Magnesium intravenös und Hypo

  • Liebe alle,


    ich habe gestern eine vorbeugende Magnesium-Infusion wegen leichtem Stromschlag im KH bekommen und hatte den schnellsten Blutzuckerabfall in über 25 Jahren DM. Die Symptome waren mir in dieser Heftigkeit bislang unbekannt und ich wäre fast das erste Mal vom Stuhl gekippt.


    Kurze Info: Der Stromschlag war schon 8h vorher, BZ stabil wie immer. 10min nach Start Infusion ging es mir komisch, BZ gemessen: 116, 3h nach letzter Mahlzeit/ Bolus, keine Bewegung (Warten in der Ambulanz). Es wurde immer schlimmer, nach weiteren 15min nochmal gemessen: 52. Irgendwie habe ich noch Traubenzucker in den Mund bekommen (4BE, normalerweise reichen 2BE), endlich kam ein Pfleger vorbei, der die Infusion abgebrochen hat, Symptome wurden sofort weniger. 30min später ging es mir normal, BZ111, 1,5h später 133.


    Ist das jemandem anderen auch schon passiert? Ich hätte fast das erste Mal Fremdhilfe gebraucht. Vom CGMS kenne ich das Gegenteil, also den schnellen adreanalinbedingten Anstieg in 15min, aber nicht das. Was glaubt ihr, kann das mit dem Magnesium zu tun haben (nehme ich jeden zweiten Tag nach Sport oral), wurde das Blut zu sehr/ zu schnell "verdünnt"? Die Internisten in der Notfallambulanz waren ratlos. - Es war die erste Infusion meines Lebens, und ich wäre gerne für die Zukunft vorbereitet, das war echt gruselig ...


    Vielen Dank für Erfahrungen und Theorien, lg, K

  • Interessante Sache, davon hab ich von Mg noch nie gehört, dass das Einfluß auf den BZ haben soll.


    Vermutung wäre eher die Verdünnung des Blutes. Wieviel wurde denn gegeben? Hätte man dies nicht mit der passenden Menge Glukose direkt in die Infussion auf 80mg bringen können? (so mein laienhaftes Verständnis)


    Grüße

  • Davon habe ich noch nie gehört. Interessant. Bei meiner lezten Kotose wurden mir auch Infussionen verabreicht. Ich dachte das hätte etwas damit zu tun, dass durch die starke Hyperhydratation (ergänzt und der folgenden Polyurenie) Mineralstoffe fehlten die so substituiert würden. Könnte es möglich sein, dass man solch einen Effekt zusätzlich erwünscht hatte, oder irre ich mich dabei?


    Für mich, als Laien, Kling der Verdünnungseffekt plausibel aber auch die Erhöhung der Unsulinempfindlichkeit der Rezeptoren.

    Einmal editiert, zuletzt von nikp ()

  • Mg i.v. muss man sehr langsam geben, weil die Pat. sonst mit Übelkeit etc. reagieren. Das mit dem BZ habe ich noch nie erlebt oder gehört...irgendwie fällt es mir auch schwer zu glauben, dass es eine Verdünnung war. Auf jeden Fall sehr interessant und eine gute Warnung an uns alle!
    cd63

    Grüße nest

  • Danke an euch alle!


    Mit der "Verdünnung" kann irgendwie nicht sein, bei genauerem Hinsehen, sonst hätten andere von uns wohl auch schon die Erfahrung gemacht mit allen möglichen Infusionen?


    Dass Magnesium insulinsensitiver macht, hatte ich auch schon mal aufgeschnappt, es liefen halt nur 0,3E basal/h und vielleicht war noch eine Restwirkung vom bolus von 0,1 unterwegs - also das wäre schon eine enorm Wirkung/ würde an Heilung grenzen. Ich hatte für die letzte Nacht dann meine BR reduziert - zur Sicherheit - bin mit 90 sehr gut rausgekommen, und liege heute auch leicht niedrig, aber keine wirklichen Hypos.


    Ich glaube auch, dass der Beutel (es stand nur drauf 2 x Mg, 2g schiene mir plausibel) sehr schnell reingelaufen ist, und wenn einige Menschen darauf mit Übelkeit reagieren, hat es letztlich vielleicht mit Kreislauf/ niedrigem Blutdruck zu tun? Wenn nun die totale Entspannung einsetzt, der Blutdruck abschmiert, und mein insulinsensitiver DM auch noch mehr sensitiviert wird, wäre das vielleicht eine multikausale Erklärung? Wenn ich eine Hypo habe neige ich eh zu niedrigem Blutdruck, wenn der noch weiter runtergeht von außen würde es die Heftigkeit der Symptome erklären.


    Also, solltet ihr mal mit Stromschlag und Extrasystolen im EKG ins KH fahren: Magnesium hilft in der Tat gegen die Extrasystolen, die waren weg, aber Infusion auf slowmotion und alle 10min BZ messen, yeah!


    LG, H

  • Du hast 5 Liter Blut im Körper, das sind 500 dl Blut.
    Bei einem BZ von 116 mg/dl sind dann 500*116=58 000 mg Zucker in deinem Blut, das sind 58 Gramm.


    Wenn die Ursache der Hypo nur die Verdünnung wäre, müsste die Menge Zucker im Blut unverändert bei 58 g bleiben. Der neue Blutzucker war 52 mg/dl. Um mit 58 Gramm Zucker einen Blutzucker von 52 mg/dl zu erhalten brauchst du


    58 000 / 52 = 1115 dl Blut.


    Dein Blutvolumen hätte sich durch die Infusion also um 6,5 l auf 11,5 Liter erhöht.


    Hast du einen normalen Infusionsbeutel bekommen oder mussten zwei Arzthelferinnen gemeinsam den Beutel aufhängen, weil eine das alleine nicht geschafft hätte? Der Beutel hätte ungefähr die Größe eines mittleren Kartoffelsacks.


    Ich glaube der Zucker ist nicht wegen der Verdünnung gesunken.


    Oh, peinlicher Rechenfehler. 5 Liter Blut sind nur 50 dl. Daraus ergibt sich 5,8 g Zzucker im gesamten Blut bei BZ 116 mg/dl. Bei der Rückrechnung, wieviel Liter Blut man beim Verdünnen auf 52 mg/dl erreicht hatte ich den selben falschen Faktor. Du hättest dann nur 6,2 Liter Infusion bekommen, was aber immernoch zu viel wäre, um an eine BZ Absenkung durch Verdünnen zu glauben.

    Einmal editiert, zuletzt von Cindbar () aus folgendem Grund: Rechenfehler

  • Moin,


    wenn ich nun in aller Ruhe darüber nachdenke, dann haben wir bisher das Adrenalin vernachlässigt.


    Ich denke, wenn du ins KH kommst nach dem Stromschlag und völlig verunsichter bist, pusht dich das Adrenalin extrem.
    Gehen wir davon aus, dass nun das Magnesium die Insulinaufnahme fördert und du dich zugleich beruhigst, dann kann so ein Absturz durchaus stattfinden.


    Ich denke, dass ist die "logischste" Erklärung. :D


    gruß

  • wenn ich nun in aller Ruhe darüber nachdenke, dann haben wir bisher das Adrenalin vernachlässigt.


    Das Adrenalin wäre nach dem Stromschlag wirksam geworden, und dann wäre der BZ nach ein paar Stunden, vor der Infusion, nicht bei 116 mg/dl gewesen, sondern beim drei- bis vierfachen.

  • Hallo Hannah,


    Wenn ich das richtig verstehe, hast Du 3:15h nach der letzten Mahlzeit einen UZ gehabt, der mit 4 BE korrigiert wurde. Und das in einer Extremsituation. Ist das wirklich so ungewöhnlich?
    Wie viel Insulin hattest Du denn gespritzt? Hohe Dosen können ja sehr lange im Körper wirken.


    LG,
    Dirk

  • Die gleichzeitige Infusion von Insulin und Glukose ist übrigens eine gute Möglichkeit, beim Nicht-Diabetiker mit Hyperkaliämie schnell den Kaliumspiegel zu senken, die tatsächlich so angewendet wird.


    erst mal Danke!
    das mit Glucose und Insulin machen wir auch so...
    cd63

    Grüße nest

  • Liebe alle,


    vielen Dank fürs Nachdenken. Und besonders für den Nebenwirkungslink von CD63, die sind bei mir wirklich alle eingetreten und abgesehen von diesem enormen Wärmegefühl gab es sicherlich eine Verstärkung hin- und zurück zu den Hyposymptomen.


    Abfall von Adrenalin schließe ich aus, da ich auf Adrenalin stark BZ-technisch reagiere und nach dem Stromschlag engmaschig kontrolliert habe, das war alles stabil zwischen 80 und 116.


    dirk: es liefen 3,75E Humalog mit 4,5 BE ... Letztlich kann man immer eine Hypo haben, wenn man Insulin gibt. Ungewöhnlich ist ja nur der Abfall in einer Viertelstunde um mehr als 60 ... Das kenne ich nicht. Nur das Gegenteil bei Gegenregulation, da dürfen es dann auch mal 200 Punkte sein ...


    Ich glaube mittlerweile, dass der Abfall des Blutdrucks, den ich sicher in ziemlichem Maße hatte, den BZ mit runtergezogen hat, warum auch immer, aber beide Parameter hatten das gleiche Tempo und da jetzt Henne und Ei voneinander zu isolieren, sollte schwer werden ... Das Zeug ist jedenfalls zu schnell reingelaufen, darauf kann man Ärzt*innen vielleicht hinweisen, dass sich das auf den BZ auswirken kann.


    Liebe Grüße, H

  • [quote='Hannah34','index.php?page=Thread&postID=489651#post489651t. Ungewöhnlich ist ja nur der Abfall in einer Viertelstunde um mehr als 60 ... Das kenne ich nicht. Nur das Gegenteil bei Gegenregulation, da dürfen es dann auch mal 200 Punkte sein ...


    Ich glaube mittlerweile, dass der Abfall des Blutdrucks, den ich sicher in ziemlichem Maße hatte, den BZ mit runtergezogen hat, warum auch immer, aber beide Parameter hatten das gleiche Tempo und da jetzt Henne und Ei voneinander zu isolieren, sollte schwer werden ... Das Zeug ist jedenfalls zu schnell reingelaufen, darauf kann man Ärzt*innen vielleicht hinweisen, dass sich das auf den BZ auswirken kann.


    Liebe Grüße, H[/quote]


    Persönlich ist mir solch ein schnelles Abfallen des Blutzuckers in zwei Situationen bekannt:


    1.) Nach stark körperlicher Belastung, auch stunden Später, habe ich ähnliches bei mir gemessen.
    2.) In Stresssituationen bei denen der Blutzucker ohne, für mich, verständliche andere Einflussfaktoren.


    Aber vermutlich reagiert der Blutzucker, in solchen Situationen, bei jedem anders. Übrigens fühle ich die Hypo bei solch schnellen abfallen sehr viel früher und Intensiver.


    @Wurstkuchen
    Ja, ich meine eine Ketoazidose.
    Danke für die Erläuterung ist schon spannend zu erfahren welchen Einfluss Insulin auf den Mineralstoffhaushalt hat. Und das Insulin bei gleichzeitiger Gabe von Glukose bei Stoffwechesgesunden geben wird um den Kaliumspiegel zu verändern ist mir neu.

    Einmal editiert, zuletzt von nikp ()