Reis "behandeln"?

  • Hatte gerade einen leichten Schock. Ich kann Nudeln, Brot, Kartoffeln, sogar Pizza relativ gut "wegspritzen".. und dann hatte ich eben ein Reisgericht. ~70g KH aus 90g (roh) Basmatireis, bisschen extra gerechnet für ein paar Kidney-Bohnen, sonst ist nur Gemüse und Kokosmilch Light dran.
    Entsprechend ausgerechnet, ne Einheit mehr gegeben weil Reis, 30 Minuten SEA.. Stunde nach dem Essen: Boom. Zucker explodiert von 155 auf 288 innerhalb einer Stunde hoch, Dexcom klingelte nur noch Alarm, Pfeil senkrecht hoch. So ne Reaktion krieg ich vermutlich nicht mal mit zwei Handvoll Traubenzucker. Ich hab vor ner Stunde direkt nochmal 6 Einheiten auf die 18 von vorher draufgesetzt, die sind vollkommen verpufft, keinerlei Reaktion im Diagramm.. Zucker läuft jetzt auf 288 gerade weiter momentan.


    Was ist denn da passiert? Und wie geh ich da am besten vor, einfach Insulin massiv erhöhen, obwohl es von den KH gar keinen Sinn ergibt?

  • Leider nein, früher hätte ich um 22 Uhr eh gemessen und wäre aus allen Wolken gefallen, weil der Wert dann massiv zu hoch wäre.
    Ich bin jetzt bei langsam abfallenden 215 angekommen.. die Insulinwirkung der ersten Dosis dürfte aus dem System sein, der Wert ist halt richtig hochgeschossen und dann auch oben geblieben, also nicht nur ne Spitze nach dem Essen.
    Daher halt auch die Frage, macht ihr bei Reis irgendwas anders als z.b. bei Nudeln? Bei Nudeln o.ä. kann ich mir sogar 110g KH ganz gut wegspritzen.

  • Bei mir ist das heute Abend so ähnlich. Um 20 Uhr Abendessen. Kein Reis, aber ungewöhnlich für mich, ein Brötchen gegessen. Zwei Stunden später schaue ich auf das CGM und sehe 336 mg/dl.


    War nun das Brötchen schuld? Oder der neue Insulinpumpenkatheter, den ich zwei Stunden vorher gesetzt habe?


    Jetzt habe ich immer noch 239, obwohl diverse Korrekturen, auch mit Insulinspritze statt Insulinpumpe, zwischendurch den Zucker schon mal gesenkt haben, ist er in der letzten viertel Stunde wieder gestiegen.


    Ich glaube, der Katheter ist doch Schuld und nicht das ungewohnte Brötchen am Abend.


    Vielleicht ist bei dir ja auch der Reis gar nicht das Entscheidende, sondern vom dazugehörigen Bolus ist nur ein Teil tatsächlich angekommen?

  • Moin Arakon,


    immer wenn ich deine Beiträge lese habe ich das Gefühl, dass du sehr unter Strom stehst und
    nun ganz, ganz schnell dich und den Typ 1 "lernen" möchtest, damit dann möglichst bald alles "recht einfach" über die Bühne geht.
    Wenn das dann mal nicht klappt, zweifelst du direkt an Allem.


    Eventuell solltest du dich mehr in Geduld üben und auch nicht immer das volle KH-Programm fahren.
    Ich bin zwar noch neu recht neu im Geschäft und habe wohl noch Restaktivität, aber seit meiner Diagnose habe ich noch keine 70g KH-Mahlzeit gegessen.
    Ich würde es mir erhlich gesagt noch nicht einmal zutrauen und hätte auch massiven Respekt davor.


    Backe doch mal kleinere Brötchen, esse weniger KH-intensive Mahlzeiten und lerne deinen Körper und den Typ 1 kennen.
    Irgendwann weist du auf welche Lebensmittel, in welcher Menge, in welcher Verfassung du wie reagierst.
    Ich denke, dass das viel, sehr viel Zeit beansprucht,
    weil die Aufnahme von KH und der BZ eben keine proportionale Zuordnung darstellen,
    sondern früher oder später den Typ1-Diabetiker immer wieder verwundern, ärgern oder ins Grübeln bringen werden.


    Deswegen heist es ja auch Diabetesmanagement und das bleibt es auch ein Leben lang und wird nie zu 100% funktionieren.


    Grüße

  • Mag sein. Ich brauch aber eben zu einem effizienten Managment Daten.. und dazu gehört, rauszufinden, warum etwas komplett anders als erwartet reagiert.Ich hab seit 20 Jahren Typ 1, ich hab die Dosis und das Verhalten für viele Dinge raus, und dann gibt's eben gelegentlich solche unerklärlichen Ausreisser.
    Für mich läuft im Leben wie im Job alles auf Daten. Injektion X bekämpft Y KH. Tut es das nicht, muss ich rausfinden, warum. Und da ist dieses Forum ne gute Anlaufstelle. Wenn ich dann mehr Informationen habe, kann ich die beim nächsten Mal anwenden und schauen, was davon für mich den gewünschten Effekt hat.


    Kann gut sein, dass ein Teil daher kommt, dass ich 18 Jahre lang falsch als Typ 2 diagnostiziert und behandelt wurde, von einem Arzt, dessen Hauptbeitrag zur Therapie "Machen sie mal, bei nem A1c von 8 unterzuckern sie wenigstens nicht ständig" war, bis dann vor 3 oder 4 Jahren festgestellt wurde, dass meine Augen Schaden genommen haben. Da ist es doch wohl verständlich, dass ich möglichst schnell, möglichst viele Fehler bzw. Fehlerquellen korrigieren möchte.
    Was ich esse ist teilweise dadurch eingeschränkt, dass ich a) sehr wenig Zeit Abends habe, morgens noch viel weniger und b) ich nicht alleine wohne. Dazu kommt natürlich c) ich esse gerne und lecker.

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  • Die Gründe sind meist auch immer die gleichen:
    Verschätzen
    Anderer Bewegungsablauf
    Katheterproblem oder Pen
    Spritzstellen
    Etc.


    Du schreibst: "bisschen extra gerechnet für ein paar Kidney-Bohnen"
    Kidney-Bohnen sind sehr KH-haltig.
    Wie viele waren es denn und wie viel ein bisschen?



    Ich hab übrigens getestet den Bolus aufzuteilen und hab eine flache Kurve bekommen.
    Du hast ja auch hohe Faktoren oder?
    Ich hab bei mir so den Eindruck, dass 5-6IE wie überall beschrieben wirken und dass es darüber sinnvoll ist zu splitten.



    Wahrscheinlich war es dann wieder sooo viel, dass es länger wirkt. Dazu kommt dann noch deine Korrektur und du kommst in ne Hypo.

  • Die Kidneybohnen waren ~100g (abgetropft) auf 2 Personen verteilt, laut der Dose 9.2g KH auf 100g (auch wieder abgetropft). Ich hatte die auf der hohen Seite mit 6-7g KH berechnet für mich.
    Ne Hypo wurde das nicht mehr, ich hatte gegen 1 Uhr dann 105, gegen kurz nach 3 stieg es dann auf ~160 an und blieb auch grob da bis zum Aufwachen eben.


    Das Aufsplitten hatte ich vorgehabt, und gestern dann prompt vor lauter Erschöpfung wieder vergessen.

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  • Ich hab bei mir so den Eindruck, dass 5-6IE wie überall beschrieben wirken und dass es darüber sinnvoll ist zu splitten.


    Seh ich auch so und hatte ich ihm bereits in Inslun wirkt "zu lange"?, bei dem es um 20IE ging, empfohlen.


    Arakon
    Ich muß jetzt aber doch mal fragen, weil Du ähnlich lange Diabetes hast wie ich, wann war Deine letze Diabetesschulung? Und wie lange hast Du nun das Dexcom?
    Über BZ-Spitzen nach dem Essen hatte ich Dir ja auch schon was geschrieben...

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  • Letzte Schulung vor einem Jahr, das Dexcom jetzt die 7. Woche. Die Schulung setzte manche Dinge vorraus, die man als Typ 1 wohl wissen sollte, aber für mich ziemlich neu waren, eben weil ich komplett als Typ 2 behandelt wurde. z.b. hatte ich bis zur Schulung noch nicht mal was von einer Ketoazidose gehört.
    Eben drum hab ich halt auch entsprechend Aufholbedarf.


    Wie gesagt, das Insulin aufteilen werde ich probieren, hab es gestern abend nur schlicht vergessen.

  • Ach so, das klärt natürlich einiges.
    Ich hoffe Du hast den Arzt, der Dich als Typ2 diagnostiziert und behandelt hat inzwischen gewechselt? :)
    Ich würde dem ja nicht mehr trauen wollen..

  • Ja, der hat kurz vor meinem Umzug geschlossen. An sich war es auch nur teilweise seine Schuld. Der Internist, der mich damals diagnostiziert hat, sagte direkt "Sie müssen Typ 2 sein, sie sind zu jung für Typ 1". Und die zwei weiteren Diabetologen sowie eben mein letzter Arzt haben das dann einfach blind übernommen, ein Antikörpertest wurde nie gemacht.


    Ich hab in meiner neuen Stadt dann direkt eine Schwerpunktpraxis gefunden, die sehr nett und kompetent ist.. bin wohl auch noch gerade so da reingeschlittert, bei meinem 2. Termin hab ich gehört, wie sie am Telefon sagten, sie nehmen derzeit keine weiteren Patienten mehr an.
    Ich hab heute noch was von dem Reis von gestern gegessen, etwas weniger als gestern (ca. 10g KH weniger und mit großen Mengen Salat dazu), hab 2 Einheiten mehr als gestern (vor dem Essen, gestern 18+6E, heute 20E), hab auf 2 Stellen gesplittet, und futtere gerade einen Müsliriegel, weil der Zucker nach einem maximalen Anstieg auf 171 vor 1.5h jetzt doch recht rapide auf dem Weg nach unten ist. Keine Ahnung obs am Splitten lag oder einfach daran, dass er gestern halt mal Lust auf ne Explosion nach oben hatte, aber das Aufteilen werde ich weiterhin bei stark KH-lastigem Essen testen.

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  • 10 KH weniger, 2 IE mehr und gesplittet?
    Vielleicht etwas übertrieben?
    Nicht zuviel auf einmal ausprobieren. Du hast jetzt die IE geteilt, mehr gespritzt und weniger KH gegessen. Das bringt Dir aber nichts, weil Du nicht weißt woran es jetzt lag das der BZ so nach unten ging, Möglicherweise sogar wegen allem drei zusammen... Also für's nächste Mal, eins nach dem anderen...


    Aus dem hohen Verhältnis der IE zu KH, nehme ich mal an das Du übergewichtig bist, oder? Wenn dem so ist, schon mal über abnehmen nachgedacht? Was dann zur Folge hätte das die Wirking es Insulin zunimmt (auch bei regelmäßigen Sport) und Du weniger Insulin bräuchtest
    Also mein täglicher Insulinbedarf (inkl. Basal) liegt momentan wenn's hoch kommt etwa nur 1.5x höher als über Deine abendlichen 20 IE.
    Was aber daran liegt das ich leicht untergewichtig bin und bei meinem momentanen intensiven Sporteinheiten der Insulinbedarf sich nochmal nach unten bewegt.

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  • Zitat

    "Sie müssen Typ 2 sein, sie sind zu jung für Typ 1".


    Äh, der Satz ist ja nun auf dermaßen vielen Ebenen falsch :rofl


    Aber zur Sache: Ich esse berufsbedingt aktuell öfter frisch beim Chinesen. Da ist meist so eine große Handvoll Duftreis drin. So groß wie zwei Eiskugeln oder so.


    Ich hoffe eigentich die Menge korrekt abzuschätzen, aber dennoch steigt mein BZ dann stets in die 200er rein und meist kommt er auch nicht wieder bis auf den Ausgangswert runter. Unterschätze ich da den Reis? Vergleichbare Mengen zuhause (da aber Vollkornreis) habe ich eigentlich unter Kontrolle.

  • nehme ich mal an das Du übergewichtig bist, oder? Wenn dem so ist, schon mal über abnehmen nachgedacht?


    Bitte nicht in den falschen Hals bekommen, aber so ein Spruch wirkt auf mich in etwa wie "Du hast Typ1? Schonmal über das Nachwachsen Deiner beta-Zellen nachgedacht?"


    Ja, Gewichtsabnahme kann bei Resistenzen helfen. Und (ggf gerade bei T1er, denen das möglicherweise nicht so präsent ist wie T2er) darauf hinzuweisen, ist sicher nicht verkehrt. Aber die meisten übergewichtigen werden schon übers Abnehmen "nachgedacht" haben und es ist doch einfacher als es die Frage da oben suggeriert.


    Wie gesagt, nix für ungut, aber das mußte ich mir jetzt von der Seele schreiben.

  • ... und auch mit einer Resistenz sollte es möglich sein, den BZ in den Griff zu bekommen.
    die Darstellungen sind ja nicht zwingend auf "Typ1 mit Resistenz" gemünzt. sicherlich kennen auch andere ohne Resistenz solche Kurvenverläufe...


    Tarabas: könnt drauf an, was du schätzt. und Eiskugel ist auch ne relative Größe ;)

  • Genau und eine Gewichtsabnahme kann immer nur von Vorteil sein, Resistenz hin oder her. Ich sag da z.B. nur Kochenentlastung.
    Ich könnte mir auch gar nicht vorstellen als stark Übergewichtiger auf'm Mountainbike (falls es es da passende gibt) Berge hoch fahren zu wollen oder seinen Unterleib im Stehen nicht sehen zu können :D

  • Ich hab 95kg auf 1.80m, daher ja, etwas übergewichtig. Ich hab vor 3 Jahren 42 kg abgenommen (eigentlich 45, aber im Laufe des Jahres wieder 3 drauf). Drunter komme ich momentan nur noch, wenn ich komplett faste, und irgendwas am Leben muss noch Spaß machen, daher wird das nicht passieren. Sport ist kaum eine Option, da ich u.a. kaputte Knie habe und mir auch schlicht jegliche Energie fehlt, wenn ich abends zur Tür rein falle. Dennoch nehme ich z.b. Treppen statt Aufzug und gehe in den Pausen ein paar Runden ums Gebäude.
    10KH weniger hat sich einfach aus dem Gericht ergeben (es war mehr Grünzeug dabei), die Dosis hatte ich bewusst "nur" um 2E erhöht (also eigentlich ja nur die Erstdosis, die zweite wurde nicht nötig), nachdem am Tag davor insgesamt 24 Einheiten nicht gereicht hatten. Die Option, drei Tage hintereinander das exakt Gleiche zu essen und dabei die Faktoren einzeln zu ändern habe ich nicht, da ich nicht alleine esse und koche.