Tach an alle Profis und Neulinge wie mich.Ich habe schon lange Diabetes und laufe seit 12 Jahren durch die Gegend im Glauben, Diabetes 2 zu haben. Diese Diagnose bekam ich als Zufallsbefund vor 12 Jahren. Man gab mir Starlix. "Nehmen Sie das vor jeder Mahlzeit und alles ist gut", sagte der Arzt. Ich nahm die Dreckmedikamente , kontrollierte wie ein Wilder meine Blutzuckerwerte und stellte fest: es klappt Ich habe nur noch 130 nach der Pizza. Irgendwann lernte ich, was "postpradial" heisst...die magischen 2-Stunden nach dem Essen und die dann hoffentlich nicht gemessene Blutzuckerspitze.
Ich maß nun aber auch öfters mal 3 und 4 Stunden nach der Pizza, der Kartoffel, dem Fischstäbchen, dem Frühstück - und ... ich hatte zwar nach 2 Stunden 130 aber nach 3-4 Stunden 160-190. Mist Chemie-Tabletten dachte ich, beschloss sie nie wieder zu nehmen und nur noch das zu essen, auf das mein Zucker NICHT anspricht. Also kleine Scheibe Vollkornbrot, Stück Käse, Fisch ohne Panade, Schnitzel ohne "paniert", kein weisses Mehl, kein Süß - und wenn ich es mal aß, dann zog ich mir Laufschuhe an und ging joggen binnen 1,5h nach dem Essen, um die hohen Werte abzujoggen. Dies tat ich 10 Jahre. Immer. Ich war bester Kunde der Jogging-Schuh-Marke - ich rannte im Hausflur, im Einkaufszentrum, im Wald - alle die mich kannten wussten, dass ich binnen 2h nach jedem Essen...rennen gehe. Ich hatte nur Laufschuhe an, joggte am Strand, bei Regen und Schnee. Ich belohnte mich mit paniertem Schnitzel und rannte dafür. Der Deal war ok. Keine Medis mehr, keine Ärzte mehr - ausser zur Hb1c-Kontrolle - immer bei 5,5. Dabei kontrollierte ich auch immer mal, was passierte, wenn ich Schokolade aß oder eine Cola trank. Horrend - es stieg auf fast 300 - und ich rannte...nach dem Weihnachtsmahl durch den Schnee...ich rannte An Silvester auch während Ihr angestossen habt...da rannte ich nach dem Futter...kurz nach 12 wenn die Böller durch waren... Ich nahm so 40 kg ab über die Jahre. Von 110 kg auf 70 kg. Das war so schlecht nicht der Deal mit mir selbst. Irgendwie war es selbstbestimmt und gesund, auch verrückt aber die Alternativen von Chemie zu jedem Essen abstossend, hohe Werte keine Zukunftsperspektive.
2018 nun vor 6 Monaten bekam ich eine Pollenallergie, kurz danach eine Erkältung und die Werte stiegen. Ich rannte noch mehr. Ich kaufte mir ein Ergometer-Rad vor den TV. Und die Werte stiegen und stiegen. Ich wachte auf mit 167 nüchtern, trank einen Liter Wasser und rannte oder fuhr schon zum Morgenmagazin Rad . Dann mein mittlerweile glykämisch niedrigstes Frühstück einen Babybel, ein Stück Vollkornbrot - und wieder 160 - und ich legte wieder los. Dann eines abends stieg mein Zucker auf 300 nach einer falsch abgefüllten Fastfood-Cola und ich... konnte nicht mehr nach Wochen des Joggens. Da ging ich in die Notaufnahme - die wollte nichts machen, mir kein Insulin geben. Ich solle erstmal ein Blutbild machen. Also Bewegung bis um 2 Uhr nachts. Ich nahm weiter ab und suchte ein paar Monate später ( Hoffnung auf Besserung hatte ich, denn während Krankheiten wurde s immer mal schlechter und besserte sich wieder ein paar Wochen später ) ein zertifiziertes Diabetes-Zentrum auf. Man machte mit mir den OGT-Test und alle anderen Tests, die Ihr kennt. Endlich mal so einen leckeren Traubensaft getrunken und nach der ersten Stunde 367 und nach der zweiten Stunde 437 . Statt mich von dem Wert runter zu holen, schickte der Arzt mich nach Hause. "Ist jetzt nicht so schlimm, rennen Sie doch ein bisschen - das haben Sie doch immer gemacht". Also rannte ich :baum...etwa 1,5 Stunden durch den Wald und da es nur eine Flüssigkeit war gings runter auf 130. Toll nüchtern, wenn der OGT-Saft das Einzige ist, was Du an dem Morgen bekommst...super Tag.Ergebnis nach ner Woche mit den Ergebnissen vom Labor: "Sie sind ein 1er mit soviel Antikörpern gegen Inselzellen, das es schon maximal sei". Ein Lada - immer schon 1er gewesen, kein 2er. Und einem Hb1c von 6,0 ... durch, Ihr wisst es schon, - das Rennen . Für mich begann nun das Paradies. Ich bekam Insulin und freute mich drüber. Alles essen, was ich mag und nicht rennen ? Wirklich, Freunde - es ist seit 2 Wochen mein Paradies. Gott, was gibt es da Leckeres...Ich achte natürlich nicht zuviel zu mampfen. Sonst Jojo. Ich lernte ICT-Umgang und wie man den postprandialen Wert schön einhält. Nun schließt sich der Kreis meiner kleinen Geschichte. Denn ich habe auch dieses Jahr fast kein Profil mehr auf meinen Schuhen - und nach dem nun reichhaltigen Essen und dem Zählen von KH einen meist akzeptablen Wert. Zudem kann man ja auch glykämisch niedrig essen mit Vollkorn und wenig Weizenmehl und braucht dann wenig Insulin, kleine Gabe und muss nicht so viel Abfangen, Korrigieren...wie mit einem Wohnwagen im Gespann langsam fahren: wenns dann mal schlingert, dann nicht zu heftig und bekommt das Ganze noch eingefangen.
Aber - nun kommt leider mein Problem. Wie damals vor einem Jahrzehnt mit Starlix und meinem fehldiagnostizierten 2er-Diabetes:
Mein 3, 4 und 5 Stundenwert steigt. Wie soll ich das mit Novorapid abfangen ? Beispiel: ein Käsebrot, paar Tomaten. Schön berechnet, schön gespritzt und alles abgefangen in Stunde 1-3. Aber danach in Stunde 4-6 steigt der Wert auf 190 und höher. Also ging ich in mein Diabeteszentrum und bekam die Antwort, dass ich "neurotisch-psychologisch grenzwertig" die Werte meines Diabetes kontrollieren wolle und man nicht noch Stunden später nachmessen müsse. Ohne Worte. Was muss ich postprandial messen und 200er-Werte vermeiden, wenn ich das nicht "post-post-prandial" tue ? Körper ist Körper und Blutzuckerspitzen, besonders hartnäckig bestehende und wiederkehrende Werte führen zu kardiovaskulären Erkrankungen, das steht doch überall. Von einer Brezel will ich gar nicht anfangen. Stunde 1-3 geht noch, Stunde 3-6 steigts auf 240. Oder ein knackendes Schokoeis am Stiel, Ihr wisst schon welches...Stunde 1-3 richtig KH abgedeckt mit Novorapid, basal perfekt eingestellt...und nach dem Eis 2 Stunden schöne 140...und doch gehts erst in Stunde 2,5 los mit dem Eiswert und steigt auf 210. Das Fett von der Eishülle, ja die Recherche: FPE.
Nun war ich heute in der Diabatesberatung und die Tante erzählt mir, dass man bei Erwachsenen FPE nicht schule. Das sei auch mit Pen gar nicht möglich, eher etwas für Insulinpumpenträger. Ich solle mit höheren Werten in Stunde 3-5 leben, man könne in paar Monaten nochmal schauen und auch seien höhere Werte nicht automatisch schlimm. Nun habe ich in Foren aber gelesen, dass Viele von Euch mehrfach spritzen, zeitversetzt 40 % sofort, weitere 20 % nach 2 Stunden, nochmal nach 3 Stunden etc. die Beraterin meinte, dass man sich so nur den Bauch zerschießt, Hypos riskiere und der Arzt meinte, ich solle mal locker lassen und dass das übertrieben sei, ich mich nur im Insulin fluten würde. im zertifizierten Diabetes-Zentrum einer Klinik.
Nun bin ich aber ein konsequenter Diabetiker, der Forrest Gump unter Euch :baum, der 444 nach einem OGT-Saft bekommt aber mit nur 6,0 Hb1c im Blutbild und 10 Jahre ohne Medikamente oder Insulin als 1er zur Kliniktür reinläuft...ich will nicht 235 haben nach einem Wurstbrot - nichtmal in Stunde 1, da das nicht der natürliche Verlauf der Blutzuckerkurve eines gesunden Menschen ist. Habe ich auch nicht diesen Wert, denn Novorapid ist ja da...aber ich habe ihn in Stunde 3 ! Also muss ich entgegen meines Arztes, entgegen meiner Diabetesberaterin doch gesplittet spritzen. Aber das Schlimme: keiner will mich verstehen, mir helfen, mich schulen im "post-post-prandialen" Umgang, im Umgang mit FPE. Ja, schieße ich nochmal zeitversetzt einen Bolus verstärkt sich die Wirkung, wird manchmal unkontrolliert gerade wenn die Mahlzeit erst verspätet "kommt". Easy ist das nicht. Fett verzögert, Insulin kommt verzögert und ich kenne schon ein paar Wienerle aus meiner Metzgerei, die tatsächlich erst wertmässig in der dritten Stunde loslegen, vorher gar nix und Wert nach 2h bei 140 - danach raufgeht auf 210. Auch Mozarella. Ich bin doch kein Verrückter ! Ich messe gerade 5 x pro Mahlzeit und lese den Wert ab...steh im Wald
Nun meine Frage nach der kurzen Einführung : wer kennt von Euch einen Arzt und kann mir einen Namen und Stadt nennen, der FPE akzeptiert und schult mit einem Pen. Eine Diabetes-Praxis, die aus Eurer wirklich erlebten Erfahrung FPE-Umgang akzeptiert und schult. Ich bin selbstständig und kann überall hinfahren, egal wo in Deutschland. Wenn ich hier in der Region suche, hab ich vielleicht wieder 4 Praxen, die mir erzählen, dass FPEs zu vernachlässigen sind und dass ich ja nicht gesplittet bolen soll.
Oder ich esse wieder ne nackte Hühnchenbrust und 2 Cherrytomaten - und renne dafür 15 Min um den Supermarkt während Frau einkaufen geht und spritz gar nix. Ja, ich weiß die basale Grundversorgung als 1er. Ich muss spritzen, ich weiß. Aber bitte,- dann will ich auch wirklich in Stunde 3-6 nach der Mahlzeit gute Werte haben und nicht im Zucker liegen. Sonst bringts nix und werde nur hinters Licht geführt. Zudem: esse ich glykämisch niedrig und fettfrei und spritze dann, bleiben die Werte unten auch nach Stunden...aber echte Freiheit ist das noch nicht.
Also: wer kennt einen Arzt, der FPE akzeptierte und Euch im Umgang mit der ICT und dem Pen schulte ? Ich fahre da wirklich dann hin und melde mich an. Und an alle da draussen: seid froh, dass Ihr spritzt. Das ist soooo toll. Freiheit. Essen ohne alle Werte über 140 wieder runter-rennen zu müssen. Nur müssen die auch unten sein nach Stunden, sonst hatte ich ohne Insulin einen besseren Hb1c als mit Insulin....
Seid stolze 1er, genießt die tollen leckeren Speisen und wenn Ihr 2er seid, geht rennen, gönnt Euch ab und zu was "Süßes"...einfach rennen nach jedem Essen, im Notausgang-Treppenhaus des Hotels, auf ner Wiese, im Wald, vor dem TV und Ihr werdet sehen, dass man sich bald dran gewöhnt und ohne Weissmehl und ohne Zucker in der Kombi 40 kg abnimmt und super Werte hat...und ein Insulinpen eeeewig reicht. Denn 1 Milchschnitte = 10 KH = Anstieg um ca 40 mg = 1 IE spritzen und weg ist der Wert oder eben Autobahn runter, Parkplatz und 17 min joggen und noch ein Reh gesehen und wieder fit zum Weiterfahren...so ist das.
Trotzdem: bin ratlos , was FPE angeht und würde gerne lernen, wie man sicher und zielorientiert über 5 h den Pen imer und immer wieder abdrückt, ohne in den Keller zu rasen und gleichzeitig den Wert im Korridor zwischen zu hoch und zu tief zu halten.
Berechnen kann man alles bezgl. des Gesamtbedarfs - aber auf einem Zeitstrahl von 5h nach dem Essen gesplittet den Pen in den richtigen Momenten ansetzen kommt mir vor wie ein Himmelsfahrtskommando. Beispiel heute Wert mit Mozarella nach 2h bei 130 - und dann nochmal 2 IE spritzen musste ich schon mutig sein. Und es hat sich gelohnt - in Stunde 3 war ich auf 135. Hätte ich nicht gespritzt, wäre ich bei 170 gelandet mit steigender Tendenz. Mein Verstand sagte jedoch, dass man sich mit 120 nicht noch 2 IEs gibt. Aber der Kollege Mozarella kommt erst ab Stunde 3, also nach der zweiten Stunde des Mahls mit 120 2 IEs abfeuern. Ein wohliges Gefühl ist das aber nicht...leider scheint es notwendig...gleiches Spiel bei Stunde 4, um nicht in Stunde 5 wieder bei 180 zu landen...irgendwann ist es dann geschafft und dann kommt schon wieder das Abendessen und alles beginnt von vorne.
Gut was zu tun auch für alle gesunden LOGI-Esser mit hohem Eiweiss und Fettanteil war da Rennen nicht stressfreier ? und Insulinpen-Lotto mit Einsatz Hypo / Hyper spielen stündlich ?