Wie offen geht Ihr mit eurem Diabetes in der Öffentlichkeit um?

  • Hey Sarah,


    habe aus meinem DM nie ein Geheimnis gemacht und bin auch anfangs mit Feuereifer an die Aufklärung gegangen.
    Habs leider übertrieben, weil man zwar schon alles darf, aber bitte in MAßEN und nicht in MASSEN.


    Also in der Familie und im Freundeskreis weiß jeder Bescheid und so nach und nach habe ich allen erklärt, was es mit meinem DM auf sich hat.
    Klar kommen bei dem einen oder anderen immer noch Rückfragen, bzw Unsicherheiten - aber woher sollen sie es auch besser wissen, sie leben ja nicht täglich damit.
    Im Berufsleben weiß auch im Grunde jeder, der DIREKTEN Umgang mit mir hat (mein Abteilung also komplett, die Personalabteilung zT, der Betriebsrat und die engeren Kollegen) Bescheid - warum auch nicht?
    Ich bin nie zum Spritzen auf die Schüssel gegangen - bäääh, soll ich mir die Bakterien holen??? Wenn es jemanden stört, muss "er" ja nicht hinschauen - in einer öffentlichen Kantine oder im Restaurant gibt es genug andere Dinge, die man sich anschauen kann als meinen Bauch (so groß is der schließlich auch nicht *grins*). Jetzt mit der Pumpe hat sich das Thema Spritzen ja sowieso vereinfacht - ich nehm meine Fernbedienung in die Hand, tippe drauf rum und die Pumpe gibt wunderbar das Insulin ab :icon_wink:


    BZ messen ist auch eine Sache, die ich öffentlich mache. Das ist in einer Minute geschehen und im Grunde genommen nimmt das bei mir keiner mehr wahr. Das gehört halt zu mir wie zB das Naseputzen :icon_wink:


    Ich bin einfach der Meinung, dass das alles nichts mit "keine Rücksicht nehmen" zu tun . Ich finde es einfach "normal". An 'Insulin' ist nix ekliges und an einer Spritze auch nicht. Ich muss nur einfach das manuell vollziehen, was bei anderen Menschen automatisch von Statten geht.
    Ich meine, wer sich zB beim Essen im Fernsehen eine o.b. - Werbung ansehen kann, ohne sich das Essen nochmal durch den Kopf gehen zu lassen, wirds wohl verkraften, wenn ich mir am Tisch nebenan eben ein Löchschen in den Finger pieke und n Troppen Blut in mein Meßplättchen laufen lasse...


    Sicherlich gibt es Schöneres, als Diabetiker zu sein, und glaube mir, drum gerissen habe ich mich nicht. Aber was soll ich machen? Das bin nun mal ICH und es gehört zu meinem Leben dazu. Warum soll ich was verheimlichen, was vollkommen NORMAL ist und LEBENSWICHTIG für mich ist? Ich fände das (für mich persönlich) eine verkehrte Welt.

    Viele Grüße


    Sandra


    --
    Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von anderen:
    So bleibt dir mancher Ärger erspart!


    Konfuzius

  • Hi Sandra!


    Finde ich gut, dass du auch so offen damit umgehst.
    Für mich persönlich ist das der erste Schritt dahin, dass man seine Krankheit akzeptiert. Ich finde, wenn man das alles versteckt macht, tut man in gewisser Weise so, als hätte man sie nicht. Es macht das ganze um einiges schwieriger, wenn man sich nicht damit abgefunden hat. Wobei ich verstehen kann, dass das schwer fällt. Wer hat nicht so Tage, an denen er oder sie den DM verflucht und damit hadert. Um so wichtiger, sich und den Menschen um einen herum klar zu machen, dass es nun mal leider so ist. Mit je mehr Selbstverständlichkeit man damit umgeht, umso leichter wird es auch für einen selbst.


    Ich habe früher dazu tendiert, die Krankheit runter zu spielen. Vermutlich, weil sie mir in den ersten 8 Jahren weniger Scherereien beschert hat. Mittlerweile lasse ich die Menschen schon wissen, was es bedeutet, Diabetes zu haben.


    Ich habe übrigens nicht einmal in den 11 Jahren DM ne schlechte Erfahrung gemacht. Nicht ein dummer Spruch oder sowas. Ich denke, das liegt auch daran, dass man es mir nicht unbedingt anmerkt, dass ich Diabetes habe. Wer mich nicht näher kennt und mich nie beim Messen gesehen hat, woher soll der es wissen? Und auch die, die es wussten, haben entweder nachgefragt oder geschwiegen. Natürlich, manchmal kommen irgendwelche Drogen-Anspielungen oder sowas, aber das sagen dann auch meistens Leute, von denen man das erwartet hätte.


    Warum hast du dich für die Pumpe entschieden und wann?


    Also mit Rücksicht nehmen hat das ganze für mich nichts zu tun. Wie schon einer hier sagte, ein Raucher fragt auch nicht, ob es mich stört. Und für mich ist es schließlich überlebenswichtig. Es gibt manchmal so Situationen, in denen hole ich meine Spritze raus und irgendwer reagiert höchst merkwürdig, weil er so Angst vor Nadeln hat. Ich frage mich jedes mal wieder, was los ist, weil das Spritzen für mich so ne natürliche Sache ist. Soll er halt weggucken.


    Liebe Grüße!


    Sarah

  • Je offener man mit dm umgeht um so einfacher wird es für einen selbst damit umzugehen !!! ich arbeite mit kindern im alter zwischen 3 und 11 jahren mit denen ich auch gemeinsam mittag esse je "geheimer" ich das messen und spritzen gemacht habe um so interessanter wurde es für die kinder, heute mache ich das offen nebenbei und kein interessierts !!! überraschend für mich war, viele kinder "kennen" dm.

  • Hi ihr zwei,


    ich melde mich nochmal kurz, weil ich das Thema wirklich klasse finde.
    Irgendwie hab ich meine Beiträge nochmal gelesen und finde, dass sich das für "DM-Verschweiger" arg verurteilend anhört, was ich geschrieben habe und dafür möchte ich mich hier mal entschuldigen.
    Das soll ich keinem Fall so sein, jedoch ist für mich bisher nie ein Grund in den Sinn gekommen, warum ich meinen DM verschweigen sollte.
    Und ich schließe mich der Aussage von Sarah an, dass ich auch denke, dass man seinen DM eher verarbeitet, wenn man offen damit umgeht.


    In der heutigen Zeit kann ich das maximal verstehen, wenn man ein wenig Manschetten beim Arbeitgeber hat. Naja, gut, aber es ist jedem selbst überlassen.


    @ Sarah: Ich hab mich vor gut 2,5 Jahren so nach und nach für die Pumpe entschieden. Irgendwie war ich mein Dawn-Phänomen (bzw es gibt auch ein Aufsteh-Phänomen, habe ich jetzt gelesen) nervig und hat mir beinah jeden Morgen versaut und auch so war ichs leid, ständig den 'Pen' zu zücken.
    Ich habe mich im Netz bei den zwei Herstellern (damals waren mir eben nur Minimed und Disetronic = Roche bekannt) erkundigt und mir Infomaterial schicken lassen und habe in einem anderen Forum diversen netten Leuten Löcher in den Bauch gefragt *grins*
    Als ich soweit überzeugt war, galt es, meinen Freund und meinen Diabetologen zu überzeugen, was recht einfach war (Gott sei Dank). Und dann ging alles ziemlich fix und ich bin nun schon seit zwei Jahren Pumpi und möchte das Ding nicht mehr missen...


    Hast du nie über ne Pumpe nachgedacht?


    @ Kingkena: Hey, ehrlich? DM ist schon bei den Kids so bekannt?
    Na, dann können wir ja noch hoffen, oder?


    Schönen Abend noch, ich horch nun an der Matratze! :icon_cheesygrin:

    Viele Grüße


    Sandra


    --
    Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von anderen:
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    Konfuzius

  • Hallo,


    diese Erfahrungen habe ich auch gemacht: desto offener bei den Kindern mit dem DM umgeht umso nebensächlicher wird er - es ist dann "normal" für sie! (Gerade auch in Schulen für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen!)


    Viele liebe Grüße
    Lydia

  • Hi Sandra!


    Doch, doch. Ich hatte auch mal ne Pumpe für etwa 2,5 Jahre. Ich hatte zuvor jede Nacht den Wert runter gespritzt, weil der bei mir gegen morgen auch immer hoch geht.
    Am Anfang fand ich das auch toll, von wegen auf Knopfdruck essen und so. Letztlich hat es meine Einstellung aber nicht viel verbessert.
    Dazu kam, das ist das Gerät total unpraktisch finde. Irgendwann hatte ich einfach keine Lust mehr, es die ganze Zeit mit zu schleppen. Außerdem hatte ich ein Problem mit den Spritzstellen oder damit, dass ich nicht viele gefunden habe, an denen die Nadel mich nicht gestört hat. Wenn man sie nicht auf Höhe das Hosenbundes haben will, bleibt da gar nicht mehr so viel. Zumindest bei mir, ich bin ziemlich schlank. Ich habe die Nadel entweder gemerkt, oder es war Luft im Schlauch oder Blut, das kam auch nicht selten vor.
    Als ich die Pumpe wieder abgegeben hatte, ist mir erst bewusst geworden, welch eine Entlastung das für mich bedeutet. Ich konnte endlich wieder alles anziehen, was ich wollte! Das war das schönste. Ich habe mir auch Tage danach noch an den Hosenbund gefasst, wenn ich mich hingesetzt habe oder aufgestanden bin, weil ich das früher wegen der Nadel immer so gemacht habe. Und ich reagiere nicht mehr auf jedes Piepsen, weil ich denke, dass es vielleicht von der Pumpe kommt.
    Ich will die Pumpe nicht schlecht machen, auch wenn sich das vielleicht so anhört. Echt nicht.
    Mich würde mal interessieren: Findest du immer geeignete Stellen für die Nadeln? Stört dich das Ding nicht bei Tragen? Wo trägst du die Pumpe?
    Ich muss dazu sagen, ich hab die Pumpe in nem Alter von 16 oder so bekommen. Das ist immer noch ziemlich jung, wie ich finde.


    Liebe Grüße!


    Sarah

  • Hallo,


    also ich habe die Pumpe damals auch mit 16 bekommen (aber ich wollte sie unbedingt als ich sie auf dem DDT in Kassel gesehen hatte, und musste erst meine Ärztin überzeugen: außerdem gingen meine HbA1c werte runter von immer über 8 werten auf siebener werte (heute auf 6er)) gut, da wollte ich sie schon deshalb nie wieder her geben und außerdem finde ich es auch praktisch, wie schon ronny geschrieben hat du brauchst nichts weiter außer dem messgerät (und auch das ist nicht so schlimm wenn du es mal vergisst;-))
    ja stellen zum stechen finde ich eigentlich auch immer, auch wenn ich alle 2 tage wechsel (und damit auch immer von links nach rechts bzw. andersherum am bauch wechsel).
    ja und die pumpe trage ich mit der "Körpertasche" (wie sie jetzt neuerdings heißt, früher "BH-tasche") an der linken seite, weil ich rechtshänderin bin und so die linke hand bzw. arm weniger bewege.
    außerdem habe ich mich daran auch sehr schnell gewöhnt.
    Also hergeben möchte ich sie bestimmt nie mehr :thumbup:
    Da bin ich der gleichen Meinung wie ronny!


    Ich weiß ja nicht wie es mit deinen 'HbA1c' werten ist (ob es deshalb veilleicht nötig wäre) aber du könntest ja nochmal drüber nachdenken...



    Viele liebe Grüße



    Lydia

  • Hi Sarah,


    joa, wenn ich 25 kg weniger hätte, säh es bei mir vielleicht auch anders aus - glaube ich aber ehrlich gesagt nicht.
    Ich bin auch nicht gerade ein Leichtgewicht - aber da ich schon immer über eine üppige Oberweite verfügte, kann ich die Pumpe wunderbar dazwischen in den BH clippen.
    Einziger Nachteil: Die BHs gehen recht schnell kaputt und der Steg sollte schon etwas breiter sein als der eines Halbschalenpush-Ups, denn sonst hast du eine Beule nach Vorne raus :icon_cheesygrin:


    Ich find auch genug Stellen.. Wechsel immer, mal überm Hosenbund, mal drunter, mal vorne, mal hinten... Passt wunderbar; auch ohne jemansl den Oberschenkel genutzt zu haben.


    Und ich schließ mich den Aussagen an,d ass ich es toll finde, immer für 2,5 - 3 Tage Insulin am Mann zu haben ohne mich weiter drum kümmern zu müssen und ansonsten nur noch mein Meßgerät und ne Einmalspritze mit mir zu schleppen. :thumbup:


    Also ich kann nix Negatives berichten zur Zeit.


    Aber es ist ja auch gut, dass nicht alle Menschen gleich sind - also wenn du mit der Pumpe nicht klar gekommen bist, dann ist das ja auch in Ordnung.

    Viele Grüße


    Sandra


    --
    Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von anderen:
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    Konfuzius

  • Hi Leute!


    Mein Problem waren wie gesagt immer die Spritzstellen. Ich wiege nicht mal 50 kg auf gute 1,70m und dementsprechend wenig ist da auch mit Bauch. Ich habe auch versucht, zuzunehmen, aber das klappt halt nicht. Ich bin schmal gebaut und kann deshalb die Pumpe nicht so gut verstecken. Vor allem im Sommer will man halt knappe Sachen anziehen. Ich hatte die Pumpe auch in der BH-Tasche und die hat man einfach gesehen.
    Ich konnte auch nicht befreiter rumlaufen, weil ich immer nen Extrakatheter mitnehmen musste, wie gesagt, relativ häufig hat der weh getan oder geblutet. Ich finds aber auch nicht schlimm, dass ich die Spritze jetzt immer mitnehmen muss.
    Mein HbA1c ist über 7, aber ich weiß, woran es liegt. Mit meinem neuen 'Langzeitinsulin' werden die Werte bereits besser. Auch der Spritz-Ess-Abstand kann noch verbessert werden.
    Für mich kommt das auf keinen Fall nochmal in Frage.
    Wie sind eure HbA1cs? Haben sie sich seit der Pumpe verbessert?


    Liebe Grüße!


    Sarah

  • Hallo Sarah
    Ich habe seit 15.08.06 Diabetes Typ1 und habe mir viele Gedanken gemacht ob ich spritzen oder eine Pumpe benutzen soll.Zuerst dachte ich eine Pumpe hört sich gut an aber nach weiteren Informationen über Pumpen (immer tragen,Katheter wechseln,Duschen usw.) viel meine Entscheidung auf spritzen da ich kein Problem damit habe.In der Öffentlichkeit habe ich das spritzen nur auf der Arbeit praktiziert und es macht mir nichts mehr aus wenn einer zuschaut.
    Wobei ich es als angenehmer empfinde wenn nicht zu viele um mich rum stehen.
    Also für mich kommt keine Pumpe in Frage.
    Gruß
    Willi

  • Ich war gestern das erste mal in einer Pizzerria essen.Als das Essen kam,wollte ich mich schon auf den Weg zur Toilette begeben aber als der Tisch neben mir frei wurde und ich eine kurzen Blick in Runde machte,habe ich mir einfach meine Einheiten gespritzt.Ich denke ich werde in Zukunft deshalb keine Toilette aufsuchen und ich glaube auch nicht das es wirklich einer mitbekommt.Die sind doch alle mit sich selbst beschäftigt.
    Und ich werde versuchen mir über die Geschicht weniger bis gar keine Gedanken mehr zu machen.

  • Ich hab mich schon durch viele Foren gewühlt und spritzen in der Öffenlichkeit ist immer ein Thema.


    Ich bin seit 4 Wochen dabei und habe bisher keine negativen Erfahrungen gemacht. Spritzen am Arbeitsplatz gehört dazu, meine Kollegen sind informiert und somit ist das kein Problem. Im Restaurant hab ich mich auch schon gespritzt. Einer hat zwar geschaut aber das wars auch schon.


    Die eigene Einstellung macht sicher viel aus.

  • Ich war Gestern mit Freunden essen und habe mich das erste mal blöd gefühlt.
    Habe bisher nie bei Freunden gemessen,geschweige gespritzt.Es war irgend wie komisch und als der Kellner mit großen Augen neben mir stehen blieb fühlte ich mich schlecht.
    Heute gehe ich wieder mit Freunden essen und da ist einer dabei wo ich glaube das es ihn störren könnte (von wegen muß Er das am Tisch machen??)
    Ich freue mich schon riesig auf heute Abend (werde warscheinlich einen leckeren Salat essen)

  • Mensch William,
    lass dich doch nicht schon von dem Gedanken beeinflussen, einer deiner Freunde könnte sich daran stören.
    Das belastet ja auch die Freundschaft, ohne dass du sicher weißt, wie er reagiert.
    Und das der Kellner mal komisch schaut, kann schon passieren, der sieht sowas ja nicht alle Tage. Na und?
    Wenn du dich auf die "Versteckerschiene" drängen lässt, wird das deine Lebensqualität und Freiheit einschränken.
    Wirst nen Salatesser oder Aufmklodrücker.
    Wegen einem Kellner oder einem Freund der keiner ist.
    Neee!


    LG flosse

  • Mit dem Kellner und im allgemeinen komme ich gut klar aber der Freund (wobei ich mir nicht sicher bin ob es wirklich ein oder mein Freund ist) sieht das anders aus.Ich weiß das Er in so einer Sache ganz komisch denkt und spricht.
    Ich glaube Er ist in wirklichkeit ein Arsch.....

  • Danke coffe
    Ich weiß auch nicht warum ich mir über so einen Typen so en Kopf mache bin sonst immer soooooooo stark

  • meistens wenn ich essen gehe messe ich zuhause und nehme nur die Spritze mit und spritze dann unter dem Tisch.Fällt halt nicht so auf.
    Und das Messen am Tisch gebe ich dir Recht ist halt nichts für jeder man.

  • so,ich war stark und habe Nudeln mit Lachs und 2 Pizzabrötchen gegessen und mir natürlich am Tisch die Spritze verpasst.
    Danke für eure Unterstützung

  • Siehst du, alles halb so schlimm :) Schön das du dich getraut hast. Freut mich !

    Viele Grüße
    Dirk


    typ1sch leben