Wie weit Basalrate reduzieren für Sport?

  • Ich habe seit kurzem angefangen Sport zu treiben und davor so gut wie gar nichts gemacht. Fahre alle 2 Tage ungefährt 1,5 Stunden Fahrrad und belaste mich dabei auch schon stark. Ich habe eine Insulinpumpe und verwende daher nur Novorapid Insulin. Nun habe ich das Problem, dass ich trotz stark reduzierter Basalrate der Zucker trotzdem ziemlich stark absinkt, ich muss teilweise 7 BE in Form von Traubenzucker zu mir nehmen. Was mache ich falsch? Ich esse 2 Stunden bevor ich Sport mache nichts und reduziere die Basalrate auf 25% meiner eigentlichen 1,5 Stunden vor dem Sport (so dass ich teilwese nur 0,15 Einheiten pro Stunde krieg, also fast nichts) und trotzdem wird der Zucker so extrem niedrig. Meine Gesamtbasalrate liegt bei 17,35 Einheiten am Tag.


    Sind 0,15-0,3 Einheiten Novorapid Insulin pro Stunde immernoch zu viel wenn man Sport treibt? Wie sind da eure Erfahrungen?

  • Ich treibe seit Jahren dreimal die Woche Sport und habe auch eine Insulinpumpe.


    Ca. 2 Stunden vor dem Sport esse ich 2 1/2 BE ohne diese zu spritzen und reduziere zusätzlich meine Basalrate um 50 % (2 Stunden vor dem Sport, während des Sports und zwei Stunden nach dem Sport).


    Direkt vor dem Sport messe ich und fange erst an, wenn mein Blutzucker mindestens bei 150 ist, ansonsten gibts Traubenzucker, einen Apfel oder ähnliches. Und trotz dieser ganzen Maßnahmen und des regelmäßigen Sports komme ich immer noch zwischen 20 und 50 Einheiten unter dem Ausgangswert aus dem Sport raus. Und auch den Rest des Tages spritze ich bei den Mahlzeiten weniger Einheiten pro BE als normal, da bei mir der Sport bis zu 12 Stunden "nachwirkt".


    Probiere es einfach mal, vorher etwas zu essen (ohne zu spritzen) oder erstmal die Basalrate auf 0 zu setzen. Oder sogar die Kombi aus beiden. Man muss sich da langsam herantasten.


  • Was für Sport machst du? Wie lange, wie intensiv?


    Die Basalrate komplett auf 0 zu setzen halte ich für keine gute Idee, wegen Ketone und so (kenn mich da jetzt nicht genau aus, aber ich weiß auf jeden fall und habs auch schon erlebt, dass bei Insulinmangel sich Ketone oder sowas bilden was halt nicht gut für den Körper ist). Und dazu muss man das Insulin ja nicht komplett lassen, weswegen ich frage ob 0,15 Einheiten pro Stunde nicht ein bisschen kritisch sind.

  • Entweder 1 Stunde Laufen oder 1 Stunde Cross-Trainer und danach noch Fitnessgeräte oder Schwimmen. Ist auch schon sehr intensiv.


    Du schreibst ja selber, dass du bei 25 % immer noch deutlich zu niedrig bist. Scheint also trotzdem noch zuviel zu sein.


    Wenn du die Basalrate nicht weiter reduzieren willst, gibts auch noch andere Möglichkeiten. Kannst dir ja auch Bananen mitnehmen oder kohlenhydrathreiche Getränke, die du dann während des Radfahren zu dir nimmst. Machen Marathonläufer ja auch so.

  • Lieber komato,


    wie bereits mehrfach angesprochen, bitte unterscheide zwischen Dir, bzw. ICT und Anderen, z.B. CSII.

    (Hab keine Pumpe sondern ICT, trotzdem meine Erfahrungen zum Sport:)


    Die Basalrate musst du lange vor dem Sport reduzieren, weil Novorapid zwar schnell, aber auch nicht sofort wirkt.
    Der Wirkhöhepunkt von Novorapid kommt bei mir nach gut 1,5h, was bei dir geringfügig anders sein kann.


    Also wo bitte sehr benutzt Du ein kurzwirkendes Insulin als Basisinsulin?
    Anders gefragt, wie passt Du Dein Basalinsulin (welches hast Du?) an Sport an?


    Welches Verhältnis zum Sport haben Anpassungen Deiner Bolusinsulingaben vor dem Hollandrad-Sport zu diesem?


    Die Insulinwirkung einer Bolus-Applikation aus dem Pen kannst Du nicht 1:1 vergleichen wollen mit der Abgabe einer Basaldosis aus der Pumpe mit dem gleichen Insulin. Die Bolusgabe wird auf einen Schlag, und im Verhältnis zu gegenwirkenden Faktoren abgegeben. Z.B. Essen, erhöhter BZ.
    Die Basaldosis eines schnellwirkenden Insulins wird in klein(st)en Spots, alle 3 Minuten substituiert. Da ist schon das Resorptionsverhalten des Insulins (die Kinetik) völlig anders.


    Also bitte, auch wenn Deine Gedankengänge durchaus interessant sind, halte Sie nicht stets für der Weisheit letzten Schluss. ;-)


    Gruß
    Joa


  • Und welches Basalinsulin verwendest du denn? Und als zweite Frage, wie oft gibt es Basal? 1x, 2x oder ?
    Basalrate gibt es nur bei Pumpentherapie?

    Stolpern und Hinfallen ist keine Schande.
    Nicht wieder Aufstehen und Liegenbleiben schon.

  • guckst Du hier: http://www.chrostek.de/curriculum/koerperl-bewegung.html


    Allgemein bei mir:
    Körperliche Bewegung und Zusatzbedarf an BE's sind abhängig von:

    a) Dem noch vorhandenen Bolusinsulin (Sport direkt nach dem Essen ist immer gut für eineHypo)
    b) Deiner aktuellen Insulinempfindlichkeit (Thema Up- and Down-Regulation)
    c) Und den vorherigen Malzeiten (Wenn ich z.B. mittags eine Pizza esse und abends Sport treibe, reicht es z.B. lediglich den verzögerten Bolus abzubrechen und die BR
    auf 60% zu setzen.)

    Gruß

    Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selbst. Er gibt auch anderen eine Chance.
    (Winston Churchill)


  • Ich habe auch keine Pumpe, aber 7 BE auf 1 1/2´ Stunden scheint mir auch nicht zu wenig. Ich schiebe mir 2 BE v dem Sport und so alle 20 Minuten weitere 2 BE rein. In den meisten Fällen fahre ich dabei ganz gut. Vielleicht kann man erst mal die BEs und darüber die Inulineinheiten berechnen?

  • Nur soviel: Es geht hier um die Basalrate. Und wenn man wissen will wie stark man für Sport prozentual das Basalinsulin reduzieren kann, dann ist es vollkommen egal, ob das Insulin automatisch aus der Pumpe kommt, oder ob es ein 24h Insulin ist. Selbst für NPH Insuline gilt alles, was ich hier geschrieben habe.


    Das ist absoluter Blödsinn ! Es ist besteht ein erheblicher Unterschied. Beispielsweise kann man normalerweise unter ICT das Basal nicht auf null reduzieren, bei der Pumpe aber schon, da ja
    noch Restwirkung aus den vorangegangenen Stunden vorhanden ist.


    Frozenthunder: es gibt im Zusammenhang mit Sport keine allgemeingültige Regel. Da hilft nur austesten. Die Basalrate kannst Du ja mal auf 10 % laufen lassen oder gar auf null, da wie gesagt Restbasalrate der letzten Stunden noch wirkt und somit die Ketongefahr sehr gering ist.
    Nach dem Sport die Basalrate wieder langsam erhöhen und natürlich öfters messen bis Du ein für Dich zufriedenstellendes Ergebnis hast.

  • Nun habe ich das Problem, dass ich trotz stark reduzierter Basalrate der Zucker trotzdem ziemlich stark absinkt, ich muss teilweise 7 BE in Form von Traubenzucker zu mir nehmen. Was mache ich falsch? Ich esse 2 Stunden bevor ich Sport mache nichts


    1. Vor dem Sport normal essen und den Bolus geringer ausfallen lassen-ausprobieren wieviel geringer...
    2. Traubenzucker nur um den BZ schnell hoch zu bekommen zusätzlich Vollkornsemmel oder Müsliriegel etc. essen.

  • Hallo Frozenthunder,


    ich mache die BR-Anpassung bei Sport ähnlich wie du, 1-1,5 Std vorher auf 25 % senken bis kurz vor Ende des Sports. Das klappt bei mir gut - allerdings nur, wenn der letzte Bolus mindestens 3-4 Stunden zurück liegt. Wenns kürzer ist und da auch nur noch ein bisschen Restbolus wirkt, brauch ich auch jede Menge Zusatz-BEs um keine Hypos zu kriegen. Versteh ich das richtig, dass du zwei Stunden vor dem Sport isst und einen (unreduzierten) Bolus abgibst?
    Die Basalrate würde ich nicht noch weiter reduzieren, ich hab damit keine guten Erfahrungen gemacht (BZ-Anstieg nach dem Sport)...


    lG Barbara

  • Was mache ich falsch? Ich esse 2 Stunden bevor ich Sport mache nichts und reduziere die Basalrate auf 25% meiner eigentlichen 1,5 Stunden vor dem Sport (so dass ich teilwese nur 0,15 Einheiten pro Stunde krieg, also fast nichts) und trotzdem wird der Zucker so extrem niedrig.


    Zitat von wiewaldi


    1. Vor dem Sport normal essen und den Bolus geringer ausfallen lassen-ausprobieren wieviel geringer...
    2. Traubenzucker nur um den BZ schnell hoch zu bekommen zusätzlich Vollkornsemmel oder Müsliriegel etc. essen.


    Yep, der Blick auf den letzten Bolus vor dem Sport ist schon von Interesse.
    Ein klassisches Schulungsbeispiel ist die Feierabendhypo beim Einkauf auf dem Heimweg im Supermark, oder kurz danach, wenn ein letzter Bolus zum Mittagessen in der Kantine erfolgt war, der etwas großzügiger ausfiel. Denn ein größerer Bolus hat eine längere Resorption und auch nach der Resorption sinkt der Glucosetransport eher langsamer, alle 20 Minuten um die Hälfte ab.
    Parallel dazu kann intensives körperliches Training den Glucosetransport während des Trainings bis etwa um den Faktor 4 steigern.


    Zu den 7 KE Traubenzucker könnte man sichten, dass eine funktionierende Basalversorgung diese auch im Schlaf unter Umständen egalisieren und auf Normwerte runterholen kann. Dazu ganz interessant könnte ein Blick in den Thread "die wohlformulierte Basalrate" sein.
    Somit möchte ich auch wiewaldi folgend anregen, bereits vor dem Sport eine gewisse Menge nicht zu schneller KH zu speisen.


    Wohlmeinenden Ratschlägen folgend die Basalrate über mehrere Stunden hinweg auf Null zu setzen, mag vielleicht keine komatoesen Folgen haben, aber es birgt die Gefahr, sich eine Fettsäurenresistenz (Lipolyse) an Land zu ziehen. Nach längeren, deutlichen BR-Senkungen sollte man auch eine (kleinere) Mahlzeit mit Bolusinsulinierung zuführen, um schnell aus einem entstandenen Basalloch wieder herauszukommen. Das hat dann noch die Wirkung, dass sich ggf. Speicherzuckerreserven wieder davon auffüllen können.


    Gruß
    Joa

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  • Beim Sport gilt es wohl wirklich, zu probieren, was für einen am besten passt...
    Ich treibe auch regelmäßig Sport (3 mal die Woche Muskeltrainingskurse und Functional Training jeweils eine Stunde). Bei mir hat sich folgendes Muster Super bewährt: 2h vorher frühstücke ich und gebe den normalen Bolus ab, setze aber die BR für 2h auf Null. Gehe mit Werten zwischen 90 und 120 in den Sport, starte die normale BR vor dem Sport wieder und komme ohne Hypos oder TZ mit ca 130 oder 140 raus. Für die nächsten 24 h habe ich dann die Sport BR laufen, die im Gegensatz zur Normalen BR in der 2. Nachthälfte und am Nachmittag reduziert ist...

  • Das Insulin, das im Körper ist, wirkt Stunden nach. Schließt man die Pumpe nach dem Sport wieder an, beginnt das Insulin sehr schnell wieder zu wirken. In den 2-3h dazwischen gibt es niemals einen Insulinmangel


    Auch bei einem relativen, also nicht absoluten Insulinmangel kann es zu einer Bildung von Ketonen kommen, die jedoch unbedenklich ist und auch bei Nichtdiabetikern vorkommt, die keine KH vor Sport zu sich genommen haben. Und es ist egal welche sportliche Betätigung zugrunde liegt.


    Die Gefahr einer Lipolyse besteht wenn der BZ über einen Zeitraum von 2-3-4 Stunden zu hoch ist. Hier kommt wieder der Unterschied zwischen Basalrate bei Pumpe und Basalinsulin bei ICTlern zum Tragen (den Du scheinbar nicht wahrhaben willst!?). Die wirkende Basalmenge bei Pumpe ist wesentlich geringer als bei ICT ! Während Du irgendwannmal vielleicht so ca. 20 IE spritzt, gibt die Pumpe in der Stunde 0,... ab und das in 3 Minutenabständen !


    Zu Bedenken ist auch, daß dieses "Basalinsulin" der Pumpe z.B. Novorapid oder Apidra ist !!!


    Hoffentlich wird Dir die Basalwirkung zwischen ICT und Pumpe mal so langsam klar ! Das sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Dinge.

  • Keine Ahnung ...


    Ja, der Eindruck kann schon entstehen.


    Ich finde es auch ausgesprochen bedenklich, wenn ein User ziemlich wilde Ideen zu Therapien konstruiert, die er so offensichtlich nicht kennt oder einschätzen kann und daraus auch noch konkrete Therapieempfehlungen an andere User ableitet.


    Gruß
    Joa

  • Nun muss ich meinen Senf auch dazu geben.


    Als Penner kann ich mein Basal nur 2 mal täglich manipulieren. Ich handhabe das folgendermassen bem Tennis:


    1) 2 Std Altherrendoppel nachmittags: Mittagsbolus -40%, Basal bleibt


    2) Ganztägige Turniere: morgens -30% Bolus und -30% Basal, abends je nach Anstrengung bis zu -30% Basal


    (und immer reichlich BE inner Tennistasche !!)

    Beste Grüsse,
    Akina


    "Es scheint mir, dass der Versuch der Natur, auf dieser Erde ein denkendes Wesen hervorzubringen, gescheitert ist "
    (M.Born)