• Hallo,
    ich habe seit langem mal wieder Bier getrunken, 3 Flaschen a 500ml. Als ich vorher gemessen habe hatte ich einen BZ von 11o mg/dl. Etwa 2,5h später lag ich bei 320 :arghs: . Weil ich dachte das die KH-Ladung durch die unterdrückte Leberfreisetzung von Glucose keine Rolle spielt habe ich mir kein Insulin gespritzt (wie es überall empfohlen wird). Nur von den Kohlehydraten hätte ich bei um die 200 landen müssen (bei normaler Leberfunktion), das ich so hoch war hat mich sehr überrascht. Weiß jemand woran das liegen könnte, habt Ihr das auch und stimmt das überhaupt das man für alkoholische getränke wie Bier nicht spritzen muß/soll?
    Gruß, Philbert :pupillen:

    -Please stand by-

  • Bei Alkohol und gerade bei Bier gibt es kein Patentrezept. Jeder reagiert da anders. Bei mir ist es nach dem zweiten Großen soweit, dass ich Insulin brauche.
    Wie gesagt,bezogen auf`s Bier.

    >auf Kohle geboren<


    Wenn jemand zu dir sagt "die Zeit heilt alle Wunden", hau ihm auf die Fresse und sag´: "Warte, gleich wird`s besser!"

  • Eigentlich relativ einfach, zumindest bei mir:


    Ein normales Bier (0,33l Stubbi) mit 4,9% Vol. Alkohol und etwa 4,2% KH bringt etwa 14g KH.
    Der enthaltene Alkohol hemmt für etwa 1 Stunde die Gluconeogenese der Leber.
    Mein Ruheverbrauch (1450kCal/24h entspricht ziemlich exakt diesen 14g KH in einer Stunde) frisst diese 14g KH in etwa 1 Stunde ziemlich genau wieder auf, die in dieser Zeit ja nicht mehr von der Leber supplementiert werden.


    Unter dem Strich ein Nullsummenspiel.


    Aber:
    Wenn ich jetzt 1,5 Liter Bier trinken würde, sind die gesamt enthaltenen KH (63g KH aus 1,5 Liter Bier = +252mg/dl Blutzucker auf den Start-BZ oben drauf) quasi auf einen Schlag da. Also ziemlich exakt dort, wo du es bei dir auch gemessen hast.
    Bedingt durch den Gluconeogenese hemmenden Alkohol, um den sich die Leber in den nächsten Stunden noch kümmern muss, sinkt das fast exakt wieder auf den Ausgangswert (individuelle körperliche Abweichungen, wie dick, dünn, trainierte Leber, mehr oder weiniger Bewegung über Ruheverbrauch, u.ä. sind möglich).


    1,5 Liter Bier blieben nur dann nahe dem euglykämischen Sollwert, wenn du sie gleichmäßig über 6 Stunden verteilt trinken würdest.




    [Edit: Typos und Kalkulationen präzisiert]



    Hinweise:
    - Biere können außerordentlich unterschiedlich im Gehalt sein, KH, Alk, und Verhältnis KH zu Alk.
    - Die dargestellte Berechnung verläuft natürlich nicht digital, sondern an- und abschwellend, das Endergebnis ist aber erschreckend exakt.
    - Ein natürlicher BZ-Regulator ist bei uns schon hops gegangen. Alkohol hemmt einen weiteren, der wenigen verbliebenen Regulatoren.


    Deshalb kann Alkohol für uns so gefährlich werden und sollte sehr bewusst und ab gewissen Mengen nicht unkontrolliert (ungemessen) konsumiert werden.

    5 Mal editiert, zuletzt von Orion ()

  • Und wer denkt daran oder handelt danach beim Biertrinken? [Blockierte Grafik: http://smiles.kolobok.us/icq/scratch_one-s_head.gif]


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    Ich bin in längerer Abstinenz, weil es mir "im Magen rumgeht". Da kommt Bier nicht so gut.


    Ansonsten habe ich bei (vorgeplantem) Biertrinken der letzten Messung kurz vorher noch Glauben geschenkt u. allen eventuellen BZ-Werten danach (meist richtig hoch) nicht mehr. Egal, was da im Display stand. 8o
    Vorzugsweise trinkt man ja abends Bier, z.B. beim Fußballgucken oder so. Wenn das Spiel 20:30 Uhr beginnt, messe ich eben gegen 20:15 Uhr nochmal u. dann geht die "Diabetesversorgung" komplett erst am nächsten Morgen weiter. Ohne große Korrekturen. Mir ist dabei noch nichts passiert. Die Werte waren am Morgen danach sogar relativ normal, was man angesichts der am Vorabend vielleicht gemessenen gar nicht vermuten würde.


    ;)

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Ich mag gar nicht so gern Bier, hab aber mal zu "Studienzwecken" ein Biertrinkexperiment gemacht - natürlich völlig unwissenschaftlich. Ca 3 Biere (0.3), nach jedem Bier BZ gemessen, ging nach jedem Bier ab nach oben und ich brauchte pro Bier ca 2IE, auch später keine Unterzuckerungen und ne glatte Nacht. :sekt:

    Es ist wie es ist

  • Insgesamt war die Biertrinkerei bei mir keine gute Idee. Ich bin noch zwei mal nachts aufgewacht weil ich so niedrigen Zucker hatte. Heute morgen war er dann wieder über 200. Totales Chaos. Ich glaube ich laß das in Zukunft wieder bleiben :hmmmm:

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  • Ich stimme Floh zu, ohne wirksames Insulin sinkt der Blutzucker nicht, daran ändert auch die gehemmmte Gluconeogenese nichts. Das der Blutzucker nach dem Bierkonsum wieder (in ähnlichem Maße) fällt ist bei der ICT auf die Wirkung des Basalinsulins zurückzuführen der dann keine bzw. nur eine verminderte Glucoseabgabe aus der Leber entgegensteht.


    Ich sprizte beim Bierkonsum einen leicht reduzierten Bolus von 2 statt 3 IE pro 0,5er Bier und nehme dafür eine möglichst verzögernd wirkende Spritzstelle wie Oberschenkel oder Hintern. In der Regel komme ich mit 10IE für 5 Bier 5h ohne grosse Ausreißer hin. Wenn dann weiterhin Bedarf besteht wird nachgelegt :D. Bolustechnisch ist das ganze also realtiv unproblematisch. Allerdings wirkt sich der Alkoholabbau massiv auf die Balsalwirkung aus, so dass der Blutzucker bei mir (ICT) im weiteren Verlauf (Nachts) idR um ca. 40mg/dl pro h fällt und permanent ausgeglichen werden muss. ;( Die Pumpis dürften hiermit allerding sogut wie keine Probleme haben, da sie die Basalrate entsprechen reduzieren können. 8o

    2 Mal editiert, zuletzt von Rol.on ()

  • Da ich in einem Biertrinkerländle lebe, gebe ich auch mal nen qualifizierten Biertrinkerkommentar ab.. :D Es kommt auf jeden Fall auf die Biersorte an...Dunkles wie Landbier oder Bock hat oft einen anderen Malzgehalt und Zucker, Hefeweizen ist noch raffinierter, Helles wie Lager,Pilsner und Alkoholfreies ist am unkompliziertesten...also, ich habe schon alles durch und sogar auch schon ne Bierwanderung hinter mir. :rofl ...Allerdings eine im Herbst, weil, im Sommer wäre ich gleich nach dem ersten Brauereibesuch umgefallen...

  • Ich stimme Floh zu, ohne wirksames Insulin sinkt der Blutzucker nicht, daran ändert auch die gehemmmte Gluconeogenese nichts. Das der Blutzucker nach dem Bierkonsum wieder (in ähnlichem Maße) fällt ist bei der ICT auf die Wirkung des Basalinsulins zurückzuführen der dann keine bzw. nur eine verminderte Glucoseabgabe aus der Leber entgegensteht.


    Vollkommen richtig.


    Da aber die wenigsten von uns nach dem Bier trinken weder plötzlich ihr Basalinsulin ausschwitzen und auch ihren grundlegenden (Ruhe-)Stoffwechsel nicht einstellen, wird also weiterhin Glucose in Zellen geschleust und verbraucht.
    Nur dass die Glucose jetzt aus dem Überschuss im Blut gezogen wird und nicht neu gebildet wird.


    Sollen wir doch froh sein, dass wenigstens noch ein Genuss (in Maßen) so unkompliziert vonstatten gehen kann.
    Ich zumindest hätte längst jede Motivation verloren, wenn ich sogar auf Bier verzichten müsste.


    Im Gegenteil:
    Ich nutze die schnellen KHs im Bier sogar strategisch, um Hypos vorzubeugen. Nämlich dann, wenn ich im CGM sehe, dass die regulär gespritzen KHs geringfügig länger auf sich warten lassen als gedacht.
    So treffe ich hintenraus immer noch den Ziel-BZ, da sich ein Bier bei mir netto gleich bleibt.


    Wie unangenehm:
    "Du, ich brauch ein Bier, die Bratkartoffeln sind zu langsam!"
    :urlaub

  • Insgesamt war die Biertrinkerei bei mir keine gute Idee. Ich bin noch zwei mal nachts aufgewacht weil ich so niedrigen Zucker hatte. Heute morgen war er dann wieder über 200. Totales Chaos. Ich glaube ich laß das in Zukunft wieder bleiben :hmmmm:

    Warum denn ? es gibt Alternativen ohne nachfolgendem, diabetschem Chaos !


    Diätpils ! ( z. B. Maisel ) Das hat so gut wie keine KH und der Alkoholgehalt ist etwas höher, als bei
    normalem Pils. Ist allerdings Geschmacks- bzw. Gewöhnungssache, weil ziemlich herb.


    Das kannst Du absolut ohne Insulin trinken.

  • Humpf! Da sagt rol-on erst, dass er mir zustimmt - und dann behauptet er das genaue Gegenteil und schließt sich Orion an.

    Ich glaube hier liegt ein Missverständnis vor, ich habe dir Recht gegeben in Bezug auf:

    Die Leber setzt keinen Zucker frei solange Alkohol abgebaut wird. Das bedeutet aber nicht, dass der Blutzucker danach wieder sinkt, weil er irgendwo verbraucht würde.

    Allerdings liegt Orion deswegen nicht falsch, er hat nur das Basal als Verantwortlichen für sein "Nullsummenspiel" nicht explizit benannt. Noch ein kleiner Tipp: Wenn du die beschriebene Wirkung von Alkohol testen willst, dann solltest du aber auch einige Bier am Stück trinken und nicht über mehrere Tage verteilt. :woot: Sollte dies Auswirkungen auf deine Gesprächsführung haben, dann kannst du selbstverständlich auf deine Seminarkenntnisse zurückgreifen. :D

  • Derartige Versuche hab ich schon oft unternommen, leider ist die Dokumentation lückenhaft ...


    Ich spritze nie für Bier oder Apfelwein, andere KH-haltige Alkoholika trinke ich nicht. Wein wurde mir in der Schulung als nahezu KH-frei erklärt, meine Messungen haben das bisher bestätigt. Nach einem durchtrunkenen Abend warte ich jeweils eine Stunde, messe dann und erhalte so in der Regel einen Wert im Normbereich. Kratzt er an der unteren Grenze, ess ich noch was. Sonst lass ichs, wies ist. Und erfreue mich am Morgen an einem blendenden Wert. Meine Beobachtung zeigt also, Alkohol senkt den Zucker nicht (sonst würd ich ab sofort kein Insulin mehr spritzen, sondern den Flachmann einpacken), aber er sorgt bei mir dafür, dass ich für FAA (Feierabendalkoholika) nicht zu spritzen brauche, selbst wenn diese eine überschaubare Menge KH enthalten.

  • Ich trinke auch einfach abends meine Biere (wenn ich will), geh hernach schlafen u. wache morgens auf. Dann ist ein ganz normaler neuer Tag mit normalen BZ-Werten. Nichts ist passiert........ von ein paar Bier. :rolleyes:

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Selbst ein Mojito würde bei mir drinliegen. Jedenfalls war das so, als ich mich das letzte Mal zu sowas hinreissen liess. Da würd ich dann aber, wenns mehr als einer werden würde, mal zum Pen greifen. Cocktails mit Fruchtsäften würd ich wohl ganz zaghaft auch mal abdecken. Diese Situation kenn ich aber gar nicht, verzichte daher lieber. Fruchtsaft trink ich ja auch ohne Alkohol nicht.

  • Allerdings liegt Orion deswegen nicht falsch, er hat nur das Basal als Verantwortlichen für sein "Nullsummenspiel" nicht explizit benannt.


    Genau das wollte ich zum Ausdruck bringen, sehe aber ein, dass ich das Basisinsulin nur im Nebensatz als Ursache nicht deutlich genug herausgestellt habe.



    Das ich nicht sterbe, wenn ich Bier trinke (normale Mengen, etc) ist schon klar - aber was passiert mit der Energie aus dem Ethanol? Das ist eine Energiequelle. Eine erstaunlich gute. Die bevorzugt zur Verfügung steht. Solange Alkohol abgebaut wird sollte also eigentlich der Energie- (und damit Glucose-)verbrauch der Zellen niedriger sein. Da war ich in Biologie bestimmt grad Kreide holen. Kann mich nicht erinnern, wie das weiter geht.


    Oh Gott, Leistungskurs Organische Chemie vor 20 Jahren. Ich hätte nie gedacht, dass ich sowas nochmal brauche... dachte ich mal...


    [Schlaumeier]
    Alkohol wird enzymatisch über Alkoholdehydrogenase zu Acetaldehyd und das Acetaldehyd dann mittels Acetaldehyddehydrogenase zu Essigsäure katalysiert.
    Essigsäure wird über den Citratzyklus im Endeffekt zu CO2 und H2O abgebaut und ausgeschieden. Die freiwerdende Energie wird über Guanosintriphosphat den Zellen zur Verfügung gestellt. Der gesamte Prozess beinhaltet keine sacchariden Abbau- oder Zwischenprodukte, ist mithin also BZ-neutral.


    1g Ethanol hat einen physiologischen Brennwert von etwa 7 kCal. Die damit aufgenommene Energiemenge ist im Verhältnis zum Gesamtenergiebedarf und dem betrachteten metabolischen Zeitraum sicher messbar, für UNS aber vernachlässigbar, da nicht spürbar. (~100kCal aus 14g Alkohol entspricht gerade mal 5% von 2.000kCal Tagesbedarf, metabolisiert über mehrere Stunden)
    [/Schlaumeier]

    Einmal editiert, zuletzt von Orion ()

  • Versuch: Ich habe gerade viiiel Bier getrunken (Größenordnung 5-trölf Hoibe). Der BZ ist irgendwann auf 200-wenig angestiegen, ich habe dann konservativ korrigiert (war die einzige Kontrollmessung) - und eisern weitergetrunken (alles für die Wissenschaft). Nach Versuchsende war der BZ aber dennoch höher als bei der Zwischenmessung. Habe jetzt (vor dem Schlafengehen) LEICHT runterkorrigiert (ICT).


    ...im Dienste der Wissenschaft... Gern geschehen! :urlaub:D



    edit: Der Nüchternwert war traumhaft (~120). Mal sehen, wie der Tag verläuft - die Erfahrung hat gezeigt, dass ich die Bolusse (Boli, Boletten... ich kenne den korrekten Plural von Bolus nicht) reduzieren muss.

    Einmal editiert, zuletzt von Hobbit ()

  • Na, die "Energie" wird auch nicht gemessen (im Dia-Zusammenhang). Nur die Glucose im Blut. Unabhängig vom Energiegehalt unterschiedlicher niedermolekularer Verbindungen (klugscheiß). Darüber hinaus bin ich nun fest entschlossen weitere alkoholbasierte Experimente im Sinne der Allgemeinheit und des Clubs an mir selbst durchzuführen. Selbstlos nehme ich das auf mich :sekt:

    -Please stand by-

  • 25g Alkohol. Das wären schon 175kcal. Das reicht für (großzügig aufgerundet) ein Zehntel des Tagesbedarfes oder 2,4 Stunden. Und danach wäre der Alkohol auch so halbwegs abgebaut.


    Da Ethanol (Trinkalkohol) ein soooo starkes Zellgift ist, wird seinem Abbau über die Alkoholdehydrogenase von der Leber absolute Priorität vor allem anderen eingeräumt, selbst noch vor der Gluconeogenese. (Hmmm... das sollte uns etwas zu denken geben...)
    Wenn der Alkohol über den ersten Abbauschritt in ungefährlicheres Acetahdehyd katalysiert wurde, wird der "Normalbetrieb" einschließlich Gluconeogenese bereits wieder aufgenommen.
    Acetaldehyddehydrogenase und anschließende Verwertung der Essigsäure im Citratzyklus laufen unterpriorisiert im Hintergrund weiter.
    Der gesamte Abbauprozess bis runter zum CO2 und H2O und der Bereitstellung der Energie durch das GTP dauert viele, viele Stunden.



    [Edit: GTP = Guanosintriphosphat]