Diabetes und Demenz

  • Hallo,


    herzlich willkommen hier im Forum.


    Zu Deiner Frage: Erfahrung mit der Kombination Diabetes und Demenz?
    Nein
    Ich kenne einige an Demenz erkrankte Typ 2-Diabetiker; an Demenz erkrankte Typ 1-Diabetiker sind mir persönlich momentan nicht bekannt.


    Verrätst Du uns den Hintergrund Deiner Frage? Und präzisiere doch mal, ob Du einen Zusammenhang zu Typ 1 oder Typ 2 Diabetes erkunden möchtest.

  • Konkret meine ich die Kombination Diabetes Typ 1 und Demenz. Allerdings eher eine beginnende Demenz. Ein konkrete Diagnose steht noch aus. Nach Meinung des Diabetologen und unserer Einschätzung (angelesener Art) müssen wir davon ausgehen, dass bei meiner Mutter diese Kombination hervortritt. Das äußerte sich schon in Verhaltensweisen die so nicht bei ihr bekannt war, z.B wird sie von einem Pflegedienst unterstützt und begann einfach vor dem Eintreffen mit dem Essen ihrer Mahlzeit. Von dieser Art Beispiel gibt es leider noch mehr. Verschlimmert wird die Situation dadurch, dass sie nach heftigen Aussetzern bei der Reha in einer Klinik neu eingestellt wurde und kaum das sie wieder zu hause ist ihre Werte wieder in die Höhe schnellen, obwohl sie ihrer Aussage nach nicht außer ihren berechneten Mahlzeiten zu sich nimmt.

  • Hi,


    darf ich fragen welche "Art" von Demenz ihr vermutet?


    Wart ihr schon beim Neurologen bzw. Spezialisten für Erkrankungen dementieller Art?


    Nimmt sie genug Flüssigkeit zu sich?


    Es muß sich ja in ihrem Verhalten nicht gleich das Ärgste verbergen.


    Gruß Julmond

  • Von dieser Art Beispiel gibt es leider noch mehr. Verschlimmert wird die Situation dadurch, dass sie nach heftigen Aussetzern bei der Reha in einer Klinik neu eingestellt wurde und kaum das sie wieder zu hause ist ihre Werte wieder in die Höhe schnellen, obwohl sie ihrer Aussage nach nicht außer ihren berechneten Mahlzeiten zu sich nimmt.

    Das ist eine ganz typische Situation, bei einer stationären Neueinstellung, in der Klinik passen die Werte und zu Hause sind sie dann wieder schlechter. Das kommt daher, das die Insulindosis auf den "Klinikalltag" eingestellt wurde und die Situation zu Hause natürlich eine andere ist. In der Klinik sind die Mahlzeiten anders, man ist eventuell in einer Sporttherapie und ähnliches, das hat mit dem Alltag zu Hause nichts zu tun. Das ist also typisch für eine Klinikeinstellung und hat mit einer Demenz nichts zu tun.

    z.B wird sie von einem Pflegedienst unterstützt und begann einfach vor dem Eintreffen mit dem Essen ihrer Mahlzeit.

    Ich gehe mal davon aus, das du meinst, das der Dienst sie spritzt und sie bereits vor der Spritze anfängt zu essen. Hast du sie mal gefragt, wieso sie das macht? Vielleicht hat sie eine beginnende Unterzuckerung gespürt oder hat einfach Heißhunger gehabt. Ich weiss, das solche Dienste auch nicht unbedingt auf die Minute pünktlich kommen, vielleicht hat sie einfach nicht mehr warten können.


    Ganz ehrlich, das hört sich einfach an nach einer ganz normal tüdeligen alten Dame. In einem höheren Alter ist man auch nicht mehr so kompromissbereit (siehe Essenszeiten) und auch vergesslich. Wie alt ist deine Mutter eigentlich?

    Das ist mein erster Garten, ich übe noch.🐞🌼

  • Meine Schwiegermutter ist 88 Jahre alt und weder dement noch Diabetikerin - aber sie kann auch nicht mit dem Essen warten und will schon loslegen, bevor alle am Tisch sitzen. Ich glaube einfach, man wird im Alter (zumal wenn man alleine lebt, weil der Partner verstorben ist), irgendwie mehr auf sich bezogen und "dickköpfiger".

  • ...aber sie kann auch nicht mit dem Essen warten und will schon loslegen, bevor alle am Tisch sitzen.

    Ein kleines "Problem".

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Zitat von »petzi«




    ...aber sie kann auch nicht mit dem Essen warten und will schon loslegen, bevor alle am Tisch sitzen.
    Ein kleines "Problem".

    Ja, man sollte aufpassen und nicht vorschnell sagen, dass ein alter Mensch dement ist, nur weil er ein paar komische Macken ausgebildet hat.

  • nicht vorschnell sagen, dass ein alter Mensch dement ist, nur weil er ein paar komische Macken ausgebildet hat.


    In der schnelllebigen Zeit ist man manchmal sehr ungerecht den "Alten" gegenüber, ich wäre da auch sehr vorsichtig, und würde mit dem Arzt das Thema besprechen. Meine Mutter war 88 Jahre und hat immer mal wieder z.B. den Schlüssel vergessen, deswegen schon Demenz? Aber die Geschichten von früher, da war sie auf Zack. Auch das wäre ein typisches Zeichen für beginnende Demenz. Mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen musste man da mit Ihr umgehen. Ich weiß noch, wie sie alleine im Garten war und vor sich hin gesprochen hat: Mein Gott bin ich vergesslich, was ist denn bloß los mit mir?


    Da wir alle heutzutage älter werden, wird die Krankheit dementsprechend öfter auftreten, es kann jeden erwischen.......

    Den Sinn des Lebens zu suchen ist legitim, doch sollte man damit nicht zu viel Zeit verbrauchen,
    sonst zieht das Leben an einem vorbei :urlaub

  • ganz normal tüdelig


    Genau das ist (beginnende) Demenz

    Wir verstehen unter tüdelig vielleicht was Unterschiedliches. Ich meine mit tüdelig, das einfach das Gedächtnis schlechter wird. Das ist ein ganz normaler Alterungsprozeß, der übrigens schon früher einsetzt.
    Auch Vierzigjährige sind nicht mehr so auf Zack gedächtnismäßig wie Zwanzigjährige, trotzdem ist das keine beginnende Demenz, sondern einfach ein Alterungsprozeß.
    Krankhaft wird das erst, wenn jemand wirklich desorientiert wird. Ich hab vor kurzem ein schönes Beispiel gelesen, dass ich jetzt wiedergebe: Wenn jemand gelegentlich die Brille verlegt, ist das nicht automatisch ein Zeichen für eine beginnende Demenz, wenn jemand aber nicht mehr sagen kann, ob er überhaupt Brillenträger ist oder nicht, ist das ein Alarmzeichen.


    @Katzenmeier
    Der nächste Schritt, wäre meiner Meinung nach der Besuch eines Neurologen, oder einer Gedächtnisambulanz. Ich hab mal stellvertretend die Homepage von der Heidelberg-Gedächtnisambulanz verlinkt, vielleicht gibt es ja auch bei euch so was.
    Heidelberger-Gedächtnisambulanz


    Alles Gute, deiner Mutter und natürlich auch Dir
    Zuckerstück

    Das ist mein erster Garten, ich übe noch.🐞🌼


  • Wir verstehen unter tüdelig vielleicht was Unterschiedliches.

    Das vermute ich jetzt auch. Den Ausdruck "tüdelig" kenne ich als Wenig-Erfahrung-mit-Norddeutschland-Habender aus den Fernsehübertragungen vom Ohnsorgtheater aus den 70er und 80er Jahren. Da wurde der wunderliche Alte zärtlich-liebevoll "tüdelig" genannt. Wir im Südwesten sagten dazu (schon weitaus weniger liebevoll) "verkalkt" und das bedeutet definitiv "dement".

    Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch putzen.
    (Erich Kästner)

  • ... und immer auch an die Schilddrüsenwerte denken. Heftige Unterfunktion kann deutliche Symptome zeigen, die von Demenz nicht zu unterscheiden sind. Außerdem wird durch Fehlfunktion der Schilddrüse auch die Güte der Einstellung verändert. Bei mir steigt der Insulinbedarf an - sprich die Werte gehen hoch - wenn ich in Unterfunktion der Schilddrüse komme. Außerdem bin ich in Abhängigkeit von der Höhe des TSH mehr oder weniger "dement". Da gibt es dann Wortfindungsstörungen und auch heftige Vergesslichkeit und Antriebslosigkeit.

  • Nun ein Besuch beim Neurologen steht in Kürze an. Die Sache mit der Schilddrüse werden wir mal verfolgen.Ich bin weit davon entfernt meiner Mutter eine Krankheit anzudichten oder ungerecht über sie zu urteilen, wenn ich jedoch den Verlauf ihres Verhaltens in der letzten Zeit näher betrachte, komme ich nicht umhin in Richtung Alzheimer zu denken. Es sind ja nicht nur solche Kleinigkeiten wie eine immer wieder verlegte Brille oder ähnliches. Es gab vor noch nicht allzu langer Zeit schon einmal eine neurologische Untersuchung die im Ergebnis eine beginnende Demenz beschrieb. Ein Uhrentest fiel dort besonders schlecht aus. Ich möchte mich nur informieren was auf mich noch alles zukommen kann.Schließlich möchte ich das sie ein eigenständiges Leben führen kann, sie ist gerade mal 73 Jahre alt.

  • Hallo Katzenvater.
    ich kenne (eher flüchtig) zwei Fälle von Demenz und Diabetes Typ 1. In einem Fall lebt die Person noch Zuhause und im anderen Fall in einem Pflegeheim. Leider aber nicht überraschend muss man sagen, dass das Diabetesmanagement sich nicht mit kognitiven Einschränkungen verträgt und es sehr schwierig ist, die Therapie am Laufen zu halten. Diabetes erfordert sehr viel Konzentration und Aufmerksamkeit und ist schon für viele eine grosse Herausforderung, die keine Probleme mit dem Gedächtnis haben.
    Wenn Deine Mutter also wirklich in Richtung Demenz marschiert, wird sie langfristig sehr viel Unterstützung brauchen. Wichtig sind einfache Therapiekonzepte, die das Risiko für Akutkomplikationen senken, beim HBA1C muss man dann Kompromisse machen.
    Es ist also kein Problem, wenn Deine Mutter vor eintreffen des Pflegedienstes isst, solange festgestellt werden kann, wieviel sie gegessen hat. Das Insulin wird einfach nachher gespritzt und mit dem zu hohen PP Anstieg lebt man eben. Eine Option kann auch eine Einstellung auf Tresiba sein, kann z.B. vom PFlegedienst gegeben werden und es besteht kein Risiko von Vergessen oder Doppelt etc. Die Dosis wählt man dann so, dass eine Unterzuckerung unwahrscheinlich ist und der Pflegedienst gibt dann ggf. einmal täglich eine Korrektur wenn nötig. Ich würde mich mit dem DIabetesteam über die Vereinfachung der Therapie unterhalten, das würde die Möglichkeit für Deine Mutter, selbstbestimmt zu leben, sicher erleichtern.
    viele Grüße
    Ikebana

  • Wir sind gerade dabei, ihr Hilfe zu geben um mit ihrer Situation besser umgehen zu können. Der Pflegedienst übernimmt das Spritzen, da es in der Vergangenheit für sie mit erheblichen Problemen einherging wie z.B falsches Insulin, doppelte Gaben. Diese Maßnahme scheint sie auch akzeptiert zu haben, nur einen männlichen Pfleger den mag sie nicht.Allerdings sind ihre Werte seit Rückkehr aus der Klinik zum Teil sehr hoch, sie selbst meint diese Werte nicht erklären zu können und nichts zwischendurch zu naschen etc. Zufällig beobachteten wir sie jedoch wie sie sich ihren Abendtee mit ordentlich Zucker versüßte (das hatte sie noch nie gemacht)
    Anfang Mai geht es zum Neurologen um erste Untersuchungen vornehmen zu lassen um eine Diagnose stellen zu können. Immerhin habe ich schon Anhaltspunkte was wir ggfls. im zutreffenden Fall einer beginnenden oder bereits begonnenen Demenz tun können oder müssen. Vielen Dank für die Tipps.