Neues circadianes Pumpen/Manager-Konzept nötig ??? Wie handhabt ihr die AC Combo-Pumpe und den Bolusmanager bei Schichtarbeit ???

  • Hallo an Alle,


    mich intressiert, wie ihr mit Zeitverschiebungen zBsp bei Schichtarbeit den Bolusmanager und die Pumpe AC Combo handhabt.


    In der Pumpenschulung wurde seinerzeit vermittelt, das die Faktoren der Tageszeit aus medizinischer Sicht fest zugeordnet sind.
    Ich sehe das inzwischen nicht mehr so.


    Mir ist irgendwann mal aufgefallen, das der KE-Faktor nicht mehr passt wenn ich deutlich später aufstehe als normal, und der BZ explodiert wenn ich nicht manuell eingreife.


    6-8Uhr 1,5IE/KE, (1-2te Stunde nach Aufstehen)
    8-10Uhr 1,0IE/KE (3-4te Stunde nach Aufstehen)


    Ich rechne bei späterem aufstehen inzwischen immer die Differenz hinzu. Dann passt alles wieder.
    Aber auch im Tagesverlauf gibt es Verschiebungen wenn ich später aufstehe, welche ich entsprechend anpassen muß. Der ganze Tagesrytmus verschiebt sich also.


    Ich bin deshalb inzwischen der Ansicht, das der Zeitpunkt des "Aufstehens" und des "zu Bett gehen" einen viel größeren Einfluss haben als die tatsächliche Tageszeit.
    Konstant ist ansich nur die Schlafenszeit.


    Mein Traum wäre deshalb eine Pumpe und ein Bolusmanager mit einer "Aufsteh" und "Einschlaf" Taste.
    Die Zeiträume und Faktoren sollten nach meiner Meinung in "Zeiträumen/Stunden nach dem Aufstehen" eingeteilt werden und nicht nach der Tageszeit.


    Was haltet Ihr davon ??


    Schichtarbeiter haben dieses Problem ja nun ständig.


    Wie geht man im Alltag damit um, wenn der Tag plötzlich Nachts um 22:00Uhr beginnt oder um 14:00Uhr mittags und nicht morgends um 6:00Uhr.
    Stellt ihr die Uhr der Pumpe und des Managers um (bei Nachtschicht ist 6Uhr dann in wirklichkeit 22Uhr) damits passt ?


    Wie reagiert die 360°Software darauf? Wie werden bei Überschneidungen die Meßwerte eingetragen ??


    Wie macht Ihr das ??

    Schatten löschen die Sonne nicht aus.

  • Ich lasse meine ganz normal laufen, hab kein Problem ob Früh-, Mittags- oder Spätschicht. Die Faktoren bleiben bei mir gleich egal wann ich aufstehe, auch die Basalrate läuft ganz normal weiter. Auch bei Reisen in eine andere Zeitzone stelle ich die Uhr an der Pumpe nicht um, länger als 3 Wochen habe ich das aber noch nicht probiert.
    PS: Wenn Du an der Combo die Uhr verstellst werden die vorherigen Daten nicht mehr ausgelesen um Überschneidungen zu vermeiden ;-)


    Cu Jan

  • In der Schulung bei Dr. Teupe habe ich gelernt, dass Aufsteh- und Einschlafzeitpunkt zentral für die Ausrichtung der Basalrate und der Faktoren sind.


    Er spricht und schreibt in diesem Zusammenhang vom Biorhythmus, der vom Einschlafen ausgelöst wird. Das Einschlafen löst Hormonausschüttungen (in bestimmten ABständen) aus, die Insulin-resistenter machen (Cortison, gegen 5/6 Uhr, wenn man gegen 12 ins Bett geht, wenn ich mich recht erinnere)
    Die Basalrate sollte zeitlich deshalb immer auf den Biorhythmus ausgelegt werden.
    Es gibt zwei Möglichkeiten, wann der startet:
    - beim Einschlafen, falls die letzte Auslösung mindestens 16 und weniger als 26 Stunden her ist
    - nach ca. 26 Stunden auch ohne Einschlafen


    Ich passe meine Basalrate entsprechend an - hab zwar keinen Schichtdienst, aber für ein Nickerchen am späten Nachmittag/ einen langen Abend am Schreibtisch/... ist das ebenso relevant.


  • Wie reagiert die 360°Software darauf? Wie werden bei Überschneidungen die Meßwerte eingetragen ??


    Hmmm, ich benutze die 360er nicht und hab auch schon länger keine Spirit (war noch ohne Combo) mehr.
    Aber soweit ich weiß, berücksichtigt die 360 Grad SW Überschneidungen gar nicht, weil Du nach eine Umstellung der Pumpenuhr die davor liegenden Daten, wurden sie nicht zur Zeitumstellung vorgehend ausgelesen, nicht mehr aus den Geräten ausgeliefert bekommst.


    Der sinnigste Weg wird wohl sein, dass Du Dir mehrere Basalratenprofile mit den entsprechenden Biorhythmusverschiebungungen anlegst und dann entsprechend zwischen diesen wechselst? Immerhin passen in die Spirit 5 Stück davon.


    Gruß
    Joa

  • Ich habe mir 5 Basalprofile eingestellt, die jeweils um eine Stunde verschoben sind.


    Mein Bolusrechner (selbstgeschrieben) arbeitet auf "Einschlafen = 24Uhr" und ich gebe dann in der Früh die Differenz dazu ein.
    Da die bisherigen Bolusrechner Fett/Eiweißüberhang (in seltenen Fällen auch sehr Mageres Essen) und geplante Bewegung nicht berechnen können sowie keinen GI in der Datenbank haben, war ich eh gezwungen mir einen eigenen zu schreiben.


    lg
    Adrian

  • Ich hab eine einzige BR und im Schichtdienst arbeite ich je nach Lauf- und Streßintensität lieber mit der temporären BR-Erhöhung bzw. Absenkung. Da komm ich gut mit hin. Und meine Pumpenuhr verstell ich auch nicht... Da mach ich mir zuviel mit kaputt.... Dann lieber häufiger messen... Oder CGM beantragen, wenn Du Probleme mit dem Schichtwechsel hast.... Wenn überhaupt, dann werfen mit Adrenalin und andere Hormone den BZ durcheinander.... Dann wird kurz und knapp gegen korrigiert und die Sache ist gegessen...Entweder gibt´s ne leichte Insulinzufuhr oder es gibt ein Glas Saft oder Cola...

    :thumbsup: „Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit.“
    Joseph Joubert :thumbsup:

  • n der Schulung bei Dr. Teupe habe ich gelernt, dass Aufsteh- und Einschlafzeitpunkt zentral für die Ausrichtung der Basalrate und der Faktoren sind.


    Er spricht und schreibt in diesem Zusammenhang vom Biorhythmus, der vom Einschlafen ausgelöst wird. Das Einschlafen löst Hormonausschüttungen (in bestimmten ABständen) aus, die Insulin-resistenter machen (Cortison, gegen 5/6 Uhr, wenn man gegen 12 ins Bett geht, wenn ich mich recht erinnere)
    Die Basalrate sollte zeitlich deshalb immer auf den Biorhythmus ausgelegt werden.
    Es gibt zwei Möglichkeiten, wann der startet:
    - beim Einschlafen, falls die letzte Auslösung mindestens 16 und weniger als 26 Stunden her ist
    - nach ca. 26 Stunden auch ohne Einschlafen



    Hallo Kirschgelb,


    ich kenne zwar Dr. Teupe nicht aber das sind auch meine Erkenntnisse. Der Zeitpunkt des Aufstehenss bestimmt ganz klar den Insulinbedarf nach diesem Moment. Die tatsächliche Uhrzeit ist unerheblich.
    Ich persönlich hab große Schwierigkeiten mit unterschiedlichen Tagesabläufen. Meist ist eine Entgleisung vorprogrammiert und nur schwer zu beherrschen.
    Einfach nur korregieren reicht bei mir nicht aus weil der Tagesablauf insgesamt verschoben ist.
    Ich bekomme ohne erkennbaren Grund Hypos oder hohe Werte.


    Aber was noch wichtiger ist:


    für ein Nickerchen am späten Nachmittag/ einen langen Abend am Schreibtisch/... ist das ebenso relevant.


    Das ist auch meine Erkenntniss. Ich schlafe sehr oft Nachmittags nach der Arbeit für kurze Zeit ein.
    Danach sind, trotz guter Ausgangslage vor dem Nickerchen, die BZ-Werte oft stark angestiegen und der KE-Faktor ist zu niedrig.
    Ich muß immer 50% Bolus-Zuschlag geben (deckt sich dann mit dem morgendiche KE-Faktor) damit die BZ-Werte nicht explodieren.
    Ohne Nickerchen passt alles wunderbar.


    Danke für den aufschlussreichen Hinweis eines Mediziners, mein Doc hat diese Erkenntnis bislang nicht und streitet Zusammenhänge ab.
    Einige Antworten hier deuten auch darauf hin, das diese Empfindlichkeit wohl von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist.


    Danke schon mal an alle..

    Schatten löschen die Sonne nicht aus.

  • Ich habe mir 5 Basalprofile eingestellt, die jeweils um eine Stunde verschoben sind.


    Mein Bolusrechner (selbstgeschrieben) arbeitet auf "Einschlafen = 24Uhr" und ich gebe dann in der Früh die Differenz dazu ein.
    Da die bisherigen Bolusrechner Fett/Eiweißüberhang (in seltenen Fällen auch sehr Mageres Essen) und geplante Bewegung nicht berechnen können sowie keinen GI in der Datenbank haben, war ich eh gezwungen mir einen eigenen zu schreiben.


    lg
    Adrian


    Hallo Adrian,


    das scheint mir eine praktikable Lösung. Sind die Zeitverschiebungen in eine oder in beide Richtungen ?


    Was meinst Du mir selbst geschrieben ?? Hast Du Dir eine "App" selbst programmiert ? Klingt fast so.


    MFG

    Schatten löschen die Sonne nicht aus.

  • ch hab eine einzige BR und im Schichtdienst arbeite ich je nach Lauf- und Streßintensität lieber mit der temporären BR-Erhöhung bzw. Absenkung. Da komm ich gut mit hin. Und meine Pumpenuhr verstell ich auch nicht... Da mach ich mir zuviel mit kaputt.... Dann lieber häufiger messen... Oder CGM beantragen, wenn Du Probleme mit dem Schichtwechsel hast.... Wenn überhaupt, dann werfen mit Adrenalin und andere Hormone den BZ durcheinander.... Dann wird kurz und knapp gegen korrigiert und die Sache ist gegessen...Entweder gibt´s ne leichte Insulinzufuhr oder es gibt ein Glas Saft oder Cola...


    Hallo Yvonne,


    krasse Therapie. Da wäre ich nach 3 Tagen im Klinikum.


    Hast du auch die Combo ?? Funktionieren die Faktoren egal wann Du aufstehst und arbeitest ???


    Höhere Werte sind ja recht einfach zu händeln, aber bei mir ist die Insulinempfindlichkeit komplett verschoben.


    Eine Korrektur, die bei normalen Tagesabäufen funktioniert, schießt mich bei 6h Verschiebung voll in die Hypo. Hab ich mehrfach erlebt bei Flügen von West nach Ost.



    Danke Dir

    Schatten löschen die Sonne nicht aus.

  • Ich trage seit letztes Jahr Mai die Animas Vibe in Verbindung mit nem Dexcom... Davor hatte ich die Combo und hab das auch so gehandhabt. Auf Arbeit ( = 3-Schicht-System in der Pflege) muß ich flexibel reagieren können... Und ich brauch 2-3 Tage wenn ich die andere BR reinschmeiß. mit der temporären bin ich flexibler und kann besser meinen DM händeln, denn ich bin ein absolutes Insulinsensibelchen. Ich guck das Insulin nur an und schon bin ich 100mg/dl tiefer*urgs*


    Einzig beim verspäteten Frühstück im Urlaub muß ich die Frühstücksfaktoren zum Mittagessen nutzen, sonst klappt das alles reibungslos ohne große Boli-Verschiebungen

    :thumbsup: „Wer seine Meinung nie zurückzieht, liebt sich selbst mehr als die Wahrheit.“
    Joseph Joubert :thumbsup:

  • Einzig beim verspäteten Frühstück im Urlaub muß ich die Frühstücksfaktoren zum Mittagessen nutzen


    Hallo Yvonne,


    das ist nun auch meine Erkenntniss.


    Leider war der Weg dahin steinig und voller unnützer Umwege.


    Dieser Zusammenhang wurde mir leider in keiner Schulung, geschweige denn beim DiaDoc erklärt. Stattdessen immer nur an der Basalrate "rumgedockter" und die Faktoren fahrlässig erhöht oder gesenkt.
    Der zeitliche Zusammenhang wurde nie wirklich betrachtet.


    Danke Dir



    Aber grundsätzlich bin ich sehr froh das es dieses forum gibt. Gerade in dieser Sache habt Ihr mir sehr weiter geholfen auch die nächsten Jahre noch vernünftig zu bestehen.
    Es bestätigt sich in vielen Dingen das auch der beste Arzt kein Alleswisser sein kann und der Mensch ein Individuum ist.


    Danke dafür.

    Schatten löschen die Sonne nicht aus.



  • Hallo Floh,


    ist kein Käse, ist bei mir genauso. Je höher die Basalrate desto höher auch der KE/Insulin Faktor. Meine BR-Rate ist im Tagesverlauf flach, und steigt abends leicht und morgends stärker an.


    Danke Dir.

    Schatten löschen die Sonne nicht aus.

  • Falls du es einrichten kannst, mach doch noch eine Schulung bei Teupe mit, bevor der in den Ruhestand geht. Ich kann mir vorstellen, dass dich das weiterbringt. Es ist aber auch eine Investition - zeitlich, kräfte-mäßig, und oft auch finanziell, da die Kasse die Unterbringung nur selten übernimmt.

  • @ Kirschgelb,


    ich glaub das wird nichts. Weder die Zeit noch das Geld sind ausreichend vorhanden.


    Aber generell glaube ich, das die starren Pumpenzeiten überholt sind und der Aufstehzeitpunkt wesentlich stärker berücksichtigt werden muß.
    Zumindest in meinem Fall.
    Ich frage mich aber, warum dieser Zusammenhang bei einigen deutlich weniger ausgeprägt ist.


    LG

    Schatten löschen die Sonne nicht aus.


  • Aber generell glaube ich, das die starren Pumpenzeiten überholt sind und der Aufstehzeitpunkt wesentlich stärker berücksichtigt werden muß.


    Wie bereits angedeutet, ist der wesentliche Trigger der circadianen hormonellen Ausschüttungszeitpunkte bei uns, insulinbedarfssichtend, der Einschlafzeitpunkt.


    Natürlich hat der Aufstehzeitpunkt auch seine Bedeutung, da aufrecht der Basalbedarf um 30% höher liegt, als waagerecht liegend. Was auch wieder hormonelle Hintergründe hat. Wenn Deine Basalratte darauf dressiert ist, oder dieser Mehrbedarf durch Frühstücksinsulin mitgedeckt wird, ist alles ok. Fehlt dieses Mehr an Insulin fängst Du Dir eine Cortisonresistenz ein (Aldosteron ist der Übeltäter). Such mal im Forum oder sonst auch nach "Aufstehinsulin", "Aufstehphänomen", "Gupf".
    Auch dazu "the circadian study".


    Ansonsten findest Du eingehendere Ausführungen zu Einschlafzeitpunkt und Aufstehinsulin, wie meist zu solchen Fragen, auch bei Matthias auf der Seite chrostek.de.


    Gruß
    Joa

  • @ Joa,


    woher hast Du all das Wissen ?? Beneidenswert. Wieso wird das bei den Schulungen nicht vermittelt.


    Danke für den Link.


    LG

    Schatten löschen die Sonne nicht aus.

  • woher hast Du all das Wissen ?? Beneidenswert. Wieso wird das bei den Schulungen nicht vermittelt.


    Na ja, das sind so Basics, die halt in Mergentheim/Althausen vermittelt werden.
    ... und auch im Buch zu lesen sind.


    Gruß
    Joa

  • Na ja, das sind so Basics, die halt in Mergentheim/Althausen vermittelt werden.
    ... und auch im Buch zu lesen sind.


    Ja, ja, der Joa... Immer Understatement und, tut so als wäre das gar nix, dabei steckt er in Diabetesdingen wissensmäßig so manchen Dia-Doc in die Tasche... :D (Keine Widerrede, Joa, das ist so.)

    cu
    Jürgen
    . Inschrift einer Schulbank im Physiksaal: "He, Ihr da, Ohm! - Macht doch watt Ihr volt!"