 120 - 135, was unabhängig davon ist, ob ich abends mit 120 schlafen gehe oder mit 200.


    meine diaberaterin meinte, man hat ein zerwühltes bett und einen dicken kopf, sowie stark erhöhte werte morgens, wenn man nachts unterzuckert. so ganz passt das bei mir ja nicht. Ich frag mich dabei, ob meine restfunktion das schafft, die überhöhten werte von der leberzuckerfreisetzung wieder auf 130 abzusenken, wenn ich nachts unterzucker? Wieviel setzt die Leber denn so frei?


    Letze Nacht hatte ich folgende Werte:
    um 17.00 8,5 KE gegessen und 6 IE Huminsulin gespritzt.
    um 20.00 wert 200, nochmal 1,5 IE für 1,8KE. dann (21.00 Uhr 4 IE LANTUS)
    um 23.00 BZ= 81, etwas cola,
    um 0.04 BZ=115 und dann
    um 1.05 Uhr wieder BZ=89. dann hab ich ein halbes Brötchen gegessen und daher gedacht, dass das mit dem 3 Uhr wert keinen Sinn macht.
    heute morgen war ich bei 138.


    würdet ihr den abfall zwischen 0 und 1 noch über den bolus um 20 uhr erklären?
    was sind eure erfahrungen?!??

  • leider kann ich da nich mehr mitreden da ich als Pumpie dsa anders dosiere.

    darf ich mir mal nen spaß erlauben? :D
    dein Titel hier lautet: "woran erkennt ihr, wenn ich eine Unterzuckerung verpennt habt?"

    meine antwort: Kann ich dir nicht sagen, da wir nicht zusammen leben :D

    Gesundheit ist ein Zustand des völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens - und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit

  • Zitat von verabel;334335


    würdet ihr den abfall zwischen 0 und 1 noch über den bolus um 20 uhr erklären?
    was sind eure erfahrungen?!??


    Das könnte sein. Wenn ich richtig gelesen habe, spritzt du Huminsulin. Wenn ich richtig liege, wirkt das Insulin gute 4 bis 6 Stunden, also wäre es durchaus möglich, dass du nachts noch was von der Wirkung verspürst. Ich hab mittlerweile Humalog, das ist in den meisten Fällen, nach 3 Stunden weg.


    Ich würde vielleicht noch ein paar Tage, wenn's denn geht, regelmäßig nachts bzw. gegen 2 oder 3 Uhr morgens den BZ messen, um definitiv auszuschließen, dass du nachts unterzuckerst. Aber ehrlich gesagt, bei den Werten, die du aufgeschrieben hast, glaub ich nicht wirklich an eine Hypo im Schlaf. Man fühlt sich dann doch schon ziemlich zermatscht, also ich zumindest. Meist sind meine Klamotten und die Bettdecke dazu noch nass geschwitzt.

    The fight is not for us, not for our personal wants or needs. It is for every animal that has suffered and died in every slaughterhouse, in every vivisection lab, in every hellhole on earth! And for every animal that will suffer and die in those same hellholes!

  • Zitat von verabel;334335


    würdet ihr den abfall zwischen 0 und 1 noch über den bolus um 20 uhr erklären?


    Möglich.
    Ich würde aber eher denken, dass nach Mitternacht die besonders insulinsensible Phase der Nacht losgeht und es deshalb sowieso leicht zu einer BZ-Delle kommt.
    Vielleicht mal ohne noch wirkenden Bolus schlafen gehen (und ohne irgendeine Käse- oder Pizza-Fettbeule im BZ... ;)). Dann nachts ein paarmal messen, was sich tut. Sowas würde ich als nächstes machen.


    Lg, Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • hubi hat sicher recht mit der sensitiven phase. der abfall auf 89 ist ja auch völlig ok. sonst wärest du wahrscheinlich mit 95 aufgewacht, aso ohne BE-zufuhr.


    bin nächtliche-hypo-expertin :p und sage: vielleicht nicht dein ganzes bett, aber dein nacken wäre verschwitzt. und eine gegenregulation wäre zumindest wahrscheinlich in der remission, sprich nüchternwerte 200 aufwärts ... neue matratze kaufen gehn? :) oder nochmal um 3-4 uhr messen.


    lg, h

  • Zitat von verabel;334335


    Letze Nacht hatte ich folgende Werte:
    um 20.00 wert 200, nochmal 1,5 IE für 1,8KE. dann (21.00 Uhr 4 IE LANTUS)


    Wann gehst Du normalerweise in die Falle?

    Zitat

    um 23.00 BZ= 81, etwas cola


    Schade eigentlich. 81 ist ein Topwert. Wenn die ohne Hypoanfangssymtomatik waren, und kein Abendspaziergang mit Fifi anstand, absolut kein Grund für eine KH-Korrektur.


    Und so wirst Du nie erfahren, ob der Wert nicht ganz normal im normoglykämischen Bereich geblieben wäre. :o


    Zitat

    um 1.05 Uhr wieder BZ=89. dann hab ich ein halbes Brötchen gegessen und daher gedacht, dass das mit dem 3 Uhr wert keinen Sinn macht.


    Bei 89 setzen die Beatzellen Insulin frei. Dadrüber genauso. Ab 80 geben sie dann erst Ruhe.
    Übrigens Betazellen dosieren das Insulin nicht. Entweder full power oder nix.


    Der Glucosewert liefert im Wesentlichen das Schaltsignal.

    Zitat

    heute morgen war ich bei 138.


    Wenn Dein Schätzeisen keine Mondwerte liefert, und Du ja immer bei 120 bis 130 rauskommst, würde ich an einen Basalmangel im Dawn denken.


    Gruß
    Joa

  • erstmal danke für die Antworten, es ist es schön euch zu haben, ich hab noch soviel nicht kapiert! z.B. die Info über den natürlichen BZ verlauf nachts ist neu für mich... also um mitternacht ca. sinkt der bzwert natürlich, zum morgen steigt er wieder an, richtig?

    Joa, normal gehe ich um 12 schlafen. 81 ist bei mir ein wert, wo ich schon so leicht merke, dass ich niedrigen Zucker habe. Bin da sehr empfindlich. Aber du hast recht, ich sollte das mal ausprobieren... bin ein bisschen schissig.


    Du sagst: "Bei 89 setzen die Beatzellen Insulin frei. Dadrüber genauso. Ab 80 geben sie dann erst Ruhe. Übrigens Betazellen dosieren das Insulin nicht. Entweder full power oder nix."


    so ganz versteh ich das nicht. wo ist denn dann die gegenregulation? betas müssten doch eigentlich so produzieren, dass die entsprechende menge wegtransportiert wird. würden nicht nicht-diab. sonst auch unterzuckern?


    Ab welchem 3 Uhr wert würdet ihr nachts KE essen?


    hannah: das mit der Matratze mag schon stimmen... :-(...

  • Zitat von verabel;334512

    ... die Info über den natürlichen BZ verlauf nachts ist neu für mich... also um mitternacht ca. sinkt der bzwert natürlich, zum morgen steigt er wieder an, richtig?


    JEIN. ;)
    Nicht der BZ steigt oder sinkt, sondern der Insulinbedarf. Der BZ zeigt das nur an, so oder so lang, wenn der Insulinbedarf nicht stimmig gedeckt ist.


    Das ganze hängt mit der circadianen Rhythmik des Stoffwechsels zusammen.
    Als Diabetiker merkst Du die Auswirkungen der 24-26 Stundenrhythmik der kontrainsulinären Hormonausschüttungen des Körpers insbesondere am DAWN- und am DUSK-Phänomen.


    Das Phänomen, also den Anstieg des Blutzuckers zum/am Morgen und am Spätnachmittag/Abend kannst Du durch angepasste Insulinierungsstrategie beseitigen.


    Ein Wenig mehr zur Logik lässt sich aus dem Artikel von Matthias Chrostek zur Bedeutung des Einschlafzeitpunktes (nach Teupe) herausfiltern.

    Zitat

    Joa, normal gehe ich um 12 schlafen. 81 ist bei mir ein wert, wo ich schon so leicht merke, dass ich niedrigen Zucker habe.


    Ja klar. Eine Anzeige von 81 auf dem Gerätetacho ist auch keine absolute Aussage über die aktuelle interstitielle Glucose im Gehirn oder sonstwo. Und auch nicht über die Sinkgeschwindigkeit des BZ. Aber ein guter Anhaltspunkt!


    Bei entsprechender Wahrnehmung und auch schon bei einem Wert von 90 würde ich da durchaus auch mal zu den KH greifen.

    Zitat

    Bin da sehr empfindlich. Aber du hast recht, ich sollte das mal ausprobieren... bin ein bisschen schissig.


    Vorsicht ist halt die Mutter der Porzellankiste. Willst Du aber wissen, wie Deine GR (Gegenregulation) unter den Bedingungen der aktuellen Inslinwirkung intervenieren kann, solltest Du schon noch etwas zuwarten können.


    Zitat von Vera

    Du sagst:
    "Bei 89 setzen die Beatzellen Insulin frei. Dadrüber genauso. Ab 80 geben sie dann erst Ruhe. Übrigens Betazellen dosieren das Insulin nicht. Entweder full power oder nix."


    so ganz versteh ich das nicht. wo ist denn dann die gegenregulation? betas müssten doch eigentlich so produzieren, dass die entsprechende menge wegtransportiert wird. würden nicht nicht-diab. sonst auch unterzuckern?


    Auch NIchtdabetiker können, zumindest moderat, unterzuckern. Jedenfalls so, dass sie was bemerken.


    Im normalen Stoffwechsel ist die Glucose-Homöostase, das Gleichgewicht des BZ im Nüchternzustand, bzw. im normoglykämischen Bereich ein konstantes Ausgleichsspiel zwischen Insulinausschüttung und Gegenregulation. Und das findet rund um den magischen Wert von 80 mg/dl statt.

    Zitat

    Ab welchem 3 Uhr wert würdet ihr nachts KE essen?


    Kommt drauf an. Wieviel Insulinwirkung wird erwartet? Gibt es Glucoseverbrauchssteigernde Faktoren? Wie ist die Gegenregulation? Gibt es noch eine eigene Glucagonproduktion (bei Dir sicherlich!)?


    Ansonsten vielleicht noch der Gedanke, dass bei Lantus in geringer Dosis eine Gipfelwirkung nach ca. 6 Stunden erwartet werden darf. Ich finde, für Bedtime 24:00 Uhr Lantus um 21:00 mit 4 Einheiten etwas früh angesetzt und täte über maximal 2 h, eher sogar eine, nachdenken.


    Gruß
    Joa

  • das muss ich mir nochmal mit zeit durchlesen, danke für den beitrag. Ich werde das mit dem lantus 2 h später spritzen ausprobieren! ich hatte bis vor einem monat kein basalinsulin, deswegen bin ich unsicher in der handhabung und dem einfluss, den es nimmt. das ist schwerer zu messen als bei bolus...


    gestern bin ich mit 150 um 12 schlafen gegangen. 3.00 115, heute morgen 135.
    Viele hier schreiben, das ist viel als nüchternwert. Meine Ideen dazu:
    1. lantus später spritzen (danke Joa!)
    2. mehr lantus?
    3. abends mit 100 statt 150 ins bett? <-- wobei ich das schon ausprobiert habe, das funktioniert nicht so recht... eher das gegenteil ist der fall, je höher der wert mit dem ich schlafen gehe, desto niedriger der Nüchternwert.


    ...?
    ich werd diese woche mal eine nachts-meßreihe starten.

  • Zitat von verabel;334566


    3. abends mit 100 statt 150 ins bett? <-- wobei ich das schon ausprobiert habe, das funktioniert nicht so recht... eher das gegenteil ist der fall, je höher der wert mit dem ich schlafen gehe, desto niedriger der Nüchternwert.


    Denkbar, dass dann deine noch vorhandene Eigeninsulinproduktion stärker mithilft. Da muss man manchmal etwas um die Ecke denken. Je weniger du deiner Eigenproduktion zu tun gibst, desto weniger BZ-Schwankungen kommen daher (muss ja nicht an allem das externe Insulin Schuld sein...).

    Zitat


    ich werd diese woche mal eine nachts-meßreihe starten.


    :6yes: Viel Spass und gute Erkenntnisse.


    Kleine fast-OT Frage meinerseits: es wird berichtet, die circandianen hormonbedingten BZ-Schwankungen könnten von Person zu Person etwas variieren. Wäre es denkbar, dass das Dusk schon gegen 15 Uhr beginnt und um 18 Uhr wieder vorbei ist? Oder ist das zu sehr verschoben?


    Lg, Hubi

    "Sing this corrosion to me!"

    (Stoßseufzer eines unbekannten Seglers)

  • Zitat von Hubi;334597

    Kleine fast-OT Frage meinerseits: es wird berichtet, die circandianen hormonbedingten BZ-Schwankungen könnten von Person zu Person etwas variieren. Wäre es denkbar, dass das Dusk schon gegen 15 Uhr beginnt und um 18 Uhr wieder vorbei ist? Oder ist das zu sehr verschoben?


    Der Frage würde ich mich anschließen! Ich habe so etwa zwischen 15:30 und 18:30 Uhr einen relativen Basalmangel, aber das ist ja eigentlich zu früh für ein Dusk oder? (Levemir spritze ich gegen 9 Uhr, also müsste das Wirkmaximum ungefähr bei 16-17 Uhr liegen)

    „Soll ich den Notarzt rufen?“ – „Nein, das ist ein Fall für Spezialisten, rufen Sie die Gummibärenbande!“ (diabetes-leben.com)


  • Zitat von verabel;334566


    1. lantus später spritzen (danke Joa!)
    2. mehr lantus?


    Beides lässt sich möglicherweise auch sinnig kombinieren.
    Wobei natürlich nur step by step, wenn der Doc nicht eigene Vorgaben macht. Das Ganze ist halt auch Trial & Watch & Error.
    Oder auch These-Antithese-Synthese.
    Im Falle von Hypo(these) war es dann doch irgendwie zuviel an Insulin. :rolleyes:


    Zitat


    3. abends mit 100 statt 150 ins bett? <-- wobei ich das schon ausprobiert habe, das funktioniert nicht so recht... eher das gegenteil ist der fall, je höher der wert mit dem ich schlafen gehe, desto niedriger der Nüchternwert.


    Da würde ich mal wieder auf meine Hypothese der "Sektretionsstarre" auch beim Typ 1 Diabetiker zurückgreifen. Schau mal hier.
    Wie auch immer, grade in der Restremissionszeit werden die Verhältnisse oft etwas merkwürdig. :mad:

    Zitat von Hubi;334597

    Kleine fast-OT Frage meinerseits: es wird berichtet, die circandianen hormonbedingten BZ-Schwankungen könnten von Person zu Person etwas variieren. Wäre es denkbar, dass das Dusk schon gegen 15 Uhr beginnt und um 18 Uhr wieder vorbei ist? Oder ist das zu sehr verschoben?


    Warum sollte die nachmittägliche Cortisol- und sonstwelche Hormonausschüttung nicht auch schon gegen 15:00 Uhr anstarten können? Der Trigger ist auch da noch der Einschlafzeitpunkt der vorgehenden Nacht, bzw. die hormonellen Signalkaskaden, die sich, von diesem ausgehend fortsetzen.

    Zitat von TryHarderFish;334600

    Der Frage würde ich mich anschließen! Ich habe so etwa zwischen 15:30 und 18:30 Uhr einen relativen Basalmangel, aber das ist ja eigentlich zu früh für ein Dusk oder? (Levemir spritze ich gegen 9 Uhr, also müsste das Wirkmaximum ungefähr bei 16-17 Uhr liegen)


    Letztendlich relativ scholastische Frage. Wenn um den genannten Zeitraum eine Deckungslücke reproduzierbar festzustellen ist, dann kann man/frau sie ja irgendwie zuschütten.


    Interessant wird das ggf. nur bei deutlich verschobenen Tag-Nacht-Rhythmen, da bei ausgeprägterem hormonellem Dusk-Geschehen evtl. die Insulinstrategie die Zeitverschiebung berücksichtigen könnte/sollte.


    Allerdings ist es wohl so, dass "spätberufene" Diabetiker eher zu einem gering ausgeprägten Dusk-Phänomen neigen (siehe Typ 1b nach Mergentheimer Modell).


    Gruß
    Joa

  • hi,
    ich habe seit 3 wochen eine pumpe und die zeigt mir immer an wieviel aktives insulin noch vom gepritzten in meinem körper ist und es wundert mich manchmal echt, wie lange es da noch aktiv ist oder reste vorhanden! habe gestern um 19:00 uhr gezuckerte erdbeeren mit vanillepudding gegessen und für 4 BE 16 IE bolus gespritzt. nach zwei stunden wollte ich ins bett und mein zucker war 183 und ich hatte noch 12 einheiten aktiv :( na toll hab ich mir gedacht und ein täfelchen traubenzucker gegessen und bin mit 52 aufgewacht um 7:00 uhr. vll hast du dich ja vertan von der berechnung her oder es waren noch reste vorhanden die gewirkt haben.

    und ja, das mit dem schweren kopf das stimmt.. es fühlt sich echt schlimm an.. zumindest für mich. bis vor einem halben jahr hatte ich fast täglich nachts unterzuckerungen die sich morgens dann mit hohen werten bemerkbar gemacht haben. es fiel mir schwer aufzustehen, mir gings mies und mein kopf dröhnte immer sehr! :(