4,9 % - arbeite nach dem Protokoll von Dr. Richard K. Bernstein (beschrieben in „Diabetes Solution“).

  • Was die Massai anbelangt...

    Die Inuit wären da vielleicht noch mal ein ganz anderes Beispiel, weil eben ohne Tauschhandel mit Ackerbauern u. daher ohne Getreide.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Zitat

    Die Inuit wären da vielleicht noch mal ein ganz anderes Beispiel, weil eben ohne Tauschhandel mit Ackerbauern u. daher ohne Getreide.

    Ja, aber das ist Vergangenheit und daher nicht mehr nachvollziehbar. Ich war im Vorjahr bei den Grönländischen Inuit und habe gegessen wie daheim.


    LG Geri

  • Na gut.......... aber gelebt haben sie früher auch. Weiß jetzt nicht, ob häufig mit Diabetes oder nicht. Vermutlich aber nicht so lange wie ein Europäer.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Ich melde mich hier recht spät zu Wort, fand den Thread sehr informativ. Letztenendes hinterlassen Ansätze wie die des Dr. Bernstein bei mir jedoch immer einen komsichern Nachgeschmack. Wieso?


    In erster Linie muss man bedenken, dass ein Großteil der Diabetiker praktisch nie die Grundvoraussetzungen, bzw. die Basiscs von Dr. Bernsteins Prinzip erreichen/erfüllen können. Das hat vielfältige Gründe, doch im Ergebnis kann man einen solchen Ansatz nicht als die Lösung feiern, wenn sie schlicht nur für Wenige anwendbar ist.


    Ich bin da ganz bei Adrian:


    ...Schade, dass das halt für viele bedeutet, dass sie aus dem Tritt kommen, wenn sie sich auch nur einen Tag mal nicht an den Plan halten...Er hatte halt als Ingenieur seinen Körper als "black box" angesehen und seine "Solution" gefunden. Arzt war er da noch lange nicht. Beschämend sicherlich, dass viele mit passendem Studium den Diabetes so viel schlechter managen konnten.


    Die Probleme setzen immer dann ein, wenn etwas aus der Reihe läuft und hier genügt bei manchem Diabetiker z.B. allein der Beruf, der jeden Tag Überraschungen bereit hält, die mehr Flexibilität in der Therapie verlangen - freilich mit dem Kompromiss der weniger optimierten Werte.
    Als Frau muss ich hier außerdem anmerken, dass Ansätze a la Dr. Bernstein freilich immer wieder von Männern entwickelt werden, die die mitunter stark schwankende Insulinempfindlichkeit während des weiblichen Zyklus komplett vernachlässigen. (Mit Ausnahme von Frauen, die kontinuierlich die Pille nehmen, haben nur Männer einen über mehreren Wochen konstanten Basalbedarf.)


    Woran liegt es denn, dass auch gute Mediziner ihre Schwierigkeiten mit dem DM-Management haben? Wieso sind diejenigen, die von Teupe geschult wurden, nicht alle ausnahmslos "Muster-Diabetiker" mit HbA1c unter 6.0%?
    Der menschliche Körper ist keine Black Box. Eine Einheit eines bestimmten Insulins wirkt an einem Tag so und an einem anderen Tag so. Das Auslassen von Malzeiten an einem Tag, hat einen völlig anderen Basalbedarf am anderen Tag zu Folge. Usw., usf....


    Wäre ich zum Einen ein Mann und zum Anderen einer jener Diabetiker, die über lange Zeit recht stabile Werte haben, dann wäre Dr. Bernsteins Ansatz ggf. etwas, das ich mal ausprobieren würde. Allerdings scheint es mir im Alltag nur begrenzt anwendbar.
    Solange ich mit drei verschiedenen Basalraten arbeiten muss, um meinen monatlichen Zyklus richtig abzudecken, fang ich gar nicht erst an zu testen. Sämtliche Werte hätten eine Woche später schon keinen Aussagewert mehr....



    Gruß,
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • @ Veri183
    Ich möchte Dich nur darauf aufmerksam machen, dass eine abschließende Beurteilung von Diabetes Solution auf Basis meiner Posts nicht möglich ist. Ich bin nicht Dr. Bernstein und habe im wesentlichen nur die für mich wichtigen Punkte für meine persönliche Umsetzung beschrieben. Darüber hinaus bin ich aber schon auch zumindest theoretisch auf den weiblichen Zyklus, Leistungssport und Menschen mit anstrengender körperlicher Arbeit eingegangen...

  • Geri
    Danke für Deine ausführlichen Erläuterungen!


    Ich glaube, es ist klar, dass ich mich mit meinen Ausführungen nicht auf die Lebensweise von Massai oder Inuit in Reservaten sondern auf die ursprüngliche Lebensweise bezogen habe. Bzgl. Inuit finde ich die Ausführungen in The Omega-3 Effect von Dr. Sears sehr interessant.


    Das Alter der heutigen Kulturpflanzen ist für mich (zumindest im groben Maßstab) unbestritten:


    - Gerste 15000 v. Chr.
    Weizen 8000 - 5000 v. Chr.
    - Mais und Hirse 5000 v. Chr.


    Das sind maximal 1 bis 2 Prozent der Menschheitsgeschichte. Und diese Pflanzen haben sich darüber hinaus in den letzten in etwa 200 Jahren aus Gewinnoptimierungsgründen (nicht aus Gesundheitsgründen) stark verändert und diese Veränderungen auf die Gesundheit wurden bis heute nie wirklich untersucht.


    Und vor diesen Pflanzen?


    Wie sich die tägliche Kalorienaufnahme vor Einführung dieser Kulturpflanzen exakt zusammengesetzt hat, ist in gewisser Weise Spekulation.


    Aber man kann, wie von mir beschrieben:


    1. die Lebensweise von heutigen Nomadenvölkern betrachten (nicht in Reservaten) und


    2. was die tägliche Kalorienaufnahme betrifft, diese Spekulationen an heute lebenden Menschen eben durch das Weglassen dieser Kulturpflanzen (KH) untersuchen und das ist seit in etwa 1850 gut dokumentiert (Blutuntersuchungen von Menschen vor 20000 Jahren sind schwer möglich).

  • ....zumindest theoretisch...


    Genau da liegt die Crux... theoretisch ist vieles möglich. Und zuweilen auch einfacher.

    *****
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  • Hallo LocMa,


    Ich hoffe, du hältst mich nicht für einen touristischen Reservats-Besucher. Abgesehen davon, leben heute weder
    die Inuit noch die Massai in Reservaten. Sie leben aber beide in ständigem Kontakt mit der nordamerikanischen bzw. afrikanischen Zivilisation des 20./21.
    Jahrhunderts. Was die Ur-Inuit betrifft, so sind sie vor einigen Hundert Jahren ausgestorben. Die Wikinger haben in Grönland immer Ackerbau betrieben. Ob es
    einen Tauschhandel mit den Inuit gab? Großes Fragezeichen! Aber seit der Kolonisierung durch die Dänen vor 250-300 Jahren gab es immer Kohlehydrate bei
    den Inuit, auch wenn sie nicht Hauptnahrungsmittel waren.


    Anders ist es bei den von mir genannten 4 Siedlungen, die noch vor der Einführung und Nutzung von
    Kulturpflanzen stehen. (Wie lange noch?) Das sind Clans, die durch den Busch ziehen und dort bleiben, wo sie ein paar Sagopalmen finden. Dort bleiben sie,
    bis sie alles zusammengefuttert haben, dann ziehen sie weiter. Daneben ziehen sie täglich durch die Wälder, um zu jagen, der Erfolg ist sehr mäßig. Komischerweise
    kennen sie noch nicht den Gebrauch von Früchten, obwohl ich selbst essbare Früchte im Busch gefunden habe. Tägliches Essen sind Fladen aus dem Mehl der Sagopalme
    und die Maden, die auch im Holz der Sagopalme zu finden sind. Ich persönlich habe ein bisschen gemogelt und einige kg Reis mitgebracht, da ich schon aus
    anderen Regionen Neuguineas wusste, dass die Ernährung recht einseitig und langweilig werden würde. Die Ernährungslage dieser Menschen ist katastrophal,
    ihre Lebenserwartung extrem niedrig. In 4 Dörfern nur 2 Menschen, die vermutlich schon um die 40 waren. Fleisch durch die Jagd ist nicht ausreichend-
    Leguane, kleine Vögel, Krabben. Es gibt einige Schweine, die so knapp sind, dass sie nur bei rituellen Anlässen verzehrt werden dürfen. Hinzu kommt das
    Menschenfleisch, meist durch natürliche Todesfälle, viel seltener durch kriegerische Handlungen. Die flussabwärts des Eilanden gelegenen Dörfer haben
    schon Hühner, Bananen und Ananas, ihre physische Gesundheit ist um vieles besser.


    Für mich steht, wie für dich, außer Frage, dass der Mensch ohne Kohlehydrate leben kann. Ich habe aber keine
    Ahnung, wie gut das für ihn ist. Wir sind uns wahrscheinlich einig, dass wir die Veränderung der Lebensmittel in den letzten 100 Jahren nicht begrüßen und
    dass diese in Verbindung mit mangelnder Bewegung zu etlichen Zivilisationskrankheiten geführt haben, so auch Diabetes. Es gibt jede Menge
    Theorien zu alternativer Ernährung, es wird an allen möglichen Schrauben gedreht. Hinzu kommt natürlich die Möglichkeit, an der Bewegungsschraube zu
    drehen. Was richtig ist? - ich habe keine Ahnung. Vermutlich gibt es auch nicht DIE Wahrheit, ist es für jeden etwas anderes, das gut ist. Und noch etwas, was
    ich trotz meiner Kritik an den "neuen" Lebensmitteln zugeben muss: die Lebenserwartung ist höher denn je. Vielleicht sollten wir eher die Japaner
    untersuchen als irgendwelche Steinzeit-Völker. Ist wahrscheinlich auch einfacher. Sie schaffen es, bis ins hohe Alter eine hohe Lebensqualität zu
    bewahren.


    LG Geri

  • Hallo Veri,


    Was hältst du denn für ein optimales DM-Management? Das kann man doch nicht am HBA1c-Wert festmachen. DM
    ist weder meine bevorzugte Freizeit-Beschäftigung noch mein Job. Ich sehe, wie auch viele Diabetologen, ein optimales DM-Management darin, dass man, abgesehen
    von einigen wenigen, schnell erledigten Routine-Tätigkeiten (Messen + Spritzen), vom Diabetes so gut wie nichts bemerkt, so viel wie möglich erlebt vor dem
    irdischen Abgang, der auch den Nicht-Diabetikern nicht erspart bleibt, und aus dem Augenwinkel heraus, aber doch recht entspannt, beobachte, dass meine Werte
    in einem Rahmen bleiben, in dem andere Diabetiker normalerweise gesund alt werden. Ich weiß, "normalerweise" ist nicht 100%. Aber "normalerweise"
    ist für michvöllig ausreichend. Ohne Unabwägbarkeiten wäre das Leben wohl recht langweilig und ich könnte viele Tätigkeiten, die mir so wertvoll sind, ganz unabhängig
    vom Diabetes, gar nicht ausüben.


    LG Geri

  • Zitat

    Genau da liegt die Crux... theoretisch ist vieles möglich.


    Mein 'theoretisch' bezog sich darauf, dass ich weder weiblich, noch Leistungssportler, noch Dachdecker bin.


    Dr. Bernstein muss diese Konzepte bei seinen mittlerweile mehr als 3000 Patienten schon praktisch anwenden.

  • Moin Geri,


    kannst Du mir den BZ Bereich mitteilen von bis, der für Dich akzeptabel und normal ist.


    MLG


    Hinerki

  • Hallo Hinerki,
    Was ich so bisher in den vielen Selbsthilfegruppen in Österreich und Deutschland erlebt habe und was mit der Meinung der meisten bekannten Diabetologen zusammenpasst, scheint ein MBG bis zu 170/180 bei einem Drittel-Viertel postprandialer Messungen in Ordnung zu sein (sicher besser bis 160), um die angeführten Ziele zu (normalerweise) zu erreichen. Auch ein MBG unter 200 scheint noch OK, wenn auch der Blutdruck passt. Laut Kinga Howorka erweitert ein guter Blutdruck deinen Spielraum bzgl. MBG enorm. Der Vorteil der Selbsthilfegruppen ist der, dass du dort die wirklich Steinalten mit scheinbar ewiger Diabetesdauer triffst. Die Jungen, und dazu zähle ich bereits Gruftis wie mich, sind eher im Netz unterwegs, die Alten in Selbsthilfegruppen. Welchen Einfluss der psychosomatische Aspekt auf Langzeitschäden hat, kann ich nicht beurteilen, auf die Lebensqualität kann er sich aber enorm auswirken.


    Ich lebe über lange Zeit gesehen mit einem MBG von 135 und fühle mich damit pudelwohl. Vor allem deshalb, weil dies mit minimalem Aufwand zu realisieren ist. Ich habe aber keine Schwierigkeiten, für eine Zeit lang mit 150-170 zu leben, wenn dies die Lebensumstände erfordern (vor allem Expeditionen oder ähnliche Unternehmungen). Wenn ich ein für mich wichtiges Ziel verfolge, frage ich nicht, ob das mit Diabetes möglich ist. Ich mach es einfach und der Diabetes muss da irgendwie mit, mal besser, mal schlechter. Derzeit ist mein MBG deutlich unter 135. Aber warum? Ich bin seit Wochen in Österreich, muss viel am Computer arbeiten und führe ein relativ ruhiges Leben. Das soll aber nicht dauerhaft so sein in meinem Leben. Wenn ich in gut 2 Wochen nach Westafrika aufbreche, wird der MBG vermutlich wieder steigen, da es überhaupt keine Regelmäßigkeit mehr geben wird in meinem Leben.


    LG Geri

  • Geri: Im Grunde sehe ich das wie du. Wenn du mit wenig Aufwand einen MBG von 135 erreichst und damit glücklich lebst, ist das wirklich super. Bei mir war es lange Zeit so, dass ich entspannt in meinem Alltag mit 140-150 gelaufen bin und damit zufrieden war. Mit der Pumpe konnte ich dies noch etwas bessern (ohne großen zusätzlichen Aufwand). Aktuell ist alles etwas anders (habe gerade erst eine Schwangerschaft hinter mir und noch nicht wieder eine stabile BZ-Einstellung erreicht).
    Die Schwangerschaft hat mir z.B. gezeigt, dass ich mit entsprechend Zeit (ich habe zeitweise nicht gearbeitet) und Disziplin sehr viel bessere BZ-Werte erreichen kann. Aber ich gewann auch die Erkenntnis, dass ich in meinem neuen Alltag mit Kind und später mit Kind und Job es ungleich schwerer haben werde, eine strenge Herangehensweise in meinen Alltag zu integrieren. Daher werde ich mich wohl langfristig auf höhere MBG einstellen und muss hier erst wieder meinen optimalen Weg finden: Werte, mit denen ich zufrieden bin, mit geringem Aufwand zu erreichen.


    Gruß,
    Veri

    *****
    "Bevor du dir selbst eine Depression oder einen Minderwertigkeitskomplex diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht einfach nur von Arschlöchern umgeben bist." Prof. Dr. Sigmund Freud

  • Den Vergleich Teupe/Bernstein lasse ich jetzt mal hier weg. Es ist unfair für jeden Diabetologen, mit dem Wissen, das Herrn Teupe vermittelt, verglichen zu werden ;)


    Leider habe ich es wohl doch gemacht und dadurch ist vieileicht deine Demotivation gekommt.
    Wenn ich meine, dass man das "Aus dem Tritt kommen" auch noch anders angehen kann und leider ignoriert wird, dann muss ich immer noch anerkennen, dass für die meisten in der FB-Gruppe ein "Aus dem Tritt kommen" dann immer hoch heißt: Halt mal ein Schnitt an dem Tag bei 110mg/dl - und das ist immer noch besser als bei vielen anderen.


    Von den ca. 2000 Diabetikern in der Gruppe, die sich regelmäßig über die Bernstein-Therapie austauscht, ist LocMa der erste, der wirklich so geregelte Mahlzeiten einhält.
    Die meisten fahren halt das Schema:
    "Zu den meisten Hauptmahlzeiten 6/12/12 - wenn überhaupt sooo genau festgelegt. Mittags dabei eher geschätzt. Snacks sind Low-Carb"
    Wie vielseitig - da gibt es jeden Tag etwas anderes - sieht man z.B. am Youtube-Channel von Stephany Joyce Winter: https://www.youtube.com/channel/UCTm-wCyRz4mzC1Maa_l6kcQ

    In erster Linie muss man bedenken, dass ein Großteil der Diabetiker praktisch nie die Grundvoraussetzungen, bzw. die Basiscs von Dr. Bernsteins Prinzip erreichen/erfüllen können. Das hat vielfältige Gründe, doch im Ergebnis kann man einen solchen Ansatz nicht als die Lösung feiern, wenn sie schlicht nur für Wenige anwendbar ist.


    Das Grundprinzip von Herrn Bernstein ist: Kleiner Input macht kleine Fehler; großer Input macht große Fehler.


    Wäre ich zum Einen ein Mann und zum Anderen einer jener Diabetiker, die über lange Zeit recht stabile Werte haben, dann wäre Dr. Bernsteins Ansatz ggf. etwas, das ich mal ausprobieren würde. Allerdings scheint es mir im Alltag nur begrenzt anwendbar.


    Einerseits klingt für mich der Beitrag jetzt wie: "Ich werde es nie so perfekt hinbekommen, also brauche ich es erst gar nicht probieren". Also ein vorgeschobener Grund?
    Einerseits erschließt sich mir die Logik nicht. Wer stabile Werte hinbekommt, der braucht sich ja nach keiner neuen Therapie umsehen (es sei denn, sie wäre einfacher und mit weniger Aufwand zu schaffen natürlich). Es ist kein mitzubringendes Grundprinzip, dass man mitzubringen hat, sondern eines der Therapieziele.


    Daher denke ich mir: Wenn es bei einer Mahlzeit am Tag nicht hinhaut, weil ich High-Carb essen muss, weil die Kantine soziale Pflicht ist und es absolut nicht anderes dort gibt: 2 gut funktionierende Mahlzeiten sind besser als nichts. (Ich glaube der Fall ist sogar eher die Ausnahme)
    Wenn eine Woche im Monat eh schlecht läuft - warum dann die restlichen 3 vernachlässigen?


    Das mit dem Low-Carb gilt jetzt nur hier speziell. Das andere aber schon fast universell:
    Eine passende Basis zu finden, die stabil ist ist, von der aus man dann die Abweichungen meistern kann, ist eine klasse Sache.
    Ich bin häufig in Situationen wo ich mir gedacht habe: Hätte ich vorher, als ich faul war, gedacht, dass es später mehr Arbeit wird, wenn ich nichts tue, hätte ich insgesamt fauler sein können.


    Eine Einheit eines bestimmten Insulins wirkt an einem Tag so und an einem anderen Tag so. Das Auslassen von Malzeiten an einem Tag, hat einen völlig anderen Basalbedarf am anderen Tag zu Folge. Usw., usf....

    Aus dem Chaos heraus ist es für mich schwer zu sehen, woran es eigentlich liegt. Erstmal Ruhe reinbringen; erst dann kann man das Problem zu isolieren - und eventuell das nächste mal dann zu verhindern.
    Dass eine Einheit an einem Tag anders wirkt als an einem anderen liegt meistens daran, dass der Grundstoffwechsel nicht anständig abgedeckt ist. Wie bereits in einem anderen Beitrag geschrieben: Die gefürchteten Basal-Lücken treten bei Low-Carb deutlich seltener auf, da man doch mehr verzögertes Insulin hat.


    Bei Bernstein hat das Auslassen einer Mahlzeit - erstaunlicherweise in der Praxis - wenig Auswirkung auf den Basalbedarf am nächsten Tag. Das liegt mMn daran, dass man durch das wenige Insuin schon extrem Up-Reguliert ist - viel mehr geht da auf die Schnelle gar nicht. (Oweh, jetzt habe ich doch versucht Bernstein mit Teupe-Wissen zu erklären,... naja dann kann ich ja gleich weitermachen ;) ).
    Generell ist man viel weniger Anfällig für unbemerkte Up- und Down-Regualtion, wie mir scheint. Dank meines Modys und dadurch stark schwankenden Bolus-Mengen bin ich ja sehr anfällig dafür und mache normalerweise deutlich stärkere Up-Down-Spiralen durch im Vergleich zu anderen.


    Da man aber meistens doch energie-erhaltend isst, hat die Verschiebung CHO zu Fett/EW und die Bewegung (besonders nach dem Essen) einen großen Einfluss. Durch Weglassen von CHO schwanken die Bolusgrößen nicht mehr so stark. Durch auch weniger Up/Down.
    Wenn sich doch mal eine Hormon-Resistenz einschleicht (was mMn seltener ist), braucht man mit weniger CHO-Last auch weniger Korrektur-Insulin.


    Abschließend: Nur nicht entmutigen lassen. Ich würde es einfach als Bereicherung im Repertoire der Therapie-Möglichkeiten ansehen, auf das man zurückgreifen kann.


    lg, Adrian

  • Hallo zusammen,
    es ist sehr interessant und aufschlussreich, hier mitzulesen und dass es eine Quelle für deutschsprachige Informationen zu T1, Keto und Dr. Bernstein gibt. Ich ernähre mich auch seit einiger Zeit LowCarb / Ketogen. Typ 1 wurde bei mir vor einem Jahr diagnostiziert und bis vor kurzen war ich wohl noch in der Remission, denn ich habe mit dieser Ernährung keine Bolus-Injektionen gebraucht und 3-4 Einheiten Toujeo haben den Blutzucker stabil gehalten. Jetzt merke ich aber den Anstieg durch das Eiweiß und die geringen Mengen KH deutlich. Deswegen habe ich angefangen ca. 20min vor dem Essen 2-3 Einheiten Liprolog zu spritzen. Ich habe aber das Gefühl, das Liprolog wirkt nicht lange genug, um den Gluconeogenese-Effekt des Eiweiß abzudecken, nach etwa 3-4h steigt mein Blutzucker an.
    Muss ich also auf Actrapid / Normalinsulin umsteigen? SEA von 1h ist in meiner Situation meistens absolut unmöglich, die 20min schaffe ich nur selten einzuhalten. Wie macht ihr das? Spricht etwas dagegen, das Basal soweit zu erhöhen, dass es diese langsamen BZ-Anstiege durch das Eiweiß abdeckt, wenn die Mahlzeiten immer relativ gleichmäßig verteilt sind?
    Auch bin ich, seitdem ich vor jedem Essen spritze, gefühlt und gemessen nicht mehr in der Ketose (meines Wissens nach ein sehr positiver Zustand). Wie ist das bei euch?

  • freetrail
    1 bis 2 Einheiten schnelles Insulinanalogon für eine Hauptmahlzeit wirkt generell recht kurz. Die Resorptionszeit ist ja dosisabhängig.
    Ich habe bisher zwei Diabetikerinnen kennengelernt, die so insulinempfindlich sind, dass sie auch für "High-Carb" nur so wenige Einheiten brauchen und deswegen auf Human umgestiegen sind.
    Für "Low-Carb" sehe ich bei so wenigen Einheiten eh kein auskommen und vermute sogar, dass Actrapid noch zu kurz wirkt.


    Den längeren Spritz-Ess-Abstand braucht man ja überwiegend wegen der CHO, weniger wegen Eiweiß und Fett (es sei denn, man trinkt Molke pur).
    Bei nur ganz wenigen und langsamen CHO kann es sein, dass du totzdem mit einem akzeptablen Spritz-Ess-Abstand auskommst.


    lg, Adrian

  • freetrail

    Zitat

    Deswegen habe ich angefangen ca. 20min vor dem Essen 2-3 Einheiten Liprolog zu spritzen. Ich habe aber das Gefühl, das Liprolog wirkt nicht lange genug, um den Gluconeogenese-Effekt des Eiweiß abzudecken, nach etwa 3-4h steigt mein Blutzucker an.


    Was Du schreibst, entspricht genau meinen Erfahrungen. Ich kenne zwar Liprolog nicht, sollte aber von der Wirkkurve her in etwa meinem Novorapid entsprechen. So schnell wirksame Insuline werden von Dr. Bernstein nur zur BZ-Korrektur, aber nicht für Bolus empfohlen. Das ist faktisch unmöglich, den langsamen BZ-Anstieg einer KH-armen Mahlzeit und das EW, dass erst zwischen der dritten und fünften Stunde nach der Mahlzeit ins Blut kommt, abzudecken.


    Es kann gut sein, dass zwar die Gesamtmenge an IE ausreicht, aber der BZ ein bis zwei Stunden nach dem Essen eine Spur zu niedrig wird und dann nach der dritten Stunde kein Bolus mehr für das EW da ist.


    Dr. Bernstein empfiehlt für Bolus in den USA Regular, ich verwende Actrapid (was von der Wirkkurve her Regular entspricht) und habe damit nur gute Erfahrungen gemacht. Eine andere Möglichkeit wäre, Dein Liprolog auf zwei Injektionen (die zweite vielleicht zwei Stunden nach dem Essen) aufzuteilen – das wäre aber nicht meine erste Wahl.


    Dazu kommt, dass ein Spritz-Ess-Abstand von 20 Minuten für ein so kurz wirkendes Insulin zu hoch ist. Wenn ich mal auf Grund eines Meetings meinen Spritz-Ess-Abstand bei Actrapid nicht einhalten kann, spritze ich Novorapid direkt zum Essen (ohne zeitlichen Abstand).


    Generell ermittelt man den Spritz-Ess-Abstand für Actrapid nach Dr. Bernstein (genaues Messgerät wie bspw. Contour Next oder Freestyle Freedom Lite ist absolute Voraussetzung ) so:


    1. Ausgehend von einem normalen BZ von nicht über 120 mg/dl (darüber können schon Insulin-Resistenzen gegeben sein), spritz man die IE Actrapid für die Mahlzeit.


    2. Nach 15 Minuten beginnt man, alle fünf Minuten den BZ zu messen. Der optimale Spritz-Ess-Abstand ist der Zeitpunkt, an dem der BZ um mindestens 5 mg/dl unter den Ausgangswert gefallen ist (aber dann nicht mehr länger warten, sondern dann gleich essen).


    Bei mir sind das in der Früh und zu Mittag bei Actrapid 25 Minuten, am Abend 15 Minuten.


    Zitat

    Wie macht ihr das? Spricht etwas dagegen, das Basal soweit zu erhöhen, dass es diese langsamen BZ-Anstiege durch das Eiweiß abdeckt, wenn die Mahlzeiten immer relativ gleichmäßig verteilt sind?


    Aus meiner Sicht absolut ja:


    1. Es ist unrealistisch, über Monate jeden Tag dreimal die gleiche Menge EW zu essen (Restaurant, Magen-Darm-Grippe, etc.). Was ist mit Extra-Mahlzeiten (Geburtstag, Weihnachten, etc.)?


    2. Basal ist für den Grundbedarf, nicht für den Bolus.


    3. Beim Basal entsteht ein Spiegel, der u. U. dann auch in der Nacht, wo man normalerweise kein EW isst, wirkt.


    Zitat

    Auch bin ich, seitdem ich vor jedem Essen spritze, gefühlt und gemessen nicht mehr in der Ketose (meines Wissens nach ein sehr positiver Zustand).


    Das kann IMO mit dem Spritzen vor dem Essen absolut nichts zu tun haben.


    Wie misst Du Ketose?


    Wenn Du Ketone im Harn meinst: ich bin seit Jahren in Ketose und habe null Ketonkörper im Harn. Und das muss auch so sein, weil mein Körper lebt hauptsächlich von Ketonen. Wenn ich anfangen würde, Ketonkörper auszuscheiden, müsste etwas gewaltig schief laufen (vergleichbar mit Harnzucker).


    Das Freestyle Nano kann Ketone im Blut messen, ist aber IMO nicht notwendig, weil die werden bei Ketose immer am oberen Anschlag des Normbereichs sein.


    Kann es sein, dass sich durch das zusätzliche Spritzen zu den Mahlzeiten Deine BZ-Einstellung dermaßen verbessert hat, dass deswegen Ketone im Harn verschwunden sind und Du das als ‚fehlende‘ Ketose interpretiert hast?

    Einmal editiert, zuletzt von LocMa ()

  • Ihr müsst an das Licht klauben! Seit 10000 Jahren ernährt vor allem das Licht die Menschheit.


    Nicht umsonst war im Rauchgeschwängerten Bitterfeld und oder im Hohem Norden die Selbstmordrate so hoch.



    Letzte Woche habe ich viel gearbeitet, geschlafen ... Gegessen was mir Spaß macht.


    Die Folge: Ein A trich in der Bz-kurve auf gutem Niveau.


    Wenn ihr euch nicht an die Regeln der insulierung achtet, braucht ihr auch keine super super Regeln von Hinz und Kunz!


    Liebe sorry aber macht Schluss mit dem Quatsch hier. Tief durch atmen. Spaziergang machen. Das einzig gesunde.


    Und der Tiguan bleibt in der Garage!!!!!!!!

    let the sun shine