Warum kann es gefährlich sein, den HbA1c zu schnell zu senken?

  • Hallo,


    Stelle einfach mal die Frage: Warum sollte es gefährlich sein, den HbA1c so schnell zu senken, z.B. innerhalb eines Quartals von 10,5 auf z.B. 5,8 ?


    Ich lese hier schon mehrmals, dass mittlerer weile die BZ Werte dank CGM oder libre so schnell gesenkt werden können, aber ist das für den Körper auch gesund? Ich habe mal von einem Diabetologen gelernt, es lieber nicht so schnell ab zu senken, aber warum?? :whistling:

    Den Sinn des Lebens zu suchen ist legitim, doch sollte man damit nicht zu viel Zeit verbrauchen,
    sonst zieht das Leben an einem vorbei :urlaub

  • Also bei mir war das Problem mit dem Sehen da, das kam nach einem schnellen Senken von 13 auf 6 nach der Diagnose. Vom einen auf den anderen Tag brauchte ich eine Lesebrille und konnte ohne Brille nicht mal das Handy ablesen. Das war eine total komische Sache. Hätte ich es langsamer angehen lassen, wäre mir das erspart geblieben.


    lg

  • Mein Diabetologe meint, dass es schlecht für die Gefässe ist, wenn zu schnell gesenkt, bzw. der Langzeitwert zu schnell hoch geht. Ich hab einen konstanten Wert um 7,0 und hab mich dann immer wieder geärgert, warum der denn nicht runtergeht, daraufhin meinte eben mein Diabetologe, dass das gut für die Gefässe ist, wenn er konstant ist, als wenn er ständig hoch und runter ginge.

  • Meinen HbA1c habe ich nach der Diagnose auch sehr schnell von 11,5 auf 6 gesenkt. Auch mir hat das Sehstörungen beschert, über die ich mir viele Gedanken gemacht habe. Es war so schlimm, dass ich mit Lesebrille! Autofahren musste. Ist aber nach ca. 4 Wochen wieder zurück gegangen und seid dem habe ich die gleichen Augenwerte wie vorher.

    Wann eigentlich wurde aus Sex and Drugs and Rock and Roll


    Veganismus und Lactoseintoleranz und Helene Fischer???

  • Hi wgf,


    in Bezug auf die Nerven gibt es Studienergebnisse, die von einem größeren Risiko für Neuropathien ausgehen, falls man das HbA1c zu schnell senkt. Der Mechanismus selbst ist aber wohl noch nicht vollständig erforscht.


    z. B. hier http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=56505


    Zur Zeit meiner Ersteinstellung wurde darauf aber nicht geachtet, allerdings war das ja auch schon im Jahr 2000. Sobald der BZ durch das Insulin gesenkt wurde, galt eine straffe Stoffwechseleinstellung als Ziel. Abgesehen von den zum Glück vorübergehenden Sehproblemen habe ich durch die drastische Senkung des HbA1cs keine Probleme bekommen.


    Ob man bei Typ 1 heute anders vorgeht, weiß ich nicht. Würde mich interessieren, ob bewusst langsamer und milder eingestellt wird.


    LG,


    hakaru

    Tresiba ist zurück! :thumbsup:

  • Wenn ich mich recht erinnere, wurde ich bei der Diagnose recht schnell von meinem sehr hohen Zuckerwert (54 mmol/l) auf einen im Bereich von rund 20 mmol/l runtergefahren. Von da an gings langsamer runter, innerhalb von zwölf Tagen war ich dann im Bereich von 8 mehr oder weniger stabil. Der HbA1c ging von rund 13 bei der Diagnose auf etwa 8 ein paar Wochen später in die Region um 6 nach drei, vier Monaten. Ich glaube, man hat schon darauf geachtet, dass nicht einfach sofort massiv Insulin reingepumpt wurde, um schnell Normalwerte zu erhalten.


    Dass ein zu schnelles Sinken nicht so gut ist, gerade für die Augen, wurde erwähnt.

  • Das ist richtig, Kochlöffel, zumal Du ja in der Klinik (wie ich) eine saftige Ketoazidose hattest, wenn mich nicht alles täuscht. Da ist es gefährlich, den BZ zu schnell abzusenken.
    Nach dem üblichen Quartal waren wir dann aber schon im grünen Bereich, was nach der Studie oben wohl schon zu deutlich abgesenkt heißen müsste. Waren ja dann über 6 Punkte bei Dir (bei mir noch mehr, da das HbA1c bei 17 lag ;( ).


    54 mmol/l hattest Du? :hechel: Heftig.

    Tresiba ist zurück! :thumbsup:

  • Jep. Ich denke, in diesem Fall schraubt man mal relativ schnell bis die Ketoazidose weg ist. Danach kann man sich in einem gemächlichen Tempo vorarbeiten.
    54 oder 56, jap. Muss man nicht erlebt haben. ;)

  • Also bei mir war das Problem mit dem Sehen da, das kam nach einem schnellen Senken von 13 auf 6 nach der Diagnose. Vom einen auf den anderen Tag brauchte ich eine Lesebrille und konnte ohne Brille nicht mal das Handy ablesen. Das war eine total komische Sache. Hätte ich es langsamer angehen lassen, wäre mir das erspart geblieben.


    lg

    Hallo,


    dass ein Körper auf den dauerhaften Glukosespiegel reagiert ist normal. Leider ist die Netzhaut und das Auge ein Organ, das sehr empfindlich auf Veränderungen reagiert und welches ganz sicher auch durch hohe Glukosepegel geschädigt wird.
    In deinem Fall wird das Auge, genau wie bei mir, nur auf den verbesserten Wasserhaushalt reagiert haben.
    Ich hatte beim Erkennen der Krankheit viel Wasser für den Glukoseabbau aus meinem Körper geschwemmt, dadurch ist meine Kurzsichtigkeit vorübergehend verschwunden. Ich hatte durch den Wassermangel einen Adlerblick bekommen, aber nachdem sich mein Zustand durch Insulingabe wieder verbessert hatte, war ich wieder kurzsichtig.
    Dein Körper wird es Dir aber allgemein danken, dass sich dein HbA1c verbessert hat.
    Und wenn sich dein Hba1c wieder stark verschlechtert, dann wirst Du sicherlich keine Brille mehr beim Lesen brauchen.


    Im Allgemeinen kann ich nichts mit abstrakten Thesen anfangen, meist kommen diese Thesen aus grauer Vorzeit und sind teilweise unter CGM Gesichtspunkten nicht haltbar.
    Es gilt in der Diabetologie die These, dass ein niedriger HbA1c immer auch die Hyponeigung steigert.
    Die Frage die sich stellt, ist solch eine These unter kontrollierten CGM-Bedingungen haltbar?
    Ich denke nicht, wenn man sich verantwortungsvoll verhält.


    Mit Gruß

  • Das schlechte Sehen nach einer Blutzuckerveränderung ist ja nicht weiter schlimm, außer man gibt deswegen Geld für eine Brille aus, die man nach zwei Wochen nicht mehr braucht.


    Schwerwiegender sind die Augenschäden "diabetische Folgeerkrankung", die sich durch eine zu schnelle HbA1c Senkung verschlimmern oder neu Auftreten können. Wer Mut hat, kann mal im Insulinclub Unterforum Folgeschäden danach suchen. Ein Beispiel: http://www.insulinclub.de/inde…&postID=180479#post180479.

  • Also bei mir war das Problem mit dem Sehen da, das kam nach einem schnellen Senken von 13 auf 6 nach der Diagnose. Vom einen auf den anderen Tag brauchte ich eine Lesebrille und konnte ohne Brille nicht mal das Handy ablesen. Das war eine total komische Sache. Hätte ich es langsamer angehen lassen, wäre mir das erspart geblieben.


    lg


    Bei mir war es gerade umgekehrt: nach einem schnellen Senken von 10 auf 5,8 habe ich plötzlich ohne Brille Auto fahren, TV schauen und überhaupt alles ohne Brille machen können. Das war unglaublich. Leider hat sich das wieder eingestellt.

    - Cassiopeia -

  • Ich hab vor der Diagnose etwa zwei Dioptrien "verloren", wurde also noch kurzsichtiger als ich eh schon war. Hab mir dann, statt zum Arzt zu gehen, eine neue Brille machen lassen. Die Optikerin hat dann gemeint, ich sollte wirklich mal zum Arzt gehen, wenn ich in so kurzer Zeit derart schlechter seh. Aber was weiss die schon ... gut, am Ende hatte sie natürlich recht. Aber Fielmann bietet ja die Möglichkeit, eine Brille ohne Angabe von Gründen wieder zurückzunehmen. In diesem Fall war ich sehr froh drum, hatte also keinen finanziellen Schaden zur Folge.


    Mit der Einstellung hat sich meine Sehkraft massiv verbessert. Ich konnte nach über 10 Jahren wieder ohne Brille und Linsen in die Ferne sehen. Ich erkannte Tannennadeln am Hang gegenüber dem Spitalzimmer. Aber wie butterkeks hatte ich auch Mühe, Sachen in der Nähe genau zu erkennen. Wurde also etwas weitsichtig.


    Nach sechs bis acht Wochen war alles wieder wie vorher. Gut, dass ich meine Linsen und meine alte Brille behalten hatte.

  • Das ist richtig, Kochlöffel, zumal Du ja in der Klinik (wie ich) eine saftige Ketoazidose hattest, wenn mich nicht alles täuscht. Da ist es gefährlich, den BZ zu schnell abzusenken.
    ...

    Hallo,


    es ist leider richtig, dass ein hoher Blutzuckerwert beim Absenken große Probleme bereitet.
    Leider kann unser Organismus nicht ohne "Kalium" (nicht verwechseln mit Kalzium!) arbeiten.
    Ein extremer Kaliummangel ist tödlich, beim Glukose-Transfer in die Zelle wird immer auch Kalium mit transferiert.
    Es wird also dem Blutkreislauf Kalium entzogen, sodass es bei einer extremen Blutzuckersenkung zu einem entsprechenden Kaliummangel kommen kann, welcher logischerweise potentiell tödlich ist.
    Normalerweise wird aber im klinischen Bereich darauf geachtet, dass bei starker Blutzuckersenkung immer auch Kalium über die Vene nachgeführt wird.


    Mit Gruß

  • Ja, Kalium war ein Thema ... zuerst kams über den Tropf, als ich diesen Ständer endlich losgeworden bin, musste ich noch Tabletten nehmen. Riesige Dinger. Und ich hab Probleme, grosse Tabletten zu schlucken. In meiner grenzenlosen Kreativität hab ich mir dann halt jeweils morgens zum Frühstück ein Joghurt bestellt, die Tablette unter grosser Anstrengung zerkleinert und so geschluckt. Nach ein paar Tagen hab ich das beiläufig einer der Schwestern gesagt und habe grosse Augen und halbes Entsetzen geerntet. Das sei eine Retard-Tablette. Was mir damals auch nicht wirklich viel gesagt hat.


    Gut. Ich lebe noch.

  • Hihi, Kochlöffel und die zerbröselte Retardtablette. :D


    Ich hatte das Kalium erst per Tropf und dann als Brausetablette. Warum ich das damals einnehmen musste, habe ich auch erst später gelesen. Nachdem ich mal ausführliche medizinische Fachlektuere zum Thema Ketoazidose als Notfall studiert hatte, wurde mir erst richtig bewusst, wie dicht am Abgrund ich seinerzeit lag. 8|
    Eigene Dummheit, wenn man so lange alles ignoriert. :pupillen:

    Tresiba ist zurück! :thumbsup:

  • Im Nachhinein ist man meist klüger.


    26 Jahre ohne Bienenstich, ohne Beinbruch oder andere ernsthaftere Erkrankungen lassen in einem den Glauben an eine Unzerstörbarkeit wachsen. Dass dann sowas wie Diabetes auftreten kann, glaubt ja niemand.


    Brausetabletten. Das wär was gewesen.


    "Siiie, das sind Retard-Tabletten!" "Äh ... ja? Und?"

  • Ich hab bald 35 Jahre kein KH von innen gesehen. Aber dann ging's richtig los!

    "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." (Nietzsche)