Veränderung des SEA

  • Liebe Mitmenschen,


    habt ihr Ideen, wodurch sich der benötigte SEA verlängern kann? Bin gerade etwas ratlos, um nicht zu sagen: Könnte kot....


    Ich nutze Novorapid und bin normaler Weise mit einem SEA von 20 - 30 Minuten ganz gut bedient. Heute hingegen war ein Anfluten erst nach ca. 1,5 Stunden im Libre sichtbar. Da es Mittags etwas KH-lastiger war als üblich (viel Kartoffeln, Obst als Dessert), habe ich das Insulin gleich 3-fach gesplittet. Ergebnis trotzdem: Ein widerlicher Anstieg von 91 prä- auf 193 mg/dl postprandial, wie gesagt nach ca. 1,5 Std.


    Hat jemand eine brauchbare Idee, die mir auf die Sprünge helfen kann, das zu verstehen?


    Liebe Grüße vom mit sich selbst unzufriedenen Arbyter

    Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht!

  • Moin Arbyter,
    Hat sich später der BZ auf die zu erwartende Höhe eingependelt?
    Wenn ja dann könnte es darauf hinweisen, dass bei der Mahlzeit der Glyindex deutlich höherer war als bei Deinen üblichen Mahlzeiten.
    Weil dann der BZ schneller steigt als das Insulin wirken kann, das hieße den SEA entsprechend zu verlängern.


    MlG


    Hinerki

  • Ich würd nochmal ein Bolus Test machen und schauen ob der Faktor noch stimmt, bei mir hatte er sich auch verschlechtert von 2Novo/IE auf 2,5

    "Alle Dinge sind möglich, dem der da glaubt" Mk 9,23

  • Bitte entschuldigt die etwas knappe Beschreibung. War vorhin einfach ziemlich angefressen.


    Ergänzend sei Folgendes bemerkt. Während meines Einstiegs in die ICD war ich recht zurückhaltend bei KH. Auch mit dem Hintergedanken, dass bei kleinen KH-Mengen fehlerhafte Schätzungen oder Faktoren nur zu kleinen Problemen führen. Da ich aber langfristig KH auch in größeren (also eigentlich 'normalen') Mengen weder aus dem Weg gehen kann noch will, z. B. Feierlichkeiten, auswärtiges Essen oder einfach gelegentlicher Genuss, taste ich mich nun seit einem Monat immer mal wieder an größere Mengen heran. Folglich wirken sich Fehler zwingend auch stärker aus. Aber genau darum geht's mir ja, diese Fehlerquellen jetzt zu finden.



    Da ich die Insulindosis heute mittag dreifach gesplittet habe, fällt das Pech einer ungünstigen Injektionsstelle wohl weitgehend aus.


    @ Stagepilot
    Das Basal passt. Bolusfaktoren hab ich erst kürzlich nach unten angepasst, sind aber scheinbar immer noch etwas zu hoch.


    @ Hinerki
    BZ ist sogar deutlich tiefer gerutscht, als erwartet. Aber gut, natürliche KH-Träger wie Obst und Gemüse sind halt keine normierten Industrieprodukte. Da sind Schwankungen ja durchaus normal.


    Glykämischer Index ist mir geläufig. Aber so übermäßig hoch ist der bei Kartoffeln und Orangen ja nicht. Und selbst wenn, dann würde das für mich zwar einen vorzeitigen Anstieg erklären, nicht jedoch, warum die Zeit bis zum messbaren Anfluten des Insulins drei mal länger war als gewohnt.



    Vielleicht sollte ich das auch einfach nicht zu ernst nehmen und einfach unter 'schlechter Tagesform' verbuchen. Aber verstehen würde ich es trotzdem gern.


    Liebe Grüße vom Arbyter

    Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht!

  • Ich hatte jetzt den Gedanken des Überlappens, da mir das immer wieder gesagt wurde und ich deshalb auch etwas sensibel bin, vllt auch "zu vorsichtig", was das zu schnelle spritzen nach ner Dosis angeht. Hab vorher auch brav meine 3h abgewartet, bevor ich wieder was gegessen hab, um eben nicht zu Überlappen bzw nicht im Nachhinein erst Spritzen zu können.


    Allerdings hab ich mal gegooglet und folgendes gefunden:

    Zitat

    Als Folge der Veränderung der Insulinstruktur werden die Analoginsuline deutlich rascher ins Blut aufgenommen. Damit entsprechen die messbaren Wirkprofile nach Injektion eher dem physiologischen Insulinwirkverlauf des Stoffwechselgesunden nach einer Mahlzeit, als dies bei den herkömmlichen Insulinen der Fall ist. Im direkten Vergleich konnte gezeigt werden, dass diese Insuline sich durch einen schnelleren Wirkungseintritt, ein früheres Wirkmaximumsowie eine kürzere Wirkdauer hervortun. Konkret beginnt der Wirkungseintritt sofort nach der Injektion, die maximale Wirkung tritt nach 0,5 bis 1,5 h ein und die durchschnittliche Wirkdauer wird bei Humalog mit 2-5 h, bei Novo Rapid mit 3-5 h angegeben. Des weiteren ist die Abhängigkeit der Wirkdauer von der Insulindosis wesentlich geringer, als dies bei Normalinsulin der Fall ist. So kann bei hohen Insulindosen das Risiko von überlappenden Insulinwirkungen bei aufeinanderfolgenden Injektionen minimiert werden.

    Da steht eigentlich, dass das Überlappen nicht soo schlimm wäre, allerdings stehen da auch Zeitspannen, in denen das Insulin wirkt.
    Ich wünsche mir manchmal auch, dass mein Körper nur ein Reaktionsgefäß wäre, und es einfach nach ner Reaktionsgleichung ablaufen würde. Leider haben aber viele Dinge einen Einfluß. Und in dem Fall wirkt ja das vor dem Essen gespritzte schon, während nochmal was währenddessen nachkommt...
    Vllt sparst du dir das, was du als dritten Teil gespritzt hast das nächste Mal und schaust nach x Stunden (bei mir beim lispro sind es halt 3h), ob du korrigieren musst.


    Ich seh grad, dass du T2 bist. Da wirst du sicherlich ja auch noch Metformin als tägliche Droge haben, vermute ich.
    Das heißt, das wirkt auch noch mit rein und wird vermutlich auch nicht immer linear sein... .denksmiley:

  • Stimme Olli zu und gebe noch zu bedenken das Obstsalat einen hohen glykämischen Index hat. Meist ist dann noch Zucker, Sirup oder Fruchtzucker im Obstsalat und dann gehts halt ab die Post. Jahrelang hab ich Orangensaft als Hypokiller verwendet und der war auch nicht viel langsamer als Liquifit o.ä. .


    N.B. die Bytes der Datentechnik sind gestern 30 geworden.

    Man kann ohne Tiere leben aber es lohnt sich nicht (H.Rühmann)

  • Glykämischer Index ist mir geläufig. Aber so übermäßig hoch ist der bei Kartoffeln und Orangen ja nicht. Und selbst wenn, dann würde das für mich zwar einen vorzeitigen Anstieg erklären, nicht jedoch, warum die Zeit bis zum messbaren Anfluten des Insulins drei mal länger war als gewohnt.


    Insbesonders Kartoffeln haben einen sehr hohen Glykämischen Index, die werden wohl auch gerne bei Leistungssportlern als Alternative zur Banane gereicht (nicht, dass ich irgendwas mit Sport am Hut hätte :D ). Bei Kartoffeln muss ich selbst auch immer den längsten SEA einhalten, rund 20 Minuten. Orangensaft habe ich früher auch gerne als Hypokiller benutzt, da eben auch sehr schnell. Wird bei ganzen Orangen wahrscheinlich auch nicht wirklich anders sein.

  • Moin Wra,
    Um Deinen Gedankengang mit noch mehr Futter zu versehen, die Kartoffeln könnten auch zu einem fluffigen sehr cremigen Püree verarbeitet worden sein, aber ein großer Butter Anteil könnte sich wieder negativ auswirken
    Eigentlich will ich damit nur die Bandbreite der möglichen Anflutungs Geschwindigkeit abhängig von der jeweiligen Zubereitungsart aufzeigen.


    MlG


    Hinerki

  • Da ich die Insulindosis heute mittag dreifach gesplittet habe


    warum splitten, wenn man weiß, dass es einige KH gibt...oder wusstest du nicht, was du essen würdest?
    cd63

    Grüße nest


  • Es wird wohl örtlich gesplittet gemeint sein. Also sollte eigentlich ein schnellerer Wirkeintritt vorliegen als alles in einer Dosis an einem Ort. Bei einem dritteln, halbe Wirkzeit.

  • Es wird wohl örtlich gesplittet gemeint sein. Also sollte eigentlich ein schnellerer Wirkeintritt vorliegen als alles in einer Dosis an einem Ort. Bei einem dritteln, halbe Wirkzeit.


    naja, funktionierte offensichtlich nicht wie gewünscht. Aber der PP-Wert ist wirklich nicht die Welt, um darüber frustriert zu sein! Typ 1er sehen das evtl. schon gelassener. Dauernd so hohe Werte sind da schon eher ein Grund zur Sorge.
    Als Pumpi kann ich sowieso nicht splitten in der obigen Form, allerdings kann ich z.B. einen Wert s.c. korrigieren, klappt z.T. besser, als mit der liegenden Pumpennadel.
    Aber bei einer größeren KH-Menge hätte ich nicht so gesplittet (zu ICT-Zeiten) - vielleicht ändern sich die Zeiten und es ist tatsächlich besser?? Auf jeden Fall nicht ins Bein spritzen...
    cd63

    Grüße nest

  • Danke an alle für's Mitdenken.


    @ WRa
    Glückwunsch zum 30-jährigen!


    @ cd63 + Tarabas + Isirany
    Stimmt, ich hätte gleich schreiben sollen "örtlich gesplittet". Das hätte das Missverständnis vermieden.


    @ olli72
    Mit 193 mg/dl und auch darüber kann ich locker leben, wenn das passiert, weil ich die KH nur schätzen kann, denn im Schätzen bin ich noch ziemlich schlecht. Da bleibe ich recht entspannt, denn sowas gehört zum Lernprozess. Da wird dann wahlweise nachgespritzt oder wenn's zu viel war noch etwas Futter nachgelegt.
    Wenn ich aber wie gestern zu Hause so einen Versuch starte, dann wird exakt gewogen und gerechnet. Und unter solchen Bedingungen sind mir 193 deutlich zu viel. Wunsch wäre dann, unter 140 zu bleiben. Bis 160 fällt in die Kategorie 'geht noch'. Alles darüber ist >für mich< ein Zeichen, dass es noch etwas zu verbessern gibt. Bin ja Typ 2, da kann/sollte die BSD bei Bedarf auch mal selbst 'ne Schippe drauf legen.


    @ YPOC + Hinerki + WRa
    Der glykämische Index scheint mir inzwischen doch ein Teil des Problems zu sein. Der Index von Kartoffeln mit 65 und Orange mit 45 mag gegenüber Tomaten oder Chinakohl (10 - 12) hoch erscheinen. Aber beispielsweise ein normales Weizenbrötchen hat 95 und mein gerade abends im Sommer gern genossenes Bier bietet sogar 110. Beides konnte ich lt. Messwerten gut einfangen.


    Das örtliche Splitten des Insulins auf 3 Stellen sollte ja beim Test gerade dazu dienen, trotz höherem Index meinen 'normalen' SEA beizubehalten. Aber wie cd63 so treffend bemerkte: "funktionierte offensichtlich nicht wie gewünscht".


    Nun, ein Brötchen oder ein Bier bieten knapp 3 KE. Die gestrige 'Testmahlzeit' schlug mit fast 11 KE zu. Vielleicht kam bei der Menge das Insulin dann halt doch nicht so schnell voran, wie von mir gedacht.


    Schon beim Abendessen (ich geb ja keine Ruhe, also wieder knapp 11 KE, aber andere Zusammensetzung und somit anderer Index) blieb eine Wiederholung des mittäglichen Elends aus: Anstieg von 84 auf max. 118 ... SO liebe ich das!


    @ cd63
    Nach meinem Kenntnissstand gibt es bei der Resorption von Analoginsulinen keinen signifikanten Unterschied zwischen den gängigen Injektionsstellen.



    @ all
    Nochmals danke an alle, die mir beim Nachdenken geholfen haben. Für mich bleiben zwei Erkenntnisse. Erstens: Ihr seid einfach unbezahlbar!!! Zweitens: Ein örtliches Bolussplitting kann >bei mir< einen größeren SEA nicht ersetzen. Wieder was gelernt. Haken dran! Wo ist die nächste Herausforderung?


    Liebe Grüße vom Arbyter

    Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht!

  • ich schätze scheinbar auch schlechter, was aber besser für meine Einheiten ist.... Glaub, ich pack da immer so ne Zusatz-IE drauf ^^
    wenn ich genau berechne, hab ich auch immer solche hohen Kurvenverläufe... vllt liegts aber auch an dem, was ich da ess ;)
    Weil so schlecht sind eigentlich meine Schätzungen auch nicht.
    Wie schon geschrieben, n Brötchen mit 3 - auf den gekauften tiefgefrorenen einer Marke steht das auch so drauf. Aber wenn ich mir frühs beim Bäcker eins kauf komm ich mit der Kurve besser hin als am WE zu Hause mit aufgebackenen.
    Ich glaub aber, ich müsste da wohl noch andere Dinge mit einkalkulieren wie Bewegung, nervige Kollegen/Chefs etc, was ich zu Hause nicht in dem Ausmaß habe ;)


    Deshalb versteh ich dein Nachforschen und verstehen wollen sehr gut, Arbyter. Aber unsere Körper haben manchmal auch unterschiedlichen Bedarf oder reagieren anders.


    ihr habt mich aber angeregt, etwas mehr auf meinen SEA zu achten. und rumzuprobieren ;)

  • Aber wenn ich mir frühs beim Bäcker eins kauf komm ich mit der Kurve besser hin als am WE zu Hause mit aufgebackenen.


    Vielleicht spielt auch der Zeitpunkt des Essens eine Rolle. Viele frühstücken am WE etwas später. Stichwort Dawn-Phänomen. Und bei den Nutzern öffentlicher Verkehrsmittel entfällt z. B. der Marsch zum Bus. Oder der Bäcker backt einfach kleinere Brötchen ;-)


    Liebe Grüße vom Arbyter

    Das Leben ist zu kurz für ein langes Gesicht!

  • Bewegung spielt auf jeden Fall rein, aber den ganzen Tag über. Vllt ists beim Bäcker auch die Kombination mit ner Gurkenscheibe, die ich zu Hause nicht hab zum Frühstück xD


    Ach, der Körper ist zum Teil so unergründlich....


    Dawn schließ ich aus, da meine Kurve auch am Wochenende mit späterem Frühstück relativ gerade ist. bzw ausschließen ist das falsche Wort. Meine Restproduktion wirkt da einfach noch dagegen.


    Ich teste auf jeden Fall mehr mit meinem SEA rum, hab dem wenig Bedeutung geschenkt (aber auch weil mir das am Anfang nicht klar war). v.a. zu Hause will ich ja auch essen, wenns fertig ist, und nicht alles aufm Tisch stehen haben und noch 10 Minuten warten...


    Momentan scheint mein Körper sich auch kränker zu fühlen als ich. Bisschen Halsweh, Schnupfen kommt n bisschen... Insulinbedarf geht hoch... echt, so ein Sensibelchen...! :S

  • Moin,
    der SEA ist ein unverzichtbarer Teil meiner persönlichen Diabetikes Therapie.
    Er wird angewendet wenn der BZ vor der Mahlzeit 20 über Ziel ist und berechnet wird die Differenz zwischen soll und ist der ermittelte Wert wird durch 2 dividiert und in Minuten für für den SEA umgerechnet, ähnlich wird der Glyindex für den SEA bei mir herangezogen.
    Ich habe einen wichtigen Vorteil, ich weiß immer was ich essen werde.
    Dieser Umgang mit dem SEA ist zwar etwas aufwändig aber der Langzeitwert bedankt sich.


    MlG


    Hinerki