Zusammensetzung Insulin

  • Habt ihr euch jemals Gedanken über den exakten Inhalt der Insulins gemacht? Welche Bestandteile genau enthalten sind und ob diese auch schädlich sein können?
    Ich nehme seit Beginn meines Diabetes Humalog und habe mir nie Gedanken gemacht,ob es vielleicht eine bessere Alternative gegeben hätte.... Sollte man sich nicht auch anschauen, was wir täglich "zu uns nehmen" um uns dann entscheiden zu können?
    Oder ist der Markenname der einzige Unterschied?

  • In meiner von theoretischer Chemie verschonten Welt hab ich mich lediglich mal gefragt, warum ich Insulatard (Protaphane) bekommen hab, wenn die meisten anderen in der Umgebung zB. Lantus spritzen. Beim Basal erklär ich mir das aber mit der Wirkungsweise. Beim schnell wirksamen Insulin hab ich mich das nie gefragt. Solange das Zeug wirkt, ists für mich gut.

  • ... ob es nicht eine bessere Alternative gegeben hätte.... Sollte man sich nicht auch anschauen, was wir täglich "zu uns nehmen" um uns dann entscheiden zu können? Oder ist der Markenname der einzige Unterschied?


    Nein, abgesehen von den unterschiedlichen chemischen Strukturen zwischen Insulinen (human, porcin, analog etc), gibt es auch bei den Begleitstoffen ein paar Unterschiede.


    Bei der europäischen Arzneimittelbehörde (European Medicines Agency/EMA) finden sich die Angaben zu den Bestandteilen von Medikamenten als ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS.


    Angehängt mal ein paar Beispiele für Bestandteile verschiedener Insuline, allerdings fühle ich mich erst mal etwas überfordert, zu entscheiden, was die bessere oder die schlechtere Alternative sein könnte? Vielleicht hast Du ein paar Kriterien parat?


    Gruß
    Joa


    Anhang Auszüge aus "Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels" der jeweiligen Insuline von "www.ema.europa.eu"


    Actrapid
    6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
    Zinkchlorid
    Glycerol
    Metacresol (Ph. Eur.)
    Natriumhydroxid
    (zur Einstellung des pH-Wertes)
    Salzsäure (zur Einstellung des pH-Wertes)
    Wasser für Injektionszwecke


    Apidra
    6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
    Metacresol (Ph.Eur.)
    Natriumchlorid
    Trometamol
    Polysorbat 20
    Salzsäure 36%
    Natriumhydroxid
    Wasser für Injektionszwecke


    Humalog
    6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
    m-Cresol (3,15 mg/ml)
    Glycerol
    Natriummonohydrogenphosphat 7 H2O
    Zinkoxid
    Wasser für Injektionszwecke
    Salzsäure und Natriumhydroxid können für die Einstellung des pH auf 7,0 bis 7,8 eingesetzt werden.


    Insuman Rapid
    6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
    Metacresol (Ph. Eur.)
    Natriumdihydrogenphosphat-Dihydrat,
    Glycerol,
    Natriumhydroxid,
    Salzsäure (zur pH-Wert-Einstellung),
    Wasser für Injektionszwecke


    Novorapid
    6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
    Glycerol
    Phenol
    Metacresol
    Zinkchlorid
    Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat
    Natriumchlorid
    Salzsäure (zur Einstellung des pH-Wertes)
    Natriumhydroxid (zur Einstellung des pH-Wertes)
    Wasser für Injektionszwecke

  • Hallo,


    bei den Humaninsulin ist der Wirkstoff das Humaninsulin bei jedem Hersteller gleich aufgebaut. Für die Herstellung des Wirkstoffes selbst gibt es einmal genetisch veränderte E. coli Bakterien oder Hefe (Saccharomyces cerevisiae). Ersteres Verfahren ermöglicht eine hohe Ausbeute, benötigt aber mehr Reinigungsschnitte als das zweite Verfahren. Ob kleinste parasitäre Unreinheiten bei dem einem, andern oder beiden Verfahren bestehen bleiben, weiß ich nicht. Weiß jemand vielleicht, ob man den Wirkstoff zu 100% herausfiltern kann. Kann der Reinheitsgrad herstellerabhängig sein?


    Gruß thomas

  • ... Solange das Zeug wirkt, ists für mich gut.

    Servus,


    beim NPH Insulin Insulatard möchtest du wahrscheinlich nicht wirklich wissen, was da schönes die Wirkung so verzögert, dass es eine basale Insulinversorgung ermöglicht.
    Ich möchte dir lieber nichts dazu schreiben, nachher willst du unbedingt zu dem von dir angeführten Lantus wechseln.


    Mit Gruß

  • hab jetzt mal die Zusammensetzung von Insulatard geggogelt, ist auch nix wesentlich anderes drin...oder meint er den Kaviar? :essen:

  • Inhaltsstoffe von Insulantard kann man nachlesen:
    Zinkchlorid
    Glycerol
    Metacresol (Ph. Eur.)
    Phenol
    Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat Natriumhydroxid (zur Einstellung des pH-Wertes) Salzsäure (zur Einstellung des pH-Wertes) Protaminsulfat
    Wasser für Injektionszwecke


    Und jetzt Guxtdu, was soll daran schlimm sein? So wie ich das sehe, sind da die üblichen Konservierungsmittel drin.

  • Servus,


    vielleicht fragt sich mal jemand woher das Protaminsulfat stammt.
    Sorry, aber Insulatard habe ich irgendwann vor ca. 30 Jahren verwendet, seinerzeit wurde sehr klar definiert, woher Herr Hagedorn das Protamin gewonnen hat. Da ein zugelassenes Arzneimittel nicht verändert werden darf, wird auch dieses heutige Protamin des Insulatards immernoch aus Fischsperma stammen, welches die Wirkung verzögert. Ein natürliches Mittel zur Verzögerung.


  • vielleicht fragt sich mal jemand woher das Protaminsulfat stammt.


    Hatte ich mich noch nicht gefragt, aber man lernt nie aus ... :)

    Zitat

    ... vor ca. 30 Jahren verwendet, seinerzeit wurde sehr klar definiert, woher Herr Hagedorn das Protamin gewonnen hat.


    Ich vermute, dass er Protamin seinerzeit als Endprodukt beziehen konnte.

    Zitat

    Da ein zugelassenes Arzneimittel nicht verändert werden darf, wird auch dieses heutige Protamin des Insulatards immernoch aus Fischsperma stammen


    Zumindest behauptet Wikipedia zum Stichwort "Protamin", es würde "vorwiegend aus dem Sperma oder Rogen bestimmter Lachsarten ... ... durch Extraktion mit Mineralsäuren isoliert.


    Nun ja. Vielleicht überlegen sich Vegetarier aufgrund dessen, ob sie protaminverzögertes Insulin benutzen mögen? Ich denke aber, dass diese Frage nicht den Kern der Fragestellung des OP trifft. Da ging es wohl um die Frage, ob die biologische Verträglichkeit verschiedener Insulinsorten wegen unterschiedlicher Kompositionen besser oder schlechter sein könnte?


    Gruß
    Joa

  • Wenn man sich mit den Zusatzstoffen beschäftigt, trifft man auf viele unschöne Tatsachen. Als Laie kann ich mir kein wirkliches Urteil bilden. Leider. Viele Alternativen zu Humalog gibts nicht. Toll wären pro und contra der Zusatzstoffe aller Insuline. Würde aber wahrscheinlich eine Masterarbeit füllen :|
    Ich kam auf das Thema, da ich mich immer mehr mit Themen wie Ernährung, Schadstoffen in Gegenständen und Lebensmitteln etc. beschäftigt habe und ich mir vorher noch nie über die Zusammensetzung dessen Gedanken gemacht habe, was ich mir täglich mehrfach spritze.
    Schade, dass man hier sehr schwer durchblickt!!!! :S

  • Wenn man sich mit den Zusatzstoffen beschäftigt, trifft man auf viele unschöne Tatsachen. Als Laie kann ich mir kein wirkliches Urteil bilden. Leider. Viele Alternativen zu Humalog gibts nicht. Toll wären pro und contra der Zusatzstoffe aller Insuline. Würde aber wahrscheinlich eine Masterarbeit füllen :|
    Ich kam auf das Thema, da ich mich immer mehr mit Themen wie Ernährung, Schadstoffen in Gegenständen und Lebensmitteln etc. beschäftigt habe und ich mir vorher noch nie über die Zusammensetzung dessen Gedanken gemacht habe, was ich mir täglich mehrfach spritze.
    Schade, dass man hier sehr schwer durchblickt!!!! :S

    Servus,
    ich denke nicht, dass es im Insulin irgendwelche Zusatzstoffe gibt, die bedenklich sind.
    Alle Zusatzstoffe sind ausgesucht, um die Wirkweise gezielt auf die unterschiedlichen Therapieerfordernisse auszurichten.
    Gemeint sind Erfordernisse, wie Wirkeintritt, Wirkdauer, Wirkprofil.
    Aber eine sehr wichtigste Funktion der Zusatzstoffe ist die Konservierung des Insulins und die vielleicht noch wichtigere Funktion sind die Desinfetionszusätze, die den problemlosen Umgang mit Insulin erst möglich machen.
    Man hat beim Umgang mit Insulin nur im Ausnahmefall Probleme mit Infektionen.
    Das größte Risiko beim Insulin ist das Hormon selbst, nicht die Zusatzstoffe.
    Es ist leider so, dass z.B. die neuen Langzeitinsuline chemisch so verändert sind, dass diese sich z.B. an Fettmoleküle heften (Lantus) und die Wirkung solange verzögern, bis die bzw. das Fettmolekül aufgespaltet wird.
    Niemand weiß, ob diese chemische Veränderung auf lange Zeit keine unerwünschten Folgen hat.
    Auch das Analogon Humalog ist chemisch verändert, und ein Analogon hat auch im Tierversuch eine unerwünschte Nebenwirkung gezeigt.
    Im Zweifel ist das Humaninsulin die sicherste Wahl, sollte man eine Pumpe haben.
    Und sicherlich gibt es auch Menschen, die auf die tierischen Insuline schwören, weil die "modernen" Insuline unpraktikabel sind. Aber tierische Insuline sind nur hochgereinigt, können somit auch bei einigen Menschen unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen.
    Insgesamt ist Insulin glücklicherweise extrem sicher (zum Glück!).


    Mit Gruß

  • Vielleicht bin ich naiv. Aber ich habe noch etwas Restvertrauen in die Pharmaindustrie, dass sie neben all der Profitgier und so noch weiss, was sie auf den Markt schmeisst. Und dass die Zulassungsbehörden dies überprüfen. Dass man also relativ sicher sein kann, dass das, was man sich einwirft, spritzt, einreibt, mehr nützt als schadet. Und solange wir keine Alternative zum nicht im eigenen Körper hergestellten Insulin haben, ist das halt so, dass man mit Zusatzstoffen leben muss.

  • Wie so überall gilt der alte Grundsatz des guen alten Paracelsus von Hohenheim: Dosis venenum facit ("Die Dosis macht das Gift" oder einst etwas schwulstig, aber doch treffend ins Deutsche übertragen: "All Ding ist ein Gift, nur alline die Dosis macht, das ein Ding kein Gift ist").
    Wenn jemand täglich einn Liter Insulin trinken würde, wäre das sicher richtig schädlich, bezüglich Phenol, m-Cresol oder sonstigem Zeug. Aber in den doch ehr geringen Dosen darf man davon ausgehen, dass der Körper das wegsteckt und mittles verschiednener Stoffwechsel- und Ausscheidungsmechanismen unschädlich macht.



    Also: Entspannt bleiben, Füße hoch und nicht über Konservierungsmittel besorgt sein.....weil
    1) ohne Konservierungsmittel wäre das Zeug richtig bedenklich und
    2) Sorgen machen krank, viel schlimmer als Cresol oder so.....


    grüßle
    max

    Früher war alles besser. Jawohl! Das ist Scheiße! Nichts war früher besser! Das stimmt nicht. Das ist ein Quadratunsinn. Nichts war früher besser. Früher war vieles früher...das ist richtig... (Jochen Malmsheimer)


  • ich denke nicht, dass es im Insulin irgendwelche Zusatzstoffe gibt, die bedenklich sind.


    Wie Max schrieb, die Menge macht's. Phenol, Kresol und die Verwandschaft sind sicherlich nicht als Pflegemittel zu sehen.
    Kritisch wird es, wenn es individuell zu allergischen Reaktionen kommt.

    Zitat

    Alle Zusatzstoffe sind ausgesucht, um die Wirkweise gezielt auf die unterschiedlichen Therapieerfordernisse auszurichten.


    Siehe z.B. Protamin.

    Zitat

    Es ist leider so, dass z.B. die neuen Langzeitinsuline chemisch so verändert sind, dass diese sich z.B. an Fettmoleküle heften (Lantus) und die Wirkung solange verzögern, bis die bzw. das Fettmolekül aufgespaltet wird.


    Die Sache mit dem Fettmolekül betrifft nicht Lantus sondern Detemir (Levemir), bei dem dem Insulinmolekül eine Fettsäure (Myristoylsäure) eingebaut wird. Diese Fettsäure bindet nach dem Massenwirkungsgesetzt an das Transporteiweiß Albumin und ist dann biologisch inaktiv. Die Bindung oder Freisetzung geschieht nach dem Massenwirkungsgesetzt für chemische Bindungen, wonach der gebundene Anteil dem freien Anteil proportional entspricht. Bei Levemir nahezu im Verhältnis 50:50.

    Zitat

    Niemand weiß, ob diese chemische Veränderung auf lange Zeit keine unerwünschten Folgen hat.


    Langzeitige Entwicklungen unerwünschter Seiteneffekte, z.B. das Auftreten von Antikörpern, sind bislang anscheinend nur wenig im Beobachtungsfokus.


    Gruß
    Joa



  • Wir haben heute über ähnliches Philosophiert, nähmlich daß Aluminium als Schwermetall sich an die Insulin-produzierenden Zellen andockt, und dann sich das Immunsystem dann gegen diese richtet. Als möglicher Auslößer von Typ I Diabetes.
    Kann das sein ?
    andreas