Couragierte Mitmenschen, die Diabetikern ihre Unterstützung anbieten

  • ... ja, Denken oder Erklären geht dann nicht mehr ....
    Habe in der Fußgängerzone mal mit heftiger Hypo an einem Bäckerstand Halt gemacht, nur noch gedacht: Ich brauche Zucker; auf ein gezuckertes Hefeteilchen gezeigt und als ich dieses dann in die Hand bekam, ohne zu zahlen weitergegangen.
    Ich weiß nicht, was die Verkäuferin gedacht hat, aber ich war kaum noch in der Lage das süße Zeug in den Mund zu bringen; hab mir auf die Lippen gebissen etc.
    Ich bin erst eine Stunde später wieder ganz klar gewesen, auf dem Weg heim....


    LG "me"

  • Hallo,


    dieses Thema weckt einerseits jede Menge Emotionen und böse Erinnerungen an eine Hypo-überladene Zeit;
    andererseits wird mir bewusst, dass extrem oft auch außenstehenden Personen in meinem Leben die Unterstützer und Schutzengel waren!


    Extremster Fall war der Auslöser zu meiner Entscheidung pro Pumpe und CGM:
    Mich hat ein aufmerksamer Mensch, Pförtner eines Bürogebäudes, durch beherzten Griff durch das Fenster an die Handbremse meines Autos, das im Gegenverkehr rollte, gerettet.
    Er hat mich aus dem Auto geholt und mir im Gebäude aus dem Automaten eine Cola und ein Mars gezogen weil er aufgrund einer Bekanten mit Diabetes die Symptome zu erkennen glaubte. Hat mich auch immer wieder gefragt, ob ich Diabetiker sei.
    Der Rettungsdienst musste dann nicht mehr allzu viel tun und meinte: Der Mann hat wohl Schlimmeres verhindert, ihnen vielleicht sogar das Leben gerettet.


    Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei, aber sowohl die lieben angehörigen Helfer als auch die fremden Schutzengel waren bei mir sehr sehr oft zur Stelle und dafür bin ich unendlcih dankbar!


    LG "me"

  • Beim "Bäckerstand" fällt mir was ein: ich bin doch wirklich mal vor einem Torten-Thresen unterzuckert!! (Ich liebe Torte!!)
    War ein stressiger - aber sehr schöner- Tag, hab mein Auto in der Autostadt abgeholt.
    Und zum Event gehörten auch ein paar Futtergutscheine. Ich also Vorm Torten-Thresen, da war noch alles in Ordnung, Torte geordert, gegessen, alles soweit gut. Aber dann ging die Talfahrt los. Schon ein bissel unruhig noch ein Stück geholt. Die super-dicke Bedienung guckte mich schon böse an (jaja, mach ich jeden Tag...3 bis 4 Stücken Torte essen ! Deshalb bin ich ja schlank! Das liegt nicht am Sport! :rofl )
    Danach ging es weiter bergab und als ich das 3. Mal dort aufschlug, war die Olle richtig sauer, ließ mich stehen. Nun wurde ich aufgrund des abrauschenden Zuckers hektisch und zeigte immer auf das -diesmal- gewollte Stück. Und sie fragte immer was wie "Walnuss-Schoko-Creme-Sahne-Torte"? (oder so). Und ich kann unterzuckert nicht mehr lesen, die Buchstaben hüpfen immer weg. Ich zeigte also immer wie eine Geisteskranke auf DAS Stück...und sie immer "Walnuss...blabla..." Das Schild war für mich aber NICHT LESBAR. Die hat es ja nicht geschnallt, viel hat nicht gefehlt und ich wär um den Thresen rum da rein. Muss aber irgendwie noch geklappt haben 8o Kurz nach dem Sketch kam auch wieder mein Begleiter (damals 20j. Sohn) um die Ecke. Als ich ihm die Story erzählt hab, haben wir schön gelacht. Und ein Wunsch von der Liste erledigt: vorm Torten"regal" unterzuckert und essen "dürfen" ... :ahahaha:

  • Mein Diabetes wurde vor gut 13 Jahren erkannt. Also noch nicht so lange her wie bei etlichen anderen Forenmitgliedern hier. Ich hab nochmal über diese Zeit nachgedacht.....................


    Eine Situation, in der ich ohne fremde Hilfe nicht mehr ausgekommen wäre, die gab es nicht! War schon mal mit dem BZ runter auf (noch selbst gemessene) 34 mg/dl. Da habe ich echt aus allen Poren getrieft, nicht mehr nur geschwitzt, mein Herzschlag war total unregelmäßig, das Sehen sehr verschwommen, mir war schwindlig u. ich hatte dazu noch das Gefühl... ich würde mir gleich (sorry)... in die Hose pinkeln!
    Die Rettung war eine Tankstelle schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite. Ohne vorher überfahren zu werden, bin ich da eingelaufen, habe ins Süßwarenregal gegriffen u. brachte am Verkaufstresen sogar noch irgendwie das Wort "Kakao" heraus, woraufhin mir ein Becher davon kredenzt wurde. :whistling:


    Auch auf der Arbeit bin ich einige Male richtig unterzuckert, so daß eine ganze Weile "Sendepause" war. Ich dachte immer nur daran, es möge bitte, bitte, bitte nicht gerade jetzt jemand mit einem dringenden Anliegen kommen. Das blieb mir denn zum Glück auch erspart. :rolleyes:


    Am seltensten waren Hypo's daheim. Davon gab es echt wenige. Auch ist mir keine während des Schlafes in Erinnerung, oder wenn, dann habe ich nichts davon bemerkt. Aber ich glaube eher, es gab schlicht keine.


    Summa summarum immer gut davon gekommen, würde ich sagen.


    8o


    Ach ja, vor Jahren, ich gestehe es, bin ich wohl mal im Dienst verschwunden! Habe mich abgemeldet mit der Begründung "Unterzucker, mir geht's nicht gut". Der Kollege hat es geschluckt. Was wollte er auch machen...
    Aber öfter war das nicht der Fall. Wäre schon deshalb auch nicht möglich gewesen, weil ich meist allein gearbeitet habe.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Ich finde es total schön, dass Ihr die Besorgnis der Mitmenschen alle so überaus nett und hilfreich empfindet und beneide Euch um diese positive Haltung. Vielleicht kommt es daher, dass ich noch nie Fremdhilfe brauchte, aber mich nervt das nur. Und wenn ich wirklich hypo bin (wobei ich mir da bisher halt noch immer alleine raushelfen konnte), werde ich sogar ziemlich aggressiv.
    Aber wer mich und meinen Diabetes näher kennt, weiss das vielleicht auch und schaut ggfs. hoechstens mal ganz erstohlen her. :)

    Die meisten Dinge gehen nicht durch Gebrauch kaputt, sondern durch putzen.
    (Erich Kästner)

  • Das sieht ein unerfahrener Nicht-Diabetiker aber vielleicht nicht. Und wenn er einmal so abserviert wird, dann hilft er u. U. Auch in einer Notsituation nicht mehr...


    Man sollte froh sein, wenn die Mitmenschen sich interessieren, auch wenn es hier und da auch mal nerven kann...

  • Da die Menschen eben verschieden sind, kommt es immer darauf an durch welche Brille ich schaue. Wenn ich jemanden sehe, dem es schlecht gehen könnte, frage ich freundlich, ob ich helfen kann. Wenn es mir schlecht gehen würde, weil ein Hypo unerwartet schnell kommen könnte und ich weiß, dass mich dann meine Kräfte verlassen könnten und das Licht bald ausgeht, wäre ich schon froh, wenn mich jemand fragen würde, wie man mir helfen könnte.....
    Wir sind nun mal unter uns Diabetikern "bekannt", einen Diabetiker würde ich nie fragen, was er da macht, wenn er messen und spritzen tut. Für den Rest der Welt sind wir nun mal immer noch Exoten :woot: ,, wenn ich messe oder spritze.... .Na und?

    Den Sinn des Lebens zu suchen ist legitim, doch sollte man damit nicht zu viel Zeit verbrauchen,
    sonst zieht das Leben an einem vorbei :urlaub

  • Wenn ich UZ-bedingt etwas bleich um die Nase bin kommt es schonmal vor, dass ein Kollege mich anspricht ob ich vielleicht niedrig bin. - Ich sähe so danach aus.
    Und selbst IV-Korrekturen im Großraumbüro schrecken bei uns keinen. Als wir vor kurzem einen neuen Kollegen bekamen wurde der gleich von den anderen Kollegen "eingeweiht" mit dem Satz:
    "Ach übrigens: Nicht erschrecken, wenn der Jürgen oder der Timo mit Spritzen hantieren, die sind Diabs und brauchen ihr Insulin." Damit waren alle (Un-)Klarheiten sofort beseitigt.


    Demnächst werden wir nach ner Umstrukturierung auch wieder zwei Typ1er im Team sein... Dann wird mittags wieder durchs Team gerufen*: "Dopt ihr zwei schonmal? - Wir wollen in 10 Minuten zum Essen los..."


    Mein Chef weiß dass ich Pumpe und CGM hab und begrüßt mich morgens meistens lachend mit der Frage ob meine Systeme alle hochgefahren sind . - Und damit meint er nicht meine Rechner am Arbeitsplatz...


    Echt klasse so ein Team in dem man mit sowas wie dem Diab so offen umgehen kann. Kommt aber vielleicht auch daher, dass ich mit meinem Chef ein paar andere, diabetesfremde Maläste wie Migräne oder allergisches Asthma teile. Da unterhält man sich ganz anders über solche Dinge.



    *= leise gerufen, nicht gebrüllt.

    cu
    Jürgen
    . Inschrift einer Schulbank im Physiksaal: "He, Ihr da, Ohm! - Macht doch watt Ihr volt!"

  • Ich war kurz nach der Diagnose beim Burger King, da mich ein Angebot für einen Burger mit panierten Hähnchenfleisch, BBQ Sauce und Onion Rings gelockt hat (die 3 Bestandteile meines perfekten Burgers). Ich habe recht lange in einer Ecke auf der Nährwert-Tabelle nach den Angaben für den Burger gesucht, aber nicht gefunden, da das ganze ja ein Angebot war.
    Mein in dem Moment leicht unterzuckertes Hirn hat aber leider auch keinen Ausweg gefunden, außer die Tabelle anzustarren und zu hoffen dass die Nährwerte plötzlich auftauchen. Auch kam nicht in Frage etwas anderes zu essen, oder vielleicht erst einen Traubenzucker zu essen. :patsch:
    Irgendwann kam ein Kassierer zu mir und hat mich gefragt ob er mir irgendwie helfen kann, ich hab ihm erklärt, dass ich die Nährwertangaben für diesen Burger brauche, aber sie nicht finden kann. Der junge Herr dann nach einer Tabelle gesucht, diese aber nicht gefunden. Dann hat er gefragt, was genau ich denn wissen will und obs wirklich so dringend ist, woraufhin ich ihm erklärt habe, dass ich die Kohlehydrate wissen muss um meine Insulindosis anzupassen, wegen Diabetes. Anstatt mir irgendwelche seltsamen Blicke zu zu werfen hat er eine Nährwert-Tabelle genommen und mir aus den anderen Angeboten die Kohlehydrat-Menge für meinen gewünschten Burger ausgerechnet. :thumbsup:


    Auf die Idee bin ich da gar nicht gekommen, ich fand auch echt nett von ihm, dass er es gleich ausgerechnet hat, er hätte mir ja auch die Tabelle in die Hand drücken können und mir sagen können dass ich es selbst ausrechnen soll. Oder er hätte mich auch noch länger stehen lassen können.