Wirkungskurve Insulin

  • Hallo,
    hab da mal eine Verständnis Frage:



    Die Wirkungskurve vom Insulin ist mir schon klar, aber als Beipiel:
    Messe meinen Blutzucker und habe einen Wert von z.B. 300 mg/dl, wenn ich jetzt nur eine Einheit Insulin spritze (Novorapid), bleibt die Wirkungskurve bestehen oder ist diese eine Einheit sofort verbraucht?


    Es geht mir hier nicht um richtig oder falsch bzw. um mehr oder weniger spritzen, sondern einfach nur um mein Verständnis zu erweitern.



    Gruß



    Udo

  • Hmmmmmm....
    Nach meinen Infos, wenn ich dich richtig verstehe, heißt es mehr Insulin größere Kurve weniger insulin kleinere Kurve.
    Bei einem höherem BZ-Wert hat dann eine Einheit eine ganz geringe Wirkung.

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

    Und seit 5 Jahren E-Auto Fahrer

  • Hallo Udo!


    Die Wirkkurve des Insulins ist unabhängig vom BZ. Aber möglicherweise verstehe ich Deine Frage falsch?!


    Edit: Wie ECO soeben schrieb, fällt diese in Abhängigkeit von der Gesamtinsulinmenge unterschiedlich hoch (und ggfs. unterschiedlich lang) aus.

    No pain remains - No feelings...

  • Die Wirkkurve (Pharmakokinetik) ist eigentlich immer die selbe.


    Eigentlich bedeutet aber:
    (a) Wenn du viel spritzt, hast du am Injektionsort viel Insulin je Gewebe-Volumen. Die verfügbare Oberfläche für dessen Abtransport in die nächsten Blutgefäße ist aber immer die selbe und die Transportgeschwindigkeit ist eher proportional zur "Oberfläche". Daher wirken 2 x 5 Einheiten schneller als 1 x 10 Einheiten.
    (b) Bei 300 auf der Uhr würde ich bereits Insulinresistenzen unterstellen. Was bedeutet, die eine Einheit wirkt bei 300 eben nicht wie bei halbem Tacho.


    Edit: Dazu kommt, das Insuline eine "Agglomerationsneigung" haben, die bilden inaktive Hexamere. Je höher die lokale Konzentration, desto stärker.

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

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  • ...habe fast gedacht, das die Frage "blöd" gestellt ist :confused2
    Wenn ich mir eine Einheit Insulin spritze und die hätte die Farbe "GRÜN" :blerg: , kann ich diese Farbe nach einer halben Stunde noch in meinem Körper nachweisen, oder ist diese schon komplett abgebaut. Hätte auch einen Wert von 150 mg/dl angeben können. Es geht nur drum wann habe ich diese eine Einheit abgebaut bzw. verbraucht oder wirkt diese über den Komplettem Zeitraum ... von 2 bis 3 Stunden? Stelle mir ein Feuer vor. Schmeiße ich ein Blatt Papier (oder ein Liter Benzin) rein dann ist die Energie sofort da und auch wieder weg, nehme ich aber Eiche oder Holzkohle, dann habe ich länger was davon .... ist auch ein blödes Beispiel... oder ????
    Gruß
    Udo

  • Ne ne, ob 1 Einheit oder 10 Einheiten nach eine halben Stunde ist noch alles zu sehen.
    Hmmmmmm.... wenn du von 10 Einheiten Baumstamm ein Blatt Papier ab nimmst dann ist das zum Insulin ein "Nichts", meine Meinung.
    Du hast aber auch ein Vergleich 8o

    Gruß Hans :hihi:


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  • Ok, noch ein Vergleich von mir.
    Wenn Du einen Tropfen Tee in einen Kaffee machst dann schmeckst du das nicht.
    Machst Du aber einen Tropfen Kaffee in den Tee dann kannst du es schmecken.

    Gruß Hans :hihi:


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  • Für Novorapid beispielsweise ist die Wirkdauer für 7 Einheiten mit drei Stunden angegeben. Man kann als grobe Orientierung davon ausgehen, dass eine verdreifachung der Dosis ungefähr eine Zunahme der Wirkzeit um eine Stunde einher bringt. Also wirken 21 Einheiten dementsprechend vier Stunden, umgekehrt gilt auch, dass 2,3 Einheiten zwei Stunden wirken und 0,8 Einheiten eine Stunde.


    Wie gesagt, grobe Orientierung, denn da spielen natürlich jede Menge Faktoren mit ein.

  • Als ich es damals gelernt habe hies es, dass NovoRapid in etwa so schnell steigt wie fällt und der Scheitelpunkt etwa bei 1,75 stunden liegt. Unabhängig von der Wirkgeschwindgkeit, ist es halt 3,0 bis 3,5 Stunden im Organismus.
    Wenn es dir um aufs Spritzen Spritzen ginge, hilft dieses Beispiel aus meinem Alltag:


    - Ich esse bei einem BZ-Wert von 100 um 12 Uhr 6 BE Essen. Ich habe einen Faktor von 2,5 IE/BE also spritze ich 15 IE NovoRapid.
    - Jetzt messe ich um 13 Uhr den Blutzucker und habe 300 BZ:
    Erster Gedanke: Oh Schreck, die Kohlenhydrate wirken aber schnell und verschätzt habe ich mich wohl auch!! Schnell hard gegenkorrigieren!
    Dann aber der zweite Gedanke: Moment mal, die Dosis Insulin wirkt noch 2 Stunden und hat ihre volle Wirkung noch gar nicht entfaltet. Erst mal abwarten.
    - Erneutes Messen um 14 Uhr: BZ von 220 BZ:
    Erster Gedanke: Ok, das Insulin hat mehr als 2/3 seiner Arbeit schon geleistet und die Wirkungskurve schwillt ab. Dennoch ist mein BZ noch sehr hoch.
    Ich erwarte, dass er in der letzten Stunde durchs Insulin noch etwa 30-40 Einheiten fällt. Dann hätte ich Pi*Daumen 180 BZ. Nun erst sprtize ich 2-3 IE Korrektur.


    Diese Korrektur wirkt jetzt natürlich unabhängig vom aktuell wirkenden Insulin wieder 3 Stunden, wobei nach 2 Stunden der Großteil der Wirkung schon erzielt ist.
    => um 15 Uhr habe ich 165 und noch 50% der Wirkung des Korrekturinsulins vor mir. Erwartungsgemäß ist dann um 17 Uhr der BZ wieder bei 100 :)


    Soviel zu meinem kleinen Beispiel. (Ich mache ICT mit Pen).


    Viele Grüße
    grosb

    Using FSL

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  • Für Novorapid beispielsweise ist die Wirkdauer für 7 Einheiten mit drei Stunden angegeben. Man kann als grobe Orientierung davon ausgehen, dass eine verdreifachung der Dosis ungefähr eine Zunahme der Wirkzeit um eine Stunde einher bringt. Also wirken 21 Einheiten dementsprechend vier Stunden, umgekehrt gilt auch, dass 2,3 Einheiten zwei Stunden wirken und 0,8 Einheiten eine Stunde.



    Ich würde bei der Verdreifachung der Dosis eine Verdopplung der Wirkdauer von 7 Einheiten annehmen. Nicht nur eine Stunde zusätzlich.


    Edit: Da nach einer Quelle gefragt worden ist, bei mir Teupe.

  • Das Insulin kommt durch die Injektion im Bauch unter der Haut an. Da ist das Zeug dann und tut ...nichts (für sehr kurze Zeit). Dann kommen Transporter (sind das schon die Insulinrezeptoren?), die das Insulin über das Blut wegbringen und dabei Zucker mitnehmen (Ich hoffe, das ist jetzt nicht allzu falsch). Das dauert. Ein wichtiger Punkt: Je mehr Insulin an der gleichen Stelle im Körper ankommt, desto mehr Insulin-Transporter bräuchte man zur selben Zeit an der selben Stelle. Das ist aber nicht möglich. Der Transport dauert länger (Flaschenhasleffekt oder was auch immer, keine Ahnung). Folglich wirken größere Insulinmengen länger als kleine. Ich vermute, dass die Intensität, also "wieviel Insulin kann 'gleichzeitig' wieviel Zucker binden?" einigermaßen konstant bleibt und von der Anzahl der Transporter (again: Rezeptoren?) abhängt.
    Also, wenn du nur ein Insulinmolekül einfärben würdest, würde dieses entweder schnell "wirken" oder aber es bleibt noch eine Weile an der Injektionsstelle liegen, wartet auf den Abtransport und "wirkt" mit Verzögerung. ...oder die Insulinkonzentration an der Injektionsstelle ist so hoch, dass der Abtransport zu langsam erfolgt. Dann sterben ein paar der injizierten Insulinmoleküle und der Wirkungsgrad der IE sinkt.


    Es grüßt
    Bildsprachen-Hobbit



    edit: Korrektur!!!
    Ich war mir schon beim Schreiben des Beitrags nicht sicher, jetzt habe ich noch einmal kurz die Diabetesinfo-Seite(n) überflogen: Die Rezeptoren kommen erst beim Übergang von Insulin & Zucker vom Blut in die Zellen ins Spiel. Bild: Sie "sperren die Zellen auf", so dass das Insulin & Zucker aus der Blutbahn in die Zellen übertreten kann. Für die Aufnahmegeschwindigkeit des Insulins von der Injektionsstelle in den Blutkreislauf gilt einfach nur: gut durchblutet = schneller. Bei lokaler schlechter Durchblutung kommt das Insulin später oder eben gar nicht zur Entfaltung seiner Wirkung.

    Einmal editiert, zuletzt von Hobbit ()

  • Zitat

    Wenn ich mir eine Einheit Insulin spritze und die hätte die Farbe "GRÜN" :blerg: , kann ich diese Farbe nach einer halben Stunde noch in meinem Körper nachweisen, oder ist diese schon komplett abgebaut. Hätte auch einen Wert von 150 mg/dl angeben können. Es geht nur drum wann habe ich diese eine Einheit abgebaut bzw. verbraucht oder wirkt diese über den Komplettem Zeitraum ... von 2 bis 3 Stunden?

    Insulin hat ja eine Wirkkurve. Es wirkt nicht von jetzt auf sofort und hört auch nicht sofort auf zu wirken.
    [Blockierte Grafik: https://assets.mysugr.com/website/mysugr.com-wordpress/uploads/2016/08/Post-Prandial-Grafiken-01.png]
    (Achtung: die vertikale Achse ist nicht der BZ sondern Insulinspiegel)
    Wann genau das Insulin komplett abgebaut ist kann man also schwer beantworten. Bei "ganz komplett 0 komma null" ist es vielleicht es erst nach langer Zeit.
    Aber weit davor war vielleicht schon "so gut wie nichts mehr wirksam."
    (Wie beim Feuer: Erst brennt es. Dann werden die Flamme kleiner. Dann glimmt es nur. Danach ist die Asche noch heiss usw)


    Man kann man nicht umbedingt davon ausgehen dass die Insulin-wirkung schon weg ist, nur weil zB der BZ wieder gerade im Zielbereich läuft.
    zB bei Krankheit wenn die Mahlzeit plötzlich wieder aus dem Magen raus ist, aber das Insulin noch wirkt.


    Zitat

    stelle mir ein Feuer vor. Schmeiße ich ein Blatt Papier (oder ein Liter Benzin) rein dann ist die Energie sofort da und auch wieder weg, nehme ich aber Eiche oder Holzkohle, dann habe ich länger was davon

    Der Vergleich ist schwierig weil ein Blatt Papier oder Liter Benzin nicht nur in der Menge anders ist als das Holz, sondern auch ein anderes Material.
    Man könnte vielleicht sagen:
    Benzin -> schnelles Insulin zB Novorapid (oder als BE: Saft)
    Brennholz -> langsames Insulin zB Actrapid (oder als BE: Brot)


    ---



    Zitat

    Das Insulin kommt durch die Injektion im Bauch unter der Haut an. Da ist das Zeug dann und tut ...nichts (für sehr kurze Zeit). Dann kommen Transporter (sind das schon die Insulinrezeptoren?), die das Insulin über das Blut wegbringen und dabei Zucker mitnehmen (Ich hoffe, das ist jetzt nicht allzu falsch).

    Ich GLAUBE das sind nicht die Insulinrezeptoren. Diese Rezeptoren sitzen an den einzelnen Zellen.
    Wie sich das Insulin vom Fettgewebe im ganzen Körper verteilt würde mich auch mal interessieren..glaube es sickert einfach langsam ins Blut und strömt so überall hin? (?)


    Zitat

    Folglich wirken größere Insulinmengen länger als kleine.

    Glaube wichtiger ist:



    Zitat

    (Flaschenhalseffekt oder was auch immer, keine Ahnung).

    Glaube es gibt zwei Flaschenhalseffekte:


    1) Wie schnell kann das Insulin versickern.
    Das gespritzt Insulin bleibt als Tropfen/Pfütze unter der Haut und sickert da irgendwie weg. Ein Insulinteilchen dass in der Mitte des Tropfen steckt, hat keinen Kontakt zur Haut, kann also erstmal nicht weg.
    Spritzt man mehr IE wird der Tropfen/Pfütze/IE-Kugel grösser. Grössere Oberfläche der IE-Kugel bedeutet dass mehr IE-Teilchen gleichzeitig in Kontakt mit Gewebe sind. Folglich können mehr IE-Teilchen gleichzeitig versickern -> Schnellere Wirkung durch höhere Doss.
    Spritzt man geteilt an zwei Stellen, versickert das Insulin aus zwei Pfützen -> Schnellere Wirkung durch geteiltes spritzen.


    2) Gegrenzte Anzahl der Transporter.
    Glaube die machen nach jedem Transport sogar erstmal 3-5 Minuten Pause.


    (Darum funktioniert wohl auch das iv spritzen in die Venen zur Korrektur so gut: Im Blut zersetzt sich Insulin innerhalb von Minuten.
    Alle Transporter werden gleichzeitig aktiv und transportieren so viel iv-Insulin wie sie können, maximale Wirkung.
    Dann machen sie erstmal Pause. Wenn die Transporter wieder einsatzbereit sind, ist das iv-gespritzt Insulin schon wirkungslos im Blut zerfallen. UZ daher unwahrscheinlicher auch wenn die IE-Dosis nicht stimmte.


    Beim spritzen unter die Haut ist es anders: Im Fettgewebe verliert das Insulin nicht an Wirkung sondern ist stundenlang haltbar.
    Das versickern geht so langsam, dass nie alle Transporter gleichzeitig ausgelastet sind. Jedes versickerte IE-Teilchen kann abtransportiert werden. Wenn zu lange nachgesickert wird, kommt es ggf zum UZ.)


    ...der Halbwissen-Löffel :whistling:

  • Ich denke genau das ist es, was Udo wissen wollte. Und die Werte kommen mir auch realistisch vor. Hast du dazu zufällig auch noch eine Quelle?


    Eine Quelle habe ich nicht, lediglich öfters ähnliche Aussagen aufgeschnappt, welche sehr gut mit meinen eigenen Beobachtungen korrelieren. Es kommt bei mir so auf jeden Fall genauer hin als die von wurzelsepp erwähnte Teupe'sche Variante.

  • Hallo und Danke für die Antworten,
    würde ich mir das Insulin direkt ins Blut spritzen, dann wäre die Kurve nur "kurz", da ich aber nur in die Fettschicht/Hautschicht spritze gehe das Insulin nur langsam ins Blut und daher ist die Kurve länger...........
    einfach umschrieben :-)


    habe es soweit verstanden, werde aber meine Diabetologin noch damit nerven :D ... die wird bestimmt wieder zuviel kriegen....." wieso wollen sie das wissen ..."
    Gruß und Dank
    Udo

  • werde aber meine Diabetologin noch damit nerven :D ... die wird bestimmt wieder zuviel kriegen....." wieso wollen sie das wissen ..."


    Super und bitte Info wie es war :thumbsup:

    Gruß Hans :hihi:


    Pumpe seit über 39 Jahren und es ist erst die siebte.....

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