Wundheilung gestört trotz gutem HbA1c?

  • Hi zusammen,


    mein Hausarzt hat mir versucht zu erklären, dass bei Diabetikern generell die Wundheilung gestört sei, egal wie der Hba1c sei. Ebenso wäre das ein weiterer Risikofaktor bei hohem Cholesterin und es gelten dann automatisch niedrigere Grenzwerte. Aber wirklich erklären, weshalb das so sei, konnte er nicht. Ich kanns mir auch nicht erklären - bislang ging ich davon aus alles vom A1c abhängt.


    Weiß hier jemand mehr?


    Grüße

  • Ich habe zwei Katzen. Natürlich spiele ich viel mit denen. Und Katzen haben Krallen. Daher kann ich nur sagen, dass ich eine ausgezeichnete Wundheilung hab. Mit Typ 1, mit HbA1c zwischen 5,6 und 6. Die Verallgemeinerung find ich drum etwas seltsam und würde sie anzweifeln.

  • Hi,


    also meine Wundheilung ist nicht gestört und ich halte das für Unsinn.
    Beim Cholesterin (LDL) gibt es tatsächlich keinen absoluten Grenzwert, sondern dieser ist nach Risikofaktoren "gestaffelt". Ohne Risikofaktoren (Rauchen, Adipositas, Bluthochdruck) soll der LDL unter 160 liegen. Kommen Risikofaktoren dazu, soll er je nach Ausprägung bei 130 oder 100 liegen.
    Wenn schon eine koronare Erkrankung vorgelegen hat (z.B. Herzinfarkt) wird manchmal ein LDL von 70 empfohlen, der aber nur mit Medikamenten erreichbar ist. Ganz einheitlich wird es von den Labors/Ärzten auch nicht gelebt, mein Diabetologe empfiehlt mir einen Grenzwert von 100 wg. Diabetes, der Kardiologe wollte mich unbedingt auf 70 haben.


    Grüße
    Ikebana

  • Zitat

    ich finde es immer sinnlos, wenn diabetologen pauschal behaupten, man müsste als typ 1er einen höheren A1c haben. bin auch schon öfter für meinen "zu niedrigen" A1c gerügt worden. aber für mich und bleibt das ziel "so niedrig wie ohne häufige oder gefährliche unterzuckerungen möglich ist".

    Ich glaube wenn sich CGM/FGM weiter verbreiten wird sich das auch in enger gesetzten BZ/A1c Zielen niederschlagen. Viele hohe Werte nimmt man halt zwangsweise in Kauf weil die Kontrolle mit Finger-messungen nicht engmaschig genug ist und darum "Reserve" nötig ist.

  • Ich glaube wenn sich CGM/FGM weiter verbreiten wird sich das auch in enger gesetzten BZ/A1c Zielen niederschlagen. Viele hohe Werte nimmt man halt zwangsweise in Kauf weil die Kontrolle mit Finger-messungen nicht engmaschig genug ist und darum "Reserve" nötig ist.

    Im Umkehrschluss ist man als Typ 1er dann wohl irgendwann dazu verpflichtet, ein CGM /FGM zu tragen, obwohl man das vielleicht gar nicht will und auch mit der "alten" Messmethode zurecht kommt? Ich bin nämlich gar nicht so erpicht darauf, eine Daueranzeige meiner BZ-Werte zu haben. Da mache ich mich nur verrückt und bin ständig am Insulin nachspritzen. Ich plädiere hier unbedingt für die freie Entscheidung jedes Einzelnen.

  • mein Hausarzt hat mir versucht zu erklären, dass bei Diabetikern generell die Wundheilung gestört sei, egal wie der Hba1c sei.


    Nach zwei größeren OPs kann ich für mich nur sagen, bei mir stimmt das nicht. Ist alles ruckzuck verheilt, HBA1C war bei 5,8 bzw. 6,5.


    Auch die Chirurgen hat der HBA1C nicht sonderlich interessiert. Als ich vor der ersten OP auf meinen HBA1C von 5,8 hingewiesen habe und meinte damit sollte es wohl keine Wundheilungsstörungen geben, war die Antwort: Wir haben sie bislang alle wieder zu bekommen!

    Living young and wild and free... :urlaub just having fun!

  • "Wundheilung" ist irgendwie auch ein weites Feld. Ich glaube es geht vor allem um die unbemerkten Wunden die dann immer weiter belastet werden.
    Operationsnarben oder normale Kratzer sind vielleicht nicht so kritisch wie irgendwas unter den Füssen.


    petzi:
    Empfinde das ähnlich.
    "Pflichten" wird es glaube niemals geben, bisher scheint mir das doch recht flexibel. Selbst ICT ist keine Pflicht, wer damit zurecht kommt darf ja auch CT machen.
    Irgendwann kommt vielleicht ein Zeitpunkt dass man keine BZ-Teststreifen mehr kaufen kann, weil CGM der neue Standard geworden ist. (So wie Blutzucker-testreifen die Urinzucker-Teststreifen verdrängt haben.) Aber das wäre wohl erst in vielen Jahren..
    Allerdings ist mit jeder neuen Erfindung eine bessere Kontrolle möglich geworden und damit können dann Ziele erreicht werden die vorher unmöglich schienen.

  • Allerdings ist mit jeder neuen Erfindung eine bessere Kontrolle möglich geworden und damit können dann Ziele erreicht werden die vorher unmöglich schienen.

    Da hast du natürlich recht. Ich versuche schon auch, mich so gut es geht optimal einzustellen. Aber meine Lebensqualität setze ich ebenfalls hoch an. Was nützt es mir, wenn ich einen super tollen Hba1C-Wert habe, aber meine Psyche leidet darunter, dass ich mich den ganzen Tag nur noch mit dem Diabetes beschäftigen muss.

  • Ich finde diesen Artikel zur Cholesterin-Lüge ganz interessant.


    https://www.zeitenschrift.com/artikel/die-cholesterin-luege


    Meiner Ansicht nach müssen Behauptungen der Ärzte immer irgendwie nachweisbar sein. Frag doch deinen Arzt mal, wo er diese Sachen her hat? Du möchtest das gerne nachlesen oder dich weiter dazu informieren. Dann verpufft so eine Behauptung schnell oder das Thema wird gewechselt.


    Meine Ärztin ist nämlich auch so. Aber ich bohre immer nach. Das lohnt sich.


    Selber denken heißt das Stichwort und nicht blind den Ärzten vertrauen.


    Auch und zum Thema Wundheilung: Mein hbA1c ist sehr gut (zwischen 5,6 - 6,2 in den letzten Jahren). Eine gestörte Wundheilung habe ich bislang noch nie festgestellt.

    Gott schenkt dir ein Gesicht. Lächeln musst du selber.

  • Viele Ärzte haben "Probleme" mit mitdenkenden Patienten. Die eine Sorte stellt dadurch schlicht ärztliche Kompetenz in Frage, die andere Sorte therapiert sich selbst nach einer dem Arzt vollständig unbekannten Logik, die auch nur in deren Teil des Multiversums gültig und bekannt ist. Am Ende heißt es aber "Sie haben doch gesagt, dass ...." und "ich dachte, dass...." und bestenfalls kommt "aber in der Apotheken-Umschau (Rentner-Bravo) stand, dass..."


    Andere denkbare Quellen: Hab ich irgendwo bei Ihnen im Wartezimmer in der Zeitung gelesen, die Frisöse von mein Schwipschwager seine Frau ... to be continued

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

    Einmal editiert, zuletzt von Grounded ()

  • Da hast du natürlich recht. Ich versuche schon auch, mich so gut es geht optimal einzustellen. Aber meine Lebensqualität setze ich ebenfalls hoch an. Was nützt es mir, wenn ich einen super tollen Hba1C-Wert habe, aber meine Psyche leidet darunter, dass ich mich den ganzen Tag nur noch mit dem Diabetes beschäftigen muss.



    Ich glaube nicht, dass man irgendwann zu einem CGM gezwungen wird, im Grund kann man ja zu nichts gezwungen werden. Selbst wenn sich jemand überhaupt nicht um seinen Diabetes kümmert, gibt es keinerlei Sanktionen und das finde ich auch gut so! Natürlich könnte man eine Debatte führen über Kosten etc. das ist ja dasselbe wie bei Rauchen, Übergewicht etc., da kommt man vom Hölzchen aufs Stöckchen, findet aber nie wirklich praktikable Mechanismen.


    Erstaunlich finde ich aber, dass Du Deine Lebensqualität vom CGM beeinträchtigt siehst, die meisten (ich auch) beschreiben das gerade anders herum. So etwas wie Lebensqualität ist durch das CGM erst wieder möglich gemacht worden. Ohne könnte ich meinen Job und meine Hobbies nicht machen. Ich beschäftige mich auch nicht mehr mit dem Diabetes als vorher. Natürlich schaut man öfter drauf als man messen würde, aber es ist ja auch kein Aufwand. Und gerade beim CGM ist das schöne, dass es sich meldet, wenn etwas schief läuft. So kann ich mich völlig auf das konzentrieren was ich gerade tun will. Natürlich kann das Gepiepse nerven, aber gerade bei Hypos ist Ignorieren keine Option.

  • Natürlich kann das Gepiepse nerven, aber gerade bei Hypos ist Ignorieren keine Option.

    Ich möchte den Thread nicht kapern, es geht ja hier um Wundheilungsstörungen. Aber weshalb ich dem CGM noch reserviert gegenüber stehe, ist gerade auch das Gepiepse. Wie machst du das denn, wenn du z.b. gerade in einer Konferenz bist oder sonst einer beruflichen Veranstaltung? Lässt sich das Piepsen ausschalten?


    Das Libre piepst ja nicht. Aber da ich eine sehr empfindliche Haut habe, könnte ich Allergieprobleme mit dem Kleber bekommen. Alles Dinge, die mich am herkömmlichen BZ-Messgerät festhalten lassen. Zumal meine KK (AOK) ohnehin die Kosten für Sensoren nicht übernimmt.

  • Hi zusammen,


    mein Hausarzt hat mir versucht zu erklären, dass bei Diabetikern generell die Wundheilung gestört sei, egal wie der Hba1c sei.


    Hat er das speziell auf T1er bezogen? "Euer" Problem ist ja "da ist kein Insulin in meinem Körper". Wie das die Wundheilung stören sollte, wenn man gut spritzt, weiß ich auch nicht und es sollte nur die bekannten Probleme "zuviel Zucker im Blut schadet den Gefäßen" das Problem (oder bei guten 1c eben nicht) sein.


    Für T2 hab ich vor kurzem gelesen, daß es neue Erkenntnisse gäbe, daß eventuell der gestörte Insulinstoffwechsel bereits an sich Probleme im Wundbereich machen könnte. Ging glaub ich auch hier durchs Forum.

  • Wie machst du das denn, wenn du z.b. gerade in einer Konferenz bist oder sonst einer beruflichen Veranstaltung? Lässt sich das Piepsen ausschalten?


    Hallo Petzi,


    berufliche Veranstaltungen habe ich sehr viele. Wenn ich eine Präsenation halten muss, schaue ich, dass der BZ im Normbereich bleibt, d.h. ich esse kohlehydratfrei. Dann passiert eigentlich nie was. Kurz bevor ich loslege, werfe ich nochmal eine Blick aufs Display und handle ggf.
    Man kann das Gerät auf Vibrieren schalten und ich finde das eigentlich recht dezent. Wenn man es eng am Körper trägt, z.B. in der Gürteltasche nimmt man das Vibrieren wahr und durch Bestätigung wird das Piepsen unterdrückt. Den 55er Alarm kann man nicht ausschalten, aber auch der vibriert erst mal nur. Wenn es mal trotzdem piepst, schauen einen vielleicht mal ein paar Leute irritiert an, aber Smartphones geben auch alle möglichen Geräusche von sich.
    Zudem ist es vielleicht auffällig, wenn der Alarm ertönt, aber der BZ ist wo er ist und eine unbemerkte Hypo kann sich durchaus weit weniger dezent auswirken. Lieber piest es mal als dass ich umkippe oder aus der Rolle falle. Das wäre für die berufliche Reputation weit schlimmer. Dann würde man mir nichts mehr zutauen.


    LG
    Ikebana

  • Danke Ikebana und DerWurstkuchen für eure Antworten: Zumindest beruhigend, dass es das "Vibrieren" gibt. Bei mir sind es eben Veranstaltungen, über die ich berichten muss, hinzu kommen Pressekonferenzen sowie Interviews mit Leuten aus der sogenannten "Elite" ;) . Da wirkt man schnell unprofessionell, wenn ständig am Körper ein Piepsen zu hören ist. Gerade auch, weil man in Verdacht steht, dass es das Smartphone ist. Und da habe ich schon sehr böse Blicke erlebt...


    Noch ein Wort zur Wundheilungsstörung: ich bin ja erst drei Jahre lang Typ 1 (abgesehen vom Prädiabetes, der sicher bei mir als LADA schon länger da war). Aber bislang habe ich auch nicht bei mir festgestellt, dass Wunden schlechter heilen. Vllt. korreliert das ja auch mit einer längeren Diabetes-Dauer?

  • Ich habe im Laufe meiner Diabetikerjahre etliche (≥25)Ops gehabt. Bei keiner hatte ich Probleme mit der Wundheilung. Vor jeder aber wurde eine Möglichkeit der Wundheilungsstörung im Zusammenhang mit dem DM bei den Risiken erwähnt.


    Ich habe letztes Jahr während eine KH Aufenthalts bei einer Zimmergenossin eine Wundheilungsstörung mitbekommen.
    3 x Wundrevision post operativ ( neues Hüftgelenk mit 43). Die Wunde wurde nicht mehr verschlossen, Sekundärheilung. Riesen Narbe! Die Patientin war stark übergewichtig.
    Dieses Jahr in einer Reha nach meiner Knie OP war ein Mitpatient mit einer Wundheilungsstörung. Dem haben sie inzwischen das neu eingesetzte Hüftgelenk wegen einer nicht beherrschbaren Infektion der Wunde wieder rausgenommen. Auch er ist stark übergewichtig.
    Beide hatten keinen DM.
    Das Gewicht, bzw.die Fettmasse scheint ein noch höheres Risiko dafür zu sein.

    Gelassenheit ist eine anmutige Form von Selbstbewusstsein!
    (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Vllt. korreliert das ja auch mit einer längeren Diabetes-Dauer?

    Kann ich bei mir (33 Jahre Typ1) nicht bestätigen. Z.B. Kleine Schnittwunden, 2 x Fraktur am rechten Bein, eine Karpal-Tunnel-OP sind ohne Komplikationen sehr gut verheilt. ;)

    Den Sinn des Lebens zu suchen ist legitim, doch sollte man damit nicht zu viel Zeit verbrauchen,
    sonst zieht das Leben an einem vorbei :urlaub

  • Meine verstorbene Oma ist mit etwa 60 Jahren an Typ 2 erkrankt. Am Ende ihres Lebens - sie starb 1998 - musste man bei ihr beide Beine bis zum Knie abnehmen - aufgrund Wundheilungsstörungen! Hoffentlich habe ich diese Anfälligkeit nicht geerbt. Allerdings hat meine Oma keine ordentliche Diabetes-Therapie durchgeführt, obwohl sie immer wieder vom Arzt darauf hingewiesen wurde.

  • Hoffentlich habe ich diese Anfälligkeit nicht geerbt

    Liebe petzi, das denke ich eher nicht, da sich die Insulin-Therapie und medizinische Versorgung von früher ziemlich geändert hat und Du Dich bestimmt daran hältst. Einer früheren Nachbarin wurde auch der Fuß abgenommen (auch in den 90er Jahren) und sie hat sich überhaupt nicht an irgendeine Therapie gehalten und auch noch geraucht.....

    Den Sinn des Lebens zu suchen ist legitim, doch sollte man damit nicht zu viel Zeit verbrauchen,
    sonst zieht das Leben an einem vorbei :urlaub

  • Annette, meine Oma war sehr dick, hat sich kaum bewegt und sich wirklich nicht um den Diabetes gekümmert. Geraucht hat sie aber nicht. Aber sie entsprach dem klassischen Klischee eines Typ 2ers (obwohl man ja vielen damit Unrecht tut, wie wir ja hier aus dem Forum wissen!).


    Ich denke auch, dass unsere Therapie heute um einiges besser ist wie noch vor bzw. während der 1990ern.