Behindertenausweis und Kündigung

  • ich habe hier schon ganz viel zum Thema Behindertenausweis gelesen und will auch gar nicht mit Vor- und Nachteilen anfangen. Für mich ergibt sich eine praktische Frage, da ich gerade auf Jobsuche bin.
    Wie sieht das in der Praxis aus, wenn ich mich momentan bei einer öffentlich rechtlichen Anstalt bewerbe. Zu Beginn noch ohne den Ausweis bin und ihn mir erst hole wenn ich die Probezeit überstanden habe.
    Wie sieht es aus wenn ich damit dann später viele Krankfehlzeiten habe? Greift in dieser Situation der Kündigungsschutz?

  • Zitat von Ich rechne in Mark um;407463

    Wie sieht das in der Praxis aus, wenn ich mich momentan bei einer öffentlich rechtlichen Anstalt bewerbe. Zu Beginn noch ohne den Ausweis bin und ihn mir erst hole wenn ich die Probezeit überstanden habe.
    Wie sieht es aus wenn ich damit dann später viele Krankfehlzeiten habe? Greift in dieser Situation der Kündigungsschutz?

    Interessante Herangehensweise.

  • Der Arbeitgeber darf nicht nach Krankheiten fragen. Selbst wenn er fragen würde darf man rechtlich in so einer Situation lügen. Ausnahme sind Jobs, die einen medizinischen Check erfordern. Den Behindertenausweis kann man ja jederzeit beantragen. Das darf dann auch kein Kündigungsgrund sein, zumindest offiziell. Die Frage ist natürlich wie gut es ankommt, wenn man nach der Probezeit einen Behindertenausweis zückt und plötzlich mehr Urlaubstage hat. Das solltest du die gut überlegen. Aber du wolltest ja nicht Vor- und Nachteile diskutieren :-)

    Viele Grüße
    Thorsten

    Der Sinn des Lebens ist leben!

  • Ich geb dir einen Tipp, hol Dir den Ausweis gleich, denn dann wirst du eventuell bevorzugt (wie hat mal einer der Arbeitgeber zu mir gesagt: "Solche Leute wie Sie stellen wir viel lieber ein, denn Ihnen fehlt kein Arm oder Bein.")


    Bisher habe ich immer Zusagen bei den öffentlichen Unternehmen bekommen (bei anderen nicht). Die sparen sich dadurch eventuell die Abgaben falls sie nicht genügend Schwerbehinderte eingestellt haben.


    Dagegen bei meinem ersten Arbeitgeber habe ich erst im Nachhinein meinen Schwerbehindertenausweis erwähnt, der hat mir dann sogar mit einer Klage gedroht, weil er quasi umsonst bisher Abgaben bezahlt hatte (wurde aber nichts draus, habe mich damals dann beim Rechtsanwalt erkundigt, allerdings habe ich dann freiwillig auch den Arbeitgeber gewechselt).

  • Die Urlaubstage habe ich gar nicht bedacht. Ich habe mich das gefragt weil ich in den letzten Jahren in meinem Studium Phasen hatte wo es mir gesundheitlich spitze ging und es gab aber auch Zeiten wo ich Monate am Stück echt beschissen dran war und wo gar nichts ging. Meine Frage geht nun dahin , wenn wieder so eine Phase kommen sollte, kann ich dann deswegen rausgeschmissen werden weil irgendwann ist ja bei jedem die grenze erreicht oder schützt mich in dem Fall der Ausweis?

  • Aus meiner Sicht ist der Ausweis kein Garant dafür, dass man nicht rausgeschmissen werden kann. Ich denke, wenn einen ein AG loswerden will, dann schafft er es auch. Und wenn jemand dann lange am Stück oder sehr häufig krank ist...der Schwebiausweis soll ja auch kein Freifahrtschein sein, dass man getrost krank sein kann, sondern eine Erleichterung für die Betroffenen, die ein wenig eingeschränkt sind.

    The fight is not for us, not for our personal wants or needs. It is for every animal that has suffered and died in every slaughterhouse, in every vivisection lab, in every hellhole on earth! And for every animal that will suffer and die in those same hellholes!

  • So ist es. raus schmeißen ist nur eine Frage des Geldes.... Allerdings freut sich ein Arbeitgeber einer AöR schon mal über Schwerbehinderte aus den bereits genannten Gründen.

    >auf Kohle geboren<


    Wenn jemand zu dir sagt "die Zeit heilt alle Wunden", hau ihm auf die Fresse und sag´: "Warte, gleich wird`s besser!"

  • Zitat von Flolander;407486

    Die Frage ist natürlich wie gut es ankommt, wenn man nach der Probezeit einen Behindertenausweis zückt und plötzlich mehr Urlaubstage hat.


    Es gibt ja auch die Option, den Ausweis zu Hause ins Fächle zu legen und dem Arbeitgeber nichts zu sagen. Dann gibt es auch nicht mehr Urlaubstage - da hätte ich den Kollegen gegenüber auch ein wenig ein schlechtes Gefühl. Im Fall der Fälle - Kündigung - reicht es dann immer noch, den Ausweis rauszuholen, um die "Schutzfunktion" in Anspruch nehmen zu können.


    clubber123

  • Ich würde es machen wir Clubber123,

    den Ausweis beantragen und dem AG nichts mitteilen (dazu bist Du auch nicht verpflichtet). Der einzige Nachteil, der Dir dadurch entsteht sind die 5 Tage weniger Urlaub. Aber auf die verzichtet man sicher gerne, das senkt den Neidfaktor unter den Kollegen....

    Wenn es zur Kündigung kommt kannst Du den Ausweis immernoch raus holen. Hat die gleiche Wirkung wie wenn es vorher bekannt gewesen wäre.

    Aber 2 Dinge noch:

    1. Der Kündigungsschutz ist ein Trugschluss. Du bist nicht wirklich geschützt. Der AG muss nur vor der Kündigung die Zustimmung des Integrationsamtes einholen. In der Regel wird das Amt zustimmen, wenn der AG ausreichend begründet.

    2. Ich würde den Ausweis meinem AG schon aus einem anderen Grund nicht zeigen. Solltest Du interessiert sein in dem Unternehmen in der Hierarchie ein bisschen weiter zu kommen, kann man Dir unterstellen, dass Du nicht so leistungsfähig bist wie ein gesunder und den Posten nicht bekommst (natürlich nur um Dich zu schützen....ist klar....).

  • Der Behindertenausweis würde mir finanziell privat Vorteile bringen. Ich könnte mit den Verkehrsmitteln kostenlos ins Büro fahren. Das spart monatlich knapp 200 Euro für mich. Mit Sprit käme ich bei den momentanen Preisen auf fast das Doppelte dann monatlich.


    In der Klinik wurde mir gesagt, wenn man den Ausweis zu Beginn nicht angibt, würde man bei einer Kündigung auch kein Anrecht auf "Schutz"haben. Wäre dann sozusagen Pech.

  • Ja es ist der einzige aber auch große Nachteil. Ist man mit dem ganzen DM dreck nicht schon genug im Nachteil gegenüber anderen? Ich werde mich hüten und auf meine 5 Tage mehr Urlaub verzichten.


    @ unter mir


    Wenn du min. 50% plus min. ein Zusatzzeichen im Ausweis bekommst würde ich noch nicht mal darüber nachdenken den nicht zu holen.

    Optimismus ist Mangel an Detailkenntnis

  • Zitat von Ich rechne in Mark um;407626


    In der Klinik wurde mir gesagt, wenn man den Ausweis zu Beginn nicht angibt, würde man bei einer Kündigung auch kein Anrecht auf "Schutz"haben. Wäre dann sozusagen Pech.


    So ist es mir auch bekannt. Und demzufolge kann es passieren, dass man dann auch vom Arbeitsamt 3 Monate nichts bekommt, sofern einem ausserhalb der Probezeit gekündigt wird.
    Ich bin momentan auch in der misslichen Lage und auf Jobsuche. Meine Betreuerin von der Agentur für Arbeit sagt auch, dass ich den Ausweis (50%)vorher angeben muss. Langsam überlege ich aber auch, ihn erst nach der Probezeit, bzw. dann anzugeben, wenn der Arbeitsvertrag nach der Probezeit verlängert/geändert wird. Denn nach meiner Erfahrung und meinem Gefühl, hätte es mit Sichherit schon längst geklappt, hätte ich ihn nicht erwähnt. Und lieber dann "nicht mehr gewollt zu werden", als den Job erst gar nicht bekommen zu haben.
    Mir geht es da auch nicht um Mehrurlaub oder so. Und wenn ein AG jemanden "los werden" will, wird er es auch. Steuerlich ist es natürlich was feines.

  • Sprich nicht mit der Klinik, sondern einem Anwalt. Er wird Dir sagen, dass es vollkommen egal ist, wann man den Ausweis aus der Tasche holt.

    Ob man auf die 5 Tage verzichtet oder nicht, ist sicher Geschmackssache, ich würde drauf verzichten, aber soll jeder machen wie er für richtig hällt.

    Holen würde ich ihn allerdings auf jedenfall, wenn es sich für Dich schon finanziell so auszahlt.

  • mein ag war froh,wegen der schwerbehinderten quote. und da ich wegen dm nicht krank bin,ist das auch kein problem.
    und wer neidig ist wegen 5 tage mehr urlaub,ist richtig blöd. denn der muß nicht regelmäßig zum arzt rennen und sich ...zig spritzen reinjagen.

  • Ich denke, wenn man den Schwebiausweis hat, sollte man ihn entweder sofort beim Einstellungsgespräch oder halt gar nicht erwähnen. Alles andere könnte einem der AG so auslegen, als ob man ihn betuppen wollte. Erstmal abwarten, bis alles einigermaßen sicher ist und dann den Ausweis zeigen, wird wohl nicht wirklich funktionieren, da aus meiner Sicht, die Einstellung dann unter falschen Voraussetzungen erfolgte.


    Anders wirds wohl aussehen, wenn man den Ausweis erst beantragt, wenn man bereits den Vertrag unterschrieben hat. Wenn ich die Vorteile nutzen möchte, würde ich aber auch dann vielleicht schon dem AG davon berichten. Ansonsten käme ich mir als Chef wohl auch ein bißchen verarscht vor, wenn mir mein AN, den ich als "Normalo" eingestellt habe, auf einmal mit einem Ausweis entgegen winkt, ebenso bei der Situation mit dem erst-später-zeigen-wenn-die-Probezeit-rum-ist.

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  • Ich dachte immer, das man Umsonst-Öffis nur bekommt, wenn man auch wirklich 50% bekommt, und wann kriegt man das schon, was ich hier so gelesen hab.

  • Ich meine, dass man eigentlich seit einiger Zeit nur auf Grund des Diabetes hier 50 % bekommen sollte bzw. diese einem zustehen.

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  • Zitat von Snoobyschatz;407669

    mein ag war froh,wegen der schwerbehinderten quote. und da ich wegen dm nicht krank bin,ist das auch kein problem.
    und wer neidig ist wegen 5 tage mehr urlaub,ist richtig blöd. denn der muß nicht regelmäßig zum arzt rennen und sich ...zig spritzen reinjagen.



    Als ich mit der Ausbildung damals anfing hatte ich meinen Ausweiß nicht vorgelegt, erst als es sicher war dass ich noch die erweiterte Ausbildung (noch 1 Jahr) bekomme.
    Sie sagten zwar dass Sie ihre Behindertenquote schon längst erreicht haben aber für mich sei es ein Vorteil und bekomme mehr Urlaub.
    Mir war es natürlich total unangenehm.
    Nach der Ausbildung hatte ich dann noch 1 Jahr Probe und wurde danach unbefristet übernommen.:)
    Es geht darum ob man gute Arbeit leistet und nicht ob man krank ist.



    So war es bei mir auch.
    Und anfangs haben auch 5 Kolleginnen gemeint dass Sie auch 5 Tage mehr wollen, ich sagte zu Ihnen ich würde sofort mit ihnen tauschen.
    Aber jeder sagte dann nur hm immer spritzen usw. dann lieber weniger Urlaub.
    Die wo ein wenig über den DM wissen sagten gleich, Sie hätten es auch so gemacht.


    Ich denke es kommt drauf an was für eine Firma es ist.
    In manchen Firmen ist es ein Vorteil, da Sie die Schwerbehindertenquote erfüllen müssen und in anderen Firmen wird man eher hingestellt, wie wenn man alles schlechter kann.


    In meiner Firma werde ich keineswegs bevorzugt, ich mache alles wie alle Anderen dort auch.


    Vielleicht ist es einfacher in eine großen Firma, aber dazu schreiben sicher noch Andere was.


    Viel Erfolg