Ab wann ist eine Pumpe sinnvoll?

  • ich bin ja noch ein ganz "frischer" Typ 1 Diabetiker, ich spritze seit Anfang Februar, meine Werte werden immer besser.:)
    Ich spiele mit dem Gedanken "irgendwann" eine Insulinpumpe zu "probieren"?!
    Kann ich jetzt schon meine Diabetologin darauf ansprechen?
    Gibt es besondere Kriterien, wann und warum eine Pumpe sinnvoll ist?

    Ich bin für jeder Tip dankbar ... :6yes:

    Ist etwas wirr geschrieben, ich hoffe es war trotzdem verständlich:o

    Am Ende wird alles gut! Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.

  • Hi,

    Zitat von EmPa;395062


    Kann ich jetzt schon meine Diabetologin darauf ansprechen?
    Gibt es besondere Kriterien, wann und warum eine Pumpe sinnvoll ist?


    grundsätzlich kannst Du natürlich Deine Diabetologin auch auf Fragen hinsichtlich der CSII ansprechen.


    Als Kriterium für die Übernahmefähigkeit einer Insulinpumpe durch die Krankenkasse gilt, dass eine Pumpe dann indiziert ist, wenn eine gute oder zumindest ausreichende Stoffwechseleinstellung mit der Spritzentherapie nicht mehr zu erreichen ist, oder der Aufwand dafür nicht zumutbar ist.


    Bei der Entscheidung hat die Kasse also zwischen dem therapeutisch bedingten Erfordernis und den entstehenden, erheblichen Mehrkosten abzuwägen.


    Es kommt also darauf an, wie Du selber in der Stoffwechselsteuerung mit den Mitteln der ICT klarkommen kannst und auch darauf, welche Flexibilität Du aufgrund Deiner Lebensbedingungen brauchst, um die Insulindosierungen schnell und zielgerichtet an den biologischen Bedarf anzupassen.


    Z.B. wäre ein ausgeprägtes Dawn-Phänomen, das nur durch zusätzliche, nächtliche Anpassungsdosierungen von Insulin einigermaßen steuerbar ist eine Indikation, oder z.B. häufig wechselnde Schichtdienste, die den Biorhythmus und somit die Verteilung des Insulinbedarfes im Tagesverlauf immer wieder umsteuern.


    Ebenso sind typische Indikationen eine sehr hohe, oder auch eine sehr niedrige Insulinempfindlichkeit.


    Gruß
    Joa

  • Danke dir für die Info Joa ... :6yes:

    Eine Indikation hätt ich da schonmal ... häufig wechselnder Schichtdienst ...:):D

    Ich werde meine Ärztin beim nächsten Termin mal darauf ansprechen ....

    Am Ende wird alles gut! Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.

  • Hallo EmPa!!


    Dein Beruf wäre auch ein Indikation für eine Pumpe.... Daraus resultieren die von Joa angesprochenen häufigen Wechsel deines Biorhythmus... Auch dauerhaft erhöhte Nüchtern-werte trotz zusätzlicher nächtlicher Insulininjektionen sind ein Grund.


    Aber die letzte Entscheidung liegt bei der KK... Und die hat dann schon den MDK mit ins Boot gezogen. Denn für die KK ist die Pumpentherapie teurer als ne ICT..


    Aber Du kannst/ darfst/ sollst Deine Diabetologin ruhig fragen. Wenn sie Dich darin unterstützt, ist das ne gute Sache und bis Du die Pumpe dann hast, dauert es ja auch noch was...


    Liebe kollegiale Grüße aus Oberbayern in die Altmark


    Yvonne

    :thumbsup: „Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit.“
    Joseph Joubert :thumbsup:

  • Danke Yvonne, ...

    gibt es bei den Krankenkassen unterschiedliche "Wertungskriterien"? oder sind alle gleich und versuchen erstmal abzublocken?

    Ganz liebe kollegiale Grüße zurück nach Oberbayern

    Am Ende wird alles gut! Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.

  • Es ist schon von KK zu KK unterschiedlich.... Gibt auch KK´s die ne Pumpe ablehnen, obwohl Du als Patient alle Forderungen erfüllt hast... Muß ich dann nicht verstehen...


    Und alle versuchen abzublocken, da die Pumpe natürlich finanziell für die KK´s teurer als ne ICT ist... ZUmindest in der Anschaffung. Aber auf Dauer gesehen ist die Pumpe für die KK günstiger als ne ICT. Mit ner Pumpe kann ich nen StatusQuo sehr gut halten und bin auch in der Lage die Spätschäden sehr weit raus zu schieben, wenn nicht sogar weitest gehend zu vermeiden

    :thumbsup: „Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit.“
    Joseph Joubert :thumbsup:

  • Dawn mit Blutzuckerwerten, die mit ICT einfach nicht in den Griff zu bekommen waren, waren bei mir die Begründung für eine Pumpenbehandlung.


    Häufige Unterzuckerungen sind sicherlich auch ein medizinisch zu begründender Pumpengrund.


    Schichtarbeit wurde ja schon genannt. Dann brauchst du aber auch eine passende Schulung, bei der du lernen kannst, wie du bei Schichtarbeit deine Insulinmengen entsprechend dem Biorhythmus dosieren kannst.(Solch eine Schulung gibt es meins Wissens nur im Diabetesdorf Althausen, auch für ICT).


    Unregelmäßiger Sport oder andere Arten von Bewegung sind auch ein guter Grund, die Pumpentherapie zu bevorzugen.


    Es gibt aber auch Gründe, die die Krankenkasse nicht interessieren. Falls du häufig zwischendurch etwas naschen willst, ist der passende Bolus per Pumpe sofort abgegeben, ohne umständlich mit der Spritze zu hantieren. Falls du abnehmen willst, kannst du bei einer Pumpentherapie problemlos Mahlzeiten weglassen.

  • Zitat von Cindbar;395089

    Falls du abnehmen willst, kannst du bei einer Pumpentherapie problemlos Mahlzeiten weglassen.


    Das kann man bei ICT doch auch.


    ?

    "Echte Männer essen keinen Honig, echte Männer kauen Bienen!"

  • Bei ICT kannst Du auch problemlos Mahlzeiten weglassen... Hast aber das "Problem", daß Du immer noch das Basal-Insulin im Körper am Arbeiten hast, welches unter Umständen auch zu Essensabdeckung mitverwendet wird... Somit ist es unter ICT zwar möglich, aber nicht unbedingt günstig.... Ich sag es mal so: Unter Pumpentherapie ist es ggf. einfacher, Mahlzeiten auszulassen


    Eine Schulung kann nur so gut sein, wie das Produkt aus beiden Komponenten( Lehrer und Schüler). Der beste Lehrer nützt mir nichts, wenn der Lehrer mir das Wissen nicht so vermitteln kann, daß es mich in meinem Leben weiter bringt.

    :thumbsup: „Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit.“
    Joseph Joubert :thumbsup:

  • Zitat von yvonne;395112

    Bei ICT kannst Du auch problemlos Mahlzeiten weglassen... Hast aber das "Problem", daß Du immer noch das Basal-Insulin im Körper am Arbeiten hast, welches unter Umständen auch zu Essensabdeckung mitverwendet wird... Somit ist es unter ICT zwar möglich, aber nicht unbedingt günstig.... Ich sag es mal so: Unter Pumpentherapie ist es ggf. einfacher, Mahlzeiten auszulassen


    Hm, stimmt schon, gespritzt ist gespritzt und man hat deutlich weniger Einfluss, weil unter ICT Basal für einen längeren Zeitraum abgegeben ist. U.U. benötigt man aber innerhalb des Zeitraums zu bestimmten Zeiten gar nicht so viel Basal.


    Umgekehrt ist es ja auch so, dass man event. Basal-Lücken mit der Essens-Insulinierung (auch unbewusst) auffüllt.


    Ok, da hab ich nicht zuende gedacht. Danke.


    (Was mich gerade zu dem Gedanken bringt, ob auch darum unterschiedliche KH-Faktoren über den Tag bestehen und es eher mit einer Pumpe möglich ist, den ganzen Tag den gleichen KH-Faktor zu haben. *zu Hannah34 schiel*) - Sorry fürs Abschweifen, OT Ende.

    "Echte Männer essen keinen Honig, echte Männer kauen Bienen!"

  • Also ich habe je nach Tageszeit schon verschiedene BE-Faktoren.... Ich hatte mal den ganzen Tag über den gleichen BE-Faktor... Ist aber bei mir nicht so gut glaufen... Da dann auch größere Boli und längere Wirkzeiten und Wirküberkreuzungen auftreten.... Und somit die Hypo-Spirale wieder ihren Lauf nahm...

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  • Zitat von Wattwurm;395123


    (Was mich gerade zu dem Gedanken bringt, ob auch darum unterschiedliche KH-Faktoren über den Tag bestehen und es eher mit einer Pumpe möglich ist, den ganzen Tag den gleichen KH-Faktor zu haben. *zu Hannah34 schiel*) - Sorry fürs Abschweifen, OT Ende.


    Im Prinzip ist der Gedanke schon richtig.


    Die unterschiedlichen Faktoren sind eine Folge der biorhythmischen Verteilung von kontrainsulinär wirksamen Hormonausschüttungen, ab der Pubertät auf Dawn und ggf. auch Dusk konzentriert sind, in individuell unterschiedlichen Ausprägungen. Wobei ein Teil des Bedarfes durch die Wirkzeiten der Hormone definiert sein dürfte, während ein weitere Anteil auch als Resistenzfolge zu verstehen sein wird, wenn es zu einer, ggf. auch nur sehr geringen Unterversorgung dieser oder jener Hormonsensation gekommen ist.


    Mit den Definitionsmöglichen der Basalversorung unter CSII lässt sich halt auch in der Feinsteuerung der hormonelle Mehrbedarf (Dawn- und Duskhügel auf der BR) i.a.R. zielgenauer definieren, so dass zumindest die Chance besteht, resistenzbedingte Faktorenanteile zu minimieren.
    Nun und bei manchen DiabetikerInnen, wie auch mit zunehmendem Alter, sind die Bedarfshügel im Biorhythmus halt recht flach. Da ist es dann auch unter ICT leichter, den Insulinbedarf so zu decken, dass nur geringe(re) Faktorenunterschiede zustande kommen.


    Gruß
    Joa

  • Zitat von Wattwurm;395123

    (Was mich gerade zu dem Gedanken bringt, ob auch darum unterschiedliche KH-Faktoren über den Tag bestehen und es eher mit einer Pumpe möglich ist, den ganzen Tag den gleichen KH-Faktor zu haben. *zu Hannah34 schiel*) - Sorry fürs Abschweifen, OT Ende.


    Mmmhh, denke wenn man die BR so einstellt, das man 24h einen niedrigen BZ anpeilt, müßten die KH-Faktoren gleich sein. Bei mir ist das aber z.B. während der Arbeitszeit nicht so (da ist die BR so eingestellt, das mein BZ bei 120 z.B. ist) daher habe ich bei dünnerer BR höhere KH -Faktoren (mittags und abends).
    Meine KH-Faktoren verhalten sich also gegenläufig zur BR.


    Und seit ich die Pumpe habe, kann endlich um 11.00/12.00 Uhr Auto fahren ohne was extra zu essen, unter ICT habe ich mir sehr ungern Termine in den späten Vormittag gelegt und habe möglichst bewegungslos am Schreibtisch gesessen;).


    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Zitat von Wildrose;395217

    Mmmhh, denke wenn man die BR so einstellt, das man 24h einen niedrigen BZ anpeilt, müßten die KH-Faktoren gleich sein.
    LG Wildrose


    Warum? Wenn die BR einen Hügel wg. tageszeitlich bedingter Resistenz hat müssen doch auch die Bolusfaktoren höher sein als zu insulinempfindlicheren Tageszeiten.


    Und es ist nicht Sinn und Zweck einer Basalrate dafür zu sorgen dass die KH-Faktoren gleich sind...


    Ade, Ina

  • Zitat von Wildrose;395217

    Und seit ich die Pumpe habe, kann endlich um 11.00/12.00 Uhr Auto fahren ohne was extra zu essen, unter ICT habe ich mir sehr ungern Termine in den späten Vormittag gelegt und habe möglichst bewegungslos am Schreibtisch gesessen;).


    Traumhaft, das will ich auch. :D Diese Mittags-BZ-Abschmier-Probleme hab ich ja auch. Und ich bin so ein schlechter Esser bzw. Essensvergesser. ;)


    Dir und Herrn Joa danke für die Gedanken zu meinen Gedanken.


    Und nochmal sorry an EmPa für das Thread-Entern. Bin jetzt auch ruhig hier. :)


    Nachtrag:


    Zitat von Ina;395222

    Und es ist nicht Sinn und Zweck einer Basalrate dafür zu sorgen dass die KH-Faktoren gleich sind...


    Hat ja auch keiner gesagt. Grundlage der Überlegung ist ein älterer Thread, bei dem es um Faktoren ging. http://insulinclub.de/showthread.php?t=18075

    "Echte Männer essen keinen Honig, echte Männer kauen Bienen!"

  • Zitat von yvonne;395112

    Eine Schulung kann nur so gut sein, wie das Produkt aus beiden Komponenten( Lehrer und Schüler). Der beste Lehrer nützt mir nichts, wenn der Lehrer mir das Wissen nicht so vermitteln kann, daß es mich in meinem Leben weiter bringt.


    Da hast du natürlich vollkommen recht.

  • Zitat von Ina;395222

    Warum? Wenn die BR einen Hügel wg. tageszeitlich bedingter Resistenz hat müssen doch auch die Bolusfaktoren höher sein als zu insulinempfindlicheren Tageszeiten.


    Nö.
    Sagt das wer?


    Wenn die BR so stimmig ist, das kein Basaldefizit auftritt, sollte erstens eine Resistenz ausgeschlossen sein und zweitens immer die selbe Menge IE für 1gKH benötigt werden oder?



    LG Wildrose

    Leg Dich nicht mit Zucker an, er ist raffiniert! :bigg

  • Zitat von Wildrose;395250

    Nö.
    Wenn die BR so stimmig ist, das kein Basaldefizit auftritt, sollte erstens eine Resistenz ausgeschlossen sein und zweitens immer die selbe Menge IE für 1gKH benötigt werden oder?


    Ja aber man ist doch in den Zeiten in denen man einen BR-Hügel benötigt aufgrund der tageszeitlich unterschiedlichen Hormonlage (Wachstumshormon und Cortison) resistenter - da braucht man für ALLES mehr Insulin als in den insulinempfindlicheren Zeiten (in denen die BR deswegen ja auch Täler hat) - also mehr Insulin für die BR, mehr für die Korrektur und mehr für's Essen.


    Man versucht ja mit der BR nur "überschiessende" Lipolysen, Resistenzen usw. zu vermeiden. Die ganz natürlichen Empfindlichkeitsschwankungen kann man dadurch ja nicht aussschalten - gerade dafür braucht man doch eine gut angepasste BR!


    Und deswegen sollen ja alle Therapiegrößen parallel zu einer passenden BR verlaufen...


    Oder kriegt das jetzt jemand verständlicher hin? Joa?


    Ade, Ina