4,9 % - arbeite nach dem Protokoll von Dr. Richard K. Bernstein (beschrieben in „Diabetes Solution“).

  • Das Experiment ist ein bisschen gefährlich, Du hättest ja auch das Bewusstsein verlieren können.


    Ich spreche mal "für Ihn": Nein, weil das alles in zeitlupe abläuft. Als ich meine ersten Wochen T1D hatte, kamen mit 100 auf dem Tacho verdammt wenig vor und ab 90 hatte ich "gezittert", bei 80 dagegen gefressen. Weil meine zuvor monatelang (unbemerkt) hohen Werte für den Körper total ungewohnt waren. Einmal durch Remission wieder drin im 80+/- Trott und zudem Low Carb waren bei mir auch 50 noch ohne Aufallsymptome. Weil der Körper eben gewohnt ist Fett und Eiweiss zu verbrennen (wie ein Ausdauersportler, der fällt auch im Gegensatz zu einem untrainierten nicht nach nem 400m Sprint ins gefühlte Koma). Bei mir kommen verlässliche Symptome ab etwa 45. Fühlt sich "kalt" und "unangemehm" an, aber es ist eben alles in Zeitlupe und nicht "Gerade noch ein Stück Kuchen bestellt und ne gefühlte Sekunde später kam bereits der Rettungswagen".

    --
    Nix Diabetes - das ist lediglich Glucose-Intoleranz.

  • "Gerade noch ein Stück Kuchen bestellt und ne gefühlte Sekunde später kam bereits der Rettungswagen".

    Das hatte ich mal fast genau so geschrieben, weil es das auch tatsächlich so gab. Nur sind bei mir die Verbindungen gekappt u. kein Organ gibt im Notfall von seinem Zucker was ab. Alles passiert gleich u. abrupt.

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)

  • Ikebana

    Zitat

    wie ging es Dir mit 40 mg/dl? Ich fühle mich ab 50 wirklich richtig schlecht und ein "aussitzen" käme nicht in Frage, zumal die Gegenregulation auch etwas dauert.
    Das Experiment ist ein bisschen gefährlich, Du hättest ja auch das Bewusstsein verlieren können.


    Auf die Idee, dass ich das Bewusstsein verlieren hätte können, bin ich noch nie gekommen – das ist für mich so was von weit weg… Das mit Zeitlupe kommt dem Ganzen schon sehr nahe.


    Der entscheidende Faktor sind aber die geringen Bolus-Mengen bei Low Carb. Für mich sind 4 bis 4,5 IE Actrapid wirklich schon die größten Dosierungen (im Schnitt eher 3 IE pro Mahlzeit). Es wird ja hoffentlich niemand auf die Idee kommen, dieses Experiment nach 100 g KH oder so zu wiederholen,.


    Dr. Bernstein hat bei sich selbst schon öfter zu Anfangszeiten mit Laborgeräten einen BZ von 0 mg/dl gemessen. Das ist möglich, weil es in Wirklichkeit nicht um den BZ im Kapillarblut, sondern um den BZ im Gehirn geht. Und das Gehirn kann den BZ durch die Blut-Hirn-Schranke zumindest eine bestimmte Zeit lang auch bei sinkendem BZ im Kapillarblut aufrecht erhalten. Das heißt jetzt aber nicht, dass bei einem BZ von 0 mg/dl im Kapillarblut nicht schon Feuer am Dach wäre!


    Ich selbst merke bei sinkendem BZ keine „Ausfallsymptome“ mehr. Man könnte sich natürlich jetzt auch Gedanken darüber machen, ob nach vielen Jahren Low Carb das Gehirn in solchen Situationen auf Ketone zurück greifen kann…


    IMO spürt man auch nicht den absoluten BZ, sondern die Differenz zum durchschnittlichen BZ. Wenn die Diagnose spät gestellt wird, haben ja manche schon bei 150 mg/dl Pseudo-Hyposymptome.


    Für mich sind Werte in den niedrigen 70ern „normale“ Bz-Werte. Sie werden mit 2 g Glukose auf 80 korrigiert, sind aber im Tagesverlauf akzeptierte Werte. Die Differenz zu 50 mg/dl ist jetzt IMO zu niedrig, dass ich mich da wirklich schlecht fühlen könnte.


    Unter Low Carb ist das wichtigste Alarmsignal für zu niedrigen BZ immer Hunger, sofern man drei mal täglich mit ausreichendem EW versorgt ist. Ich merke bei Werten zwischen 50 und 60 mg/dl, dass mich laute Geräusche oder das Tratschen von Kollegen im Büro in meiner Konzentration stören, habe aber in diesem Bereich noch keinerlei körperliche Einschränkungen (wenn ich bspw. Push-Ups trainiere). Bei Werten unter 60 mg/dl verschwindet die Lust auf Sex.


    Bei 35 bis 40 mg/dl fange ich leicht zu Schwitzen an. Aber selbst da fühle ich mich in meinem Tagesablauf in keinster Weise eingeschränkt. Ich nehme einfach 2 Dextro (vorzugsweise mit etwas Wasser aus dem Blender, Weils schneller ins Blut geht) und mache weiter, wobei ich gerade gestört worden bin…


    Wenn man sich an die Vorgaben von Dr. Bernstein hält, sind so niedrige Werte eigentlich nur nach wirklich nachvollziehbaren Fehlern möglich. Wenn man die eigenen Fehler erkennt, fühlt man sich auch nicht mehr ausgeliefert. Für mich war es anfangs ungewohnt, vor jeder BZ-Messung die Hände zu waschen. Das ist notwendig, weil man halt öfter für kleinere Korrekturen 1 oder 2 g Glukose in der Hand hat. Wenn man so wie ich das Freestyle Freedom Lite verwendet, das mit nur 3 µL Blut auskommt, wirken sich kleinste Mengen Glukose auf der Haut fatal aus und man korrigiert u. U. nur scheinbar zu hohe Werte.


    Eine andere Nachlässigkeit war kürzlich, dass ich ein neues Lachs-Obers-Auflauf Rezept nicht berechnet, sondern beim ersten mal essen nur geschätzt hab. Und da ist die Toleranz nach unten bei einem durchschnittlichen BZ von 80 mg/dl halt nicht mehr sehr groß… Aber das hat man selbst in der Hand und kann es beim nächsten mal besser machen.

  • Ich selbst merke bei sinkendem BZ keine „Ausfallsymptome“ mehr. Man könnte sich natürlich jetzt auch Gedanken darüber machen, ob nach vielen Jahren Low Carb das Gehirn in solchen Situationen auf Ketone zurück greifen kann…


    Bei 30g KH am Tag, zudem nach so langer Zeit, ist das Gehirn auf Ketone, deshalb auch keine Hyposymptome.


    Siehe auch hier das Experiment Ketogene Adaption senkt Hypogrenze

  • Zitat

    Gleichzeitig nahm die Keton Konzentration im Blut ab, was bedeutet dass das Gehirn die Keton Körper als Brennstoff verwendete.


    Das könnte mir meinen stichprobenweise gemessenen IMO niedrigen Keton Wert von 0,6 Mmol erklären. Ich weiß jetzt nicht mehr, was da Stunden vor der Messung war (das ist schon zu lange her), aber es wäre zumindest eine mögliche Erklärung, zumal ich jetzt im Sommer eher bei 10 g KH pro Tag bin...


  • Das könnte mir meinen stichprobenweise gemessenen IMO niedrigen Keton Wert von 0,6 Mmol erklären. Ich weiß jetzt nicht mehr, was da Stunden vor der Messung war (das ist schon zu lange her), aber es wäre zumindest eine mögliche Erklärung, zumal ich jetzt im Sommer eher bei 10 g KH pro Tag bin...

    ja, durchaus. Ist bei mir auch so. Ich messe die Ketone gar nicht mehr. Ich denke, das ist so wie mit den Triglyceriden im Blut. Die sinken bei einer Low Carb Ernährung auch erheblich, obwohl Muskeln hauptsächlich damit versorgt werden.

  • hinerki

    Zitat

    Du erwähnst nur das Protein, hast Du das Fett bewusst oder versehentlich nicht erwähnt.


    Ich hab Fett bewusst nicht erwähnt, ich hab bei mir noch nie einen Einfluss von Fett auf meinen BZ feststellen können. Ich gehe bei mir davon aus, dass 1 IE Actrapid in etwa 12 g EW und 1 IE Actrapid in etwa 8 g KH abdeckt (bei 70 kg Körpergewicht). Bei 140 kg Körpergewicht wären es nur mehr 6 g EW oder 4 g KH, man muss also nach dem Körpergewicht skalieren. Diese Faktoren muss man dann nach den ersten Mahlzeiten weiter fein tunen.


    Wenn ich 100 g Fett zusätzlich zu einer Mahlzeit esse, von der ich den Insulinbedarf kenne, gibt es 5 Stunden nach der Mahlzeit bei gleicher Insulindosis bei mir einfach keine Abweichung im BZ. Aber man muss die Etiketten lesen. Wenn Du das bspw. Mit Kokosmus ausprobieren willst: Kokosmus enthält KH, Kokosfett hingegen nicht!


    Oder wenn ich mir am Wochenende 4 Portionen Indian Curry für die Arbeitswoche vorkoche und zwei Portionen mit 150 g Hühnerfleisch (roh gewogen) und die anderen zwei Portionen mit 150 g Schweinebauch esse, muss ich den Bolus bei den Portionen mit Schweinebauch von 4,5 IE auf 3 IE Actrapid verringern, weil der hohe Fettanteil von in etwa 50 Prozent das EW in diesen Portionen mit Schweinebauch halbiert.


    Bei mir hat Fett in den letzten Jahren einfach keinen Einfluss auf den BZ gehabt (das entspricht dem Vorgehen von Dr. Bernstein in Diabetes Solution) und ich kann keine Komplexität reinbringen, wo bei mir einfach keine ist ;-)

  • Hallo.


    Ich habe mir jetzt nicht jeden Beitrag durchgelesen. Kann aber auch bestätigen, dass Low Carb eine gute Ernährungsform für Diabetiker ist. Ich verwende es aber nur, um nach Phasen mit Muskelaufbau angesammeltes Fett wieder loszuwerden. Das ich keine Hypos oder nur sehr wenige habe, kann ich nicht bestätigen. Mein Low Carb Plan sieht auch eher so aus, dass ich morgens Low Carb mache, mittags KH und abends Low Carb. An einem Sporttag abends dann auch ein wenig KH. Meine Kurven verändern sich dabei nicht so drastisch. Sie sind aber auch sonst sehr gut und mein BZ liegt meistens im Zielbereich. Vorteil bei Low Carb ist für mich halt, dass es die effektivste Methode für mich ist, um Fett los zu werden und ich muss weniger Novorapid/Fiasp spritzen.


    Grüße


  • Hallo.


    Ich habe mir jetzt nicht jeden Beitrag durchgelesen. Kann aber auch bestätigen, dass Low Carb eine gute Ernährungsform für Diabetiker ist. Ich verwende es aber nur, um nach Phasen mit Muskelaufbau angesammeltes Fett wieder loszuwerden. Das ich keine Hypos oder nur sehr wenige habe, kann ich nicht bestätigen. Mein Low Carb Plan sieht auch eher so aus, dass ich morgens Low Carb mache, mittags KH und abends Low Carb. An einem Sporttag abends dann auch ein wenig KH. Meine Kurven verändern sich dabei nicht so drastisch. Sie sind aber auch sonst sehr gut und mein BZ liegt meistens im Zielbereich. Vorteil bei Low Carb ist für mich halt, dass es die effektivste Methode für mich ist, um Fett los zu werden und ich muss weniger Novorapid/Fiasp spritzen.


    Grüße

    Hört sich nach der anabolen Diät an? Das ist zwar eine very Low carb Diät, aber das Ziel ist da nicht eine langfristige Fettadaption, sondern gerade das Gegenteil. Da wird kurzfristig der Effekt benutzt, dass der Körper zwar Ketone produziert, diese aber wieder unbenutzt auspinkelt weil der Körper diese noch nicht bewerten kann. Der Effekt der langfristigen Fettadaption ist der Umstieg des Gehirns von KH auf Fett, was den Basalbedarf erheblich senkt da das Gehirn etwa für 20% der Gesamt-Tageskalorien verantwortlich ist, d.h. nachts flachere Verläufe etc.

  • Hört sich nach der anabolen Diät an? Das ist zwar eine very Low carb Diät, aber das Ziel ist da nicht eine langfristige Fettadaption, sondern gerade das Gegenteil. Da wird kurzfristig der Effekt benutzt, dass der Körper zwar Ketone produziert, diese aber wieder unbenutzt auspinkelt weil der Körper diese noch nicht bewerten kann. Der Effekt der langfristigen Fettadaption ist der Umstieg des Gehirns von KH auf Fett, was den Basalbedarf erheblich senkt da das Gehirn etwa für 20% der Gesamt-Tageskalorien verantwortlich ist, d.h. nachts flachere Verläufe etc.

    Hmmm, wird bei einer anabolen Diät nicht vermehrt Fett zu sich genommen? Das mache ich nicht.

  • Moin LocMa,


    Die wohl allgemein übliche Formel zur Berechnung der FPE,
    Eiweiß Kalorien + Fett Kalorien / 100.
    Nach einiger Zeit begann ich an dieser Rechenweise zu Zweifeln.


    Auch waren im Netz Studien zu finden welche alle den Fettanteil aus der Berechnung heraus nahmen, sowie es in meinen Verfahren schon für mich raus genommenen wurde.


    Somit bleibt nur die durch das Fett verursachte Verzögerung.


    Hoffentlich habe ich Deine Beiträge richtig interpretiert.


    MlG


    Hinerki

    Einmal editiert, zuletzt von hinerki ()

  • hinerki

    Zitat

    Hoffentlich habe ich Deine Beiträge richtig interpretiert.


    Davon gehe ich schon aus.

    Zitat

    Somit bleibt nur die durch das Fett verursachte Verzögerung.


    Bei mir besteht eine Mahlzeit normalerweise aus 3 bis 6 g KH und 30 bis 36 g EW. Der Fettanteil setzt sich aus dem im EW enthaltenen Fett plus in etwa 15 g zusätzlich zugefügtem Fett zusammen. Also zusätzlich 20 g Butter (Fettanteil in etwa 70 Prozent) oder 50 g Creme Fraiche (Fettanteil in etwa 30 Prozent) etc.


    Bei den 3 bis 6 g KH kommt es bei mir durch das Fett zu keiner Verzögerung (vermutlich ist die KH-Menge dafür zu gering).


    Und bei den 30 bis 36 g EW (bspw. 150 bis 180 g rohes Fleisch) gehe ich davon aus, dass sie zwischen der dritten und fünften Stunde nach dem Essen in Glukose umgewandelt werden. Das entspricht zusammen mit den KH ziemlich genau der Wirkkurve von Actrapid (oder Regular im angloamerikanischen Raum). Habe ich in Ausnahmefällen mal kein Actrapid zur Verfügung, splitte ich Novorapid auf zwei (besser drei) Injektionen während dieser fünf Stunden). Auch hier habe ich bei mir noch nie eine Verzögerung durch Fett feststellen können.

  • Was IMO völlig unterschätzt wird, ist die völlige Unberechenbarkeit von sehr hohen Insulindosen unter einer High Carb Ernährung, dagegen erscheint mir eine eventuelle Verzögerung durch Fett verschwindend gering:


    John Galloway, früherer medizinischer Leiter von Eli Lilly and Company, hat einem gesunden Menschen 70 IE Regular (vergleichbar mit Actrapid) injiziert, alle paar Minuten den Blutzucker gemessen und mittels einer Glukose-Infusion den Blutzucker konstant bei 90 mg/dl gehalten.


    So weit, so gut. Nur, diese Glukose-Infusion hat über 168 Stunden (sieben Tage) aufrecht erhalten werden müssen!


    Da darf es einen nicht mehr wundern, dass Hypos und Blutzuckerwerte unter einer High Carb Ernährung völlig unberechenbar erscheinen. Da hat man von einer Jumbo-Pizza wirklich mehrere Tage etwas…


  • Moin,
    mir ist wiederhohlt aufgefallen, bei Nudeln 60 (Gramm Rohgewicht) meine normal Portion würde ich jetzt ca. 15 Uhr 13, 8 IE spritzen, das klappt wunderbar.
    Bei doppelter Menge 120 Gramm dafür dann 27,6 IE das würde mich in eine Hypo bringen, warum konnte mir bisher niemand erklären.


    MlG


    Hinerki


    Ich bin zwar Typ 2 aber das spielt in diesem Fall so glaube ich keine Rolle.

  • ...hat einem gesunden Menschen 70 IE Regular (vergleichbar mit Actrapid) injiziert...

    Ich weiss nicht ob man aus so etwas sinnvolle Erkenntnise ziehen kann. Ausser mal um zu gucken was passiert.
    Diese Dosis war höher als die Tages-insulin-produktion eines gesunden Menschens, und dann noch alles auf einmal. 70 IE auf einmal spritzen wohl selbst High-Carb-Ernährer eher nicht.



    Bei doppelter Menge 120 Gramm dafür dann 27,6 IE das würde mich in eine Hypo bringen, warum konnte mir bisher niemand erklären.

    Warum genau das so ist weiss ich nicht, aber mich würde es eher andersrum wundern.
    Denn der Verdauung/Insulinwirkung/Stoffwechsel usw spielen ja ganz viele Dinge zusammen, da wäre es schon arger Zufall wenn am Ende eine linerare BE-IE-Funktion rauskommt. Zum Beispiel könnte ich mir vorstellen das die Verdauung nicht beliebig grosse Mengen aufeinmal in Glukose umwandeln kann.
    In der Natur findet man nur selten streng lineare Zusammenhänge. Für einen kleinen 'Bereich der üblichen Mahlzeiten' passt es halt einigermaßen.

  • Zitat

    Ich weiss nicht ob man aus so etwas sinnvolle Erkenntnise ziehen kann. Ausser mal um zu gucken was passiert.


    Laut Beipacktext wirkt Regular maximal 4 bis 12 Stunden und es ging ihm darum zu zeigen, dass das bei großen Dosen nicht so ist. Mir hat man schon vor Jahrzehnten erklärt, dass, je größer die injizierte Insulin-Kugel ist, desto unvorhersehbarer die Wirkung wird. Das Experiment wäre anders verlaufen, hätte er die 70 IE mit einem Novopen Echo auf 140 mal 0,5 IE aufgesplittet.

    Zitat

    Denn der Verdauung/Insulinwirkung/Stoffwechsel usw spielen ja ganz viele Dinge zusammen, da wäre es schon arger Zufall wenn am Ende eine linerare BE-IE-Funktion rauskommt.


    Davon scheint aber jeder, der mit BE, KE oder FPE rechnet, auszugehen.


    Ich selbst kann nach jahrelanger Erfahrung sagen, dass es bei mir nicht so ist. Ich weiß, wieviel Bolus ein bestimmtes Rezept in der Früh, zu Mittag und am Abend benötigt. Ich könnte aber bei keinem einzigen Rezept mit gutem Gewissen sagen, dass die doppelte Menge den doppelten Bolus oder die Hälfte Menge den halben Bolus benötigt. Aber je weniger KH ein Rezept beinhaltet, desto geringer wird natürlich auch die Abweichung beim Halbieren oder Verdoppeln.

  • Moin,
    mir ist wiederhohlt aufgefallen, bei Nudeln 60 (Gramm Rohgewicht) meine normal Portion würde ich jetzt ca. 15 Uhr 13, 8 IE spritzen, das klappt wunderbar.
    Bei doppelter Menge 120 Gramm dafür dann 27,6 IE das würde mich in eine Hypo bringen, warum konnte mir bisher niemand erklären.

    Ich denke schon, dass der Typ2 da eine Rolle spielt.



    Es gibt ja Phase1 und Phase2 Insulinsekretion der BSD.
    Phase1 wird in der BSD gebildet und wartet dort auf seinen Einsatz, das geht unmittelbar ins Blut wenn der BZ ansteigt. Wenn das versiegt, der BZ aber noch nicht gesunken ist, kommt Phase2 und die BSD fängt an mit der Nachproduktion. Das dauert dann bis dieses Insulin den BZ regulieren kann. Allein schon deshalb ist das zu Typ1ern doch unterschiedlich.

  • [...]


    Hallo LocMa. Zwei Punkte, die mich bei diesem System interessieren:


    1. Ab und zu mal einen Schokoriegel zu essen oder ein Stück Kuchen zu essen und/oder
    2. Auswärts essen gehen


    ist bei diesem System dann so nicht möglich oder? Ich verstehe das so, dass man alles ganz genau berechnen muss, um seine Kurve unter allen Umständen stabil zu halten.


    Gruß
    Jan

  • Zitat

    Ich verstehe das so, dass man alles ganz genau berechnen muss, um seine Kurve unter allen Umständen stabil zu halten.


    Das Berechnen spielt nur beim ersten Mal Essen von einem Rezept (für die initiale Insulin-Dosis) eine Rolle. Wenn man das gleiche Rezept die nächsten Male ist, weiß man exakt, wieviel Insulin dieses Rezept benötigt. Mit der Zeit hat man dann eine Menge von vielleicht 25 Rezepten beisammen, von denen man den exakten Insulinbedarf kennt.


    Das Konzept von Dr. Bernstein geht ja gerade davon aus, dass eine exakte Insulinberechnung von einer Mahlzeit zur nächsten mit unterschiedlichen KH- und EW-Anteil nicht möglich ist. Auch bei mir ist es so, dass die doppelte Menge eines Rezeptes nicht die doppelte (sondern eine weit höhere Menge) Insulin benötigt.


    Dr. Bernstein empfiehlt, jeden Tag das gleiche Frühstück, das gleiche Mittagessen und das gleiche Abendessen zu essen und dann, wenn man sich davon abgegessen hat, auf andere Rezepte zu wechseln. Soweit würde ich persönlich nicht gehen. Ich habe – wie gesagt – eine ganze Liste von Rezepten, von denen ich den exakten Insulinbedarf kenne.


    Zitat

    Ab und zu mal einen Schokoriegel zu essen oder ein Stück Kuchen zu essen


    Ich backe regelmäßig Low Carb Kuchen und kenne deren exakten Insulinbedarf. Bspw. Den LowCarb Topfen-Mohnkuchen oder einen Kirsch-Schoko-Kuchen (für mich ohne Kirschen).


    Aber Du meinst vermutlich herkömmliche Schokoriegel oder Kuchen. Da gilt das oben gesagte: es ist sinnvoll, sich auf vielleicht 3 oder 5 Sorten festzulegen von denen man dann den exakten Insulinbedarf kennt. Beim ersten Mal nach den Angaben von KH und EW das Insulin berechnen und der BZ nach fünf Stunden sagt dann, um wieviel man das Insulin beim nächsten Mal erhöhen oder verringern muss.


    Ich hab mich in einer Konditorei bei mir in der Nähe auf ein Stück Torte festgelegt von dem ich weiß, dass es genau 8,5 IE Actrapid benötigt (die Stücke sind alle gleich groß, weil sie nicht händisch geschnitten worden sind).


    Das Problem liegt nicht so sehr in der Insulindosierung sondern vielmehr in der Suchtwirkung der KH (Weißmehl und Zucker). Man möchte es in ein paar Stunden oder am nächsten Tag wieder und wenn man dem nachgibt, verdoppelt sich bei mir nach 48 Stunden der Basalbedarf und trotz Verdoppelung vom Basal steigt der Nüchtern-BZ von den üblichen 80 auf 125 und dann weiter auf 150 mg/dl…


    Zitat

    Auswärts essen gehen


    War bei mir noch nie ein Problem. Ein gutes Stück Fleisch mit Gemüse der Saison (wenn nicht vorhanden, statt dem Gemüse zwei Salate), dazu vielleicht trockenen Weißwein und als Nachspeise einen Kaffee mit doppelter Portion Schlag. Beim Frühstücksbuffet Ham and Eggs, für längere berufliche Reisen im Zug nehme ich Eiweißbrot mit Speck, Käse, Eiern etc. mit. Gerade von Dr. Almond gibt es mittlerweile eine wirklich große Auswahl von Broten…


    Der Bolus für so ein Essen im Restaurant liegt bei mir zwischen 3 und 5 IE Actrapid (5 IE eher zu Mittag, 3 IE eher am Abend). Diese Mengen sind so gering – selbst wenn man sich da mal um 1 IE verschätzt (was mit der Zeit schon eine grobe Verschätzung ist), bringt einen das nicht in Schwierigkeiten.


    Das Ganze mag einem zu Beginn als große Umstellung erscheinen, ich hätte es mir nach ein paar Wochen nicht mehr anders vorstellen können. Einfach, weil die Vorteile dermaßen überwiegen: der Diabetes tritt dermaßen in den Hintergrund und das bei mir bei einem seit Jahren konstanten HbA1c zwischen 4,7 und 4,9 %.


    Ich habe mir es erst wieder beim letzten Teleseminar von Dr. Bernstein gedacht, wo jemand gefragt hat, welche Medikamente er für diabetische PNP verschreibt: er hat für seine Patienten noch nie Medikamente für PNP benötigt, weil diese dermaßen rasch auf eine BZ-Normalisierung reagiert (nach Dr. Bernstein ein BZ von im Schnitt 83 mg/dl)...